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NEWSLETTER SEPTEMBER 2004

 

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,

 

vor 15 Jahren begann die entscheidende Phase der Friedlichen Revolution. Beim ersten Friedensgebet nach der Sommerpause am 4. September 1989 versammelten sich Hunderte Menschen. Anschließend demonstrierten Sie auf dem Nikolaikichhof, erstmals mit dem Ruf „Wir bleiben hier“. Vorab hatte auf dem Platz die Losung „Wir wollen raus“ der Ausreisewilligen dominiert. In den Folgewochen weiteten sich die Proteste in atemberaubendem Tempo aus. Am 25. September zogen die Demonstranten erstmals über den Ring. 5.000 Menschen hatten den Mut dazu, am Folgemontag waren es bereits 20.000. Eine Woche später, am alles entscheidenden 9. Oktober, marschierten 70.000 friedlich um die Leipziger Innenstadt herum. Der Staat, der den Demonstranten im Vorfeld mit militärischer Gewalt gedroht hatte, konnte dem nichts mehr entgegen setzen – die Friedliche Revolution war nicht mehr aufzuhalten.

 

Das Bürgerkomitee erinnert von September bis Dezember mit einer Reihe von Veranstaltungen an die bahnbrechenden Ereignisse des Herbstes ´89. Wir laden Sie ein zu Diskussionsforen, Vorträgen, Lesungen, Filmabenden, einer Filmpremiere und einer Fachtagung. Selbstverständlich informieren wir Sie in unserem Newsletter rechtzeitig über alle Termine. Ausführliche Hinweise zu den Terminen im September finden Sie im Punkt „Wir laden ein“.

 

Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen des Newsletters

 

Ihr Bürgerkomitee Leipzig

 

 

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INHALT

Wir laden ein

Aus der Arbeit der Gedenkstätte

Aus dem Gästebuch

 

 

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WIR LADEN EIN

 

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3. BIS 5. SEPTEMBER 2004

TAG DER SACHSEN IN DÖBELN

Am kommenden Wochenende präsentieren sich zahlreiche sächsische Vereine, Einrichtungen und Gruppen beim Tag der Sachsen in Döbeln. Auch das Bürgerkomitee Leipzig e.V. wird, gemeinsam mit Vertretern des Bundes Stalinistisch Verfolgter, mit einem Stand vor Ort sein. Wir zeigen dort eine kleine Ausstellung, bieten Bücher und Informationsmaterial an und stehen Ihnen für Gespräche zur Verfügung.

 

Wir laden Sie ein, uns Freitag von 17.00 – 20.00 Uhr, Sonnabend von 10.00 – 20.00 Uhr und Sonntag von 10.00 – 18.00 Uhr in der Friedrichstraße zu besuchen.

 

 

6. SEPTEMBER 2004

DISKUSSIONSFORUM: WELCHE BEDEUTUNG HAT DIE FRIEDLICHE REVOLUTION FÜR DAS HEUTIGE DEUTSCHLAND

Vor 15 Jahren, am 4. September 1989, fand in der Leipziger Nikolaikirche zum ersten Mal nach der Sommerpause wieder ein Friedensgebet statt. Obwohl die Staatsführung während der vorhergehenden Wochen Druck auf die zuständigen Kirchenvertreter ausgeübt hatte, keine Friedensgebete mehr zuzulassen, stand die Nikolaikirche an diesem ersten Septembermontag wieder mehreren Hundert Menschen offen. Auf dem Nikolaikirchhof fand anschließend eine Demonstration von Mitgliedern der Leipziger Basisgruppen statt. Zum ersten Mal erklangen dabei die Rufe „Wir sind das Volk” und „Wir bleiben hier”. Die Barriere zwischen den „Ausreisern”, die bis dahin den Platz mit der Losung „Wir wollen raus” beherrscht hatten, und den „Hierbleibern” war damit gebrochen.

 

An den Folgemontagen gingen sie gemeinsam, wenn auch mit unterschiedlichen Motivationen, für eine Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse in der DDR auf die Straße. Die Demonstrationen waren ein wichtiger Meilenstein der Friedlichen Revolution, die wenige Wochen später in Leipzig einen Höhepunkt fand: die alles entscheidende Montagsdemonstration am 9. Oktober, in deren Vorfeld der Staat den Protestierenden mit militärischer Gewalt gedroht hatte.

 

Wird unser Handeln heute noch von den Erfahrungen und Eindrücken der Friedlichen Revolution beeinflußt? Gedenken wir der Ereignisse von 1989/90 in angemessener Weise? Unter anderem um diese Fragen soll es bei der Podiumsdiskussion am 6. September in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke” im ehemaligen Stasi-Kinosaal gehen. Die Veranstaltung, die im Rahmen der Reihe „Vor 15 Jahren – Ereignisse, die uns verändert haben?” stattfindet, und vom Bürgerkomitee Leipzig e.V., dem Archiv Bürgerbewegung, der Zeitschrift Publik-Forum und der Nikolaikirche gemeinsam organisiert wird, beginnt um 20.00 Uhr. Zur Einstimmung werden historische Filmaufnahmen von 1989 gezeigt.

