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  Newsletter April 2009

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,

 

Ende April findet die 10. Museumsnacht unter dem Motto „Gemischtes Doppel“ statt, in diesem Jahr erstmals mit der Nachbarstadt Halle zusammen. Zahlreiche Leipziger und Hallenser Museen öffnen von 18.00 Uhr bis 1.00 Uhr ihre Tore und laden zum späten Bummel durch ihre Ausstellungen ein. Das Bürgerkomitee bietet Sonderveranstaltungen an zwei verschiedenen Schauplätzen, von ständigen Erläuterungen in unserer Dauerausstellung „Stasi – Macht und Banalität“ über Führungen durch die ehemalige zentrale Hinrichtungsstätte der DDR bis zu einer Fotoausstellung über das Jahr 1989. Das ausführliche Programm finden Sie im Abschnitt „Wir laden ein“.

 

Neues auf dem Gebiet der Aufarbeitung gibt es von der Arbeitsgruppe Stolpersteine Leipzig, der das Bürgerkomitee angehört. Am 9. April werden vom Kölner Bildhauer Gunter Demnig zum Gedenken an acht Leipziger Bürgerinnen und Bürger Stolpersteine vor deren ehemaligen Wohnhäusern verlegt. Nähere Informationen zum Programm finden Sie unter der entsprechenden Rubrik.

 

Sehr umfassend berichten wir auch über unser vielfältiges Programm während „Leipzig liest“. Alle Veranstaltungsresümees finden Sie unter „Rückblicke“.

 

Wir freuen uns auf Ihren Besuch und wünschen Ihnen zunächst viel Freude beim Lesen des Newsletters.

Ihr Bürgerkomitee Leipzig

 

 

 

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INHALT

Wir laden ein

Neues auf dem Gebiet der Aufarbeitung

Rückblick

Aus dem Gästebuch

 

 

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WIR LADEN EIN

 

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6. APRIL 2009, 19.00 UHR

MONTAGSGESPRÄCH MIT EDGAR DUSDAL

20 Jahre nach der Friedlichen Revolution lädt das Bürgerkomitee Leipzig e. V. zu einer Gesprächsreihe mit Zeitzeugen ein, die jeden ersten Montag im Monat stattfindet. Im Mittelpunkt stehen Einzelpersonen, die sich in besonderer Weise an der Friedlichen Revolution beteiligten und einen gleichermaßen außergewöhnlichen wie exemplarischen Lebensweg hatten und haben.

Diesmal ist der ehemalige Leipziger Bürgerrechtler Edgar Dusdal zu Gast. Der heute 49-jährige Theologe wurde in Großräschen/Lausitz geboren und war schon als Jugendlicher „zu diskussionsfreudig“, um die Schule weiter als bis zur 10. Klasse besuchen zu dürfen. Er absolvierte zunächst eine Ausbildung zum Elektriker und engagierte sich in der christlichen Jugend.

Anfang der 1980er Jahre ging er nach Leipzig, um Theologie zu studieren und lernte im Arbeitskreis Frieden beim Jugendpfarramt Gleichgesinnte kennen. 1984 gründete er mit anderen Bürgerrechtlern den Arbeitskreis Solidarische Kirche, der es sich zum Ziel setzte, die DDR zu demokratisieren.

Der kritische Geist wurde ein Vordenker der Bürgerrechtler, quasi der Philosoph der Leipziger Opposition. Im Herbst 1989 wurde Edgar Dusdal einer von sieben Sprechern des Leipziger Neuen Forums. Bei der ersten genehmigten Kundgebung am 18.11.1989 zeigte er sich froh über den Erfolg: „Der 9. Oktober hätte in Leipzig ein zweites Peking werden können. Das Recht zur Demonstration, das wir uns nahmen, ließ es anders kommen“. Dass die Pläne des Neuen Forums bereits im März 1990 nicht mehr auf breite Resonanz stießen, sah Dusdal schnell ein, doch ist sein Fazit bis heute positiv: „Wir trugen maßgeblich zur Erosion des DDR-Staates bei.“

Nach 1989 ging Edgar Dusdal nicht in die Politik, sondern blieb in seinem Beruf als Theologe und ist heute Pfarrer in der Paul-Gerhardt-Gemeinde in Berlin-Karlshorst.

 

 

25. APRIL 2009, 18.00 – 1.00 UHR

„NACHTSCHICHT“ – LEIPZIGER UND HALLENSER MUSEUMSNACHT

 

„GEMISCHTES DOPPEL“

„Wir wollen raus“ <-> „Wir bleiben hier“

20 Jahre nach der Friedlichen Revolution, an die das Museum in der „Runden Ecke“ in diesem Jahr besonders erinnert, und passend zur diesjährigen Museumsnacht, werden wieder die Parolen von zwei Gruppen laut, die beide im Herbst ´89 mit ihrem friedlichen Protest die SED-Diktatur zu Fall brachten. Unterschiedlicher könnten sie jedoch nicht sein: Zum einen waren es die Ausreisewilligen, die eine Leben in Westdeutschland, dem in der maroden DDR vorzogen und ihr „Wir wollen raus“ immer lauter skandierten. Zum anderen war es die wesentlich kleinere Gruppe von Oppositionellen, die für eine bessere DDR demonstrierten und mit zahlreichen Aktionen, besonders den Friedensgebeten, auf die Missstände in ihrem Land aufmerksam machen wollten. Dieses „Gemischte Doppel“ ging 1989 die entscheidende Allianz ein, ohne die der Erfolg der Friedlichen Revolution so nicht möglich gewesen wäre.

 

In der diesjährigen „Nachschicht“ wird es um diese und viele weitere „Doppelungen“ gehen. Bei ständigen Erläuterungen in der Dauerausstellung „Stasi – Macht und Banalität“ wird deutlich, wie zwiespältig die Methoden des MfS waren.

 

MUSEUM IN DER „RUNDEN ECKE“ – AUSSTELLUNGSRÄUME, 18.00 – 1.00 UHR:

Ständig Erläuterungen in der Dauerausstellung „Stasi – Macht und Banalität“ in der ehemaligen Bezirksverwaltung für Staatssicherheit mit den Schwerpunkten:

 

18:00 – 1:00 UHR

DOPPELTE GESCHICHTE: DEUTSCH-DEUTSCHE BEZIEHUNGEN UNTER STASI-KONTROLLE

Wie es die Stasi gerade auf den Transitstrecken jeden Kontakt kontrollierte.

 

18:00 – 1:00 UHR

DOPPELTE MORAL: INOFFIZIELLE UND HAUPTAMTLICHE MITARBEITER DES MFS

Mit welchen Methoden die Stasi inoffizielle Mitarbeiter (IM) gewann und wie das Zusammenspiel zwischen IM und Führungsoffizier funktionierte

 

18:00 – 1:00 UHR

DOPPELTE BRÜDER: DER KGB UND DIE STASI

Wie der KGB zum großen Bruder der Stasi wurde

 

18:00 – 1:00 UHR

DOPPELTE SICHERHEIT: DIE FRIEDENS- UND KRIEGSBEZIRKSVERWALTUNG DER STASI

Mit dem Stasi-Bunker in Machern rüstete sich das MfS für den Ernstfall, um auch in Zeiten des Krieges seine Macht zu erhalten. In der Dauerausstellung der „Runden Ecke“ sind einige Objekte aus dem Bunker zu sehen

 

18:00 – 1:00 UHR

DOPPELT BELICHTET: FOTOAUSSTELLUNG ZUM HERBST ´89

Die eindrücklichen Bilder der Montagsdemonstrationen in Leipzig sind in einer Ausstellung mit Fotos von Johannes Beleites, im Saalbau des Museums in der „Runden Ecke“ zu sehen.

 

18:00 – 1:00 UHR

DOPPELT GEFEIERT: DER STATT-KIRCHTAG IN LEIPZIG JULI 1989

Ausgehend vom Statt-Kirchentag im Juli 1989, bei dem sich oppositionelle Basisgruppen der Zensur des offiziellen Kirchentages entzogen, zeigt die Sonderausstellung im Saalbau die Entwicklung der Leipziger Kirchentage seit 1954.

 

18.00 – 1.00 UHR

EHEMALIGE HINRICHTUNGSSTÄTTE IN DER ALFRED-KÄSTNER-STRAßE (EINGANG ARNDTSTRAßE) GEÖFFNET

Während der Museumsnacht wird das Bürgerkomitee Leipzig e.V. ständig Führungen durch die authentischen Räume der ehemaligen Hinrichtungsstätte, die sonst nicht zu besichtigen ist, anbieten. Eine Werkausstellung vor Ort vermittelt in komprimierter Form die wichtigsten Fakten zu gesetzlichen Grundlagen, zur Verhängung und zur Vollstreckung der Todesstrafe in Leipzig. Ab 1960 wurden alle in der DDR verhängten Todesurteile hier vollstreckt, aktuellen Erkenntnissen zufolge mindestens 64 Fälle.

 

In der Leipziger Südvorstadt befand sich ab 1960 die zentrale Hinrichtungsstätte der DDR. In einem streng abgetrennten Teil der Strafvollzugseinrichtung Alfred-Kästner-Straße wurden alle im Land ausgesprochenen Todesurteile unter absoluter Geheimhaltung vollstreckt. Daran erinnert heute eine Gedenktafel an dem Gebäude. Abgeschafft wurde die Todesstrafe erst 1987.

 

 

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NEUES AUF DEM GEBIET DER AUFARBEITUNG

 

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9. APRIL 2009

8 NEUE STOLPERSTEINE FÜR LEIPZIG

Bisher liegen 94 STOLPERSTEINE in Leipzig. Am 9. April kommen 8 weitere hinzu. Das Projekt STOLPERSTEINE widmet sich dem individuellen Andenken an die im Nationalsozialismus Ermordeten. Vor den ehemaligen Wohnorten getöteter Mitbürger verlegt der Kölner Bildhauer Gunter Demnig diese Erinnerungsmale ebenerdig in den Gehweg.

 

10.00 Uhr

Gorkistr. 133

In der ehemaligen Stettiner Str. wohnte Abo Spur. Im Jahr 1943 wurde er über Berlin nach Theresienstadt deportiert. Im Alter von 69 Jahren wurde er Ende 1943 in Auschwitz ermordet.

 

11.00 Uhr

Coppistr. 65

Rudi Opitz war seit 1935 wegen „Vorbereiten eines hochverräterischen Unternehmens“ in Haft. Im KZ Buchenwald versteckte er Fotos von Exekutionen der SS. Im Jahr 1939 wurde er vom SS-Scharführer Sommer ermordet.

 

11.45 Uhr

Funkenburgstr. 10

Zwei Steine für Hilde und Conrad Weil. Die Bemühungen zur Auswanderung der Eheleute misslangen. Beide wurden 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo Conrad Weil ums Leben kam. Seine Frau Hilde wurde in Auschwitz ermordet.

