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Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,

 

Fußball, Literatur, nächtliche Museumsrundgänge – in diesem Monat erwartet Sie in der „Runden Ecke“ ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm. Es beginnt am 6. Mai mit der siebenten Leipziger Museumsnacht, diesmal unter dem Motto „Transit“. Wir laden Sie ein, sich von 19.00 bis 01.00 Uhr mit uns auf den Weg durch das Innenleben der Staatssicherheit zu machen. Folgen Sie uns beispielsweise „Von A nach B durch die PKE“.

 

Nur eine Woche später startet unser Vor-Programm zur FIFA-Weltmeisterschaft. „Fair play im Abseits? Fußball und Diktatur“ lautet das Motto der Veranstaltungsreihe, zu der wir Sie jeweils montags und freitags einladen. In diesem Rahmen zeigen wir Ihnen beispielsweise das legendäre deutsch-deutsche Fußballspiel von 1974 und diskutieren in der Halbzeit über die ideologische und politische Dimension dieser Begegnung.

 

Ende des Monats sind der ehemalige Stasi-Kinosaal und das Museum im Stasi-Bunker bei Machern dann Schauplatz nächtlicher Lesungen. Die „Shuttle-Lesung“ bietet am 27. Mai Literatur an 15 ungewöhnlichen Orten in Leipzig und Umgebung. Schauspieler lesen dabei polnische Prosa und Lyrik.

 

Bereits am Nachmittag des 27. Mai bieten wir den ersten Bustransfer des Jahres zum Museum im Stasi-Bunker an. Von der „Runden Ecke“ in Leipzig aus geht es nach Machern, wo eine Führung durch die ehemalige Ausweichführungsstelle des Leipziger Stasi-Chefs auf dem Programm steht. Der Bus bringt Sie anschließend zurück nach Leipzig.

 

Alle Termine sowie Hinweise zu den einzelnen Veranstaltungen finden Sie in der Rubrik „Wir laden ein“.

 

Wir freuen uns auf Ihren Besuch und wünschen Ihnen zunächst viel Freude beim Lesen des Newsletters.

Ihr Bürgerkomitee Leipzig

 

 

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INHALT

Wir laden ein

Rückblick

Neues auf dem Gebiet der Aufarbeitung

Aus dem Gästebuch

 

 

 

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WIR LADEN EIN

 

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6. MAI 2006, 19.00 – 01.00 UHR

SIEBENTE LEIPZIGER MUSEUMSNACHT – „WAS VON DRÜBEN KOMMT, KOMMT VOM FEIND“

Der Transitreisende W. hatte in seinem Mercedes gefährlich subversive Waren in die DDR geschmuggelt: 7 Liebesromane, 3 Zeitschriften, 20 Zigaretten, diverse Kleidungsstücke und Lebensmittelkonserven sowie 8 Bananen. Insgesamt 24 verschiedene Positionen beschlagnahmter Güter, sorgfältig durchnummeriert und in ein Formblatt aufgenommen, enthält der „Beschlagnahme-Einziehungs-Bescheid“ vom 08.04.1973, den die Zollverwaltung Potsdam ausgestellt hatte. Hintergrund der Akte: Der Bundesbürger W. hatte sich brieflich mit Bekannten aus der DDR an der Autobahnraststätte Michendorf verabredet. Im Gepäck transportierte er diverse Güter, die im kommunistischen Nachbarland als Mangelware galten. Die zuständige Hauptabteilung VI der Staatssicherheit, über das geplante Treffen vorher informiert, vereitelte jedoch die Übergabe: Sie zog alle Mitbringsel ein, verhörte die DDR-Bürger und legte zu der vermeintlichen Lappalie einen siebenseitigen Bericht an.