 

An der Podiumsdiskussion nehmen teil: Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, Christian Führer (Pfarrer, St. Nikolai, Leipzig), Günter Nooke (Mitglied des Bundestags), Paul Oestreicher (Historiker, Publizist) sowie Werner Schulz (Mitglied des Bundestags).

 

 

12. SEPTEMBER 2004

TAG DES OFFENEN DENKMALS

Zum 12. Mal findet in Deutschland bundesweit der Tag des offenen Denkmals statt. Auch die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke” mit dem Museum im Stasi-Bunker öffnet in diesem Jahr wieder ihre Türen. Dabei wird ein Blick in Gebäudeteile und Anlagen möglich sein, die dem Besucher normalerweise verschlossen bleiben.

 

Von 11.00 Uhr bis 16.00 Uhr bieten wir in der „Runden Ecke“ die Sonderführungen „Stasi intern. Rundgang durch die ehemalige Zentrale des MfS” – vom Keller zum Boden und anderen Orten des (un)heimlichen Gebäudekomplexes – an. Während der Führungen können sie einen Blick in original erhaltene Räume und Anlagen werfen, wie zum Beispiel die Kegelbahn im Saalbau oder die so genannten „geschützten Unterkunft im zweiten Kellergeschoss”. Außerdem laden wir 15.00 Uhr zu einer Führung durch die Dauerausstellung „Stasi – Macht und Banalität” ein.

 

Im Museum im Stasi-Bunker in Machern bieten wir Ihnen von 10.00 bis 18.00 Uhr ständig Führungen unter dem Motto „Getarnt als VEB-Wasserwirtschaft – Was steckt dahinter?”. Sie führen durch das Gelände der ehemaligen Ausweichführungsstelle des Leiters der Leipziger Stasi-Zentrale sowie durch den original erhaltenen Bunker. Hier hätten im Spannungs- und Mobilmachungsfall 120 hochrangige Offiziere aus der „Runden Ecke“ ihre Tätigkeit fortgesetzt.

 

 

25. SEPTEMBER 2004

BUSTRANSFER INS MUSEUM IM STASI-BUNKER

Zum vorletzten Mal bieten wir Ihnen am 25.September die Möglichkeit, mit einem Bus von Leipzig ins Museum im Stasi-Bunker Machern zu fahren. In dem Angebot inbegriffen sind Hin- und Rückfahrt sowie eine Führung durch den Bunker, die ehemalige Ausweichführungsstelle des Leiters der Leipziger Stasi-Bezirksverwaltung. Abfahrt ist 14.00 Uhr an der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke” am Dittrichring 24.

 

Die Busfahrt kostet 10,00 Euro, die Führung durch den Bunker 3,00 Euro, ermäßigt 2,00 Euro. Karten gibt es im Vorverkauf am Büchertisch der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke”. Reservierungen sind ebenfalls unter der Tel.- Nr.: 0341/ 9612443 möglich. Kurzentschlossene können sich auch am Sonnabend noch direkt im Museum melden.

 

Letzter Termin für die Tour ist in diesem Jahr der 9. Oktober. Die nächsten Fahrten sind dann erst wieder für den Sommer 2005 vorgesehen. Das Museum im Stasi-Bunker selbst ist aber unabhängig davon jedes letzte volle Wochenende im Monat, je 13.00 bis 16.00 Uhr, geöffnet.

 

 

28. SEPTEMBER 2004

VORTRAG UND DISKUSSION: DIE FRIEDLICHE REVOLUTION `89 – EINE GEISTIG_MORALISCHE WENDE?

Dr. Joachim Gauck, langjähriger Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen und heute Vorsitzender des Vereins „Gegen Vergessen – Für Demokratie”, wird am 28. September in Form eines Vortrages mit anschließender Diskussion der Frage nachgehen, ob und in welcher Form heute die 1989 errungenen Rechte demokratischer Mitgestaltung von den Menschen genutzt werden.

 

Die Veranstaltung, eine Kooperation zwischen dem Bürgerkomitee Leipzig e.V. und dem Evangelischen Arbeitskreis der CDU, beginnt um 19.00 Uhr und findet in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke” im ehemaligen Stasi-Kinosaal statt.

 

 

 

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AUS DER ARBEIT DER GEDENKSTÄTTE

 

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Dass die Staatssicherheit Post und Telefonate kontrollierte, war für viele Bürger der DDR und auch der Bundesrepublik ein „offenes Geheimnis“. Viele ahnten oder hatten selbst schon erfahren müssen, dass das MfS Briefe und Pakete öffnete, Telefongespräche abhörte und aufzeichnete. Das tatsächliche Ausmaß der Überwachungsmaßnahmen verdeutlichen aber erst die heutigen Forschungsergebnisse, die wesentlich auf Basis der offenen Stasi-Akten zustande gekommen sind. Diese neuen Erkenntnisse bildeten die Grundlage für eine Sonderausstellung, die von Januar bis Juni im ehemaligen Stasi-Kinosaal in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ zu sehen sein wird.

