headertop
 
 
   
  Newsletter 03/2006

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,

 

Ende März wird im Museum im Stasi-Bunker ein neues Informationssystem für Besucher eingeweiht. Der ursprünglich für Januar geplante Termin musste wegen des Dauerfrostes der vergangenen Wochen auf das Frühjahr verschoben werden. Wir laden nun alle Interessenten herzlich für den 25.03., 13.00 Uhr, nach Machern ins Museum ein. Mit dem neuen System können sich Besucher künftig das Außengelände der ehemaligen Ausweichführungsstelle mit den zahlreichen erhaltenen Gebäuden und Anlagen selbst erschließen.

 

Am vorhergehenden Wochenende steht das Veranstaltungsprogramm in der „Runden Ecke“ ganz im Zeichen der Literatur. Anlässlich der Frühjahrsbuchmesse laden wir Sie herzlich zu sechs Buchpremieren, Lesungen und Diskussionen im Rahmen des Literaturfestivals „Leipzig liest“ ein.

 

Zunächst jedoch viel Freude beim Lesen des Newsletters.

Ihr Bürgerkomitee Leipzig

 

 

+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

 

INHALT

Wir laden ein

Neues auf dem Gebiet der Aufarbeitung

Aus der Arbeit der Gedenkstätte

Aus dem Gästebuch

 

 

 

+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

 

WIR LADEN EIN

 

+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

 

16. – 19. MÄRZ 2006

„LEIPZIG LIEST“, BUCHVORSTELLUNGEN, LESUNGEN UND DISKUSSIONEN

Erinnerungen an Kindheit und Erwachsenwerden in der DDR, Zeugnisse vom Alltagsleben, das immer wieder politischen Einflüssen ausgesetzt war, Berichte von Repression und Gängelung, Fluchtgeschichten, Reflexionen über das Ankommen in der Nachwendezeit – die Themen der literarischen Auseinandersetzung mit der jüngsten Zeitgeschichte sind vielfältig. Die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ stellt während des Literaturfestivals „Leipzig liest“ gemeinsam mit Verlagen ausgewählte Neuerscheinungen vor.

 

So liest Ingo Schulze, spätestens seit seinem Erfolg mit „Simple Stories“ als „Nachwendeautor“ gefeiert, aus seinem aktuellen Buch „Neue Leben“. Es spielt in der ersten Jahreshälfte 1990, unmittelbar in der Zeit des Umbruchs, in der alle Wege offen zu stehen scheinen. Uwe P. Richters Buch „Fluchten“ dagegen beginnt am vermeintlichen Ende eines Weges – da, wo ein ehemaliger Republikflüchtling angesichts zu vieler vereitelter Träume Selbstmord begehen will. Maler wollte der Protagonist in Richters Buch einst werden, was der DDR-Geheimdienst zu verhindern wusste. Auch die Ambitionen der – inzwischen verstorbenen – Schriftstellerin Heidemarie Härtl waren der Staatsmacht ein Dorn im Auge. Vom Literaturinstitut Johannes R. Becher in Leipzig wurde sie zwangsweise exmatrikuliert und schrieb dann hauptsächlich für ungenehmigte Publikationen. Die Literatur-Professorin Ines Geipel stellt in der „Runden Ecke“ Härtls letzte Veröffentlichung „Puppe im Sommer“ vor. Sie erschien in der Reihe „Literarische Gegenwelten. Das Archiv unverdrückter Literatur in der DDR“.

 

Wie viel DDR steckt noch heute in den neuen Bundesländern? Wie viel Vergangenheit tragen wir mit in die Zukunft? Diesen Fragen gehen der Schriftsteller Lutz Rathenow und der Fotograf Harald Hauswald in ihrem Buch „Gewendet“ nach. Der Band bündelt Bilder und Texte von 1977 bis heute und zeigt Wandel und Kontinuitäten vom Alltag in der DDR zum Leben in den neuen Bundesländern. Während der Veranstaltung mit den beiden Autoren wird auch eine Fotoausstellung eröffnet, die das Bürgerkomitee bis Ende April in der „Runden Ecke“ präsentiert.