 

Diese und ähnliche Begebenheiten rund um das Thema „Transit“ stellt die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ während der siebenten Leipziger Museumsnacht am Sonnabend, dem 06.05.2006, vor. „Was von drüben kommt, kommt vom Feind“, lautet das Motto, unter dem die Dauerausstellung der „Runden Ecke“ anlässlich der „Nachtschicht“ um zahlreiche Objekte, Dokumente und Fotografien aus dem Magazin ergänzt wird. Zu erfahren ist, wie die Mitarbeiter der Staatssicherheit – getarnt als normale Grenzer – die Ein- und Ausreisenden kontrollierte und wie penibel sie den Transitverkehr überwachten. Dabei wird dokumentiert, dass die Grenzerlebnisse Transitreisender nicht immer ein so vergleichsweise harmloses Ende fanden, wie im geschilderten Beispiel, sondern auch mit Haft enden konnten. Einer der Schwerpunkte wird die Grenzübergangsstelle (GüSt) am Leipziger Flughafen, die einzige GüSt im Bezirk Leipzig, sein. Die Themen Flucht und Festnahme stehen ebenfalls im Blickpunkt. Zu sehen sind Exponate, die normalerweise hinter verschlossenen Türen im Museumsmagazin lagern, so etwa ein Unterbodenspiegel der Zollkontrolle, ein Schusskoffer „Mitte I/S“, ein Passkontrollkoffer, ein Gerät zum Abfotografieren von Pässen, eine originale Uniform und eine Maschinenpistole, Marke Spion, eingebaut in einen Diplomatenkoffer.

 

Die Hauptabteilung VI, so dokumentieren die Ausstellungsstücke und Tafeln, interessierte sich für alles: Vom Einkauf im Intershop bis hin zu Schnappschüssen, die Bundesbürger an Autobahnraststätten aufnahmen. So mancher Transitreisende aus der Bundesrepublik dürfte sich damit weit intensiver im Visier der Staatssicherheit befunden haben, als ihm dies während seiner DDR-Reisen bewusst war.

 

An insgesamt drei verschiedenen Schauplätzen – in der Dauerausstellung, im ehemaligen Stasi-Kinosaal und in der früheren zentralen Hinrichtungsstätte der DDR – lädt das Bürgerkomitee zur Museumsnacht zu einem umfangreichen Programm ein:

 

 

Ständig FÜHRUNGEN DURCH DIE DAUERAUSSTELLUNG „STASI – MACHT UND BANALITÄT“ in der ehemaligen Bezirksverwaltung für Staatssicherheit mit den Schwerpunkten:

 

TRANSITREISENDE IM VISIER DER STAATSSICHERHEIT

Beobachtung und Überwachung des Reiseverkehrs

 

VON A NACH B DURCH DIE PKE

Die Stasi-Passkontrolleinheit (PKE) an der Grenzübergangsstelle Flughafen Leipzig-Schkeuditz

 

AKTION „TREFFPUNKT“

Die Absicherung der Leipziger Messe durch die Staatssicherheit

 

EIN LOCH IN DER MAUER

Fluchthilfe im geteilten Deutschland

 

GRENZSCHLEUSEN, LICHTSPRECHGERÄTE UND TOTE BRIEFKÄSTEN

DDR-Spione im Westen

 

 

EHEMALIGE HINRICHTUNGSSTÄTTE IN DER ALFRED-KÄSTNER-STRASSE (Eingang Arndtstraße) geöffnet

Ständig Führungen durch die authentischen Räume. Ausstellung und Erläuterungen zur Todesstrafe in der DDR

 

 

LANGE FILMNACHT IM EHEMALIGEN STASI-KINOSAAL

 

19.00 UHR: ÜBER DIE ZONENGRENZE HINWEG

Filmische Dokumentation deutsch-deutscher Kontakte über Mauer und Stacheldraht.

Ein Film von F.J. Schreiber (im Auftrag der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur), 2005, 47 min

 

19.50 UHR: AUF DER WACHT FÜR DIE DDR

MfS-Schulungsfilm, s/w, 45 min

 

20.40 UHR: DER STICH DES SKORPION

Die Geschichte des Fluchthelfers Wolfgang Welsch; mit Jörg Schüttauf, Martina Gedeck und Matthias Brandt in den Hauptrollen, 2003, Farbe, 90 min

 

22.10 UHR: BOSSE, TIPPER; SCHLEUSER. MENSCHENHANDEL STAATSGRENZE NORD

MfS-Schulungsfilme, s/w, 21 min/16 min

 

22.50 UHR: AUTOBAHN OST

Ein Film von Gerd Kroske, Dokumentarfilm zur Transitüberwachung, 2004, 95 min

 