 

In Der Gemeinschaftsausstellung des Museums für Kommunikation Berlin und der Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen (BStU) in Zusammenarbeit mit dem Bürgerkomitee Leipzig e.V. führen Fotos, Dokumente, Originalgeräte und Modelle die Struktur, die Methoden und das Ausmaß der Überwachung vor Augen. Die Auswirkungen der Kontrolle auf das Kommunikationsverhalten der Menschen in Ost und West spiegelt sich in zahlreichen Briefen, Telegrammen und Karten sowie in den dokumentierten Einzelschicksalen. Die Ausstellung verdeutlicht plastisch, wie wertvoll die demokratischen Grundrechte sind, die heute im täglichen Leben – vor allem von denen, die den DDR-Alltag selbst nicht mehr bewusst miterlebt haben - oft als selbstverständlich hingenommen werden.

 

Die Ausstellung ist in Form begehbarer Container konzipiert, die gleichzeitig die Perspektiven des Überwachten und des Überwachenden eröffnen. Während der Außenraum den privaten und öffentlichen Alltag der Menschen repräsentiert, gewährt das Innere des Containers einen Einblick in den Kontrollapparat. Der Besucher wird dabei nicht nur mit den verschiedenen Methoden der Überwachung konfrontiert, sondern findet sich auch selbst in der Rolle des Beobachters wieder. Spiegel und Schubladen gewähren kontrollierende Blicke in den Außenraum, nicht aber umgekehrt den Blick von außen nach innen. Gegliedert ist die Ausstellung in die Schwerpunkte „MfS und Post“, „Postkontrolle“, „Paketkontrolle“, „Einbehaltene Post“ sowie „Telefonkontrolle“.

 

Nach Stationen in Berlin, Frankfurt/Main, Hamburg und Nürnberg wird die Ausstellung abschließend in Leipzig zu sehen sein. Als Präsentationsort dient der ehemalige, authentisch erhaltene Stasi-Kinosaal in der „Runden Ecke“. Die Exposition wird somit in einem Gebäude gezeigt, von dem aus Telefon- und Postkontrolle fast 40 Jahre lang organisiert wurde. Zudem gewährleistet die unmittelbare Anbindung an die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ mit dem Museum im Stasi-Bunker die Einordnung der Ausstellungsthematik in ihren historischen und strukturellen Gesamtzusammenhang.

 

Begleitend zur Ausstellung bietet das Bürgerkomitee Veranstaltungen, Führungen und ein museumspädagogisches Programm an. Über den Eröffnungstermin werden wir Sie noch rechtzeitig informieren.

 

 

 

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AUS DEM GÄSTEBUCH

 

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Mehrere tausend Menschen besuchen monatlich die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ mit dem Museum im Stasi-Bunker. Manche leben in Leipzig und kommen – häufig mit Gästen – immer wieder in die Ausstellung. Andere kommen von weit her zu Besuch in die Stadt und wollen hier sehen, wo und wie vormals das berüchtigte Ministerium für Staatssicherheit arbeitete.

 

Viele unserer Besucher hinterlassen eine Notiz im Gästebuch und schreiben hier ihre Eindrücke nieder, die sie in der Gedenkstätte gesammelt haben. Unter dieser Rubrik wollen wir monatlich einige dieser Einträge an Sie weitergeben.

 

„Die Ausstellung müßte bei jedem Wahlkampfauftritt der PDS und NPD und verwandten Parteien gezeigt werden. Die Aufarbeitung von Geschichte muß wichtiger Bestandteil eines Volkes sein und bleiben. So etwas darf nie wieder passieren.”

Eintrag vom 10.08.04 von einem Besucher aus Ludwigsburg

 

„Jeder, der auf der Ostalgie-Welle mitschwimmt sollte sich mit dem ‚real existierenden Sozialismus‘, mit aller Ideologie konfrontieren.”

Eintrag vom 11.08.04

 

„Es ist ein Teil unserer Geschichte, der nie in Vergessenheit geraten sollte.”

Eintrag vom 21.08.04 von einem Besucher aus Essen

 

„...es kommen die Erinnerungen hoch. Und mit den Erinnerungen – die Wut. Was haben die nur mit uns gemacht. Zum Glück kam vieles erst später ans Tageslicht.”

Eintrag vom 25.08.04

 

 


 



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Die Arbeit des Bürgerkomitees wird gefördert durch die Stiftung Sächsische Gedenkstätten aus Mitteln des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien auf der Grundlage eines Beschlusses des Deutschen Bundestages und des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst sowie durch die Stadt Leipzig und den Kulturraums Leipziger Raum.

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Bürgerkomitee Leipzig e.V.
für die Auflösung der ehemaligen Staatssicherheit (MfS)
Träger der Gedenkstätte
Museum in der „Runden Ecke“ mit dem Museum im Stasi-Bunker
Dittrichring 24, PSF 10 03 45, D-04003 Leipzig
Tel.: (0341) 9 61 24 43 * Fax: (0341) 9 61 24 99
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