 

Nicht zuletzt widmet sich die Lesereihe in der Gedenkstätte auch zwei zeitlosen Themen: zum einen der Rechtsstaatlichkeit und zum anderen der Zivilcourage in totalitären Systemen. Vorgestellt werden eine umfassende Geschichte der Folter in Deutschland von Robert Zagolla und ein Band über christliche Märtyrer des 20. Jahrhunderts, herausgegeben von Harald Schultze und Andreas Kurschat.

 

 

DONNERSTAG, 16. MÄRZ 2006, 18.30 UHR

INGO SCHULZE: NEUE LEBEN, Lesung und Gespräch

 

Rien ne va plus – es gibt kein Zurück und alle Wege stehen offen: Ostdeutsche Provinz, Januar 1990. Enrico Türmer, Theatermann und heimlicher Schriftsteller, kehrt der Kunst den Rücken und heuert bei einer neu gegründeten Zeitung an. Scheinbar erlöst vom Zwang, die Welt zu beschreiben, stürzt Türmer sich ins tätige Leben. Unter der Leitung seines Mephisto, des allgegenwärtigen Clemens von Barrista, entwickelt der Schöngeist einen ungeahnten Aufstiegswillen...

 

Von dieser Lebenswende in Zeiten des Umbruchs erzählen Briefe Enrico Türmers, geschrieben im ersten Halbjahr 1990 an seine drei Lieben - an die Schwester Vera, den Jugendfreund Johann und an Nicoletta, die Unerreichbare. Während er den Kapitalismus für sich entdeckt und von den Abenteuern des Geschäftsmannes berichtet, trägt er die Schichten seines bisherigen Lebens ab. Dabei entsteht, wovon Türmer so lange geträumt hat: Der Roman seines Lebens, in dessen Facetten sich die Zeitgeschichte bricht und spiegelt. So wird die widersprüchliche Gestalt Türmers zur Allegorie für die Fragwürdigkeit der alten, aber auch der neuen Leben. Ergänzt werden die Briefe durch die Kommentare eines beflissenden Herausgebers, der Türmer aber immer häufiger ins Wort fällt und dabei nolens volens seine eigenen Interessen und Ambitionen preisgibt.

 

In seinem lang erwarteten neuen Roman erweist sich Ingo Schulze als großer Erzähler, der es auf unnachahmliche Weise versteht, den Irrwitz der so genannten Wendezeit heraufzubeschwören. Als Chronist der jüngsten deutschen Geschichte gelingt ihm das Panorama des Weltenwechsels 1989/90 - der Geburtsstunde unserer heutigen Zeit.

[Aus dem Klapptext]

 

Moderation: OLIVER REINHARD, Sächsische Zeitung

In Zusammenarbeit mit dem BERLIN VERLAG

 

 

DONNERSTAG, 16. MÄRZ 2006, 20.30 UHR:

UWE P. RICHTER: FLUCHTEN, Buchpremiere und Diskussion

 

Moritz, 1961 in der DDR geboren und 1989 über Ungarn in den Westen geflüchtet, will Selbstmord begehen. Auslöser ist ein Seitensprung seiner Freundin Theresa - Moritz glaubt, im Leben endgültig gescheitert zu sein.

 

Carl, ein ehemaliger Kinderarzt, verhindert diesen Selbstmordversuch und nimmt ihn mit in sein Haus. In Zwiegesprächen mit dem älteren Mann versucht Moritz, die Hintergründe seines Zusammenbruchs zu erforschen.

 

In Rückblenden beschreibt der Autor einzelne Stationen von Moritz´ Lebens in der DDR und zeichnet ein Bild davon, wie der kommunistische Staat mit jugendlichen oppositionellen Künstlern in der Provinz umging, die nicht durch ihre Prominenz geschützt waren. Moritz’ Traum, Maler zu werden, wurde durch eine operative Maßnahme der Staatssicherheit vereitelt. Als er endlich die Chance der offenen ungarischen Grenze nutzte, hatte er die Kraft, seinen Traum zu verwirklichen, bereits verloren.