00.25 UHR: SONNENBRAND IM BRUDERLAND

2005, 30 Minuten, ein Film von Till Lehmann

 

 

21. MAI 2006

SONDERFÜHRUNGEN ZUM INTERNATIONALEN MUSEUMSTAG

„Museen und junge Besucher“ lautet das Motto des diesjährigen Museumstags. Aus diesem Anlass laden wir Sie zu Sonderführungen mit dem Thema "Jugendliche im Visier der Stasi" durch unsere Gedenkstätte ein. Sie beginnen 11.00, 13.30 und 15.00 Uhr. Anmeldungen sind nicht erforderlich.

 

 

27. MAI 2006, 19.00 – 01.00 UHR

SHUTTLE-LESUNG – LITERATURNACHT IN EHEMALIGEN STASI-RÄUMEN

Literatur an ungewöhnlichen Orten bietet die Shuttle-Lesung, die unter dem Motto „Quo vadis - Auf Entdeckungsfahrt durch die polnische Literatur“ steht. Gelesen wird an 15 Schauplätzen, unter anderem in der „Runden Ecke“ im Leipziger Stadtzentrum und im Museum im Stasi-Bunker Machern. Spannend, packend und zeitgemäß soll hier Literatur präsentiert werden.

Das vollständige Programm und Informationen finden Sie hier.

 

 

27. MAI 2006, 14.00 UHR

MIT DEM BUS ZUM MUSEUM IM STASI-BUNKER MACHERN

Erstmals in diesem Jahr bietet das Bürgerkomitee am Sonnabend, dem 27. Mai, wieder einen Bustransfer von Leipzig ins Museum im Stasi-Bunker bei Machern an. Anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft gibt es in diesem Jahr schon im Mai und Juni mehrfach die Möglichkeit, das Museum ohne Auto zu besuchen. Weitere Termine werden der 10., 17. und 24. Juni 2006 sein. Hin- und Rückfahrt sowie eine Führung durch den Bunker, die ehemalige Ausweichführungsstelle des Leiters der Leipziger Stasi-Bezirksverwaltung, sind in dem Angebot inbegriffen. Abfahrt ist jeweils 14.00 Uhr an der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke” am Dittrichring 24.

 

Die Busfahrt kostet 10,00 €, die Führung durch den Bunker 3,00 € (ermäßigt 2,00 €). Karten für den Bustransfer gibt es im Vorverkauf am Büchertisch der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke”. Reservierungen sind ebenfalls unter der Tel.- Nr.: 0341/ 9612443 möglich. Kurzentschlossene können sich auch am Sonnabend noch direkt im Museum melden.

 

 

MAI / JUNI 2006

„LEIPZIG FUSSBALL ERLEBEN“ IN DER „RUNDEN ECKE“

Fair play! lautet die Aufforderung an die Fußball-Nationalspieler und an die Tausenden Fans, die im Sommer 2006 nach Deutschland zur FIFA-Weltmeisterschaft kommen werden. Nur mit lauteren Mitteln soll sich im Turnier die beste Mannschaft durchsetzen.

Offiziell galt das fair play-Motto auch im DDR-Fußball. Hinter den Kulissen jedoch umgingen Funktionäre aus Sport und Politik die Spielregeln oft ganz bewusst. Ideologische Einflussnahme und Repressionen seitens des SED-Regimes waren an der Tagesordnung. Spieler wurden zwangsdelegiert, ebenso Trainer und ganze Vereine. Willfährige Schiedsrichter sorgten für genehme Ergebnisse, und unliebsame Akteure wurden in niedere Spielklassen verbannt. Bei dem Versuch, den Fußball gleich-zuschalten und als politische Plattform zu nutzen, spielte das Ministerium für Staatssicherheit eine zentrale Rolle: Viele Sportler standen jahrelang unter scharfer Beobachtung der Geheimpolizei oder mussten ungewollt deren Bekanntschaft machen.