 

Anschließend:

Funkenburgstr. 15

Mit 11 Jahren emigrierte Erich Julius Weil nach Amsterdam. Nachdem seine Mutter Gertrud Weil starb, verheiratete sich sein Vater Conrad Weil 1939 erneut und zog mit Hilde Weil vis-a-vis in die Nr. 10. Erich wurde vom Lager Westerbork nach Auschwitz deportiert und 1942 ermordet.

 

12.45 Uhr

Davidstr. 1

Zwei Steine für Alfred Bernhard Wittner und Irene Katharina Wittner. Herr Wittner wurde im Zuge der Pogromnacht nach Buchenwald deportiert und kam wenig später ums Leben. Frau Wittner konnte nach Prag emigrieren. Ihr Leidensweg ging über Theresienstadt nach Auschwitz.

 

13.30 Uhr

(ehem.) Kuhturmstr. 29 Ecke Angerstr.

Ein Stein für Elsa Knabe. Die junge Frau wurde wegen ihres Lebenswandels 1937 entmündigt und für „psychisch krank“ erklärt. In der sogenannten „Heilanstalt“ Pirna Sonnenstein wurde sie im Rahmen der Euthanasie ermordet.

 

Weitere Informationen zu den Biographien unter: www.stolpersteine-leipzig.de

 

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RÜCKBLICK

 

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Der März stand das Museum in der „Runden Ecke“ ganz im Zeichen der Bücher und Gespräche. Vier Tage lang stellte das Bürgerkomitee während des Literaturfestes „Leipzig liest“ Neuerscheinungen aus Belletristik und Sachbuch vor. Auch unsere neue Reihe „Wir sind das Volk!“ – Montagsgespräche in der „Runden Ecke“ konnten wir erfolgreich fortsetzen. Wenn Sie nicht dabei sein konnten, finden Sie hier Rückblicke auf die Veranstaltungen:

 

2. MÄRZ 2009

"WIR SIND DAS VOLK" - MONTAGSGESPRÄCH IM MUSEUM IN DER "RUNDEN ECKE" MIT PETRA LUX

 

„Den Mauerfall fand ich ganz furchtbar.“ Als Petra Lux, ehemalige Bürgerrechtlerin und Leipzigerin aus Überzeugung, sich im Laufe des Gesprächs so drastisch zu den Ereignissen vom 9. November äußert, regt sich Erstaunen bei Moderatoren und Publikum. Doch gleich darauf versteht es Petra Lux, diese Aussage zu differenzieren. Dass ein Staat, gegen den sie jahrelang geklagt hatte, seine Bürger auf so perfide Weise entlassen, den Menschen nicht die Chance gegeben habe, sich selbst zu befreien, das kritisiere sie an dieser Maueröffnung.

 

Mit der repressiven Art des Staates hat Petra Lux viel Erfahrung gemacht, nicht zuletzt deswegen engagierte sie sich auch im Neuen Forum. „Wann haben Sie den Ruf „Wir sind das Volk“ zum ersten Mal gehört?“ so wieder die Eingangsfrage von Reinhard Bohse, der zusammen mit Tobias Hollitzer die Veranstaltung moderierte. Das sei wohl zum ersten Mal auf einer Montagsdemonstration gewesen, so Lux, doch an das genaue Datum kann sie sich nicht mehr erinnern. Am 9. Oktober 1989, dem Tag der entscheidenden Montagsdemonstration jedenfalls, war es nicht gewesen, da sie zu dem Zeitpunkt als Kontaktperson des Neuen Forums zuhause saß und den Telefondienst übernahm. Generell war dieser Ruf etwas, „was ich habe wachsen sehen.“ Gleichzeitig fühlte sie sich auch an die Vision von 1968 erinnert, einen Sozialismus mit menschlichem Antlitz zu schaffen.

 

Als Kind von Arbeitern und Vertriebenen wird Petra Lux 1956 in Hermsdorf geboren und geht dort zur Schule. Die EOS beendet sie mit dem Schwerpunkt Mathe-Physik. „Warum dann ein Journalistik-Studium?“ möchte Reinhard Bohse wissen. „Ich war naiv, ich dachte die Eltern seien einfache Leute gewesen, zuhause gab es praktisch fast keine Bücher.“ So habe sie sich zu einer Leseratte entwickelt und wollte damit „gegen die Eltern rebellieren“. Als Kind und Jugendliche habe sie, trotz der katholischen Prägung durch ihre Großeltern, die Pionierorganisation und FDJ nie als negativ empfunden. Nach dem Tod der Großeltern verboten ihr die Eltern weiter zur Kirche zu gehen, damit sie keine Probleme mit dem System bekam.

In der Klasse habe man Udo Lindenberg und den RIAS gehört, es sei eine „wilde Zeit“ gewesen. In Hermsdorf sei die Welt noch in Ordnung gewesen.

 

Ihr erstes politisches Wachwerden erlebte Petra Lux im August 1968, als russische Panzer in Prag einmarschierten und sie sich mit ihrer Familie auf dem Rückweg aus dem Urlaub im Sudetenland war. Dort begegneten ihnen NVA-Soldaten, die angeblich zum Manöver sollten. „Was daraufhin in den Zeitungen stand, deckte sich nicht mit meinen Erfahrungen.“

 

Ihr Volontariat bei Radio DDR in Ost-Berlin beschreibt Petra Lux als große Lehrzeit. Als Mitarbeiterin in der Wirtschaftsredaktion hatte sie einen genauen Einblick in die Verhältnisse der DDR. Außerdem hatte sie Kontakt zu Künstlern im Umfeld von Wolf Biermann, was sie ebenfalls sehr geprägt habe. Beinahe wäre sie auch in die SED eingetreten, doch da man sie als damalige FDJ-Sekretärin ohne ihr Wissen auf die Beitrittsliste gesetzt hatte, weigerte sie sich und hatte danach nie wieder das Bedürfnis in die SED einzutreten.

 

Während des Journalistik-Studiums in Leipzig bekam sie zwei Kinder und erlebte das Studium eher als Marginalie. Ihr Eindruck vom „Roten Kloster“, wie das Institut für Journalistik im Nachhinein genannt wurde, war aber nicht der der linientreuen Studenten, sie erlebte vielmehr ihre Kommilitonen als Menschen, die etwas bewegen wollten.

Nach dem Studium wollte Petra Lux in Leipzig bleiben und fand die Idee, in einem Jugendklubhaus zu arbeiten toll. In dieser „Nahkampfdiele“, wo außer Bands, Disko und Schlägereien nichts stattfand, stellte sie ein Kulturprogramm auf die Beine, organisierte Filmabende mit russischen oder polnischen Filmen, lud Schriftsteller zu Lesungen ein und veranstaltete Liederabende. Zu diesem Programm waren auch die „Schläger“ eingeladen, was sehr integrativ wirkte. Als Petra Lux den Schriftsteller Franz Fühmann einlud, brachte ihr das ein Disziplinarverfahren ein, das wieder eingestellt wurde.

 

Als sie versuchte mit der Gründung eines Frauenzentrums eine Alternative zum DFD zu gründen, bei dem es letztlich nur um Stricken, Häckeln und „Mein Freund ist in der NVA, was soll ich tun?“ ging, erhielt Petra Lux nach der ersten Veranstaltung Hausverbot und wurde fristlos entlassen. Solch fristlose Entlassungen waren in der DDR gar nicht üblich, also klagte Petra Lux dagegen, letztlich nach einem für sie zermürbenden Jahr ohne Erfolg.

 

Als man ihr ein Jahr später einen Job als Kulturhauswärterin anbot, war Petra Lux zunächst begeistert, bis sie feststellte, dass alle Analysen, die sie machte, für den Papierkorb waren. Um davon wegzukommen, beschwerte sie sich sogar einmal bei der Bezirksverwaltung der Stasi. Dort gab man ihr allerdings nur zu verstehen, sie habe eine Arbeit, die ihrer Qualifikation entspreche, sie brauche keine andere. Petra Lux kündigte trotzdem und machte Features für den Rundfunk in Berlin, wovon sie leben konnte.

 

Für Petra Lux war es immer wichtig vor Ort etwas zu ändern, im öffentlichen Raum zu bleiben und nicht unbedingt den Schutz der Kirche zu suchen. Weg aus der DDR wollte sie nie, weshalb sie das Fortgehen so vieler Freunde im Jahr 1989 sehr betrübte.

Sie schrieb sich im Neuen Forum bei Michael Arnold ein und wurde zu dessen Sprecherin in Leipzig. Das war eine bewegte politische Zeit, so Lux heute, voller Wechsel, Wünsche und Strömungen.

 

Ob sie glaube, dass die DDR reformierbar gewesen sei? Petra Lux Antwort spiegelt die einiger Bürgerrechtler wieder: „Damals schon, heute nicht mehr.“ Das muss, so Lux weiter, auch in der Psyche des Einzelnen anfangen. Wenn ein Mensch es schafft, friedliebend zu werden, in seiner Mitte zu ruhen und gelassen zu sein, dann könne es besser werden. Doch gerade der Einblick in ihre Stasi-Akte, die neun Bände umfasst, brachte für sie den Schock darüber, dass ein enger Freund sie bespitzelte.

 

In Leipzig ist Petra Lux auch heute noch gerne. In ihrer Wohnung finde sie die Ruhe und Kraft, die sie braucht. Ihre Kinder haben die turbulente Zeit ganz gut überstanden. Jetzt wünscht sich Petra Lux vor allem eines: mehr Gelassenheit.

 

 

12. MÄRZ 2009

SCHULMUSEUM (HRSG.) - KINDER IN UNIFORM

„Wer ein Volk kontrollieren will, muss seine Kinder für sich gewinnen.“ Es ist immer wieder zu beobachten, dass Diktaturen sich diese „Weisheit“ zu Eigen und zu Nutze machen. Beide deutsche Diktaturen des zwanzigsten Jahrhunderts, das Dritte Reich und die DDR hatten ihre Jugendorganisation, in denen Kindern frühzeitig die jeweilige Ideologie eingeimpft wurde, immer so verpackt, dass es ihnen Spaß machte und sie Gemeinschaftserlebnisse hatten.

 

Das Schulmuseum Leipzig hat sich in dem Projekt „Kinder in Uniform“ intensiv mit der Hitler-Jugend und der FDJ beschäftigt. In dem gleichnamigen Buch findet sich eine Vielzahl von Interviews zu diesem Thema, geführt von Leipziger Schülern und Studenten, die meist ihre Eltern oder Großeltern interviewten. Das Alter der Interviewpartner lag zwischen 27 und 84 Jahren. Sie beschäftigen sich mit der Frage, was für eine Faszination von diesen Jugendorganisationen ausging und was es für den Einzelnen bedeutete. Im Zuge von „Leipzig liest“ stellte das Schulmuseum dieses Buch in einer Kooperationsveranstaltung mit der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ vor. Dabei las die Leipziger Schauspielerin Eva Langkabel zwei Interviews aus dem Buch, eines aus der Zeit des Nationalsozialismus und eines aus der DDR.