 

Carl hatte das Ende des Krieges als Sanitäter in seiner Heimatstadt Prag erlebt. Am ersten Tag des Prager Maiaufstandes musste er mit ansehen, wie seine tschechische Freundin Ewa ermordet wurde. Traumatisiert floh er über die deutsche Grenze, gelangte nach Berlin und wurde Kinderarzt. Nachdem seine Enkelin Jasmin an einem anaphylaktischen Schock als Folge einer Hyposensibilisierung – die er selbst durchgeführt hat – starb, verließ er die Stadt und zog sich in ein einsam gelegenes Tal im Allgäu zurück. Dort treffen die beiden Männer aufeinander. Die Konfrontation mit der Biografie des jeweils Anderen, verschiebt den Fokus auf die eigene Lebenssituation. Anhand der Lebensgeschichten der beiden Protagonisten geht der Roman der Frage nach, wie sich politisch-gesellschaftliche Verhältnisse auf Leben und Verhaltensmuster auswirken, selbst wenn sie keine aktuelle Wirklichkeit mehr sind.

[Aus dem Expose]

 

Einführung und Moderation: BRIGITTE JÄGER, edition Grüntal

In Zusammenarbeit mit EDITION GRÜNTAL

 

 

FREITAG, 17. MÄRZ 2006, 17.30 UHR:

ROBERT ZAGOLLA: IM NAMEN DER WAHRHEIT. FOLTER IN DEUTSCHLAND VOM MITTELALTER BIS HEUTE, Buchpemiere und Diskussion

 

Seit dem „Fall Daschner“ ist in Deutschland die Diskussion um die Folter neu entbrannt. Ein Blick in die Geschichte macht den Prozess ihrer Umwertung deutlich: Von der gesetzlich geregelten Befragungstechnik, die seit dem 16. Jahrhundert zu einem wissenschaftlichen System ausgebaut wurde, über den Versuch ihrer Abschaffung in der Zeit der Aufklärung bis hin zu ihrem vielfältigen Weiterleben im 20. Jahrhundert.

 

Was von den Nationalsozialisten wieder massiv eingesetzt und in der SBZ/DDR mit anderen Mitteln weiter praktiziert wurde, gilt heute manchen als Königsweg der vorbeugenden Verbrechensbekämpfung: die Anwendung staatlicher Gewalt zum Erzwingen von Informationen oder Geständnissen. Die Zeugnisse der Opfer und die fragwürdigen Erfolge der Folterer warnen jedoch vor falschen Hoffnungen.

 

Das Buch gibt erstmals einen seriösen Überblick über die Geschichte der Folter in Deutschland bis zur Gegenwart. Dabei werden zahlreiche Mythen zerstört, etwa die vom Verschwinden der Folter nach ihrer „Abschaffung“ im späten 18. Jahrhundert. Tatsächlich wurden fast überall in Deutschland Streckbank und Daumenschrauben zunächst ersetzt durch Prügel, Peitschenhiebe und Nahrungsentzug. Strafbar wurde die Aussageerpressung in Deutschland erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts, und selbst zu diesem Zeitpunkt war dieses Verbot noch umstritten. In den deutschen Kolonien wurde es folgerichtig auch niemals übernommen.

 

Auch wenn in Deutschland zu manchen Zeiten gar nicht oder zumindest nicht offensichtlich gefoltert wurde, blieb die Diskussion um dieses Thema immer virulent. In den 1970er Jahren nutzten die Sympathisanten der RAF den Folter-Vorwurf, um das Justiz-System der Bundesrepublik anzuprangern, und seit dem „Fall Daschner“ und den Ereignissen des 11. September 2001 polarisiert das Stichwort „Folter“ regelmäßig die politische Öffentlichkeit.

 

Soll man nun foltern oder nicht? Diese Frage ist nicht allein juristisch zu beantworten. Robert Zagolla wirft einen erhellenden Blick auf zwei Jahrtausende Praxis und Theorie der Folter in Deutschland. Seine erschreckende Erkenntnis lautet: Es gab und gibt gute Gründe, die Wahrheit mit Gewalt zu erforschen. Aber die Erfahrung lehrt: Es gibt noch bessere Gründe, es nicht zu tun.

[Aus der Verlagsankündigung]

 

mit VOLKMAR DEILE, ehem. Generalsekretär von amnesty international in Deutschland

Moderation: ULRICH HOPP, be.bra Verlag

In Zusammenarbeit mit dem be.bra VERLAG

 

 

FREITAG, 17. MÄRZ 2006, 19.30 UHR:

HARALD SCHULTZE, ANDREAS KURSCHAT (HRSG): „IHR ENDE SCHAUT AN…“ EVANGELISCHE MÄRTYRER DES 20. JAHRHUNDERTS, Buchpremiere mit Diskussion

 

Die Kirchen bewahren seit Jahrhunderten das Gedächtnis an ihre Märtyrerinnen und Märtyrer. Im 20. Jahrhundert sind unzählige Christen aller Konfessionen zu Märtyrern geworden. Persönlichkeiten wie Dietrich Bonhoeffer und Sophie Scholl zählen zu den bekanntesten evangelischen Christen, die wegen ihres Glaubens, ihres Einsatzes für andere Menschen oder ihres politischen Widerstandes gegen totalitäre Regime verfolgt und getötet wurden.