Der Frage nach der politischen Steuerung des DDR-Fußballs widmet die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ im Vorfeld des Turniers eine Reihe von Sonderveranstaltungen unter dem Titel „Fairplay im Abseits?“. Ein Teil der Veranstaltungen untersucht außerdem die Rolle des Fußballs in der NS-Diktatur. Denn schon im Dritten Reich hatten die Machthaber die populäre Sportart, genutzt, um ideologische Botschaften zu verbreiten. In diesem Zusammenhang soll auch ein Blick auf jüdische Spieler und Fußball-Mäzene geworfen werden. Während der Veranstaltungsreihe sind neben Experten, die zum Thema Fußball und Diktatur geforscht haben, auch einstige Sportler zu Gast, die von ihren persönlichen Erfahrungen berichten.

Am 26. Mai läuft auf der großen Leinwand im ehemaligen Stasi-Kinosaal das deutsch-deusche Länderspiel von 1974, das mit einem legendären Sieg der DDR-Nationalmannschaft endete. In der Halbzeit wird über die politische und ideologische Bedeutung der Partie debattiert.

Die Veranstaltungen und Projekte der Gedenkstätte sind eingebettet in das vielfältige Begleitprogramm, das Leipziger Kultureinrichtungen in Kooperation mit der Stadt und dem WM-Büro unter dem Motto „Leipzig Fußball erleben“ zusammenstellen. Gemeinsam wollen die Organisatoren die Bewohner und Gäste der Stadt auf das Turnier einstimmen und ihnen gleichzeitig die kulturelle Vielfalt Leipzigs vor Augen führen.

 

 

FREITAG, 12.05.2006, 20.00 UHR

DIE TODESELF / ZWEI HALBZEITEN IN DER HÖLLE / TOD DEM VERRÄTER

Lange Filmnacht im ehemaligen Stasi-Kinosaal

 

Die Todeself

Die Partie zwischen dem ukrainischen Zwangsarbeiterteam „FC Start“ und der deutschen Luftwaffenmannschaft „Adler“ wird zum Gleichnis für das Zusammenspiel von Fußball und Nationalsozialismus, von Mut und Macht. (Regie: Claus Bredenbrock, Deutschland 2005, 45 min)

 

Zwei Halbzeiten in der Hölle

Ein deutsches Arbeitslager in der Ukraine während des Zweiten Weltkrieges: Der Gefangene und frühere Fußballstar Onodi wird aufgefordert, ein Fußballteam aus Gefangenen zusammenzustellen, um an Hitlers Geburtstag zur allgemeinen Belustigung gegen die Wachmannschaft anzutreten. (Regie: Zoltan Fabri, Ungarn 1961, OmeU, 85 min)

 

Tod dem Verräter - Der Fall Lutz Eigendorf

Lutz Eigendorf, Nationalspieler der DDR, nutzte 1979 ein Freundschaftsspiel beim 1.FC Kaiserslautern, zur Flucht in die Bundesrepublik. Um den „Verräter“ unter Kontrolle zu bekommen, setzte das Ministerium für Staatssicherheit vier Spitzel auf ihn an. Am 5. März 1983 verunglückte Lutz Eigendorf tödlich – neue Dokumente und Zeitzeugenaussagen lassen daran zweifeln, dass Alkohol am Steuer die wahre Ursache für diesen Unfall gewesen ist. (Regie: Heribert Schwan, 43 min)

 

 

MONTAG, 15.05.2006, 19.00 UHR

DER MANN; DER DEN FUSSBALL NACH DEUTSCHLAND BRACHTE – DAS LEBEN DES WALTER BENGEMANN

Buchvorstellung und Diskussion

Walther Bensemann zählt zu den schillerndsten Figuren in der Frühphase des deutschen Fußballs. Ende des 19. Jahrhunderts gründete er als Schüler und Student zahlreiche Vereine und organisierte erste internationale Begegnungen. Als brillanter Sportjournalist machte er in den zwanziger Jahren seinen „Kicker“ zur wichtigsten Fußballzeitung des Kontinents und warb wortmächtig dafür, den Sport als Instrument der Völkerverständigung zu begreifen. Im Nazi-Deutschland war für den jüdischen Kosmopoliten kein Platz mehr; er musste in die Schweiz emigrieren.