 

Vor dem Beginn der eigentlichen Lesung bemerkte Eva Langkabel, dieses Buch habe unter anderem mit der Gewalt zu tun, die Jugendlichen zugefügt wurde und die sie, meist als Folge dessen, anderen zufügen würden. Sie erinnerte aus aktuellem Anlass an die Geschehnisse und die Opfer des Amoklaufes in Winnenden am Vortag.

 

Das erste der vorgestellten Interviews wurde mit Jutta Bartel, Jahrgang 1928, geführt, die Mitglied beim „Bund Deutscher Mädel“ war. Sie erinnerte sich noch daran, wie sie damals zu Hause gebettelt hatte, wie ihre Klassenkameradinnen zu den „Jung Mädel“ gehen zu dürfen. Dort wurde gemeinsam gesungen und gespielt, gelegentlich fuhr man auch weg oder veranstaltete Geländespiele. Überall gab es jedoch, wie in der Schule, eine strickte Trennung zwischen Mädchen und Jungen. Nach der vormilitärischen Ausbildung gefragt, antwortete Jutta Bartel, das samstägliche Exerzieren hätte sie hauptsächlich als Spaß wahrgenommen, allerdings hätten die Jungen bei Sportfesten Disziplinen wie „Handgranatenweitwurf“ gehabt.

 

Da sie sich viel für Bücher und Geschichte interessierte, merkte sie gar nicht, wie sie durch Geschichten über die Germanen von der Nationalsozialistischen Ideologie beeinflusst wurde. Sie erinnerte sich auch noch, wie sie als junges Mädchen bei einem Besuch Hitlers in Leipzig begeistert in Sprechchöre mit eingestimmt hatte. Über die Kampflieder, die während der Jugendweihe im Capitol gesungen wurden, machte sie sich damals keine Gedanken.

 

Nach den ersten Bombenangriffen der Alliierten auf Leipzig, so berichtete Jutta Bartel, setzte der Unterricht erst im Januar 1944 wieder ein, diesmal mit gemischten Klassen. Die Jungen gingen mit 16 von der Schule ab und wurden als „Flagghelfer und ähnliches an die Front geworfen“, von der viele nicht zurückkehrten. Sie selbst absolvierte zum Kriegsende hin einen kurzen Lehrgang und tat dann mit ihrer BDM-Gruppe Dienst am Bahnhof wo sie Verwundete versorgte. Dort erlebte sie auch einen Bombenangriff mit, nach dem sie die Überreste der Toten sortieren mussten. Zu diesem Zeitpunkt war sie 16 Jahre alt.

 

Spätestens als ab 1945 praktisch Daueralarm war, sei die Begeisterung natürlich weg gewesen, so Jutta Bartel. Obwohl die Machthaber immer noch den Sieg propagierten, war durch die vielen Gefallenen längst allen klar, dass der Krieg verloren war, worüber man offen natürlich nicht reden durfte.

 

Über das System meinte sie, es wäre sehr geschickt aufgebaut gewesen: Man habe die übergeordneten Instanzen sehr ernst genommen und auch beim Appell habe niemand gewagt sich zu rühren. Das Marschieren war für alle ebenso selbstverständlich wie die Uniform beim Bahnhofsdienst.

 

Im zweiten der vorgestellten Interviews sprach Gundula Pritsch mit ihrer Mutter Brigitte über deren Jugend in der DDR und ihrer Zugehörigkeit zur FDJ. Brigitte Pritsch, Jahrgang 1953, erinnert sich noch deutlich an ihren Eintritt in die FDJ: Da ihre Klasse die einzige war, die geschlossen in die Jugendorganisation eintrat, wurde die Übergabe zur Belohnung besonders feierlich zelebriert. Sie war immer stolz auf dieses Gemeinschaftsgefühl und den Zusammenhalt der Klasse, auch außerhalb der Schule, wie beim gemeinsamen Schrott sammeln, da hatten sie das Gefühl etwas für „ihren“ Staat zu tun.

 

In der 11. und 12. Klasse der EOS war Brigitte Pritsch Leiterin ihrer FDJ-Gruppe, eine Aufgabe, die ihr viel Spaß machte und bei der sie sich bemühte, ihre Gruppe nützlich einzusetzen, wie bei Pflegeaufgaben oder Feuerdiensten. Von ihrer Tochter auf den Pioniergruß angesprochen, meinte sie, der hätte zu verschiedenen Ritualen dazu gehört und sei ein Zeichen für die Bereitschaft gewesen, für die Gruppen und damit den Staat einzutreten.

 

Die Uniform der FDJ beziehungsweise der Pioniere wurde immer zu besonderen Anlässen getragen, wie Schuljahresanfang und –ende, dem 1. Mai oder dem FDJ-Geburtstag. Ebenso wie die Symbole der Organisation stand die Uniform für die Gemeinschaft und die Verbundenheit zum Staat. Jugendliche, die nicht der FDJ beitraten, waren laut Brigitte Pritsch oftmals kirchlich gebunden, persönlich habe sie jedoch kaum Erinnerungen an solche Fälle, höchstens, dass diese Jugendlichen wohl oft Probleme hatten auf die EOS zu kommen und bei der Berufswahl eingeschränkt waren.

 

Den Appell empfand Brigitte Pritsch als etwas Besonderes, er wurde vom Freundschaftsratsvorsitzenden überwacht, der meldete, wenn die Klasse bereit war. Dann wurden wichtige Ansagen gemacht, wie über Spielzeugsammelaktionen für Kinder in Nicaragua. Fackelumzüge habe sie nur in Berlin erlebt, meist zum „Tag der Republik“ oder dem Pfingsttreffen der FDJ. Sie seien für sie immer ein besonderer Höhepunkt gewesen, wenn man im Dunkeln Lieder singend an den Politikern vorbei zog.

 

Das Ziel der Jugendorganisation sah Brigitte Pritsch im vollständigen Bekenntnis zur DDR. Außerdem waren sie „die Kampfreserve der Partei“ und hätten im Ernstfall die DDR auch „mit der Waffe in der Hand“ verteidigen sollen. Diese Haltung erforderte natürlich auch Gehorsam, so dass von außen zunächst keine systemkritischen Tendenzen in die Gruppen getragen wurden. In ihrer Zeit als Lehrerin, achtete sie dann auch darauf, dass in der Schule keine westlichen Symbole getragen wurden. Es ließ sich jedoch später nicht mehr vermeiden, mit den Jugendlichen zu diskutieren, als die gravierenden Unterschiede zwischen Versprechungen der Partei und Wirklichkeit immer deutlicher zu Tage traten.

 

In jedem Schuljahr hatten die Schüler im Wehrerziehungsunterricht eine Abschlussübung, Brigitte Pritsch nannte es ein „Pioniermanöver auf höherem Niveau“, eine Art militärisch anmutende Exkursion. Trotz dieser Erziehung zum Kampf für den Frieden, einem an sich schon offensichtlich paradoxen Konzept, würde sie diese Erziehung selbst – ebenfalls paradoxerweise - nicht als militärisch bezeichnen.

 

Im Publikum war vor allem das Erstaunen darüber groß, woher die Begeisterung der jungen DDR-Bürger in den 50er und 60er Jahren für Fahnenappelle und ähnliches kam, nachdem man doch gerade erst das gleiche im Nationalsozialismus erlebt hatte. Elke Urban, die Leiterin des Schulmuseum Leipzig, meinte dazu, man habe diesen Vergleich bewusst gewählt, da die Faszination von Gemeinschaft und Symbolen offenbar immer wieder sehr stark sei. Sie zweifle jedoch daran, dass die Beigeisterung in der DDR wirklich immer so echt gewesen sei und gehe vielmehr davon aus, dass man das absurde Theater mitgemacht habe, um Schlimmeres zu vermeiden.

 

 

12 MÄRZ 2009

MIKE SCHMEITZNER: DOPPELT VERFOLGT - DAS WIDERSTÄNDIGE LEBEN DES ARNO WEND

Aushalten und widerstehen, diese beiden Schlüsselwörter benutzte der Historiker Mike Schmeitzner immer wieder, um die Haltung Arno Wends, der sich beiden deutschen Diktaturen widersetzte, zu charakterisieren. Die neu zur Buchmesse erschienene Biographie über den 1906 in Dresden geborenen Sozialdemokraten wurde im Berliner Vorwärts-Verlag herausgebracht. Der Programmleiter Klaus Hettig moderierte die von einem kleinen Publikum besuchte Veranstaltung.

 

Mike Schmeitzner, der am Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung als Historiker und Experte für die Sowjetische Besatzungszone tätig ist, skizzierte zunächst die politischen Milieus im Sachsen der Weimarer Republik. Als Arno Wend 1928 in die Politik einstieg, war die SPD in den großen Städten Leipzig und Dresden noch stark vertreten, doch war das linke Lager zunehmend in SPD, KPD und Anarchisten gespalten. Arno Wend versucht, dieser Spaltung entgegenzuwirken und war entschiedener Gegner der radikalen Forderungen der „Diktatur des Proletariats“ wie sie von den Kommunisten angesichts der Weltwirtschaftskrise gefordert wurde. Wend plädierte dagegen für die Freiheit des Individuums und demokratische Grundsätze.

 

Die Ausbreitung der NSDAP war Ende der 1920er Jahre auch in Sachsen zu spüren. Besonders in Städten wie Plauen und Chemnitz wuchs der Einfluss der Nationalsozialisten, die das bürgerlich-liberale Lager immer weiter ausdünnten. „Die Straße gehörte schon den Braunen, doch schlug sich das noch nicht in Wahlergebnissen nieder“, so Schmeitzner.

 

Im Dezember 1932, bei den letzten demokratischen Kommunalwahlen kandidiert Arno Wend für den Stadtrat. Als 1933 die Nationalsozialisten an die Macht kamen, wurde Wend Opfer einer der ersten Einschüchterungsversuche. Zwei Mal im Laufe des Jahres, im Juni und Dezember, verhaftete ihn die Gestapo, unter anderem weil er an verschiedenen Flugblattaktionen beteiligt war. Nach seiner Zeit in der Haftanstalt am ‚Münchner Platz’ in Dresden, die er ein zweites Mal während der Sowjetischen Besatzungszeit kennen lernen sollte, wurde Arno Wend im KZ Hohenstein interniert. In dem Lager kam es zu schweren Misshandlungen der Häftlinge, so dass selbst das Nazi-Regime gegen die Verantwortlichen vor Ort einschritt. 1934 kam er frei, trat in die Deutsche Arbeitsfront ein, war mehrere Jahre arbeitslos und wurde nach Kriegsbeginn zur Wehrmacht eingezogen.