 

Das Buch bietet in einem systematischen Teil Aufsätze, die den Martyriumsbegriff aus evangelischer Perspektive beleuchten und die historischen Zusammenhänge von Verfolgung und Martyrium deutschsprachiger Protestanten im 20. Jahrhundert erläutern. Ein dokumentarischer teil umfasst mehr als 400 Kurzbiografien zu Einzelschicksalen deutschsprachiger Christinnen und Christen im NS-Staat, in der DDR, in der Sowjetunion und anderen Staaten.

[Aus der Verlagsankündigung]

 

Mit HARRY OELKE, Vorsitzender EAKZ

MANFRED KOCK, Präses i. R.

JÜRGEN SCHMUDE, Bundesminister a.D.

FOLKERT IHMELS, Oberlandeskirchenrat i. R.

Moderation: ANNETTE WEIDHAS, Evangelische Verlagsanstalt

In Zusammenarbeit mit der EVANGELISCHEN VERLAGSANSTALT

 

 

SONNABEND, 18. MÄRZ 2006, 19.00 UHR:

LUTZ RATHENOW, HARALD HAUSWALD: GEWENDET. BILDER AUS 3 JAHRZEHNTEN. VOR UND NACH DEM MAUERFALL: FOTOS UND TEXTE AUS DEM OSTEN, Ausstellungseröffnung, Buchpräsentation und Diskussion

 

Der Fotograf Harald Hauswald und der Schriftsteller Lutz Rathenow landeten im Jahre 2005 einen Überraschungserfolg: „Ost-Berlin“, das Remake jenes legendären Buches von 1987, das in der DDR verboten gewesen war und „wie kaum ein anderes das Lebensgefühl in der dahinbröckelnden DDR in Text und Bild einfängt“ (FAZ). In Rezensionen und auf Veranstaltungen zu „Ost-Berlin“ wurde immer wieder der Wunsch nach einem Nachfolgeband laut, der die Vor- mit der Nachwende-Zeit in Kontrast setzt. Diesen Band legen die beiden Autoren nun vor. Dabei gehen sie über die Grenzen Ost-Berlins hinaus, durchstreifen das ehemalige Gebiet der DDR von der Ostseeküste bis nach Sachsen. Wie viel DDR steckt noch heute in den neuen Bundesländern? Wie viel Vergangenheit tragen wir mit in die Zukunft?

 

Die Autoren stellen größtenteils unveröffentlichte Fotos und Texte aus der Zeit von 1978 bis heute zusammen, um die Vergangenheit und deren Verschwinden zu beschreiben. Ihre anhaltende Neugier ermöglicht überraschende Einblicke in die Gegenwart. Sie spüren den positiven Energien einer sich wandelnden und doch treu bleibenden Stadt Berlin nach, streifen durch die Provinzen und Städte, zeigen die Lust am Anderssein und die komischen Züge des Nachwende-Ostens, beschäftigen sich mit der Macht und der Werbung und führen das Spannungsfeld zwischen Spiel und Ernst vor. Der großformatige Bild-Text-Band, der aus den reichhaltigen Schätzen des wohl besten „Ostfotographen“ der Gegenwart schöpft und dessen Aufnahmen mit den bissigen Texten des renommierten DDR-kritischen Schriftstellers konfrontiert, hat das Potential zu einem Bestseller.

