headertop
 
 
   
  Newsletter - März 2009

 

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,

 

dem Bürgerkomitee Leipzig e.V. ist ein guter Start ins Jahr 2009 gelungen: Die neue Veranstaltungsreihe zum 20-jährigen Jubiläum der Friedlichen Revolution erfreute sich im Februar mit etwa 75 Besuchern großer Beliebtheit. Diesmal diskutierten die Moderatoren Reinhard Bohse und Tobias Hollitzer mit dem ehemaligen Bürgerrechtler Jochen Läßig, der 1989 unter anderem ein Furore machendes Straßenmusikfestival in Leipzig organisierte. Darüber sowie über sein Leben vor und nach 1989 gab er einen Abend lang bereitwillig Auskunft.

Auch im März laden wir Sie wieder herzlich zu unserem Montagsgespräch mit der ehemaligen Bürgerrechtlerin und Sprecherin des Neuen Forums Petra Lux ein.

Höhepunkt im Monat März wird das beim Publikum sehr beliebte Lesefest „Leipzig liest“ sein, an dem sich das Museum in der „Runden Ecke“ auch in diesem Jahr wieder beteiligt. Mit den insgesamt 15 Veranstaltungen zu den Themen Stasi, SED-Diktatur und nicht zuletzt der Friedlichen Revolution möchte das Bürgerkomitee auf die zahlreichen Neuerscheinungen aufmerksam machen und der Auseinandersetzung mit der DDR auch auf der Buchmesse Raum geben.

Wir freuen uns, Sie im Laufe des Jahres bei weiteren Veranstaltungen und besonders bei unserer Sonderausstellung „Leipzig auf dem Weg zur Friedlichen Revolution“ begrüßen zu können und wünschen Ihnen nun eine gute Lektüre des aktuellen Newsletters.

 

Ihr Bürgerkomitee Leipzig

 

 

 

+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

 

INHALT

Wir laden ein

Rückblick

Neues auf dem Gebiet der Aufarbeitung

Aus der Arbeit der Gedenkstätte

Aus dem Gästebuch

 

 

 

+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

 

WIR LADEN EIN

 

+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

 

2. MÄRZ 2009, 19.00 UHR

MONTAGSGESPRÄCH mit PETRA LUX

20 Jahre nach der Friedlichen Revolution lädt das Bürgerkomitee Leipzig e. V. zu einer Gesprächsreihe mit Zeitzeugen ein, die jeden ersten Montag im Monat stattfindet. Im Mittelpunkt stehen Einzelpersonen, die sich in besonderer Weise an der Friedlichen Revolution beteiligten und einen gleichermaßen außergewöhnlichen wie exemplarischen Lebensweg haben. Die Persönlichkeiten bekommen die Möglichkeit, ausführlich und gründlich über ihr Leben vor der Friedlichen Revolution und ihre Teilnahme an derselben zu berichten.

Diesmal ist die ehemalige Leipziger Bürgerrechtlerin Petra Lux zu Gast. 1956 in Hermsdorf geboren, studierte sie von 1976 bis 1980 Journalistik in Leipzig. Nach ihrem Abschluss wurde ihr jedoch schnell bewusst, dass sie unter den in der DDR herrschenden Bedingungen ihren Beruf nicht ausüben konnte. So leitete sie zunächst das Jugendklubhaus „Jörg Schmidchen“ in Leipzig-Schönefeld. Mit Erfolg kümmerte sie sich um die schwierigen Jugendlichen, organisierte alternative Kulturangebote und arbeitete mit der Kirche zusammen. Das führte 1983 zur fristlosen Kündigung aus politischen Gründen. Sie arbeitete daraufhin als freie Journalistin und war Mitbegründerin der Fraueninitiative Leipzig. In ihrer Wohnung veranstaltete sie schon vor 1989 Hauskreise, die sich kritisch mit der SED-Diktatur auseinandersetzten. Dadurch wurde auch die Staatssicherheit auf sie aufmerksam. Sogar ihr bester Freund bespitzelte sie. Am 3. Oktober 1989 trat Petra Lux dem Neuen Forum bei und war unter anderem dessen Sprecherin. Nach 1990 arbeitete sie wieder als freie Journalistin für Rundfunk, Presse und Fernsehen. Ab 1995 machte sie eine Ausbildung zur TaiChi-Lehrerin. Heute führt Petra Lux das YINYANG-Zentrum (Schule für TaiChi, QiGong und Reiki) in Leipzig, das sie 1996 eröffnet hat.

 

Das Gespräch moderieren Reinhard Bohse und Tobias Hollitzer.

 

Die Veranstaltung findet im ehemaligen Stasi-Kinosaal statt, der Eintritt ist frei.

 

 

11. – 15. MÄRZ 2009

BETEILIGUNG AN „LEIPZIG LIEST“

20 Jahre nach der Friedlichen Revolution sind die DDR und der demokratische Umbruch des Jahres ´89 in der Literatur präsenter denn je. Im Jubiläumsjahr 2009 ist es dem Bürgerkomitee Leipzig e.V. als Träger der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ mit dem Museum im Stasi-Bunker deswegen ein besonderes Anliegen, Autoren und deren Publikationen vorzustellen, die sich mit der Friedlichen Revolution beschäftigen, so etwa Ehrhart Neubert, Sylvia Kabus und Stephan Krawczyk. Mit der prominent besetzten Podiumsdiskussion über ein Freiheits- und Einheitsdenkmal in Leipzig am Samstag, den 14. März möchte die „Runde Ecke“ den geschichtspolitischen Debatten, die 20 Jahre nach dem demokratischen Umbruch geführt werden, auch im Rahmen der Buchmesse Raum geben.

Daneben nimmt die Aufarbeitung der SED-Diktatur und der Staatssicherheit wie immer einen wichtigen Platz im Programm des Bürgerkomitees ein. In den Büchern von Hubertus Knabe, Christhard Läpple oder Volker Koop, um nur einige Beispiele zu nennen, zeigt sich, wie facettenreich die Auseinandersetzung mit diesem Thema bis heute ist.

