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Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,

 

ungewohntes Programm am 18. Juli in der ehemaligen zentralen Hinrichtungsstätte der DDR, die heute ein Erinnerungsort ist: Die historischen Räume in der Leipziger Südvorstadt bildeten den Rahmen für eine Veranstaltung mit Literatur und Musik, organisiert von der Freiwilligen im Sozialen Jahr Kultur des Museums in der „Runden Ecke“. Um sich dem übermächtigen Thema Todesstrafe in leiser Form und auf interpretativer Ebene zu nähern. Mit fast 70 Gästen war die Veranstaltung bis auf den letzten Platz gefüllt. Genaueres zum Literaturabend „Zwiezeit“ erfahren Sie im Abschnitt „Rückblick“.

 

„Zwiezeit“ war die letzte Veranstaltung vor der Sommerpause. Wir freuen uns darauf, Sie dann am Tag des offenen Denkmals am 14. September wieder bei uns zu sehen. Dann laden wir an vier verschiedenen Schauplätzen zu Sonderführungen ein. Eine kurze Vorschau finden Sie bereits in diesem; das ausführliche Programm dann im nächsten Newsletter.

 

Wir wünschen Ihnen eine angenehme Urlaubszeit und zunächst viel Freude beim Lesen des Newsletters.

Ihr Bürgerkomitee Leipzig

 

 

 

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INHALT

Vorschau

Rückblick

Aus der Arbeit der Gedenkstätte

Aus dem Gästebuch

 

 

 

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VORSCHAU

 

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14. SEPTEMBER 2008

TAG DES OFFENEN DENKMALS

„VERGANGENHEIT AUFDECKEN. ARCHÄOLOGIE UND BAUFORSCHUNG“

Am Tag des offenen Denkmals Mitte September laden wir an vier verschiedenen Schauplätzen zu Sonderführungen ein. Mit der folgenden Veranstaltungsübersicht laden wir Sie ein, sich den Termin schon jetzt vorzumerken. Ausführliche Hinweise zu den einzelnen Programmpunkten erhalten Sie im September-Newsletter.

 

 

MUSEUM IN DER „RUNDEN ECKE“

11.00 – 16.00 Uhr, jeweils zur halben und vollen Stunde: Sonderführungen unter dem Motto: „Stasi intern. Rundgang durch die ehemalige Zentrale des MfS“ - Vom Keller zum Boden und anderen Orten des (un)heimlichen Gebäudekomplexes

15.00 Uhr: Öffentliche Führung durch die Dauerausstellung „Stasi – Macht und Banalität“

 

MUSEUM IM STASI-BUNKER MACHERN

10.00 – 16.00 Uhr: Führungen durch den Bunker, die ehemalige Ausweichführungsstelle des Leiters der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Leipzig

Besuch des Außengeländes mit zahlreichen erhaltenen Anlagen (erschlossen durch Hinweistafeln)

 

EHEMALIGE ZENTRALE HINRICHTUNGSSTÄTTE

11.00 – 15.00 Uhr ständig Führungen durch die historischen Räume unter dem Titel „Todesstrafe in der DDR – Hinrichtungen in Leipzig“

 

STADTRUNDGANG „AUF DEN SPUREN DER FRIEDLICHEN REVOLUTION“

11.00 Uhr, Treffpunkt: Hauptportal Nikolaikirche, Führung zu den Brennpunkten des demokratischen Aufbruchs 1989 in Leipzig

 

 

 

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RÜCKBLICK

 

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18. JULI 2008

ZWIEZEIT. WORT UND KLANG AM HISTORISCHEN ORT | EHEMALIGE ZENTRALE HINRICHTUNGSSTÄTTE DER DDR

„die wände schuppen sich. innereien hängen aus den decken“ - treffender kann man das Erscheinungsbild der zentralen ehemaligen Hinrichtungsstätte der DDR in Leipzig kaum in Worte fassen. Doch der Lyriker Andreas Altmann, aus dessen Feder eben zitiertes Gedicht „verlassen“ stammt, hatte den Ort nie vorher gesehen. Als er am 18. Juli in den historischen Räumen daraus las, ergab sich dennoch sofort ein Bezug zum Schauplatz.

 

Mit Literatur und Musik eine solche Verbindung auf interpretatorischer Ebene herzustellen – das war das Ziel von Christiane Sändig, der Teilnehmerin am Freiwilligen Sozialen Jahr Kultur im Museum in der „Runden Ecke“. Sie hatte die Veranstaltung „Zwiezeit. Wort und Klang am historischen Ort“ konzipiert und gemeinsam mit dem poetenladen, einer Leipziger Internetplattform für junge Literatur, umgesetzt. „Im Vorfeld wurde viel über ethische Grenzen diskutiert“, sagte Christiane Sändig zu Beginn des Abends, „doch meiner Ansicht nach ist Kunst ein legitimes Mittel, ein vermeintlich übermächtiges Thema fassbar zu machen und zum Weiterdenken zu animieren. Diese Lesung soll der Versuch sein, sich dem Ort und dem Thema Todesstrafe auf leisem Wege zu nähern.“

 

Behutsam tasteten sich die Texte an existentielle Begriffe wie Schmerz, Schuld, Einsamkeit, Vergänglichkeit und Ohnmacht heran. Vorgetragen wurden sie von den Lyrikern Andreas Altmann (Berlin), Kerstin Preiwuß (Leipzig) und Sascha Kokot (Leipzig) sowie der Prosa-Autorin Eva Roman (Leipzig). Sprecherin Kathleen Pohl, die auch durch den Abend führte, las den Text „Septemberlicht“ von Ralf Schwob, der selbst nicht anwesend war. Die Autoren hatten durchweg bildhafte, oft emotionale Texte ausgewählt, die der besonderen Atmosphäre des Ortes gerecht wurden. Gewandhausmusiker Peter Borck fing die Stimmung mit Bratschenmusik ein und gab mit seinen Klangexkursionen zwischen Bach und Zeitgenössischem Raum zum Nachdenken.

