Sonderausstellung

"Leipzig auf dem Weg zur Friedlichen Revolution"

Zum Doppeljubiläum von Friedlicher Revolution und Deutscher Einheit erzählt diese Ausstellung vom friedlichen Umbruch 1989/90 und dem Weg zur Demokratie.

„Wir sind das Volk!“ riefen am 9. Oktober 1989 die 70.000 Menschen, die sich trotz der massiven Drohungen des SED-Regimes mit einer „chinesischen Lösung“ nach dem Friedensgebet in der Nikolaikirche auf die Straße gewagt hatten, um friedlich auf dem Leipziger Ring zu demonstrieren. Die bereitstehenden 8.000 bewaffneten Kräfte (Polizisten, Angehörigen der Kampfgruppen und Soldaten der NVA) mussten sich angesichts der demonstrierenden Massen zurückziehen. Am 9. Oktober entschied sich in Leipzig ob die Revolution eine blutige oder eine friedliche werden würde. Dass es zu keiner Gewalt kam, wurde als Sieg über das Regime empfunden. Von nun an breiteten sich die Proteste im ganzen Land aus. Wesentliche Impulse für eine Demokratisierung gingen von Leipzig aus.

Die Ausstellung im Museum in der „Runden Ecke“ informiert daher über die zahlreichen Aktionen der Leipziger Opposition, ohne die eine so große Demonstration wie am 9. Oktober in der Form nicht möglich gewesen wäre. Bereits in den 1980er Jahren engagierten sich Oppositionsgruppen besonders im kirchlichen Umfeld, da Kirche einen gewissen Schutz vor der Willkür des SED-Regimes bot. Themen wie Umweltschutz, Einhaltung der Menschenrechte und Demokratisierung des Landes waren wichtige Themen. Als es 1988 jedoch zu einem starken Konflikt zwischen Kirchenleitung und Teilen dieser Basisgruppen kam, sahen sich diese gezwungen verstärkt in den öffentlichen Raum zu treten.

Mit originalen Flugblättern, Demofotos, Plakaten und Dokumenten zeichnet die Ausstellung die Entwicklung der Oppositionsgruppen nach und orientiert sich an den konkreten Aktionen des politischen Widerstandes in Leipzig im Jahr 1989: Die Montagsdemonstrationen zur Leipziger Frühjahrs- und Herbstmesse, die Kommunalwahlen vom 7. Mai, das Straßenmusikfestival am 10. Juni, die entscheidende Montagsdemonstration am 9. Oktober und nicht zuletzt die Besetzung der Leipziger Stasi-Zentrale am 4. Dezember 1989 seien hier nur als einige Schlaglichter genannt. Die Gründung des Neuen Forums, das Entstehen der Runden Tische und die ersten freien Wahlen im März und Mai 1990 waren wegweisend für die Demokratisierung des Landes.

Zum 20-jährigen Jubiläum der Deutschen Einheit wird die Sonderausstellung um ein wichtiges Kapitel der jüngeren deutschen Geschichte erweitert, das bisher, im Gegensatz zur Geschichte der Friedlichen Revolution, weniger beachtet wurde: Nach den freien Wahlen, bei denen die Allianz für Deutschland den eindeutigen Sieg errang und den Weg zur schnellen Einheit ebnete, begann die wichtige Phase des Aufbaus demokratischer Strukturen. Die Wirtschafts- und Währungsunion, die ersten wichtigen Debatten um die Stasi-Unterlagen, die Wiedergründung des Freistaates Sachsen und die Entwicklung der Stadt Leipzig sind Themen des letzten Teils der Ausstellung.

Eingebettet sind die Ereignisse in Leipzig zudem in den Kontext eines friedlichen Umbruchs in Ost-Mitteleuropa und stehen exemplarisch für die Entwicklungen in ganz Deutschland. Damit präsentiert das Bürgerkomitee Leipzig e. V., das direkt aus der Friedlichen Revolution hervorging und heute das Museum in der „Runden Ecke“ betreibt, eine der wichtigsten Epochen der jüngeren deutschen Geschichte und lädt zu spannenden neuen Entdeckungen ein.

 

Öffnungszeiten: täglich 10.00 bis 18.00 Uhr

Gruppenführungen: Termine nach Vereinbarung

Umgesetzt werden konnte das Projekt dank der Unterstützung des Beauftragten der Bunderegierung für Kultur und Medien, der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, der Sächsischen Landesstelle für Museumswesen, des sächsischen Landesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR und der Verbundnetz Gas AG.

Mit folgenden Institutionen ging die Gedenkstätte außerdem Kooperationen ein: Archiv Bürgerbewegung Leipzig, Robert-Havemann-Gesellschaft: Archiv der DDR-Opposition, Deutsches Rundfunkarchiv, Sächsisches Staatsarchiv, Die Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik, der ARD und des Zweiten Deutschen Fernsehens.