Nicht zuletzt ist dem Bürgerkomitee auch eine autobiographische beziehungsweise belletristische Auseinandersetzung mit dem Thema wichtig. Mit Julia Schoch wird eine Anwärterin auf den Preis der Leipziger Buchmesse 2009 in der „Runden Ecke“ zu Gast sein und ihr neu erscheinendes Buch „Mit der Geschwindigkeit des Sommers“ vorstellen.

Zu den insgesamt 15 Veranstaltungen lädt das Bürgerkomitee Leipzig alle Besucher der Buchmesse recht herzlich ein.

Wir freuen uns, Sie als unsere Gäste begrüßen zu können.

 

Der Eintritt ist zu allen Veranstaltungen frei.

 

12.03.2009, 11.00 Uhr, Saal

SCHULMUSEUM LEIPZIG (HRSG.): KINDER IN UNIFORM

Buchvorstellung

 

„Kinder in Uniform“ ist aus einem ungewöhnlichen Projekt entstanden: Leipziger Schüler und Studenten interviewten Großeltern und Eltern zu ihren Erfahrungen mit den staatlichen Jugendorganisationen des NS-Regimes und der DDR. Was hat es für den Einzelnen bedeutet, Mitglied in der Einheitsjugend zu sein, Braunhemd, Pionierhalstuch oder FDJ-Bluse zu tragen? Erzählt wird von der Faszination der Symbole und Rituale, von Gemeinschaftserlebnissen, Anpassung und Ausgrenzung. Warum machten fast alle mit, und wie stellt sich das eigene Verhalten im Rückblick dar? Wie ähnlich waren sich die Systeme, wenn es darum ging, die Jugend für sich zu gewinnen? Die Interviews geben einen spannenden Einblick in den Dialog zwischen drei Generationen über die Mechanismen diktatorischer Staaten.

Der Ansatz des Vergleichs wurde bewusst gewählt, doch heißt Vergleichen nicht Gleichsetzen. Vielmehr bietet sich die Chance, durch Gegenüberstellung einerseits Unterschiede deutlicher herausarbeiten und andererseits den Kern des Phänomens der Uniformität besser erfassen zu können.

 

Auszüge aus den Interviews liest EVA LANGKABEL, Schauspielerin

 

In Kooperation mit dem Schulmuseum Leipzig

 

 

12.03.2009, 15.00, Saal

MIKE SCHMEITZNER: DOPPELT VERFOLGT – DAS WIDERSTÄNDIGE LEBEN DES ARNO WEND

Buchpremiere und Diskussion

 

Der Historiker Mike Schmeitzner analysiert die wenig bekannte Lebensgeschichte des Sozialdemokraten Arno Wend (1906 bis 1980) anhand unveröffentlichter und bislang unzugänglicher Dokumente unter anderem aus Moskauer Archiven. Der Politiker war sowohl in der Zeit des Nationalsozialismus als auch in der SBZ schwersten Verfolgungen ausgeliefert und überlebte KZ und Gulag bevor er 1955 nach Westdeutschland gehen konnte. Am Beispiel Arno Wends wird der Frage nachgegangen, welche politischen Überzeugungen und charakterlichen Eigenschaften zur Konfrontation mit zwei Weltanschauungsdiktaturen führten und welche schwer wiegenden persönlichen Konsequenzen sich für das Opfer daraus ergaben.

 

* 1968, Studium der Geschichte und Germanistik an der Technischen Universität Dresden, seit 1998 wissenschaftlicher Mitarbeiter des Hannah-Arndt-Instituts für Totalitarismusforschung an der TU Dresden.

 

In Zusammenarbeit mit dem Vorwärts-Buchverlag

 

 

12.03.2009, 17.00, Saal

SYLVIA KABUS: NEUNZEHNHUNDERTNEUNUNDACHTZIG – PSYCHOGRAMME EINER DEUTSCHEN STADT

Buchpremiere und Lesung

 

Wer entschied tatsächlich am Runden Tisch? Wie funktionierte Kabarett in einer Diktatur? Wie ertrug eine Gruppe von Schriftstellern jahrelange Verfolgung durch die Staatssicherheit? Diesen und mehr bislang unbeantworteten Fragen geht die Autorin nach, recherchiert Verborgenes. Ihr Blick richtet sich dabei immer wieder auf Wegbereiter des Umbruchs, die bis heute verdrängt werden.

Der Band ist den Menschen gewidmet, die mit ihren Demonstrationen eine geistige Mauer zum Einsturz brachten und die noch heute an ihrer Stadt bauen. Die Aufdeckung intern gebliebener Vorgänge formt sich zu präzisen und mutigen

 

* 1952 in Görlitz, war Redakteurin einer Kulturzeitschrift und arbeitete als Autorin für die DEFA, 1989 engagierte sie sich in der Leipziger Bürgerbewegung, 1990 wirkte sie an der Auflösung des Schriftstellerverbandes der DDR mit, seit 1991 publiziert sie zu Themen der beiden deutschen Diktaturen.

 

In Zusammenarbeit mit dem Sax-Verlag

 

Moderation: TOBIAS HOLLITZER, Museum in der „Runden Ecke“

 

 

12.03.2009, 19.00 Uhr, Ausstellung

JULIA SCHOCH: MIT DER GESCHWINDIGKEIT DES SOMMERS

Buchpremiere und Lesung

 

Die bewegende Geschichte einer rätselhaften Frau: Nuanciert und mitreißend erzählt Julia Schoch aus der Perspektive deren jüngerer Schwester vom Untergang der DDR: „Vor allem die Frauen waren übermütig. Als hätte ihnen nun der Lauf der Geschichte, die Auflösung unseres Staates, ein Argument für ein eigenes Leben gegeben. Meine Schwester aber, die in der Abgeschiedenheit der Kiefernwälder und des Stettiner Haffs von der Freiheit geträumt hatte, hatte noch nichts, das sich zu verlassen lohnte. Nur die Familie, den Ehemann. Aber sie blieb, traf sich wieder mit ihrem alten Liebhaber und gab sich fast schwärmerisch der verlockenden Vorstellung hin, dass in diesem anderen Staat ein anderer Lebenslauf für sie bereitgestanden hätte. Wäre ich aufmerksamer gewesen, hätte ich ihre verhängnisvolle Entscheidung vielleicht rückgängig machen können.“

 

* 1974 in Bad Saarow, lebt nach Aufenthalten in Bukarest und Paris als freie Autorin und Übersetzerin in Potsdam, für ihr Erzähldebüt „Der Körper des Salamanders“ wurde sie mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Julia Schoch ist für den Preis der Leipziger Buchmesse 2009 nominiert.