 

Das Kriegsende erlebte Wend in einem amerikanischen Kriegsgefangenenlager bei Regensburg. Motiviert von der Nachricht, in der Sowjetischen Besatzungszone würden die Parteien wieder zugelassen, machte er sich nach seiner Freilassung im Juni 1945 nach Dresden auf, zurück zu seiner Familie. Schnell wurde in der SBZ jedoch klar, dass es kein demokratisches Messen der Parteien gab, sondern vielmehr eine klare Bevorteilung der KPD, die dennoch nicht die ersten Wahlen Ende 1945 für sich entscheiden konnte. Arno Wend vollzog die Zwangsvereinigung von KPD und SPD, obwohl er sie nicht befürwortete. Als einer der wichtigsten Politiker Dresdens drängte man ihn allerdings nach nur 5 Monaten Ende 1946 aus dem Amt als Landessekretär, da er sich vor allem gegen die Demontagepolitik der Sowjetunion stellte. Fortan war weiterhin einfaches SED-Mitglied. Weil er sich offen gegen seinen Rauswurf wehrte und der Ost-SPD in Berlin beitrat, folgte sein Ausschluss aus der Sozialistischen Einheitspartei. Arno Wend ließ sich nicht beirren, wurde Hospitant bei der CDU und stellt in Berlin eine illegale Zeitung her.

 

Im Juni 1948 wurde er von den sowjetischen Behörden verhaftet und – einer Ironie des Schicksals gleichkommend - in die gleiche Zelle der Haftanstalt Münchner Platz in Dresden wie 1933 gesperrt und im Anschluss nach Hohenschönhausen gebracht. Dort erlebte er den Tiefpunkt seiner Haftzeit, in der er sich versuchte das Leben zu nehmen. Anfang 1950 verurteilte ihn das Sowjetische Militärtribunal er zu 25 Jahren Zwangsarbeit im GuLag.

 

Mike Schmeitzner las Auszüge aus den Erinnerungen Arno Wends, die er als historische Quelle erschlossen hatte. Beschrieben wird die Reise in das sibirische Lager Workuta und die Haft am Polarkreis, die mit harter Arbeit und schweren Entbehrungen verbunden war. 1955 wurde er begnadigt und freigelassen, ging zunächst zurück nach Dresden und floh 1956 mit seiner Frau in die Bundesrepublik. In Hessen, wo er sich niederließ, beteiligte er sich weiterhin auf kommunaler Ebene in der Politik.

 

Möglich wurde diese genaue Rekonstruktion des Lebens von Arno Wend aufgrund des reichhaltigen Quellenmaterials, das Mike Schmeitzner während eines deutsch-russischen Projektes des Hannah-Arendt-Institutes in Moskau einsehen konnte. Durch einen glücklichen Zufall kam der Historiker an die von Arno Wend in Westdeutschland aufgezeichneten persönliche Erinnerungen. An diesem reich mit Quellen belegten Leben lässt sich nach Schmeitzners und Wettigs Meinung vor allem eines ablesen: was für eine politische Karriere die beiden Diktaturen zunichte machten, so dass das politische Potenzial Arno Wends nie zu Entfaltung kommen konnte. Er wäre, so waren sich beide einig, ansonsten wohl weit über die Grenzen Sachsens hinaus ein bekannter Politiker geworden.

 

 

12 MÄRZ 2009

SYLVIA KABUS - NEUNZEHNHUNDERTNEUNUNDACHTZIG. PSYCHOGRAMME EINER DEUTSCHEN STADT

„Eine Würdigung für die Protagonisten der Friedlichen Revolution, die in der öffentlichen Wahrnehmung oft verdrängt werden“, so beschrieb Sylvia Kabus ihr Buch „Neunzehnhundertneunundachtzig. Psychogramme einer deutschen Stadt“ erschienen im Sax-Verlag. Moderiert von Tobias Hollitzer, dem Leiter der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ stellte Sylvia Kabus die Neuerscheinung 25 interessierten Zuhörern vor.

 

In der Sammlung „autobiographischer Essays“, wollte die Autorin die Ereignisse des Jahres 1989 analysieren, ohne jedoch über etwas zu schreiben, was sie nicht selbst miterlebt hatte. Ihre Motivation war es, entscheidende Akteure und Schlüsselfiguren zu würdigen, wie Pfarrer Christoph Wonneberger und andere, die in der Erinnerung der Gesellschaft auf der Strecke geblieben sind.

 

Zunächst las Sylvia Kabus aus einem Kapitel über die Bedingungen für Literaten in der DDR, in dem die Probleme und Existenzängste der Schriftsteller beschrieben sind. Sie wurden von der Ungewissheit gequält, ob ihr neuestes Werk zum Druck zugelassen, und wenn ja, ob es wirklich in die Läden käme und sich verkaufte. Sylvia Kabus berichtete von Fällen, wo die Staatssicherheit die gesamte Auflage eines Buches aufkaufte, so dass es scheinbar vergriffen war und anschließend eine vernichtende Kritik darüber verfassen ließ. Auf diese Weise war die Stasi in der Lage die mühsame Arbeit mehrerer Jahre in wenigen Zeilen lächerlich zu machen und zu ruinieren.

 

Ein weiterer Essay befasste sich mit den Verhältnissen am Literaturinstitut Leipzig, wo auch sie studierte: Dort habe ein etwas anderer, lockerer Ton geherrscht. Zum Teil seien die Seminare von sehr guter Qualität gewesen, die Dozenten hätten ihre Studenten in kritischen Situationen unterstürzt. Dennoch: wer hier studierte, war meist entweder systemtreu oder hatte bereits anderweitig seine Erfahrungen mit dem System gemacht. Zunächst sei diese Lockerheit und sogar der leise Protest geduldet worden, doch ließ sich auch am Institut das Gefühl des „bespitzelt werden“ durch die Stasi nicht abschütteln. Zwangsläufig führte das zu steigendem Misstrauen. Insgesamt habe es aber in ihrem Jahrgang verhältnismäßig wenige Parteimitglieder gegeben, so Sylvia Kabus.

 

Von Tobias Hollitzer auf ihre Erfahrungen am Runden Tisch und bei der Besetzung der „Runden Ecke“ angesprochen, las Sylvia Kabus aus einer weitere Passage: Der Runde Tisch in Leipzig sei eine Ausnahme gewesen, der, als aufgrund der nachgewiesenen Wahlfälschung im Mai 1989 der Stadtrat zurück trat, die Aufgaben des Stadtparlamentes übernehmen musste. Damit ein reibungsloser Ablauf gewährleistet werden konnte, ließ man die alten Kader weiterarbeiten, eine Entscheidung, die zwar pragmatisch, jedoch stark umstritten war.

 

Auf den historischen Ort, an dem die Lesung stattfand, angesprochen, verglich die Autorin die „Runde Ecke“ mit den Mauern von Jericho, die zwar nicht zwar nicht eingestürzt seien, doch gebebt haben und das ohne physische Gewalt. Während den Verhandlungen mit der Staatssicherheit und beim Rundgang durch das besetzte Gebäude fühlten sich die Revolutionäre jedoch oftmals unterlegen, man hatte das Gefühl „zu siegen und dabei gefoppt zu werden“.

 

Insgesamt bezeichnete Sylvia Kabus die Friedliche Revolution als eine „wohlerzogene Revolution“, bei der einige der wichtigsten Akteure von damals heute ihrer Meinung nach nicht mehr entsprechend gewürdigt werden. Mit Neunzehnhundertneunundachtzig dagegen anzuschreiben bleibt Sylvia Kabus wichtigstes Anliegen.

 

 

12 MÄRZ 2009

KLAUS BEHLING UND JAN EIK : „LAUTLOSER TERROR. KRIMINALITÄT IN DER STASI“

In der besonderen Atmosphäre der Ausstellungsräume im Museum in der „Runden Ecke“ fand die wohl passenste Veranstaltung zum Thema statt: Die Autoren Klaus Behling, BILD-Journalist und Jan Eik, Krimi-Autor beleuchteten im dritten Band ihrer Reihe die Kriminalität in der Staatssicherheit der DDR. Christian Booß, Historiker und Journalist sowie ehemaliger Pressesprecher der Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen, moderierte die Veranstaltung.

 

Aus der Vielzahl der recherchierten Fälle las Jan Eik ein Beispiel über einen Zelleninformanten, der als Gefangener in Stasi-Haft das Vertrauen von Zellengenossen erschlichen und diese sodann an das MfS verraten habe. Später habe sich IM „Ast“ in die Bundesrepublik abgesetzt und Karriere gemacht. Auf Booß’ Nachfrage bedauerte Jan Eik wegen der geltenden Rechtslage nicht sagen zu dürfen, was inzwischen aus dem Mann geworden sei. Die Fälle seien zwar authentisch, die Namen mussten jedoch geändert werden.

 

Was die beiden als „gelernte DDR-Bürger“ dazu bewege, sich noch immer so intensiv mit dem Thema Staatssicherheit auseinanderzusetzen, so die nächste Frage von Christian Booß. Ihnen ginge es darum, die dramatischen, aber auch die kleinen Erlebnisse von Menschen im Bewusstsein zu halten, so die Antwort der Autoren. Nicht nur hätten die damaligen Protagonisten ein Recht darauf, dass ihre Geschichten erzählt werden, es ginge auch darum, die nachfolgende Generation aufzuklären und der Neigung zur Verharmlosung etwas entgegenzusetzen. Zu dem Thema sind die Autoren auch durch persönliche Betroffenheit geführt worden. Insbesondere Klaus Behling, der im diplomatischen Dienst der DDR stand und sich stets als ein dem Staat grundsätzlich positiv gegenüberstehender Bürger begriffen hatte – wenngleich er auch manches gar nicht so ernst genommen habe – sei nach dem Umbruch 1989 schockiert gewesen, als er bei der Einsichtnahme seiner Stasiakte erkennen musste, wie tief das MfS in seine Privatsphäre eingedrungen war. Beide haben durch die Beschäftigung mit der Stasi ihr DDR-Bild revidieren müssen.