 

„Dem Autor gelingt in diesem Roman eine einfühlsame, zuweilen sogar bewegende Schilderung einer historischen Figur des Fußballs, wobei er mit der beharrlichen Behutsamkeit und Detailversessenheit eines gewissenhaften Archäologen vorgeht. Das Pleistozän des deutschen Fußballs wird damit - und das ist das größte Kompliment, das man einem Buch nur machen kann - lebendig.“

 

Mit dem Autor BERND BEYER

 

 

FREITAG, 19.05.2006, 19.00 UHR

FUSSBALL IN DER DIKTATUR

Podiumsdiskussion

Kein Lebensbereich ist in Diktaturen vor dem ideologischen Durchgriff der Machthaber geschützt. Das gilt auch für den Sport, der sowohl im Dritten Reich als auch in der DDR immer wieder politisch instrumentalisiert wurde. Fußball - eine Sportart, die seit Jahrzehnten die Massen mobilisiert - eignete sich besonders, um ideologische Botschaften zu verbreiten. Zwei Autoren haben den Missbrauch des Fußballs in den beiden totalitären Systemen des 20. Jahrhunderts in Deutschland untersucht. Während der Veranstaltung debattieren sie über Parallelen und Unterschiede. Es moderiert der Historiker Günther Heydemann, der als Experte auf dem Gebiet des Diktaturvergleiches in Deutschland gilt.

 

mit

Dr. NILS HAVEMANN, Autor des Buchs „Fußball unterm Hakenkreuz“

und

Dr. HANNS LESKE, Autor des Buchs „Erich Mielke, die Stasi und das runde Leder“

Einführung und Moderation: Prof. Dr. GÜNTHER HEYDEMANN, Universität Leipzig, Historisches Seminar

 

 

MONTAG,22.05.2006, 19.00 UHR

DAVIDSTERN UND LEDERBALL – VOM ZUSAMMENSPIEL ZWISCHEN FUSSBALL UND NATIONALSOZIALISMUS

Buchpremiere und Diskussion

Jüdische Sportler und Mäzene spielten in den frühen Jahren des Fußballs eine prägende Rolle - vor allem in Deutschland, Österreich und Ungarn. Jüdische Pioniere waren an prominenten Vereinsgründungen wie Bayern München, Austria Wien oder Eintracht Frankfurt beteiligt; jüdische Kicker verstärkten die deutsche Nationalmannschaft, jüdische Förderer trugen dazu bei, den Fußball zur Massensportart zu machen. Dieses Engagement, das ab 1933 ein gewaltsames Ende fand und seither in Vergessenheit geriet, wird erstmals ausführlich beschrieben: sportliche Höhepunkte ebenso wie politische Hintergründe und bewegende Einzelschicksale.

 

„Die Arbeit an einem derartigen Buch, die Spurensuche nach fast vergessenen Namen oder Leistungen, weckt unweigerlich Wehmut und Trauer: über den ungeheuren Verlust, den der Holocaust auch für die europäische Fußballkultur bedeutete.“ (aus dem Vorwort)

 

Mit dem Herausgeber DIETRICH SCHULZE-MARMELING

 

 

FREITAG, 26.05.2006, 19.00 UHR

90 MINUTEN KLASSENKAMPF – DAS DEUTSCH-DEUTSCHE FUSSBALLDUELL BEI DER WM 1974

Film und Diskussion

Auf der großen Leinwand im ehemaligen Stasi-Kinosaal ist das deutsch-deutsche Länderspiel vom 22.06.1974 in Hamburg zu sehen. Wegen des legendären Siegs der DDR-Mannschaft durch das Sparwasser-Tor ging diese Partie in die deutsche Fußballgeschichte ein.

Ins damalige Geschehen führt Thomas Blees, Autor des Buches „90 Minuten Klassenkampf“, ein. Er moderiert auch die Diskussion in der Halbzeit mit Wolfram Löwe, 1974 Mitglied der DDR-Nationalmannschaft, der das Spiel live miterlebte. Thema des Gesprächs ist vor allem der ideologische Kampf, den die deutsch-deutsche Begegnung mit sich brachte: Der DDR-Fußball litt unter einem vom Zentralkomitee ausgegebenen Plansoll, Spieler mussten sich der Stasi erwehren, Schlachtenbummler, die zur WM in den Westen reisen wollten, ein strenges Auswahlverfahren über sich ergehen lassen. Sogar die Anfeuerung war vorgeschrieben: „Die DDR-Touristen verwenden bei der Unterstützung der Sportler den bekannten Zuruf der sportbegeisterten Bürger der DDR: 7-8-9-10-Klasse und spenden kräftig Beifall.“