 

In Zusammenarbeit mit dem Piper Verlag

 

 

12.03.2009, 19.00 Uhr, Saal

KLAUS BEHLING/JAN EIK: LAUTLOSER TERROR. KRIMINALITÄT IN DER STASI

Buchpremiere und Diskussion

 

Versteckte Terroristen, vertauschte Kinder, veruntreute Gelder. Trotz ihrer weitreichenden Verbrechen verstand sich die Stasi als „saubere“ Elite. Wer nicht daran glauben wollte, dass da Männer ohne Fehl und Tadel streng nach Recht und Gesetz handelten, wurde als Feind verfolgt. Die beiden Autoren untersuchen auch in ihrem dritten Band die ganz gewöhnliche Kriminalität innerhalb des MfS. Sie sprachen mit Zeitzeugen, werteten alte Akten aus und arbeiteten die Verbrechen fundiert auf. Detailreich breiten sie Fall für Fall vor dem Leser aus und zeigen wie skrupellos die Stasi ihre Macht missbrauchte und dabei oft nicht bestraft wurde.

 

Klaus Behling: * 1949, Asienwissenschaftler, arbeitete im diplomatischen Dienst der DDR, seit 1991 Journalist beim Axel Springer Verlag. Veröffentlichte zusammen mit Jan Eik die Vorgänger-Bücher zu Kriminalität in der Stasi.

Jan Eik: * 1940 in Berlin, mit bürgerlichem Namen Helmut Eikermann, Krimiautor, arbeitete für Funk und Fernsehen und wandte sich nach 1990 authentischen Kriminalfällen aus der DDR zu.

 

In Zusammenarbeit mit dem Militzke-Verlag

 

Moderation: CHRISTIAN BOOß

 

 

12.03.2009, 20.30 Uhr, Ausstellung

SUSANNE SCHÄDLICH: IMMER WIEDER DEZEMBER

Buchpremiere und Lesung

 

Dezember 1977: Alles sollte anders werden als Susanne Schädlich die DDR verließ. Doch es war der Beginn einer dramatischen Zerreißprobe: Der Westen war fremder als gedacht, und der lange Arm der Stasi verfolgte die Familie auch hier. Erst Jahre später gelang es Susanne Schädlich, im geeinten Deutschland anzukommen. Aber Geschichte vergeht nicht, sie holt einen immer wieder ein. In einer Familiengeschichte erzählt die Tochter des DDR-Schriftstellers Hans-Joachim Schädlich eindringlich von ihrem Leben in der DDR, der Ausreise und vor allem ihrem Onkel, der die gesamte Familie über Jahrzehnte als „IM Schäfer“ bespitzelte.

 

* 1965 in Jena, ist literarisch tätig und arbeitet als freiberufliche Autorin, Journalistin und Übersetzerin aus dem Amerikanischen und Spanischen, sie lebte elf Jahre in den USA; 1999 kehrte sie nach Berlin zurück

 

In Zusammenarbeit mit dem Droemer-Knaur-Verlag

 

Moderation: HELMUTH FRAUENDORFER, MDR, ARD-Magazin FAKT

 

 

13.03.2009, 11.00 Uhr, Saal

INES VEITH: LEBEN UND ALLTAG DER DDR-FLÜCHTLINGE

Veranstaltung für Schüler und Lehrer

 

Ines Veith, die Autorin des Buches „Die Frau vom Checkpoint Charlie“, erfolgreich verfilmt mit Veronika Ferres in der Hauptrolle, stellt in diesem Heft der Reihe „Leben und Alltag“ die Lebensverhältnisse der DDR-Flüchtlinge in den Jahren zwischen 1949 und 1990 anschaulich dar. Anhand zahlreicher Einzelschicksale beschreibt sie die Unzufriedenheit der Menschen mit dem damaligen DDR-System oder die brutale Verfolgung von Flüchtlingen, die beim Fluchtversuch gescheitert sind. Immer wieder wird die Beschreibung des Alltags der Menschen eingebunden in eine präzise Darstellung des Unterdrückungssystems in der DDR. Die Arbeitsblätter mit zahlreichen authentischen Fotos und anderen Quellen sowie motivierenden Aufgabenstellungen ermöglichen sowohl Schülern als auch Pädagogen einen vielfältigen Zugang zum Thema.

 

* 1955, studierte Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft sowie Philosophie und Kunstgeschichte, war als Journalistin beim WDR tätig und arbeitet heute als freie Journalistin und Autorin.

 

In Zusammenarbeit mit dem Buchverlag Kempen und der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung

 

Moderation: HELMUTH FRAUENDORFER, MDR, ARD-Magazin FAKT

 

 

13.03.2009, 15.00 Uhr, Saal

SALOMEA GENIN: ICH FOLGTE DEN FALSCHEN GÖTTERN. EINE AUSTRALISCHE JÜDIN IN DER DDR

Lesung und Dokumentarfilm

 

In ihrer Autobiographie beschreibt die 1932 in Berlin geborene Salomea Genin ihre wechselvolle Geschichte: wie sie von der begeisterten Kommunistin in Australien zur inoffiziellen Mitarbeiterin für die Stasi wurde und dann den Wandel zur Kritikerin des SED-Regimes vollzieht. 1939 floh die Familie Genin vor den Nazis nach Australien. Mit 17 Jahren trat Salomea der Kommunistischen Partei Australiens bei. 1951 kam sie zu den Weltfestspielen nach Ost-Berlin und war von der DDR begeistert. Sie verließ Australien, lebte zunächst in West-Berlin und England, bevor sie 1963 nach Ost-Berlin übersiedelte. Bereits zuvor war sie von der Stasi angeworben worden. Doch 1982 erkannte Salomea Genin: Statt zu helfen, die Welt zu verbessern, arbeitete sie für einen Polizeistaat. Nach dem Bruch mit der Stasi versuchte sie, sich das Leben nehmen. Im Mai 1989 fand sie die Kraft, aus der SED auszutreten. Ihre Austrittserklärung wurde in westdeutschen Zeitungen abgedruckt.