[Aus der Verlagsankündigung]

 

Während der Buchpräsentation wird im ehemaligen Stasi-Kinosaal in der „Runden Ecke“ eine Ausstellung mit Bildern von Harald Hauswald eröffnet. Mit den ausgewählten Aufnahmen spannt der Fotograf einen Bogen über 30 Jahre Geschichte in Ostdeutschland. Die Ausstellung ist bis zum 01.05.2006 im ehemaligen Stasi-Kinosaal zu sehen und täglich von 10.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

 

In Zusammenarbeit mit dem JARON VERLAG

 

 

SONNTAG, 19. MÄRZ 2006, 11.00 UHR

HEIDEMARIE HÄRTL †: PUPPE IM SOMMER, Buchpremiere

erschienen in der Reihe „LITERARISCHE GEGENWELTEN IN DER DDR“

vorgestellt von INES GEIPEL, Berliner Hochschule für Schauspielkunst

gelesen von einer Studentin der Hochschule für Schauspielkunst

 

Der Blick der Ich-Erzählerin geht über Mauern, Ruinen, Höfe, Baracken, Masten, Gewächshäuser, Wohnwagen, macht Halt an Goldruten, Scharfgaben, Holunder, Brennnesseln, streift weiter. „Ein weiß gestrichenes Bahnwärterhäuschen offenbart ein vergessenen Ziel: Freiheit.“ Personen tauchen auf – Christian Gerber, Sonja Schumann, Jürgen und Nanette Esper, und immer wieder dieselben Themen: die eigene Krankheit etwa oder was im Museen nicht zu sehen ist, auch die Frage nach einem Parfüm, für sich ganz allein.

 

In kurzen, gleichmäßig aneinander stoßenden Passagen entfaltet sich das Panorama einer Endzeit. Man bekommt noch einmal den morbiden Geruch Ost-Berlins in die Nase, sitzt in Zugabteilen, hört die Stimmen sparsamer Gespräche und versteht, dass es Heidemarie Härtl in ihrem großen Schluss-Text „Puppe im Sommer“ um einen langen Abschied geht. Da zieht Stille zwischen den Wörtern ein, ruhige, hinnehmende Trauer und eine Wahrheit, die ohne Willen ihre eigene Zerbrechlichkeit auslebt.

 

Man fühlt sich erinnert an den Bilderreichtum der großen Texte ostdeutscher Literatur wie Gert Neumanns „Schuld der Worte“ aber auch Wolfgang Hilbigs „Die Weiber kommen“ oder „Alte Abdeckerei“. Kein Wunder: Mit Neumann war Heidemarie Härtl verheiratet und im politischen Widerstand, mit Hilbig eng befreundet. Doch ohne „Puppe im Sommer“ wäre jenes unbedingte ostdeutsche Sprachland, das von Wut und Ohnmacht angereichert, jedwede Konzession verweigerte, unvollständige. Härtls Sommerpuppe, deren „Stirn, Augen, Wangen und Haare eine unerklärte Landschaft“ sind, deren Körper aus Pappmache und deren „Kleider zweifellos gehasst“ sind, verkörpert die weibliche Ortlose in DDR-Diktatur. Eine Maske, die spricht. Weil sie spricht, vermag sie dem Zwang zu entgehen.

 

in Zusammenarbeit mit der BÜCHERGILDE GUTENBERG

 

 

SONNABEND, 25. MÄRZ 2006, 13 UHR

NEUES INFORMATIONSSYSTEM IM MUSEUM IM STASI-BUNKER

Ab März können die Besucher des Museums im Stasi-Bunker ein neues Informationssystem nutzen. Es wird am 25.03.2006 eingeweiht. Ursprünglich war der Eröffnungs-Termin bereits für Februar vorgesehen, musste jedoch wegen des anhaltenden Frostes noch einmal verschoben werden.

 

Das Museum im Stasi-Bunker befindet sich auf dem früheren Gelände der so genannten Ausweichführungsstelle des Leiters der Leipziger Stasi-Bezirksverwaltung in der „Runden Ecke“. Zu dieser gehörte neben einem Bunker auch ein mehr als fünf Hektar großes Außengelände mit zahlreichen oberirdischen Gebäuden und Anlagen. Das Gelände ist bis heute weitgehend im Originalzustand erhalten und kann von Besuchern jedes letzte Wochenende im Monat eigenständig besichtigt werden.

 

Erklärungen zu den einzelnen Gebäuden und Anlagen fanden die Gäste bisher auf selbst erstellten Hinweistafeln, die – jeweils nur an den Öffnungstagen des Museums – temporär aufgestellt und danach wieder entfernt wurden. Dank der Unterstützung der Sächsischen Landesstelle für Museumswesen war es nun möglich, ein fest installiertes und witterungsbeständiges Informationssystem einzurichten, das Interessierten an 30 Punkten wichtige Informationen zu den Bestandteilen der ehemaligen Ausweichführungsstelle gibt. Bei einem Rundgang über das Gelände erschließen sich jetzt Zweck und Funktion der Anlage.