 

Die fast 70 Besucher des Abends füllten die Tordurchfahrt der ehemaligen Justizvollzugsanstalt in der Alfred-Kästner-Straße, durch die einst Verurteilte antransportiert worden waren, bis auf den letzten Platz aus. Viele schlossen sich nach der Veranstaltung noch einer Führung durch die historischen Räume an und informierten sich über die Geschichte der Todesstrafe in der DDR. Ab 1960 hatte sich in Leipzig die zentrale Hinrichtungsstätte der DDR befunden. Nach heutigen Erkenntnissen kamen hier 64 Menschen zu Tode. Ein rechtsstaatliches Verfahren hatten sie meist nicht erhalten. Oft stand das Urteil schon vor Prozessbeginn fest – bestätigt auf höchster politischer Ebene. Die Leichname wurden anonym beigesetzt, die Totenscheine gefälscht.

 

 

 

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AUS DER ARBEIT DER GEDENKSTÄTTE

 

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„ALLES IM GRIFF“ – SONDERAUSSTELLUNG IM MUSEUM IM STASI-BUNKER

Auch in Ausnahmesituationen wollte die Staatssicherheit alles im Griff haben. Welche Vorkehrungen sie dafür traf, das zeigt eine Sonderausstellung im Museum im Stasi-Bunker.

 

Für den so genannten Spannungs- und Mobilmachungsfall erließ Erich Mielke, der Minister für Staatssicherheit, 1967 die Direktive 1/67. Sie enthielt neben Anweisungen zum Bau von Ausweichführungsstellen auch Pläne zur Festnahme, Isolierung und Überwachung Andersdenkender. Die Sonderausstellung zeigt die Ausmaße dieser Ernstfallplanung am Beispiel des Bezirks Karl-Marx-Stadt. Hier lebte ein Drittel der DDR-weit 85.000 Personen, deren Daten in einem „Vorbeugekomplex“ erfasst waren, weil sie von der vorgegebenen Linie der Staats- und Parteiführung abwichen und als potentielles Sicherheitsrisiko galten.

 

Sehen können Sie die Ausstellung während der Öffnungszeiten des Museums im Stasi-Bunker am 30. und 31. August, jeweils von 13.00 bis 16.00 Uhr. Die Exposition ist eine Leihgabe der BStU, Außenstelle Chemnitz.

 

 

 

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AUS DEM GÄSTEBUCH

 

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Mehrere tausend Menschen besuchen monatlich die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ mit dem Museum im Stasi-Bunker. Manche leben in Leipzig und kommen – häufig mit Gästen – immer wieder in die Ausstellung. Andere kommen von weit her zu Besuch in die Stadt und wollen hier sehen, wo und wie vormals das berüchtigte Ministerium für Staatssicherheit arbeitete.

 

Viele unserer Besucher hinterlassen eine Notiz im Gästebuch und schreiben hier ihre Eindrücke nieder, die sie in der Gedenkstätte gesammelt haben. Unter dieser Rubrik wollen wir monatlich einige dieser Einträge an Sie weitergeben.

 

„Danke für die ehrliche und freundliche Ausstellung, die Menschen, die vielleicht gleiches erduldet haben. Danke für die Freunde dieser Welten, die verkauft und gefoltert wurden von ihren nächsten Freunden. Die Namenlos das Licht der Erde erblicken mußten...“

Eintrag einer Besucherin aus Leipzig vom 08.07.2008

 

„Wir müssen allen Leipzigern dankbar sein, die den Mut u. die Energie aufbrachten sich gegen dieses unmenschliche Regime zu stellen. Dankbar müssen wir außerdem Gott u. allen verantwortlichen Politikern gegenüber sein, dass dieses Regime unblutig beendet wurde und wir auf 63 Jahre Frieden blicken dürfen.

Es ist ganz wichtig, dass diese beeindruckende Dokumentation immer wieder Menschen nahe gebracht wird. Danke! Weiter so!!“

Eintrag einer Besucherin aus Siegen vom 13.07.2008

 

„Die Brutalität dieses System wurde mir heute „hautnah“ gebracht. Ich habe als „Wessi-Frau“ niemals so nachempfinden können wie heute. Vielen Dank für ihrer aller Engagement.“

Eintrag einer Besucherin vom 13.07.2008

 

„Ich fand die Ausstellung an sich gut und gründlich ausgearbeitet, aber ist es nicht vielleicht an der Zeit sie zu überarbeiten? Meiner Meinung nach sollte man dieses Thema heute noch einmal neu überdenken. Eine Ausstellung sollte auch immer die eigene Aussage reflektieren. Der Kontext in dem die DDR heute gesehen wird ist nun ein anderer als vor 10 Jahren.“

Eintrag eines Besuchers vom 23.07.2008

 


 



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Die Arbeit des Bürgerkomitees wird gefördert durch die Stiftung Sächsische Gedenkstätten aus Mitteln des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien auf der Grundlage eines Beschlusses des Deutschen Bundestages und des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst sowie durch die Stadt Leipzig und den Kulturraums Leipziger Raum.

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Bürgerkomitee Leipzig e.V.
für die Auflösung der ehemaligen Staatssicherheit (MfS)
Träger der Gedenkstätte
Museum in der „Runden Ecke“ mit dem Museum im Stasi-Bunker
Dittrichring 24, PSF 10 03 45, D-04003 Leipzig
Tel.: (0341) 9 61 24 43 * Fax: (0341) 9 61 24 99
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