 

Im Anschluss an die Lesung wird ein Dokumentarfilm über Salomea Genins Leben gezeigt.

 

In Zusammenarbeit mit dem Verlag Berlin-Brandenburg

 

Moderation: HELMUTH FRAUENDORFER, MDR, ARD-Magazin FAKT

 

 

13.03.2009, 17.30 Uhr, Saal

STEPHAN KRAWCZYK: DAS WENDEDANKFEST

Konzert mit Lesung

 

In seiner für den 20. Jahrestag der Friedlichen Revolution eigens erarbeiteten Konzertlesung erzählt Krawczyk von dem Land, das 33 Jahre seine Heimat war. Als Akteur der Bürgerbewegung und Liedermacher, der offiziell nicht auftreten durfte, hat Krawczyk die DDR-Diktatur kennen gelernt.

In seinem Programm singt Krawczyk Lieder, mit denen er bis zu seiner Ausreise 1988 vielen Menschen Mut gab, sowie aktuelle Stücke. Er liest autobiographische Texte über das Leben in der DDR und im vereinten Deutschland. Seine leidenschaftlichen Lieder und spannenden Geschichten laden ein zu einem übergreifenden Ost-West-Dialog und bieten ebenso nachdenkliche wie unterhaltsame Einblicke in die deutsch-deutsche Erlebnisgeschichte. Diskussion: Kommunistische Agrarpolitik und ihre Auswirkungen bis heute

 

* 1955, Sänger, Schriftsteller, Musiker und Kabarettist, 1988 mit seiner damaligen Frau Freya Klier ausgebürgert, sie hatten in der DDR Berufsverbot und traten seit 1985 nur noch in Kirchen auf, heute lebt er in Berlin

 

 

13.03.2009, 19.30 Uhr, Saal

DR. HUBERTUS KNABE: HONECKERS ERBEN. DIE WAHRHEIT ÜBER DIE LINKE

Buchpremiere und Diskussion

 

Mit viel Geschick verstanden es 1989/90 Parteifunktionäre die diskreditierte Diktaturpartei zu retten und die Misere der letzten vierzig Jahre anderen in die Schuhe zu schieben. Das Milliardenvermögen der SED, bis heute angeblich unauffindbar, wurde auf Auslandskonten verschoben. Durch wiederholte Namensänderung wurde die SED-Herkunft verschleiert, noch heute sind gut die Hälfte der LINKE-Mitglieder alte SED-Genossen, darunter zahllose Stasi-Mitarbeiter.

Rechtzeitig zur Bundestagswahl leuchtet Knabe hinter die Kulissen einer Partei, die die Öffentlichkeit wie keine andere über ihr wahres Innenleben zu täuschen versteht und nicht zuletzt deshalb auf eine völlig unkritische Haltung der bundesdeutschen Medien trifft.

 

* 1959, Historiker, Direktor der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, 1992 bis 2000 war er in der Forschungsabteilung der Stasi-Unterlagen-Behörde tätig, zuletzt erschienen von ihm „Die Täter sind unter uns“.

 

In Zusammenarbeit mit den Ullstein Buchverlagen

 

 

14.03.2009, 14.00 Uhr, Saal

DR. ANDREAS APELT (HRSG.): DER WEG ZUM DENKMAL FÜR FREIHEIT UND EINHEIT

Buchvorstellung und Diskussion

 

Die Friedliche Revolution 1989/90 gehört zu den großen Daten deutscher Nationalgeschichte. Der Bundestag hat deshalb beschlossen, in Berlin ein Freiheits- und Einheitsdenkmal zu errichten. Nach langen Kontroversen wird nun auch in Leipzig ein Denkmal errichtet, das vor allem daran erinnert, dass in Leipzig die Montagsdemonstrationen ihren Anfang nahmen und am 9. Oktober 1989 der SED-Staat vor dem Mut von 70.000 friedlichen Demonstranten kapitulieren musste. Nach den Demonstrationen in Plauen, Dresden und anderen Städten war das Ende der SED-Diktatur nicht mehr aufzuhalten.

Die Ausschreibung soll am 9. Oktober dieses Jahres starten. Bis spätestens 2014, dem 25. Jahrestag der Friedlichen Revolution soll das Denkmal eingeweiht sein.

Nach einer Begrüßung durch Tobias Hollitzer, Leiter der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ wird Dr. Andreas Apelt, Bevollmächtigter des Vorstandes der Deutschen Gesellschaft e.V. eine Einführung zum Thema geben. Anschließend diskutieren:

 

DR. JOHANNES BEERMANN: Chef der Staatskanzlei und Staatsminister für Bundes- und Europaangelegenheiten des Landes Sachsen

DR. GEORG GIRARDET: Bürgermeister, Beigeordneter für Kultur der Stadt Leipzig

GÜNTHER NOOKE: Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik

GUNTER WEIßGERBER: Mitglied des Bundestages

 

Moderation: SVEN FELIX KELLERHOFF, Die Welt

 

Anschließend Diskussion mit dem Publikum

 

Schlusswort: GUNTHER HATZSCH, MdL, Vizepräsident des Sächsischen Landtages, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft e.V.

 

 

14.03.2009, 16.30 Uhr, Saal

VOLKER KOOP: BESETZT. SOWJETISCHE BESATZUNGSPOLITIK IN DEUTSCHLAND

Buchvorstellung mit Diskussion

 

1994 verließen die letzten russischen Soldaten Deutschland, womit ein Kapitel deutsch-sowjetischer bzw. deutsch-russischer Beziehungen zu Ende ging, das mit dem Überfall Nazi-Deutschlands 1941 auf die Sowjetunion begann.