 

Im Ernstfall hätte der Leiter der Leipziger Stasi-Bezirksverwaltung seine Arbeit in der Ausweichführungsstelle in Machern fortgesetzt. Der Bunker bot nicht nur Schutz, sondern war eine vollwertige Kommandozentrale. Zu dem gesamten Komplex gehörten unter anderem das Kommandantenhaus, eine abgesetzte Sendestelle, ein Notstromaggregatehaus sowie mehrere Bungalows zur Tarnung der Anlage als Feriengelände.

 

Das Museum ist an jedem letzten Wochenende im Monat, je von 13.00 bis 16.00 Uhr zu besichtigen. Das Außengelände ist individuell begehbar; durch den Bunker finden regelmäßig Führungen (3 €, ermäßigt 2 €) statt. Gruppen können sich auch außerhalb dieser regulären Termine zu Sonderführungen anmelden.

 

 

 

+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

 

NEUES AUF DEM GEBIET DER AUFARBEITUNG

 

+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

 

NOVELLIERUNG DES STASI-UNTERLAGEN-GESETZES

Im Jahr 2006 steht offenbar eine erneute Novellierung des Stasi-Unterlagen-Gesetzes (StUG) bevor. Marianne Birthler hat nach ihrer Wiederwahl zur Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen öffentlich auf die Notwenigkeit hingewiesen, das StUG in Teilen zu ändern und somit an aktuelle Entwicklungen anzupassen. Sie legte dazu bereits einen Entwurf vor. Anfang Februar fand im zuständigen Ausschuss für Kultur und Medien des Deutschen Bundestags eine entsprechende Anhörung statt.

 

Das Bürgerkomitee übergab den Mitgliedern des Ausschusses im Vorfeld ein Eckpunktepapier, in dem es darlegt, an welchen Stellen des Gesetzes aus seiner Sicht Änderungsbedarf besteht. Dazu gehört die Zweckbindung bei Forschungsanträgen, die gestrichen werden sollte, da sie im Widerspruch zur Forschungsfreiheit steht. Weiterhin sollte die Pflicht zur Benachrichtigung von Funktions- und Amtsträgern sowie Personen der Zeitgeschichte entfallen. Diese Regelung war erst 2002 neu in das StUG aufgenommen worden, und hat in den meisten Fällen faktisch zur Anonymisierung der jeweiligen Funktions- und Amtsträger sowie Personen der Zeitgeschichte geführt. Dies schränkt die wissenschaftliche Forschung enorm ein. Außerdem fordert das Bürgerkomitee die BStU auf, archivarische Findmittel in der üblichen Form zur Verfügung zu stellen. Solche existieren bisher kaum, sodass Antragsteller nicht selbst nach für sie relevanten Akten recherchieren können, sondern einzig auf die Auskünfte der BStU-Mitarbeiter angewiesen sind. Viele Forscher beklagen, dass ihnen bei diesem Verfahren relevante Akten gar nicht erst vorgelegt werden, weil ihnen ein Überblick über die Quellenlage fehlt.

 

Das Bürgerkomitee plädiert darüber hinaus dafür, im StUG explizit festzuschreiben, dass die Bundesbeauftragte die Ordnung und Erschließung der Akten nach archivarischen Grundsätzen sowie die Erteilung von Auskünften, Gewährung von Einsicht und Herausgabe von Kopien vorrangig vor der politischen Bildung, der eigenen Forschung und der Information der Öffentlichkeit über Strukturen, Methoden und Wirkungsweisen der Staatssicherheit zu erledigen hat. So müssen Antragsteller nach wie vor mehrere Jahre auf Akteneinsicht warten. Zudem sind wichtige Aktenbestände unerschlossen, weil die BStU ihrer Kernaufgabe nicht mit Priorität nachkommt. Die politische Bildungsarbeit soll verstärkt von anderen darauf spezialisierten Einrichtungen (Museen, Gedenkstätten, Aufarbeitungsinitiativen, Landesbeauftragte für die Stasiunterlagen, Bundes- und Landeszentralen für pol. Bildung u. a.) wahrgenommen werden.