 

Den Eindruck des Moderators, dass die Stasi ab den 1960ern von der offenen Gewalt abkam und zur Methode der „Zersetzung“ überging, bestätigten die beiden Autoren. Gleichwohl habe es sie gegeben, bis hin zum Mord. Eik las über Vorbereitungen, anlässlich der Olympischen Spiele 1972 in München eventuell „republikflüchtig“ werdende DDR-Sportler gewaltsam in die DDR zu überführen (in einem eigens dafür angefertigten Sarg!). Booß wies auf einen Fall hin, in dem die Stasi einen West-Berliner „Grenzprovokateur“ durch gedungene Mörder aus der Kleinkriminellen-Szene aus dem Weg räumen lassen wollte. häufiger vorgekommen sei. Eine solche Zusammenarbeit mit Kriminellen, so Eik, sei eher ein Phänomen der Frühzeit der DDR gewesen. Durch zu zahlende Schweige- und Versorgungsgelder seien auf die Dauer hohe Kosten entstanden. Man nahm deshalb bald lieber eigene Leute: „Die waren billiger und machten es für einen Orden.“

 

Die Frage, ob die Autoren ein Spezifikum der Stasi-Verbrechen, eine verbindende Klammer, haben ausmachen können, beantwortet Behling dahingehend, dass dies in der prinzipiellen Erhebung über die geltende Rechtsordnung und das Fehlen jedweden Unrechtsbewusstseins zu finden sei. „Machtbesoffenheit“ – das sei der richtige Ausdruck dafür; man dürfe, man müsse alles in der Hand haben, alles selbst regeln. Mielkes bekanntes „Hinrichten, Genossen“ - Zitat sei ein beredtes Beispiel dafür. Booß weist darauf hin, dass im Vorwort des Buches von einer „totalen Institution“ gesprochen werde. Eik will dies als Beschreibung der extremen Abgeschlossenheit der Stasi verstanden wissen, deren Mitarbeiter in eigenen Wohnblocks lebten, eigene ,Hochschulen‘ besuchten und Privilegien – nicht zuletzt finanzielle – genossen. Alles, was ein MfS-Mitarbeiter war, war er durch das MfS.

Angesichts der vielen, teils absurden Geschichten über Zersetzung, Gewalt und sogar Hinrichtungen von Überläufern, fühle man sich fast wie in einem Abenteuerroman, so eine Bemerkung des Moderators Christian Booß. Gleichwohl sei alles hervorragend recherchiert und nicht nur durch Stasi-Akten, sondern auch durch Quellen anderer Archive sowie vor allem durch Zeitzeugengespräche abgesichert.

 

Was die Aufarbeitung all dieser Verbrechen anbelangt, so weist Eik darauf hin, dass generell nicht von Siegerjustiz im Sinne der Nürnberger Prozesse gesprochen werden könne, da kein Sonderrecht gesetzt worden sei. Von den geschätzten 75.000 bis 100.000 Ermittlungsverfahren bei einem Verfolgungszeitraum von 40 Jahren und einem Ermittlungszeitraum von 15 Jahren haben gerade einmal 1,4 Prozent zur Anklage geführt. Von einer Siegerjustiz zu sprechen, verbiete sich wohl auch bei einem Blick unter den Strich.

 

Bei der anschließenden Publikumsdiskussion fragt ein Besucher, wie die beiden Autoren zu dem Film „Das Leben der Anderen“ stehen, der dem Fragesteller „völlig daneben“ erscheint. Solche Charaktere wie der sein Opfer deckende Stasi-Hauptmann seien seines Erachtens überhaupt nicht denkbar. Eik entgegnete darauf, dass es nicht das Anliegen des Filmes gewesen sei, einen „guten Stasi-Mann“ zu zeigen, sondern die Perfidität des Systems. Dies sei seiner Meinung nach auch gelungen. Im Übrigen, so die Autoren, habe es sehr wohl Mitarbeiter des MfS gegeben – wenngleich nur sehr wenige – die sich im Laufe der Zeit von der Stasi abwandten. Auch gebe es entgegen dem Vorurteil durchaus eine Reihe ehemaliger Stasi-Offiziere, denen ehrlich an der Aufarbeitung ihrer Geschichte gelegen sei und die beim Recherchieren ihres Buches wichtige Hinweise gegeben haben. Das Pauschalurteil „Das waren alles Schweine!“ helfe niemandem weiter.

 

 

12 MÄRZ 2009

JULIA SCHOCH - MIT DER GESCHWINDIGKEIT DES SOMMERS

„Was weiß diese Zeit von einer anderen“? diese Frage leitete den Roman „Mit der Geschwindigkeit des Sommers“, erschienen im Piper-Verlag, von Julia Schoch ein, den sie vor über hundert interessierten Zuhörern im ehemaligen Stasi-Kinosaal in der „Runden Ecke“ vorstellte. Erst wenige Stunden vor Beginn der Veranstaltung hatte die Verleihung des Preises der Leipziger Buchmesse stattgefunden, für den sie ebenfalls nominiert war.

 

Julia Schochs Lektor bemerkte bei der Begrüßung, er als Westdeutscher habe „nach der Lektüre des Romans Ostdeutschland besser verstanden“. Das hoffe auch die Autorin, die über ihr Buch sagte, es sei „wie ein Mobile: man kann an einem beliebigen Punkt anfangen, der Kreis schließt sich immer wieder.“

 

Der Roman erzählt die Geschichte vom Ende der DDR und dem Ende aller Träume. Doch zunächst wird ein einziger Nachmittag beschrieben, den eine Frau mit ihrem Liebhaber verbringt, erzählt wird aus der Perspektive der Schwester dieser Frau. Rückblickend betrachtet die Ich-Erzählerin noch einmal das Wesen ihrer Schwester anhand dieses einen Nachmittags, dem letzten Nachmittag mit ihrem Liebhaber, von dem sie sich trennen würde, ohne dass er es wusste. Die Erzählerin analysiert ihre Schwester und ihr Verhalten nach dem, was sie weiß, aus den Erzählungen der Schwester und dem Bild was sie von ihrem Charakter und Wesen hat. Im Zuge der Erzählung stellt sie fest, dass sie in der Retrospektive einen ganz anderen Eindruck von ihrer Schwester gewinnt, als sie ihn zu deren Lebzeiten hatte.

 

Die beiden Schwestern wuchsen in einer künstlich errichteten Garnisonsstadt, in der Nähe des Stettiner Haffs im Nirgendwo auf. Während die Erzählerin später die Stadt verließ, blieb ihre Schwester ihr ganzes Leben lang, lebte dort mit Mann und Kindern und traf sich in unregelmäßigen Abständen mit ihrem Liebhaber. Der Soldat, wie die Schwestern den Liebhaber nennen, hatte vor Jahren, noch zu DDR-Zeiten, seinen Wehrdienst in der Stadt abgeleistet und hatte schon damals eine Beziehung mit der Schwester. Nach dem Ende der DDR nehmen sie ihre Beziehung wieder auf, treffen sich heimlich, unternehmen Ausflüge, zum Stettiner Haff oder nach Polen. In dieser Beziehung lebt die Schwester in der Vergangenheit und malt sich immer wieder aus, wie ihr Leben wohl verlaufen wäre, wenn die DDR heute immer noch bestünde.

 

Letztlich fasst sie den Entschluss, sich das Leben zu nehmen und fährt dazu nach New York. Der Leser erfährt weder, warum gerade New York, noch das eigentliche Motiv für den Selbstmord. Die Ich-Erzählerin verliert sich in ihren Andeutungen.

 

Nach dem Ende der Lesung blieb dem Publikum noch Zeit, Fragen an die Autorin zu stellen. Auf die Frage nach der Inspiration zu diesem Buch antwortete Julia Schoch, sie sei als Tochter eines Offiziers in genau so einer künstlich errichteten Garnisonsstadt aufgewachsen wie die beiden Schwestern. Als sie dann nach Jahren wieder einmal dahin zurückkehrte, war diese Stadt komplett dem Erdboden gleichgemacht worden. Etwas Ähnliches findet sich im Roman wieder, die Schwester zeigt ihrem Liebhaber den inzwischen leer stehenden und verfallenen Wohnblock in dem sie aufgewachsen ist.

 

Zum Erzählstil sagte Julia Schoch, sie habe zunächst versucht, die Geschichte aus der Ich-Perspektive der Schwester, der Geliebten des Soldaten, zu schreiben, was jedoch nicht funktioniert hätte. Erst die nahezu unbeteiligte Schwester, die lediglich erinnert und nicht selbst dabei gewesen ist gewinnt einen Überblick, gibt dabei auch gleich eine Wertung ab. Gleichzeitig ist sie der Ansicht, der Autor sollte nicht versuchen, durch den Erzähler den Figuren seine eigenen schlauen Gedanken unter zu jubeln, weil dies meist unglaubwürdig klinge.

 

Es habe ihr sehr viel Freude gemacht dieses Buch zu schreiben, so die Autorin. Als eine Besucherin sie fragte, ob sie mit ihren Eltern über das Verschwinden der Stadt ihrer Kindheit reden konnte, antwortete sie: „Ja, ich komme aus einer sprechenden Familie.“

 

 

12. MÄRZ 2009

SUSANNE SCHÄDLICH: IMMER WIEDER DEZEMBER

Das Buch beginnt mit einem Selbstmord: „Ein Schuss in den Mund, nicht weit von meiner Wohnung, in einem kleinen Park an einer verkehrsreichen Straße an einem überaus grauen Dezembersonntag 2007, mitten in Berlin“. Der Tote ist der Onkel der Erzählerin. Karl-Heinz Schädlich, Bruder des DDR-Schriftstellers Hans-Joachim Schädlich und für die Autorin Susanne Schädlich über Jahre eine Vertrauensperson. Bis 1992 herauskommt, dass er die ganze Familie jahrelang als IM „Schäfer“ bespitzelte. Nach seinem Tod im Januar 2007 beantragte Susanne Schädlich Einsicht in seine Akte, die über 1000 Seiten umfasste und begann die Geschichte aufzuarbeiten.

 

„Immer wieder Dezember“, das sei ein Geschichtsbuch, eine Literaturgeschichte und eine Familienchronik, so der Moderator der Veranstaltung Helmuth Frauendorfer, Redakteur des ARD-Magazins FAKT und Mitarbeiter des MDR. Susanne Schädlich habe es geschafft „aus der Sicht des Kindes emotional und frei von Hass“ zu schreiben. Das Buch sei keine Abrechnung, so die Autorin, doch wolle sie damit gegen die Verharmlosung des Onkels nach seiner offiziellen Enttarnung im Jahr 2006. Gegen das Bild vom „Dandy“, das alle von ihm gehabt haben, wolle sie ins rechte Licht rücken.

 

Susanne Schädlich las eine erste Passage aus ihrem im Droemer&Knaur Verlag erschienen Buch. Als sie 1992 die Nachricht von der IM-Tätigkeit ihres Onkels am Telefon von ihrer Mutter erfuhr, lebte sie in Los Angeles und konnte dort in der Ferne kaum begreifen, dass die Person, der sie jahrelang vertraute, sie nun alle verraten haben sollte. Dennoch hatte sie dort die nötige Distanz, die sich auch in ihrem Buch widerspiegelt. Statt der Possessiva „mein Onkel“, „mein Vater“, „meine Mutter“ benutzt sie stets die Demonstrativa „der“ oder „die“.