Die sowjetische Besatzungszeit in Deutschland steht für Massenverhaftungen und Deportationen ebenso wie für eine rigorose Reparationspolitik und die Blockade West-Berlins. Die Entnazifizierung blieb – mehr noch als in den Westzonen – in den Anfängen stecken. Im vierten Band seiner viel beachteten Reihe beleuchtet Volker Koop die Jahre der sowjetischen Herrschaft anhand zahlreicher bisher nicht ausgewerteter Dokumente und zeigt auf, welche verheerenden Folgen die radikale Durchsetzung der kommunistischen Ideologie in diesem Teil Deutschlands hatte.

 

* 1945, Journalist, ab 1972 Sprecher des schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Gerhard Stoltenberg, ab 1987 im Informations- und Pressestab des Bundesministeriums für Verteidigung, seit 1994 freier Autor und Journalist.

 

In Zusammenarbeit mit dem be.bra Verlag

 

 

14.03.2009, 18.30 Uhr, Saal

DR. ERHART NEUBERT: UNSERE REVOLUTION. DIE GESCHICHTE DER JAHRE 1989/90

Buchvorstellung mit Diskussion

 

Eine dramatische Geschichte vom Widerstand gegen Mauern, von der Gewalt des Wandels, von mutigen Menschen – und vom Glück, das ausnahmsweise mit den Schwachen war.

Die Friedliche Revolution und die Wiedervereinigung sind einzigartig in ihrem Verlauf wie in der Wucht, mit der sie die Richtung der Weltgeschichte änderten. 20 Jahre später unternimmt es Ehrhart Neubert zum ersten Mal, eine Gesamtdarstellung zu schreiben. Als Mit-Handelnder am zentralen Runden Tisch damals und Wissenschaftler heute beschreibt er das vielschichtige Geschehen nicht nur aus erster Hand, sondern kann es auch deuten und strukturieren. Er zeigt, wie sich eine Revolution von unten entfalten und eine Diktatur stürzen konnte.

 

In Zusammenarbeit mit dem Piper Verlag

 

Moderation: TOBIAS HOLLITZER, Museums in der „Runden Ecke“

 

 

14.03.2009, 20.30 Uhr, Saal

CHRISTHARD LÄPPLE: VERRAT VERJÄHRT NICHT. LEBENSGESCHICHTEN AUS EINEM GETEILTEN LAND

Lesung und Diskussion

 

Das Buch liefert keine „sensationellen Enthüllungen“ über die Geschichte der Stasi. Auf der Basis von jahrelangen Gesprächen mit Beteiligten und umfangreichen Aktenfunden verlässt es die Oberfläche, vermeidet schrille Schlagzeilen und verzichtet auf sattsam bekannte Stellungnahmen. Die Geschichten öffnen einen unverstellten Blick auf die Stasi-Herrschaft und ihre Durchdringung der Gesellschaft bis in intimsten Bereiche. Es geht um Täter, Opfer und geopferte Täter. Der Leser erfährt aus erster Hand, was passiert, wenn der Bruder, der Freund oder die Partnerin Vertrauen missbraucht und zum Feind wird. Es dauert lange, bis solche Wunden heilen.

 

* 1958 in Ludwigsburg, Journalist, kam 1984 zum ZDF, seit 2001 stellvertretender Redaktionsleiter der Sendung Aspekte

 

In Zusammenarbeit mit dem Verlag Hoffman & Campe

 

Moderation: REINHARD BOHSE

 

 

15.03.2009, 11.00 Uhr, Saal

STEFFI BÖTTGER (HRSG.): HANS UND WOLFGANG NATONEK. BRIEFWECHSEL 1946 – 1962

Matinée-Lesung

 

Zwei Lebensläufe des 20.Jahrhunderts. Der Vater: Hans Natonek (1892-1963), vielgerühmter Journalist und Romanautor, muss aufgrund seiner jüdischen Herkunft ins Exil gehen und verbringt den Rest seines Lebens - schwerkrank und vom Literaturbetrieb vollkommen vergessen - in Tucson, Arizona. Sein Sohn Wolfgang Natonek (1919-1994), in Deutschland geblieben und 1948 in Leipzig wegen seines demokratischen Engagements als Vorsitzender des Studentenrates der Leipziger Universität von der sowjetischen Geheimpolizei verhaftet und zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt,

von denen er acht Jahre in Haft verbringen muss. Der Briefwechsel ist ein bewegendes Dokument für die Kraft und den Mut, den Überlebenswillen und die Unbeugsamkeit in schier ausweglosen Lagen. Eine deutsche Familiengeschichte besonderer Art, die in der Lesung mit musikalischer Untermalung eindrücklich erzählt wird.

 

Vortrag: STEFFI BÖTTGER

gelesen von: BERNHARD BILLER

Klavier: KONSTANZE HOLLITZER

 

Steffi Böttger: Theaterpädagogin und Publizistin, seit 1985 am Theater, u.a. Spielgemeinde Leipzig, Schauspiel Leipzig, seit 1994 freischaffend

Bernhard Biller: Schauspieler, von 1984 – 2004 Mitglied der „Leipziger Spielgemeinde - Theater K“, seit 2004 freiberuflich tätig, gestaltet musikalischliterarische Programme, Sprecher bei Oratorienaufführungen

Konstanze Hollitzer: Musikpädagogin und Konzertpianistin, 1990 bis 1998 Klavierstudium in Leipzig, danach Zusammenarbeit u.a. mit der Oper Leipzig sowie Aufzeichnungen für verschiedene Rundfunkanstalten.