 

Einführung und Moderation zwischen den Halbzeiten: THOMAS BLEES

 

Im Gespräch mit

WOLFRAM LÖWE, 1974 Mitglied der DDR-Fußballnationalmannschaft

RUDI MICHEL, ARD-Fernseh-Fußballkommentator (angefragt)

 

 

MONTAG, 29.05.2006, 19.00 UHR

DER FEIND AN MEINER SEITE. DIE SPITZELKARRIERE EINES FUSSBALLERS

Buchvorstellung und Diskussion

Als „Der Spiegel“ Ellen Thiemanns Exmann als einen der größten Stasi-Spitzel unter den DDR-Sportjournalisten enttarnt, hat sie nur noch ein Ziel: die Wahrheit finden, aufklären, zur Verantwortung ziehen. So erfährt sie, dass ihr Mann unmittelbar nach ihrer Inhaftierung ausgerechnet mit ihren Feinden paktierte, als deren Laufbursche und Marionette fungierte. Hatte er gar die gemeinsam geplante Flucht verraten?

Die Autorin beschreibt ihren Kampf mit der bundesdeutschen Justiz gegen Stasi-Vernehmer, Richter, Spitzel, Zuchthausleiter. Sie offenbart brisante Aufzeichnungen ihres Exmannes über Kollegen, Geliebte, Sportler und Trainer in der DDR, der Bundesrepublik und auch im europäischen Ausland.

Dieser Bericht ist ein packendes Zeitdokument über einen Verrat, der unter die Haut geht.

 

Mit der Autorin ELLEN THIEMANN

Moderation: GERALD PRASCHL, Super illu

 

 

FREITAG, 02.06.2006, 19.00 UHR

RAUSGEKICKT. ERICH MIELKE, DIE STASI UND DAS „RUNDE LEDER“

Podiumsdiskussion

Fußball in der DDR – das ist nicht nur eine Geschichte des Sports, sondern zugleich die Geschichte schier unglaublicher Einflussnahme und Repressionen seitens des SED-Regimes, vor allem durch das Ministerium für Staatssicherheit. Spieler wurden zwangsdelegiert, ebenso Trainer sowie ganze Vereine. Willfähige Schiedsrichter sorgten für genehme Ergebnisse und unliebsame Akteure wurden in niedere Spielklassen verbannt. Dr. Hanns Leske hat viele der Betroffenen interviewt und die Ergebnisse in dem Buch „Erich Mielke, die Stasi und das runde Leder“ zusammengestellt. Während der Veranstaltung debattiert er mit Ralf Heine und Norman Schubert, zwei ehemaligen Fußballern der DDR, die ein vermeintlich non-konformes Verhalten ihre Karriere kostete.

Leskes Untersuchung ist die erste wissenschaftlich fundierte Arbeit über die systematische Überwachung des Fußballsports in der DDR.

 

Mit RALF HEINE und NORMAN SCHUBERT, ehemalige DDR-Fußballspieler

Einführungsvortrag und Moderation: Dr. HANNS LESKE, Autor des Buches „Erich Mielke, die Stasi und das runde Leder“

 

 

DIENSTAG, 06.06.2006, 19.00 UHR

FOUL-SPIEL OHNE PFIFF.

FUSSBALLBETRUG DURCH DOPING, SCHIEDSRICHTERMANIPULATION UND BERICHTERSTATTUNG

Vortrag und Diskussion

Der Sporthistoriker Giselher Spitzer geht in seinem Vortrag nicht nur auf die Opfer politischen Sportmissbrauchs ein, sondern beschreibt vor allem die Machenschaften der Täter, ihre Verfahrensweise, ihre Anordnungen. Es entsteht ein Bild von den unglaublichen "Maßnahmeplänen" zur Zerstörung von Sportlerkarrieren und menschlichen Biografien. Auf der Grundlage jahrelanger wissenschaftlicher Forschungsarbeit, beleuchtet Spitzer die Kehrseite sportlicher Glanzleistungen in der DDR.