 

Es folgte der Rückblick beginnend mit der Ausreise im Dezember 1977. „Das W auf dem Kompass – dahin würden wir jetzt gehen“, mit diesen Worten beschrieb die Autorin jene Tage, an denen fest stand, dass sie mit ihren Eltern und ihrer jüngeren Schwester die DDR verlassen würde, um nach Westdeutschland zu gehen. Der Vater gehörte zu den Unterzeichnern der Biermann-Petition und musste, wie viele andere Intellektuelle auch, das Land verlassen. Der Anfang im Westen, bei dessen Vorstellung bis dahin „die Augen zu leuchten begannen“ war nicht einfach, die Familie auch dort nicht sicher: „Die Mutter telefonierte mit dem Onkel, das MfS hörte mit“. Susanne Schädlichs Kontakte in die DDR rissen langsam ab. Bei ihrer Akteneinsicht erfuhr sie, warum: All ihre Briefe, die sie an Freundinnen in die DDR schrieb, alle Briefe, die diese Freundinnen zurück schrieben, wurden abgefangen.

 

Zum Onkel hielt sie Kontakt und vertraute sich auch ihm an, als sie 1984 nach einer Lehrstelle zur Schneiderin suchte. Der Onkel riet ihr, einen Brief an den Bürgermeister von Ost-Berlin zu schreiben, da Lehrstellen im Westen knapp waren. Als sie sofort Antwort erhielt und zu einem Gespräch eingeladen wurde, machte sie das keineswegs misstrauisch. Der Onkel hatte ihr eingebläut, mit niemandem über die Sache zu reden, woran sie sich ebenfalls hielt. Im Nachhinein beschreibt sich Susanne Schädlich als naiv. Dass diese Geschichte gut ausging verdankte sie ihrer Ehrlichkeit: Als man sie bei ihrem zweiten Besuch fragte, ob sie für eine Lehrstelle in der DDR bereit sei die Staatsbürgerschaft der BRD aufzugeben, antwortete sie klar mit nein. Susanne Schädlich durfte nicht mehr in die DDR einreisen.

 

In der letzten Passage des Buches besuchte Susanne schädlich nach dem Tod des Onkels noch einmal seine Wohnung, in der sie ihn früher so oft besucht hatte. Es war wie ein „Eindringen in die Wohnung eines Eindringlings“, diesem „Wolf im Schafspelz, der sich Schäfer nannte und sich als guter Hirte dachte“. Er sei für sie „wie ein zweiter Vater gewesen“, weshalb es auch so schwer war, sich einen „Mann, den man liebte aus dem Herzen zu reißen.“ Mit dem Buch „Immer wieder Dezember“ ist Susanne Schädlich ein Stück dieser Aufarbeitung gelungen.

 

 

13. MÄRZ 2009

INES VEITH: LEBEN UND ALLTAG DER DDR-FLÜCHTLINGE

Die Beschäftigung mit der Flüchtlingsthematik erklärt sich bei der Autorin Ines Veith aus der eigenen Biographie heraus. Geboren in Mecklenburg, gelangte sie als Kind mit ihren Eltern nach Westdeutschland. Die von ihr vorgestellten Schulmaterialien sollen Schüler für das Thema sensibilisieren und in diesem Sinne junge Demokraten heranbilden. So stellte Ines Veith in der von Helmuth Frauendorfer, Redakteur des ARD-Magazins FAKT und Mitarbeiter des MDR, moderierten Veranstaltung einem kleinen Publikum Interessierter die im Buchverlag Kempen erschiene Materialiensammlung über DDR-Flüchtlinge vor. Die Veranstaltung fand in Kooperation mit der sächsischen Landeszentrale für politische Bildung statt.

 

Gerade an den Opfern und Flüchtlingen der DDR-Diktatur könne man Geschichte festmachen, so Ines Veith. Sie wollte die Täter-Opfer-Beziehungen „aufdröseln“ und vor allem die Opfer in den Vordergrund rücken, weil diese nicht nur „von den Tätern ausgeblendet werden“, sondern generell in Ostdeutschland ignoriert werden. Das nicht-offen-reden-können über die Thematik erkläre auch, warum sie darüber wesentlich mehr Vorträge im Westen halte als im Osten, so Veith weiter. Generell müsse man bei den Schülern heute einen katastrophalen Wissensstand über die DDR-Geschichte feststellen, dem sie entgegen wirken möchte.

 

Sei das Engagement also nur „der berühmte Tropfen auf den heißen Stein?“ so eine Frage von Helmuth Frauendorfer. Dies verneinte die Autorin. Sie fühle sich gerade vom Zuspruch der Opfer der SED-Diktatur, wie etwa von Maria Stein, die im berüchtigten Frauengefängnis Hoheneck einsaß, weil sie mit 17 ein verbotenes Lied gesungen habe. Die Unterrichtsmaterialien seien auch den Opfern gewidmet, so Ines Veith. Außerdem: „Wenn 5 Millionen Menschen fliehen, soll für diese eine Lobby gebildet werden.“

 

Am Anschluss zeigte die Autorin Auszüge aus dem Heft: Fotos aus Marienfelde, eine Leiste mit den wichtigsten Fluchtgründen und allgemeine Statistiken, die genauso dazu gehören wie das Herausgreifen von Einzelschicksalen, wie zum Beispiel das von Jutta Gallus, „der Frau vom Checkpoint Charlie“, die jahrelang für die Herausgabe ihrer beiden Töchter demonstrierte oder auch der Fall von Gisela Mauritz, der nach einem missglückten Fluchtversuch der vierjährige Sohn weggenommen und zur Adoption freigegeben wurde und den sie erst nach der Wiedervereinigung wieder fand.

 

Außerdem werden im Heft Methoden des SED-Regimes dargestellt. Der Staat als „Papa und Täter“, der jeden, der nicht gehorchen wollte rigoros bestrafte, um den Opfern danach auch noch die Schuld an ihrem Verhalten zu geben. Methoden der psychischen „weißen Folter“ griff Ines Veith genauso auf, wie die Abteilung der gezielten Desinformation innerhalb des MfS, die Legendenbildung und schlichtweg Lügen über bestimmte Personen verbreitete. Auch die westdeutsche Seite wird beleucht, so etwa die Fluchthelfer, die oft unter eigener Gefahr Menschen aus der DDR halfen, aber auch das schwierige und bis heute ungeklärte Kapitel von inoffiziellen Freikäufen von politisch Inhaftierten durch die Bundesrepublik, die der DDR so manche Devisen einbrachten. Über diese Freikäufe fehlt bis heute die Einsicht in die westdeutschen Archive.

 

Die Materialien enden mit der großen Fluchtbewegung im Jahr 1989, etwa den Bildern der Besetzung der Prager Botschaft. Insgesamt hat Ines Veith versucht, zusammenzutragen, was sie über das Thema weiß und es für Schüler medial aufzuarbeiten. Durch den interaktiven Zugang sollen sie mehr über die DDR erfahren, sie sollen „diese Diktatur erspüren und überwinden lernen“

 

 

13. MÄRZ 2009

SALOMEA GENIN - ICH FOLGTE DEN FALSCHEN GÖTTERN. EINE AUSTRALISCHE JÜDIN IN DER DDR

Wie ist es möglich, dass sich jemand, der in einer Diktatur verfolgt wurde, sich der nächsten mit Haut und Haar verschreibt? Diese Frage stellt man sich, wenn man Salomea Genins ungewöhnlichen Lebenslauf sieht. 1939 flieht sie sechsjährig mit der Familie vor der Judenverfolgung der Nationalsozialisten nach Australien. Dort tritt sie 1949 in die Kommunistische Partei ein und wird begeisterte Anhängerin der Lehren von Marx und Engels.

 

Im Rahmen der Buchmesse stellte Salomea Genin ihre im Verlag Berlin-Brandenburg erschienene Autobiographie „Ich folgte den falschen Göttern. Eine australische Jüdin in der DDR“ vor. Sie las vor etwa 70 interessierten Zuhörern im ehemaligen Stasi-Kinosaal.

 

Nach einer kurzen Vorstellung der Autorin durch den Moderator Helmuth Frauendorfer wurde ein Dokumentarfilm aus dem Jahre 1997 über das Leben von Salomea Genin gezeigt. Auf die anschließende Frage, warum sie nicht zur Ruhe komme und zuhause schöne Bücher lese, sondern stattdessen Bücher schreibe, antwortete Salomea Genin, sie wolle andere vor ihren Fehlern bewahren.

 

Als Kind im nationalsozialistischen Deutschland spürte sie den Hass der Machthaber. Ein Hass, den sie nicht verstehen konnte, für den es keinen Grund zu geben schien, für den sie die Schuld bei sich selbst suchte. Später lehnte sie Gott und das Judentum ab und machte den Sozialismus zu ihrer Religion. Ihr größter Wunsch war es ein „normaler“ Mensch zu sein, nicht mehr Jüdin, und damit anders als die anderen, sondern Kommunistin. Rückblickend bezeichnet sie sich in dieser Phase ihres Lebens als antisemitische Jüdin und „Jewish-self-hatred“. Dieses Phänomen ist auf das so genannte Stockholm-Syndrom zurückzuführen, sie hat sich selbst mit der Ideologie der Nationalsozialisten identifiziert. Noch in der DDR fand sie einen Psychologen der ihr half diesen Selbsthass zu überwinden.

 

Ohne wirkliche eigene Identität und begeistert von den Idealen des Kommunismus trat sie mit 18 Jahren in die kommunistische Partei Australiens ein. Aber auch dort fühlte sie sich nicht heimisch. Als sie 1951 zu den Jugendweltfestspielen in Ost-Berlin war glaubte sie in der DDR das Land ihrer Träume gefunden zu haben. Auf die Stimmen, die sie davor warnten, dass der schöne Schein trüge, hörte sie nicht, erst Jahre später drang diese Erkenntnis zu ihr durch.

 

Zunächst erhielt Salomea Genin keine Aufenthaltsgenehmigung für die DDR und ließ sich deshalb in West-Berlin nieder, erst 1963 durfte sie einreisen. Den Grund dafür erfuhr sie, als sie Jahre später ihre Stasi-Akte las: 1951 hatte ein Freund sie als internationale Spionen denunziert. Noch während ihrer Zeit in West-Berlin, im November 1961, wurde sie vom Ministerium für Staatssicherheit angeworben. Für sie war es ihr politischer Beitrag zum Klassenkampf, heute meint sie „vielleicht war ich nützlich“, sie ist sich jedoch nicht sicher. 1963 darf sie endlich in den Arbeiter- und Bauernstaat einreisen, muss jedoch erkennen, dass der „sozialistische Mensch auch nur ein Mensch“ ist.