 

In Zusammenarbeit mit dem Lehmstedt-Verlag

 

18.03.2009, 18.00 Uhr, Saal

JOHANN AMOS COMENIUS CLUB – EINE VERANSTALTUNGSREIHE DER CDU-FRAKTION DES SÄCHSISCHEN LANDTAGES

Demokratie in Freiheit – Ergebnis der Friedlichen Revolution

Vortrag und Diskussion

 

Der Jahrestag der ersten allgemeinen, freien und gleichen Wahlen zur Volkskammer der  DDR ist eine gute Gelegenheit auf die historischen Ereignisse von 1989 zu blicken, als mutige Menschen für mehr Freiheit und Demokratie auf die Straße gingen und damit zum Sturz der SED-Diktatur beitrugen. Die CDU-Fraktion des Sächsischen Landtages hat dazu zwei Zeitzeugen eingeladen. Lutz Reichardt war als evangelisch-freikirchlicher Pastor in Sachsen an den Ereignissen von 1989 beteiligt. Rainer Eppelmann, ebenfalls Theologe, gehörte zu den wichtigsten Vertretern des demokratischen Aufbruchs. Heute ist der der Vorsitzende der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Beide Referenten können aus unterschiedlichen Blickwinkeln über die Entwicklung der Demokratie berichten. Interessant ist dabei die Frage, wie das Zusammenwachsen der Deutschen in Ost und West gelungen ist und welche Bedeutung die Ereignisse von damals für die Gesellschaft von heute noch haben.

 

Referenten: Rainer Eppelmann (Vorsitzender der Bundesstiftung Aufarbeitung), Lutz Reichardt (Pastor der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde Bad Homburg)

Moderation: STEFFEN FLATH, MdL

 

 

MUSEUM IM STASI-BUNKER

Naherholungsgebiet Lübschützer Teiche, Flurstück 439, 04827 Machern

geöffnet  am 28.03. und 29.03.2009, 10.00 – 16.00 Uhr

Führungen durch den Bunker, die ehemalige Ausweichführungsstelle des Leiters der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Leipzig, mit originaler Einrichtung

Besuch des Außengeländes der ehemaligen Ausweichführungsstelle mit zahlreichen erhaltenen Anlagen; erschlossen durch Hinweistafeln

 

Im Naherholungsgebiet Lübschützer Teiche bei Machern liegt die einstige Ausweichführungsstelle (AfüSt) des Leiters der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Leipzig. Im Spannungs- und Mobilmachungsfall hätte der Leipziger Stasi-Chef gemeinsam mit ca. 100 hauptamtlichen Mitarbeitern und zwei Verbindungsoffizieren des KGB (des sowjetischen Geheimdienstes) seinen Dienstsitz nach Machern verlagert. Die Ausweichführungsstelle war ein heimlich geschaffener Komplex, durch den sich die Führungsriege des MfS ihren Machtanspruch im Fall eines Ausnahmezustands zu erhalten gedachte.

Im Rahmen von Führungen wird unter anderem vermittelt, wie die Versorgungssysteme funktionierten, wie DDR-weit Nachrichtenkontakte zustande gekommen wären und welche Überlebensstrategien sich die Staatssicherheit für einen Atomschlag entwickelt hatte. Eine Ausstellung gibt Einblick in die Mobilmachungsplanung im Bezirk Leipzig und die Einbindung der Ausweichführungsstelle in diese Vorbereitungen auf den „Tag X“. Sie dokumentiert die spezielle Aufgabe des MfS im Ernstfall – bis hin zur geplanten Einrichtung von Isolierungslagern für Oppositionelle.

 

 

+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

 

RÜCKBLICK

 

+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

 

2. FEBRUAR 2009: „Wir sind das Volk!“ – Montagsgespräch in der „Runden Ecke“ mit JOCHEN LÄßIG

 

„Ich bin kein Philosoph und werde hier heute nicht die Probleme der Welt lösen.“ Diese selbstkritische Einschätzung von Jochen Läßig sollte dazu dienen, die Erwartungen an den ehemaligen Bürgerrechtler herunter zu schrauben. Der zweite Gast in der Gesprächsreihe gab sich souverän, sprach vor einem Publikum von 75 Interessierten gut zwei Stunden über seine Sicht auf die Friedliche Revolution, wie er vor 20 Jahren empfand, wie er sich Anfang der 1990er in der Politik engagierte und warum er heute lieber leidenschaftlich seinem Beruf als Anwalt nachgeht.

 

Bereitwillig ließ sich Läßig, der die Einladung zum Gespräch als Ehre empfand, von den beiden Moderatoren Reinhard Bohse und Tobias Hollitzer zu seinem Leben befragen und erzählte so manche Anekdote. „Wann haben Sie den Ruf „Wir sind das Volk!“ zum ersten Mal gehört?“ so die Eingangsfrage von Reinhard Bohse. Den habe er zum ersten Mal im Oktober 1989 gehört, als eine Art Gegenlosung zur öffentlichen Verunglimpfung der Demonstranten als Randgruppe.

 

Nach dieser Einstiegsfrage ging es erst einmal zurück in die Jugend von Jochen Läßig. Er erzählte, wie er im christlich geprägten Erzgebirge aufwuchs. In diesem kirchlichen Umfeld konnte er seine Interessen ausleben. So hatte er beispielsweise mit seinen Brüdern eine Art kleine „Kirchenband“ die durch die Region tingelte und in Gotteshäusern Jazz spielte. Man habe versucht sich irgendwie mit dem System zu arrangieren, schließlich wollte man sich nicht schon von vornherein jede Zukunft verbauen. Trotz der Laufbahn Pioniere, FDJ und Jugendweihe machte er gegenüber seinen Lehrern keinen Hehl daraus, den Wehrdienst eventuell total zu verweigern; letztlich wurde er dann aber doch Marinesoldat. Diese Zeit beschrieb Läßig als große psychische Belastung, da die DDR-Führung damals wohl ernsthaft überlegte in Polen einzumarschieren.

