10 Jahre Stasi-Bunker

Am Ortsrand von Machern, versteckt zwischen den Lübschützer Teichen und einer Waldgartensiedlung, hatte der Leiter der Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit seine Ausweichführungsstelle (AfüSt). Im Ernstfall - etwa während eines Krieges - hätte er die „Runde Ecke“ in Leipzig verlassen und zusammen mit etwa 100 Offizieren in Machern Quartier bezogen.

Auf 5,2 Hektar Fläche stand hier alles zur Verfügung, was im so genannten Spannungs- und Mobilmachungsfall nötig gewesen wäre, um die geheimpolizeiliche Arbeit nahtlos fortzusetzen: Ein ABC-sicherer Bunker mit Verbindung nach Berlin, Chiffriertechnik, und komplettem Versorgungssystem. Eine abgesetzte Sendestel-le, um zu verhindern, dass die AfüSt bei Funkverkehr angepeilt werden konnte. Oberirdische Gebäude und Anlagen, darunter eine Tischlerei, Garagen, eine Hundelaufanlage und Bungalows, die zur Tarnung des Geländes als Feriendomizil dienten.

Zwischen 1968 und 1972 gebaut, hat die Ausweichführungsstelle nie einen Ernstfall erlebt. Im Dezember 1989, unmittelbar nach dem Ende des SED-Regimes in der DDR, wurde sie vom Pfarrer des Ortes Machern entdeckt. Bald darauf nahm sich das Bürgerkomitee Leipzig des Geländes an, erwirkte einen Denkmalstatus für die gesamte Anlage und konnte schließlich den historischen Ort vom damaligen Kreis Wurzen pachten.

Seit dem Tag des offenen Denkmals im September 1996 steht die frühere Ausweichführungsstelle Gästen einmal im Monat offen. Besucher erfahren, wie die Versorgungssysteme funktionierten, wie DDR-weit Nachrichtenkontakte zustande gekommen wären und welche Überlebensstrategien sich die Staatssicherheit für einen Atomschlag entwickelt hatte. Eine Ausstellung gibt Einblick in die Mobilmachungsplanung im Bezirk Leipzig und die Einbindung der Ausweichführungsstelle in diese Vorbereitungen auf den „Tag X“. Sie dokumentiert die spezielle Aufgabe des MfS im Ernstfall - bis hin zur geplanten Einrichtung von Isolierungslagern für Oppositionelle.

Der Beginn dieser regelmäßigen Besucherzeiten jährt sich 2006 zum zehnten Mal. Aus diesem Anlass hat das Bürgerkomitee zu einem Festwochenende eingeladen, an dem gleichzeitig der Jahrestag und der Tag des offenen Denkmals gefeiert wurden. Zum ersten Mal wurde den Besuchern ein Busshuttleservice angeboten. 

Nähere Informationen zum Festprogramm finden sie hier.

Im Rahmen des zehnjährigen Jubiläums wurde Sonderausstellung „Alles im Griff“, eine Leihgabe der Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen, Außenstelle Chemnitz, mit einem Festakt eröffnet. mehr

Vier junge Leipziger Autoren lasen am Abend des 9. September, 19.30 Uhr, am Lagerfeuer aus ihren Lyrik- und Prosawerken. mehr

Bereits am 5. September lud das Bürgerkomitee zu einer Presserundfahrt zu den Schauplätzen der Mobilmachungsplanung im Leipziger Raum ein. mehr