 

Ihr Vertrauen in das System blieb fest und wurde erst Anfang der 1980er Jahre erschüttert. Bis dahin schenkte sie den Geschichten, jemand sei nur wegen eines politischen Witzes ins Gefängnis gekommen keinen Glauben, sie war der festen Überzeugung, diese Menschen müssten sich noch mehr haben zu Schulden kommen lassen. Dann lernte sie einen Lektor kennen, der sieben Jahre in Bautzen inhaftiert war, nur weil er gefordert hatte, dass eine Chruschtschowrede innerhalb der Partei publiziert und diskutiert werde.

 

Nachdem sie in einem Parteiverfahren gedemütigt worden war, verlor sie endgültig den Glauben in die DDR, jedoch blieb ihre Loyalität zur Stasi bestehen, denn, „die Partei hat mich sehr verletzt, die Stasi nie“. Als sie jedoch Anfang der 1980er Jahre nicht mehr länger die Augen vor den kriminellen Methoden des MfS verschließen konnte, musste sie erkennen, für wen sie da eigentlich arbeitete. Ab Mitte der 1980er Jahre begann sie, Freunden ihre IM-Tätigkeit offen zu legen, die oft danach den Kontakt zu ihr abbrachen. Salomea Genin versuchte sich im Detail zu vergegenwärtigen, was sie dem MfS in den letzten 20 Jahren erzählt hatte und musste mit Schrecken erkennen, dass sie Mitte der 1960er Jahre eine ihr nahe stehende Person denunziert hatte. Sie sprach mit jedem einzelnen über den sie der Stasi berichtete, entschuldigte sich.

 

Auf den Unterschied zwischen der kommunistischen Partei in Australien und in der DDR angesprochen, meinte Genin, dass in Australien die Partei in der Opposition war, in der DDR jedoch an der Macht, sodass sie vieles erst lernen musste, als sie nach Deutschland kam. In Australien war die Partei gegen den Strom geschwommen, hier gab sie den Ton an. Zwar war es ein Schock für sie, als sie feststellte, dass so viele Opportunisten in der SED waren, doch einzelne Menschen, die den Ton angaben, seien für sie trotzdem kein Grund gegen die Partei als Ganzes gewesen.

 

Diese Autobiographie soll „keine Rechtfertigung sein, nichts entschuldigen, sondern nur erklären und die Gründe beleuchten, warum es so kam, wie es kam.“ Salomea Genin sieht sich selbst als Geschichtenerzählerin und nicht als Schriftstellerin. Über die aktuelle politische Situation und die Entwicklung seit der Wiedervereinigung will sie sich kein Urteil anmaßen. Auf eine persönliche Bilanz der letzten 20 Jahre wiedervereinigtes Deutschland angesprochen, antwortet sie ehrlich und knapp: „Ich pflege über mich zu sprechen und nicht allgemein.“

 

 

13. MÄRZ 2009

STEPHAN KRAWCZYK - DAS WENDEDANKFEST

Sein Konzert „Wendedankfest“ begann der Liedermacher, Schriftsteller und Kabarettist Stephan Krawczyk vor etwa einhundertzwanzig Gästen zunächst ernst – mit einer Lesung aus seinem autobiographischen Roman „Der Narr“. Die Geschichte eines jungen Mannes, der, von der eigenen Schwester der geplanten „Republikflucht“ bezichtigt, zu einer langjährigen Haftstrafe in der DDR verurteilt wurde, die er bis auf den letzten Tag absitzen musste: Er hatte sich den wiederholten Avancen der Stasi, die ihn dazu bringen wollte, seine Mithäftlinge zu bespitzeln, verweigert und mit einem Schweigestreik reagiert. Das betroffene Schweigen im Publikum nach der Lesung wird durch ein mit der Maultrommel vorgetragenes Zwischenspiel unterbrochen.

 

Auch die nächste Lesung des Autors aus seiner Autobiographie handelt von Hafterfahrungen, diesmal von denen des Autors selbst, von den 15 Tagen, die er in Berlin-Hohenschönhausen verbringen musste, bevor er und seine damalige Frau Freia Klier ausgebürgert wurden. Und auch hier wird von Courage und Widerstand berichtet, der offenbar selbst im Stasi-Gefängnis noch möglich war. Allerdings ging es Krawczyk offenkundig nicht darum, Heldengeschichten zu erzählen oder sich selbst zu stilisieren, wie die ironische Brechung seiner Lesung deutlich macht: Von der Begegnung mit drei Albanern berichtet er etwa, die zusammengerechnet 115 Jahre durch das kommunistische Regime Enver Hoxhas inhaftiert worden waren. „Na, lohnt sich das denn überhaupt?“ muss er sich fragen lassen, als er ihnen von seiner zweiwöchigen Haftzeit erzählt. Eigentlich nicht, meinte Krawczyk. Aber immerhin: „Ich kann drüber schreiben; ich hab’s mal erlebt.“

 

Von Selbstzurücknahme und -ironie zeugte auch Krawczyks Beschreibung, wie er, der 1988 ausgebürgerte Liedermacher, die Friedliche Revolution von West-Berlin aus erlebte. Zur Untätigkeit sei er verurteilt gewesen, da er erst im Dezember 1989 wieder in die DDR einreisen durfte. Im Osten war Revolution, doch er saß im Westen fest. Später erzählte ihm die DDR-Oppositionelle Maria Nooke, dass sich in dem Lausitzer Städtchen Forst als empörte Reaktion auf das kurzfristige Verbot eines Konzertes des Liedermachers in der Kirche „durch den Klerus“ eine örtliche Widerstandsgruppe gebildet habe. „Als ich das hörte, war ich so froh, weil ich dadurch jetzt auch was mit der Wende zu tun hatte.“ Während Krawczyk das Niederreißen der innerdeutschen Grenze im November 1989 für eine „große Kulturleistung des deutschen Volkes“ hält, sei ihm die Wiedervereinigungseuphorie nicht nachvollziehbar gewesen: „Euphorie ist ein bewusstseinstrübender Zustand.“

 

In seinem immer wieder von – zumeist älteren – Musikstücken durchsetzten Programms ging es Krawczyk um seine Probleme, als Künstler in der „realexistierenden Demokratie“ anzukommen. Natürlich habe man ein großes Interesse an der Zeit, in der man im Mittelpunkt eines Prozesses gestanden habe (der „Run“ auf die Stasi-Akten sei auch so zu erklären). Man müsse aber lebendig bleiben, nicht dauernd von dem erlebten Vergangenen und Leid erzählen; dies nerve auf die Dauer die Anderen nur noch. Er habe sich deshalb neue Themen gesucht, den Umweltschutz etwa („Das Augenlicht der Vögel – FCKW-Stop – jeder Tank zählt“), oder die postmoderne Medien- und Alltagskultur, in der nur das zähle, was sich schick verpacken lasse. Krawczyk geht mit der gegenwärtigen Gesellschaft – ohne sie grundsätzlich abzulehnen – hart ins Gericht, schlägt den Bogen von Werbe- und Konsumkritik bis hin zum Umgang mit Gewalt und zum Waffenbesitz in der Bundesrepublik – angesichts des Winnenden-Massakers aus tragischem aktuellen Anlass.

 

Mit den Worten „Man muss doch noch mal was sagen dürfen, wenn man was auf dem Herzen hat“ begann das letzte Stück des Abends.“ Wenn er wiederholt davon sprach, man solle nicht im Gestern stecken bleiben, meinte er damit offenbar keine Geschichtsvergessenheit, sondern kennzeichnet vielmehr die Auseinandersetzungen der Vergangenheit als einstige Gegenwart: „Das war heute, das damals war heute […] Das Jahr besteht aus lauter Heutes, das Leben besteht aus lauter Augenblicken.“

 

 

13. MÄRZ 2009

HUBERTUS KNABE - HONECKERS ERBEN: DIE WAHRHEIT ÜBER DIE LINKE

Als ein „sehr nötiges Buch“ bezeichnete Irmtraut Hollitzer vom Bürgerkomitee Leipzig e.V. bei ihrer Begrüßung die Neuerscheinung „Honeckers Erben – die Wahrheit über die LINKE“ des Historikers und Leiters der Gedenkstätte Hohenschönhausen Hubertus Knabe, der sich sehr erfreut dazu äußerte, vor 150 Gästen sein neues Werk vorstellen zu können. Helmuth Frauendorfer vom MDR-Magazin Fakt moderierte die Veranstaltung.

 

Hubertus Knabe erinnerte an die 120.000 Menschen, die sich am 16. Oktober in Leipzig mit dem Ruf „Wir sind das Volk“ Gehör verschafften und SED-Politbürochef Honecker zum Rücktritt am Folgetag zwangen. Gerade angesichts dieser Erinnerung sei es bedrückend, wie unsere Gesellschaft dabei sei, den Ertrag der Friedlichen Revolution zu verspielen. Mit diesem Buch wolle er etwas entgegensetzen.

 

Knabe erläutert den Aufbau seines Buches, das sich, in drei Teile untergliedert, mit Herkunft, Politik und Personal der Linkspartei beschäftigt. Viele Verbindungslinien zur SED seien mittlerweile in Vergessenheit geraten beziehungsweise auf Grund der erfolgreichen Marketing-Politik der Partei nahezu unbekannt. Dies habe Gründe auch in gezielter Spurenverwischung wie der Vernichtung von vermutlich bis zu 400 km Aktenmaterial der SED um 1990. Mit einer Lesung aus dem Kapitel „Der Milliardenschatz“ stellte Knabe die Geldwäscheversuche der PDS im ersten Jahr der deutschen Einheit vor, die „wie ein Krimi“ anmuten.

 

Neben den recherchierten Fakten formulierte der Autor auch suggestive Aussagen: Dass die Hintergründe des Finanzgebarens der Partei Ende der 1990er Jahre überhaupt ans Licht kamen, sei einzig der Aussage des PDS-Finanzchefs vor einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss zu verdanken, vor dem sämtliche andere PDS-Politiker die Aussage verweigerten. „Wenig später kam Langnitschke bei einem Verkehrsunfall ums Leben.“

 

Zu den Gründen für den Erfolg der Linken in den neuen Ländern bemerkte Knabe, dass einerseits die Leute durch häufige Namens- und Labeländerungen systematisch verwirrt worden seien. Eine Stammwählerschaft habe sich die Partei zudem durch das Betreiben von Klientelpolitik für ehemalige DDR-Funktionäre und Stasi-Mitarbeiter geschaffen. Außerdem sei zu bedenken, dass die Kader der SED im Gegensatz zu ihren Opfern und vielen anderen Bürgern in der DDR sehr gut ausgebildet worden seien – „die durften ja alle studieren, was andere nicht durften“. Die finanziell bestens ausgestatteten und akademisch gebildeten Genossen hätten also 1990 die besseren Startbedingungen gehabt. Dass die von Gysi zwischenzeitlich bereits als gescheitert betrachtete Westausdehnung doch noch habe verwirklicht werden können, sei nicht zuletzt der ausgesprochen unkritischen Haltung der Medien zu verdanken.