 

Nach dem Ende des Wehrdienstes begann Läßig ein Studium der Theologie, zunächst in Halle, später, nach seiner Exmatrikulation, in Leipzig, diesmal auch an einer christlichen Hochschule. Hier fand er schnell Kontakt zu anderen oppositionell eingestellten Studenten, wie Rainer Müller, Katrin Hattenhauer oder Thomas Rudolf, der ebenfalls von der Hallenser Universität kam. Zunächst habe er auch noch ernsthaft studiert, meinte Läßig, doch dann sei er zunehmend in Konflikt mit den kirchlichen Dogmen gekommen und das ganze sei irgendwie „versandet.“ Bis zu seiner endgültigen Exmatrikulation habe er den Status als Student der Theologie dann noch als eine Art Deckmantel genutzt. Offiziell wurde er damals aus theologischen Gründen exmatrikuliert, allerdings kann nicht mehr nachvollzogen werden, inwiefern nicht vielleicht doch politische Einstellungen dahinter standen.

 

Den Ausschluss der Basisgruppen von der Gestaltung des Friedensgebetes 1988 bewertet Läßig heute durchaus positiv. Die Bewegung sei auf die Straße gekommen, weil die Gruppen nun auf dem Nikolaikirchhof aussprachen, was sie in der Kirche nicht durften. Das führte damals zu Konflikten mit der Kirchenführung, die sich vor der Staatssicherheit für diese Aktionen rechtfertigen musste.

 

Später schwenkte die Kirchenleitung plötzlich um, Läßig vermutete dahinter den allgemeinen Stimmungsumschwung, und die Basisgruppen durften unter Leitung eines Pfarrers ab April 1989 die Friedensgebete wieder mitgestalten. Im Januar 1989 verteilte Läßig zusammen mit anderen 10.000 Menschen Aufrufe zu einer Demonstration anlässlich des Todestages von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht am 15. Januar. Wie die anderen Mitstreiter auch, wurde er inhaftiert, was für Läßig, der  vorher immer „nur“ zugeführt worden war, das erste Mal „Knast“ bedeutete. Er erzählte, dass alle damals mit Haftstrafen von eineinhalb bis drei Jahren gerechnet hatten und selbst sehr überrascht waren, als sie bereits nach einer Woche wieder frei kamen. Der Grund dafür war das zu dieser Zeit stattfindende KSZE-Folgetreffen in Wien und die Aufmerksamkeit, die den Verhaftungen in den westdeutschen Medien geschenkt wurde.

 

Zu dieser Zeit verdiente sich Läßig seinen Lebensunterhalt bereits als Straßenmusiker und auch die Planung für ein Straßenmusikfestival im Juni hatte schon begonnen. Während seiner Inhaftierung hatte dann die Stasi die Wohnung durchsucht und alle relevanten Unterlagen gefunden, trotzdem führte man die Vorbereitungen weiter fort und „spielte mit der Stasi Katz und Maus.“ Läßig bezeichnete es als eine insgesamt „aufregende und tolle Zeit“, Existenzängste habe er kaum gehabt, er hatte nichts zu verlieren, weil es für ihn in dem damaligen Staat sowieso keine Perspektive gegeben hätte.

 

Am 10. Juni startete um 10 Uhr das Straßenmusikfestival, Läßig mit dabei, nachdem er seine Bewacher von der Stasi abgeschüttelt hatte. Es sei eine schöne Atmosphäre und gutes Wetter gewesen, insgesamt jedoch politischer als erwartet, so trat auch ein politisches Kabarett auf. Gegen halb zwei fuhr dann die Stasi vor und begann die Leute auf LKWs zu verladen, laut Läßig wurden über 90 Leute inhaftiert, einige wurden im Thomaskirchhof eingekesselt und dann mitgenommen. Er selbst blieb auf freiem Fuß, da die Stasi Interesse daran hatte die bereits bestehende Legende, er wäre ein Spitzel, zu untermauern.

 

Angesprochen auf das Verhältnis der Basisgruppen zu den Ausreisewilligen meinte Läßig, diese waren sehr willkommen, da sie einen Großteil der demonstrierenden Menge ausmachten. Sie verliehen den Reformwilligen also überhaupt erst eine Stimme durch die Aufmerksamkeit, die sie erregten. Die Entwicklungen, die 1989 in Ungarn und anderswo in Gang kamen machten ihm deutlich, dass es jetzt mit der DDR zu Ende gehe, allerdings sei auch er von der Geschwindigkeit der Ereignisse überrascht gewesen.

 

Als die Sprache noch einmal auf den 9. Oktober 1989 kam, sagte Läßig, er hätte damals große Angst vor einer Eskalation gehabt und deswegen mitgeholfen einen Aufruf zur Gewaltlosigkeit zu verteilen. Nachdem dann jedoch alles so unerwartet gut und friedlich abgelaufen war, machte sich ein Gefühl von Erleichterung und Triumph breit. Tobias Hollitzer warf ein, vor dem 9. Oktober hätte es gereicht einfach nur dagegen zu sein, jetzt brauchte man jedoch Konzepte. Läßig stimmte ihm zu. Er war damals einer der Sprecher des Neuen Forums und erinnerte sich noch deutlich daran, wie schwierig eine Konzeptfindung bei so vielen unterschiedlichen Meinungen war. Er wollte damals, wie viele andere, nicht sofort das politische System der Bundesrepublik auf die DDR übertragen. Diese Stimmen wurden allerdings schon bald von den Rufen nach einer Wiedervereinigung übertönt.

 

Schnell übernahmen die Westparteien das politische Ruder. Diese „Enteignung“ der Revolution versetzte ihn damals sehr in Rage, gab Läßig zu. Heute wisse er, dass man Gut und Böse nicht so einfach voneinander trennen kann, wie er es sich vor 20 Jahren vorgestellt habe. Rückblickend betrachtet halte er das 10-Punkte-Programm von Altkanzler Helmut Kohl für die beste mögliche Lösung. Grundsätzlich sei die schnelle Wiedervereinigung richtig gewesen. Der Teufel läge wie immer im Detail, und da seien leider Fehler gemacht worden.