 

Das vollständige Eckpunktepapier ist auf der Homepage des Bürgerkomitees abzurufen.

 

Das Bürgerkomitee forderte den Ausschuss ausdrücklich auf, vor der Novellierung ausführlich mit Experten und Sachverständigen zu debattieren. Nur ein offenes Verfahren mit Anhörungen, sowie gesellschaftlichen- und Fachdebatten wird unserer Meinung nach der Bedeutung des Stasi-Unterlagen-Gesetzes gerecht.

 

 

 

+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

 

AUS DER ARBEIT DER GEDENKSTÄTTE

 

+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

 

NEUE GRUPPENBEGLEITER GESUCHT

Alljährlich bildet die Gedenkstätte in Zusammenarbeit mit politischen Stiftungen neues Personal für Führungen aus. Auch in diesem Jahr suchen wir wieder Interessenten, die, auf Honorarbasis, gern Gruppen durch die Dauerausstellung begleiten möchten. Sollten Sie Interesse an einer solchen Tätigkeit haben, bitten wir baldmöglichst um eine Bewerbung. Bitte weisen Sie auch Freunde und Bekannte auf unsere Ausschreibung hin. Das nächste Ausbildungsseminar findet vom 27. – 29.04.2006 statt, sodass wir uns auch in den kommenden Wochen noch über Ihre Rückmeldung freuen.

 

 

 

+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

 

AUS DEM GÄSTEBUCH

 

+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

 

Mehrere tausend Menschen besuchen monatlich die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ mit dem Museum im Stasi-Bunker. Manche leben in Leipzig und kommen – häufig mit Gästen – immer wieder in die Ausstellung. Andere kommen von weit her zu Besuch in die Stadt und wollen hier sehen, wo und wie vormals das berüchtigte Ministerium für Staatssicherheit arbeitete.

 

Viele unserer Besucher hinterlassen eine Notiz im Gästebuch und schreiben hier ihre Eindrücke nieder, die sie in der Gedenkstätte gesammelt haben. Unter dieser Rubrik wollen wir monatlich einige dieser Einträge an Sie weitergeben.

 

„Leipzig beeindruckt – wie dieses Museum“

Eintrag vom 03.02.2006 von einem Besucher aus der Schweiz

 

„Unglaublich, was im Namen des Volkes passierte.“

Eintrag vom 10.02.2006

 

„Ich hoffe auf weitere Aufklärungen dieser Terrororganisation STASI. Viel Glück“

Eintrag vom 11.02.2006

 

„Beeindruckend, beklemmend, einfach, ohne Schnörkel, aber exzellente Ausstellung. Nie wieder solche Zeiten!“

Eintrag vom 17.02.2006 von einem Besucher aus der Schweiz

 

„Diese Arbeit ist sehr, sehr wichtig und muß unbedingt weitergehen.“

Eintrag vom 22.02.2006 von einen ehemaligen politischen DDR- Häftling aus Hannover

 


 



Unser Newsletter informiert Sie immer aktuell über Neuerungen, Aktionen und Ereignisse rund um die Gedenkstätte Museum in der Runden Ecke.
Wenn Sie sich abmelden oder Ihre Daten ändern möchten klicken Sie HIER.
Sollte dieser Link nicht funktionieren, überprüfen Sie bitte Ihre Spam-Mails oder schreiben Sie uns eine Email unter: mail@runde-ecke-leipzig.de

   
   
 

Weitere Informationen erhalten Sie auf unserer Homepage.

Die Arbeit des Bürgerkomitees wird gefördert durch die Stiftung Sächsische Gedenkstätten aus Mitteln des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien auf der Grundlage eines Beschlusses des Deutschen Bundestages und des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst sowie durch die Stadt Leipzig und den Kulturraums Leipziger Raum.

************************************************************************
Bürgerkomitee Leipzig e.V.
für die Auflösung der ehemaligen Staatssicherheit (MfS)
Träger der Gedenkstätte
Museum in der „Runden Ecke“ mit dem Museum im Stasi-Bunker
Dittrichring 24, PSF 10 03 45, D-04003 Leipzig
Tel.: (0341) 9 61 24 43 * Fax: (0341) 9 61 24 99
http://www.runde-ecke-leipzig.de
mail@runde-ecke-leipzig.de
************************************************************************