 

mit Dr. GISELHER SPITZER, Humboldt-Universität Berlin

Moderation: GRIT HARTMANN, Journalistin (angefragt)

 

 

 

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RÜCKBLICK

 

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SONDERAUSSTELLUNG

„BILDER AUS DREI JAHRZEHNTEN. DAS LEBEN VOR DEM MAUERFALL – GEWENDET – UND DANACH“

Ein fotografischer Streifzug durch den Osten Deutschlands von Hiddensee bis nach Dresden war in den vergangenen Wochen im ehemaligen Stasi-Kinosaal in der „Runden Ecke“ zu sehen. Der renommierte Fotograf Harald Hauswald hatte 30 Jahre lang Wandel und Kontinuität in der Hauptstadt Berlin wie in der Provinz dokumentiert und dabei vor allem Alltagszenen eingefangen. Die Sonderausstellung, in der ausgewählte Aufnahmen gezeigt wurden, schloss am Montag dieser Woche.

 

Wie viel DDR steckt noch heute in den neuen Bundesländern? Wie viel Vergangenheit tragen wir mit in die Zukunft? Diesen Fragen geht Hauswald bei seiner Arbeit nach und ermöglicht den Betrachtern immer wieder überraschende Einblicke in die Gegenwart. Mit seinem Blick fürs Detail lässt Hauswald auch das Lebensgefühl in der DDR wieder lebendig werden. Dem Publikum der Ausstellung blieb es dabei überlassen, Vertrautes zu erkennen und Anknüpfungspunkte zu den eigenen Erinnerungen und Erfahrungen zu finden.

 

 

 

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NEUES AUF DEM GEBIET DER AUFARBEITUNG

 

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ERSTE STOLPERSTEINE IN LEIPZIG VERLEGT

Elf Messingplatten – elf Schicksale früherer Leipziger. Seit Anfang April erinnern in Leipzig so genannte „Stolpersteine“ an drei verschiedenen Orten an ehemalige Bewohner der Stadt, die vom Nazi-Regime verfolgt und deportiert und die schließlich zu Tode gekommen waren. Neun dieser in den Gehweg eingelassenen Mahnmale befinden sich in der Alexanderstraße 46. Hier lebte die Familie des jüdischen Religionslehrers Isaak Prinz, deren Mitglieder als verschollen gelten und schon 1945 für tot erklärt worden waren. Erinnert wird weiterhin an Beate Kranz, die in der Dresdner Straße 14 lebte, sowie an Hedwig Burgheim in der Wettiner Straße 9.

 

Die Steine verlegte der Kölner Bildhauer Gunter Demnig, der ähnliche Projekte bereits in mehr als 50 anderen Städten betreut. Er fertigte dazu Betonsteine mit verankerter Messingplatte in einer Größe von 10x10x10 Zentimetern und ließ diese am 3. April 2006 in die Gehwege vor den ehemaligen Wohnhäusern der Deportierten ein.

 

Weitere „Stolpersteine“ sollen in den kommenden Monaten und Jahren folgen und die Erinnerung an NS-Verfolgte wieder ins Gedächtnis rufen und wach halten. Die nächsten Steine werden voraussichtlich im September verlegt. Über den genauen Termin informieren wir Sie rechtzeitig. Koordiniert wird das Projekt von einer Arbeitsgruppe aus Leipziger Vereinen, Jugendverbänden und Museen. Der Leipziger Stadtrat unterstützt das Vorhaben.

 

Um das Projekt fortzuführen ist die Hilfe vieler Menschen nötig: Jeder Stolperstein braucht einen Paten. Privatpersonen oder Vereine, Stiftung, Parteien etc. können das für die Herstellung und Verlegung nötige Geld (95 € pro Stein) spenden (Konto der Stadt Leipzig, Ktnr. 1010001350, BLZ 86055592, Sparkasse Leipzig, Zahlungsgrund 9.017.714.1/961). In die Messingtafel des Steins werden dann die Worte „Hier wohnte“ und darunter Name, Jahrgang und Schicksal der betreffenden Person eingestanzt. Solcherart unauslöschlich gemacht, erinnert die Schrift dauerhaft an Verfolgte des Nazi-Regimes, die aufgrund ihrer Herkunft, Religion, sexuellen Orientierung oder politischen Gesinnung ihr Leben verloren.