 

Man hat versucht die DDR mit rechtsstaatlichen Mitteln aufzulösen, so Läßig, und verglich das Machtvakuum mit der Situation nach dem Zweiten Weltkrieg. Man konnte nicht alle Privilegien der alten Machthaber beseitigen, jedenfalls nicht auf einem friedlichen Weg. Auf eine Frage aus dem Publikum hin meinte er, „die Wende“ hätte zwar eine neue Zeit eingeläutet, für eine wirkliche Revolution wäre es eigentlich zu wenig gewesen. Der Basisdemokratie stehe er heute skeptischer gegenüber meinte Läßig und hob die Vorteile eines Zwei-Parteien-Systems wie in den USA oder Großbritannien hervor. Mit zu vielen Parteien seien politische Programme nicht mehr umsetzbar.

 

Auf seine Stasi-Akte angesprochen, antwortete Läßig, die werde er sich erst ansehen, wenn er in Rente ist und Zeit hat. Er hoffe nur, dann noch die Möglichkeit zur Akteneinsicht zu haben.

 

 

 

+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++AUS

 

DER ARBEIT DER GEDENKSTÄTTE

 

+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

 

LEIHGABEN FÜR DEN RUNDGANG DER HOCHSCHULE FÜR GRAFIK UND BUCHKUNST LEIPZIG

 

Für den Rundgang der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, vom 5. bis 8. Februar, hat die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ sechs Exponate ihrer Sammlung als Leihgabe zur Verfügung gestellt.  Bei dem jährlich statt findenden Rundgang wird ein Querschnitt von Arbeiten aus den vier Studiengängen Malerei/Grafik, Fotografie, Buchkunst/Grafikdesign und Medienkunst. Für eine der Installationen mit dem Titel: „Das Böse ist ein Eichhörnchen“ wurden Stücke aus dem Bereich „Operative Technik“, vornehmlich Taschen, die versteckte Kameras tarnen sollten. Die Objekte waren in Vitrinen ausgestellt und wurden während der Dauer der Leihgabe von einer Studentin der Hochschule betreut.

 

Exponate gesucht!

Das Bürgerkomitee Leipzig e.V., Träger der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ sucht zur Erweiterung und Bereicherung seines Exponatbestandes Fotos, Transparente, Flugblätter und andere Objekte, die im Verlauf der Friedlichen Revolution in Leipzig entstanden sind oder von Leipzigern in anderen Städten der aufbewahrt worden sind. Dabei sind nicht nur Leipziger aufgerufen. Wir suchen Menschen, aus der ganzen Bundesrepublik, die die Friedliche Revolution 1989 in Leipzig miterlebten und ihre Erinnerungen daran aufbewahrt haben. Ehemalige Teilnehmer an verschiedenen Aktionen in Leipzig im Laufe des Jahres 1989, zum Beispiel dem Pleißepilgerweg am 4. Juni, dem Straßenmusikfestival am 10. Juni oder einer Montagsdemonstration, sind ebenfalls aufgerufen.

Auch Objekte, von denen man es zunächst nicht vermuten würde, können dabei von Interesse sein, weil sie mit einer ganz persönlichen Geschichte verknüpft sind. Dabei werden sowohl Schenkungen als auch Leihgaben gerne angenommen.

 

+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++AUS

 

AUS DEM GÄSTEBUCH

 

+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

 

Mehrere tausend Menschen besuchen monatlich die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ mit dem Museum im Stasi-Bunker. Manche leben in Leipzig und kommen – häufig mit Gästen – immer wieder in die Ausstellung. Andere kommen von weit her zu Besuch in die Stadt und wollen hier sehen, wo und wie vormals das berüchtigte Ministerium für Staatssicherheit arbeitete.

 

Viele unserer Besucher hinterlassen eine Notiz im Gästebuch und schreiben hier ihre Eindrücke nieder, die sie in der Gedenkstätte gesammelt haben. Unter dieser Rubrik wollen wir monatlich einige dieser Einträge an Sie weitergeben.

 

 

„Das alles ist dann doch nicht nur ein schlechter Film! Danke für diese zahlreichen Beispiele, die der Wahrnehmung dieses  Wahnsinns dermaßen helfen!“

Eintrag eines Besuchers aus Frankreich vom 01.02.2009

 

“Ich bin froh, nicht zu dieser Zeit gelebt zu haben und ein “freies“ Leben zu besitzen. Die Ausstellung hat mir das nur noch deutlicher gemacht. ” 

Eintrag einer Schülerin vom Februar 2009

 

„Sozialismus + Kommunismus sind auch keine gute Idee! Sie führen notwendigerweise zu Phänomenen wie diesen, die dieses Museum beeindruckend detail- und alltagsgetreu darstellt.“

Eintrag einer Besucherin vom 08.02.2009

 

„Sehr interessant – aber irgendwie war die Stasi eine sinnlose Organisation.“

Eintrag eines Besuchers vom 14.02.2009

 

 

 


 



Unser Newsletter informiert Sie immer aktuell über Neuerungen, Aktionen und Ereignisse rund um die Gedenkstätte Museum in der Runden Ecke.
Wenn Sie sich abmelden oder Ihre Daten ändern möchten klicken Sie HIER.
Sollte dieser Link nicht funktionieren, überprüfen Sie bitte Ihre Spam-Mails oder schreiben Sie uns eine Email unter: mail@runde-ecke-leipzig.de

   
   
 

Weitere Informationen erhalten Sie auf unserer Homepage.

Die Arbeit des Bürgerkomitees wird gefördert durch die Stiftung Sächsische Gedenkstätten aus Mitteln des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien auf der Grundlage eines Beschlusses des Deutschen Bundestages und des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst sowie durch die Stadt Leipzig und den Kulturraums Leipziger Raum.

************************************************************************
Bürgerkomitee Leipzig e.V.
für die Auflösung der ehemaligen Staatssicherheit (MfS)
Träger der Gedenkstätte
Museum in der „Runden Ecke“ mit dem Museum im Stasi-Bunker
Dittrichring 24, PSF 10 03 45, D-04003 Leipzig
Tel.: (0341) 9 61 24 43 * Fax: (0341) 9 61 24 99
http://www.runde-ecke-leipzig.de
mail@runde-ecke-leipzig.de
************************************************************************