 

Die Leipziger Stolpersteine im Netz.

Der Künstler Gunter Demnig im Netz.

 

 

 

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AUS DEM GÄSTEBUCH

 

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Mehrere tausend Menschen besuchen monatlich die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ mit dem Museum im Stasi-Bunker. Manche leben in Leipzig und kommen – häufig mit Gästen – immer wieder in die Ausstellung. Andere kommen von weit her zu Besuch in die Stadt und wollen hier sehen, wo und wie vormals das berüchtigte Ministerium für Staatssicherheit arbeitete.

 

Viele unserer Besucher hinterlassen eine Notiz im Gästebuch und schreiben hier ihre Eindrücke nieder, die sie in der Gedenkstätte gesammelt haben. Unter dieser Rubrik wollen wir monatlich einige dieser Einträge an Sie weitergeben.

 

„Und der Zusammenhalt war wirklich stärker in der DDR? Na, ich weiß nicht? Sehr informative Ausstellung! Schön, dass die Mauer weg ist …“

Eintrag vom 25.03.2006

 

„Die Ausstellung war sehr gut, aber man merkt jetzt so richtig wie brutal es damals zuging“

Eintrag vom 26.03.2006 von einem Besucher aus Hannover

 

„Gott sei dank sind alle Verbrecher und Handlanger der DDR (fast alle) zur Rechenschaft gezogen worden, welche die Freiheit der Menschen unterdrückten. Möge sich das niemals mehr wiederholen!!!“

Eintrag vom 01.04.2006

 

„Bitte erhalten Sie diese Dokumente mit allen Mitteln – Das darf nicht in Vergessenheit geraten! Viel Kraft und Ausdauer!“

Eintrag vom April 2006

 

„In einer Zeit, in der mit Bomben Frieden geschaffen wird, ist es umso bemerkenswerter, dass wir Deutsche der Welt gezeigt haben, dass es auch anders geht. Ich danke meinen Brüdern und Schwestern aus dem Osten für die Friedliche Revolution! Das erste Mal konnte ich in meinem Leben stolz auf meine Nationalität sein! Ich hoffe, dass in ein paar Jahren niemand mehr von Wessis und Ossis spricht! Auf ein gemeinsames Deutschland! Danke!“

Eintrag vom 06.04.2006 von einer Besucherin aus Hessen

 

„Eine schöne Ausstellung mit vielen interessanten Details – ‚Geschichte’ noch mal lebendig machen… Das Kämpfen für den Erhalt der ganzen Dokumente hat sich wirklich gelohnt. Ich ziehe den Hut vor denen, die das erst möglich gemacht haben.“

Eintrag vom 18.04.2006

 

„Ich kann Ihnen berichten, dass die Stipendiatinnen und Stipendiaten ihre dabei gewonnenen Erkenntnisse über Leipzig als Stadt der Friedlichen Revolution als das herausragende Ergebnis des Grundseminars bezeichneten. Für sie habe sich das Anwachsen der Bürgerbewegung in Konfrontation mit der Staatsgewalt der DDR, der Verlauf des Jahres 1989 und die Voraussetzungen für die wieder gewonnene Deutsche Einheit an diesem Ort in Leipzig in herausragender Weise exemplarisch und anschaulich erschlossen.“

Aus einem Schreiben der Konrad-Adenauer-Stiftung, Hauptabteilung Begabtenförderung und Kultur, vom 05.04.2006 im Nachgang zu einer Führung durch die Gedenkstätte

 


 



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Bürgerkomitee Leipzig e.V.
für die Auflösung der ehemaligen Staatssicherheit (MfS)
Träger der Gedenkstätte
Museum in der „Runden Ecke“ mit dem Museum im Stasi-Bunker
Dittrichring 24, PSF 10 03 45, D-04003 Leipzig
Tel.: (0341) 9 61 24 43 * Fax: (0341) 9 61 24 99
http://www.runde-ecke-leipzig.de
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