 

Hinsichtlich des Führungspersonals der Linkspartei wies Knabe darauf hin, dass so wichtige Figuren wie Roland Claus und auch Gregor Gysi in der DDR zur Nomenklatur gehörten und – ebenso wie die Mehrheit des Parteivolkes – bereits zu Walter Ulbrichts Zeiten in die Partei eingetreten seien. Die personelle Kontinuität zur Partei der Diktatur wirke sich zweifellos auf die Einstellungen in der Linkspartei aus. Dass in großer Zahl ehemalige Stasi-Spitzel, die sich durch ihr „Leben in der Lüge“, den Verrat an engen Freunden und Verwandten, für Ämter in der Demokratie als ungeeignet erwiesen hätten, wichtige Positionen in der Partei einnehmen, werfe ein bezeichnendes Licht auf die „lautlose Renaissance der Täter“.

 

Die anschließende Diskussion eröffnete Helmuth Frauendorfer zunächst mit einer eigenen Frage: „Wie einfach oder kompliziert ist das Leben des DDR-Historikers heute? Muss er auf der Hut vor der „Justizkeule“, vor juristischer Angreifbarkeit sein?“ Knabe berichtete von Gegendarstellungen in Zeitungen, aber auch der Sorge seines Verlages vor erheblichen finanziellen Belastungen. Insbesondere der Fraktionschef der Linkspartei Gregor Gysi führe einen „Krieg gegen die demokratische Diskussionskultur“ und reiche, sobald er irgendeinen Anhaltspunkt sehe, Unterlassungsklagen ein.

 

Frauendorfer stellte die Frage, wie es zu erklären sei, dass die Linkspartei aus der Wirtschaftskrise – vor der sie ja jahrelang gewarnt habe – kein politisches Kapital schlagen könne. Seien die Menschen doch rationaler, wenn es um ihre eigene Haut geht? In der Tat, so Knabe, sei die Linkspartei auch ein Stück weit eine Luxuspartei wie einst die Grünen. Allerdings habe auch die bundesrepublikanische Demokratie die Probe einer ernsthaften Krisenzeit noch nicht bestanden. Eine Wiederholung des Endes Weimars sei nicht ausgeschlossen; von alleine bewahre sich die Demokratie jedenfalls nicht. Die Menschen sollen sich gegen diktatorische Zumutungen zur Wehr setzen, gerade deshalb sei die verkorkste Opferrente ein fatales Signal: Widerstand lohnt sich nicht.

 

Ein Herr wies darauf hin, dass der Unions-Spendenskandal 1999 zu Recht auf breite gesellschaftliche Entrüstung gestoßen sei, während man am Finanzgebaren der PDS offenbar nichts Verwerfliches finde. Auch erregte die Schulhof-Verteilung von Medien der NPD großes Aufsehen, während diejenige der Linkspartei ersichtlich als normal hingenommen werde. Noch einmal wiederholt Knabe darauf hin ausführlich seine Medienkritik: Die sich vielfach diffus links verordnenden Journalisten Deutschlands schauten bei der CDU eben genauer hin als bei den eher mild beurteilten Linken.

 

Ob es sich bei den Parteimitgliedern aus seiner Sicht denn tatsächlich ausschließlich um Extremisten handele oder um „naive junge Menschen, die nicht merken, dass sie in einer blutrünstigen Partei sind“, so eine weitere Frage an Hubertus Knabe. Dieser räumte ein, dass es unter den Linken auch Pragmatiker und Karrieristen gebe, denen ein radikales Auftreten fremd sei. Gerade die smarten jungen Leute seien aber als Türöffner noch gefährlicher als die alten Stasi-Leute. Man müsse das Parteiprogramm sehen, welches die Ausschaltung wirtschaftlicher Freiheit zum Ziel habe. Da sich Menschen dem aber zu entziehen suchen, werde es ohne Gewalt, Überwachung und Mauer nicht gehen. „Demokratischer Sozialismus“ sei deshalb eine „Mogelpackung wie Krieg ohne Töten“.

 

Am Ende der Diskussion stellte Helmuth Frauenhofer eine Frage, die Ausdruck seiner Achtung vor Knabes Arbeit sei: Warum nehme er die vielfältigen verbalen und juristischen Angriffe in Kauf, warum tue er sich das an. Die Aufarbeitung der DDR-Geschichte auch gegen Widerstände sei schlicht sein Job und „eigentlich selbstverständlich“, antwortet Knabe. Kraft gebe ihm aber sein ausgesprochenes Gerechtigkeitsgefühl. Der ständige Kontakt zu ehemaligen Häftlingen sei dem Gedenkstättenleiter des ehemaligen Zentralen Stasi-Gefängnisses – wie der Zuspruch seiner Frau – ein ungeheurer Ansporn.

 

14. MÄRZ 2009

DER WEG ZUM DENKMAL FÜR FREIHEIT UND EINHEIT

Ebenfalls im Rahmen der vergangenen Leipziger Buchmesse lud das Bürgerkomitee Leipzig e.V. gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft e.V. am 14. März 2009 zu einer Podiumsdiskussion in den ehemaligen Stasi-Kinosaal, die sich dem Thema eines künftigen Nationaldenkmals für Einheit und Freiheit annahm und mit Johannes Beermann, Chef der sächsischen Staatskanzlei und Staatsminister für Bundes- und Europaangelegenheiten des Landes Sachsen, Georg Giradet, Kulturbürgermeister der Stadt Leipzig, Günter Nooke, Menschenrechtsbeauftragter der Bundesregierung, sowie Gunter Weißgerber, Mitglied des Bundestages, besonders prominent besetzt war. Moderiert wurde die Veranstaltung von Sven Felix Kellerhoff, Ressortleiter bei der Tageszeitung Die Welt.

 

In seinen Begrüßungsworten zeichnete Tobias Hollitzer, Leiter der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, zunächst noch einmal den Weg und die Stationen nach, die speziell in Leipzig zur friedlichen Revolution von 1989 geführt hatten, fasste kurz die bisherige Diskussion um ein geplantes Nationaldenkmal zusammen und verwies abermals auf den besonderen Symbolgehalt der Geschehnisse des Herbst ´89 in Leipzig, speziell des 9. Oktobers.

 

Im Anschluss stellte der Bevollmächtigte des Vorstandes der Deutschen Gesellschaft e.V. Andreas Apelt sein im Wochenschauverlag herausgegebenen Buches „Der Weg zum Denkmal für Freiheit und Einheit“ vor, das der gesamten Veranstaltung den thematischen Rahmen geben sollte. Auch Apelt verwies auf die langjährige, zum Teil sehr lebhaft geführte und durch alle politischen Lager gehende Diskussion um das geplante Denkmal für Einheit und Freiheit, die schließlich in einem entsprechend positiven Bundestagsbeschluss gemündet hatte, mit diesem aber noch lange nicht beendet war. Besonders unterstrich er in diesem Zusammenhang das Engagement der Deutschen Gesellschaft e.V., das im vergangenen Jahr folgerichtig mit dem Deutschen Nationalpreis gewürdigt worden sei. Unter Hinweis auf den bereits laufenden Gestaltungswettbewerb für das Berliner Denkmal und die alle Erwartungen sprengende Resonanz auf diesen, veranschaulichte Apelt nochmals die offenkundige Bedeutung, die das geplante Nationaldenkmal für das Land und seine Bevölkerung, für Vergangenheitsbewältigung und Zukunftsgestaltung haben wird. Abschließend verwies er auf einen Punkt, der zu einem zentralen Bestandteil der anschließenden Diskussion werden sollte, nämlich die konzeptionelle Umsetzung und Betonung der besonderen Rolle der Stadt Leipzig und des 9. Oktobers in einem potentiellen Denkmalsentwurf.

 

Im Anschluss an die Worte von Andreas Apelt eröffnete Sven Felix Kellerhoff die Diskussion, indem er kurz die Protagonisten vorstellte, die seinen Worten zufolge die „ideale Besetzung“ seien, da sie in ihren momentanen politischen Betätigungsfeldern bezeichnenderweise die vier strukturellen Ebenen des Staatsaufbaus repräsentierten.

Zunächst ergriff der Bundestagsabgeordnete Gunter Weißgerber das Wort und beschrieb, für Außenstehende nicht immer nachvollziehbar, seinen persönlichen Meinungsumschwung in Sachen Nationaldenkmal. Zunächst gegen jede Form von Denkmal macht er sich mittlerweile mit großem persönlichem Engagement für ein Einheits- und Freiheitsdenkmal in Leipzig stark. Das, so betonte er aber ausdrücklich, sei allerdings keine Ablehnung gegenüber einem weiteren Denkmalstandort in Berlin. Vielmehr könne das angestrebte Konzept von Einheit und Freiheit nur in einem gemeinsam erarbeiteten Entwurf umgesetzt werden. Angesprochen auf den möglichen Standort eines Denkmals in Leipzig erklärte Weißgerber später, dass dafür einzig der Augustusplatz als zentraler Ort der Stadt in Frage kommen dürfe.

 

Dass der Augustusplatz, neben dem Wilhelm-Leuschner-Platz und der Grünfläche gegenüber des Leipziger Hauptbahnhofes, auch bei der Stadt Leipzig momentan als einer von drei möglichen Standorten gehandelt wird, erklärte Georg Giradet, in seiner Funktion als Kulturbürgermeister der Stadt bestens mit der aktuellen Debatte rund um Standorte, Finanzierung und Konzepte des geplanten Denkmals vertraut. Er verwies aber auch auf die momentane Bebauung des Augustusplatzes, die seiner Meinung nach in jetzigem Zustand keinerlei Raum für ein Denkmal lasse. Letztlich, so Giradet, müsse gerade die Standortfrage in einem öffentlichen Dialog geklärt werden. Grundsätzlich bezeichnete er die Entscheidung über einen möglichen Standort, auch abseits der drei bisher gehandelten Vorschläge, als völlig offen. Abgeschlossen sei seiner Meinung nach jedoch die Debatte, ob es überhaupt ein Denkmal in Leipzig geben solle. Vielmehr müsse man sich jetzt fragen, was ein künftiges Denkmal leisten solle und wie eine gelungene konzeptionelle Umsetzung aussehen kann. Dass dabei nur die höchsten Maßstäbe angelegt werden müssten, steht laut Giradet außer Frage. In diesem Zusammenhang betonte er besonders die angestrebte Akzentuierung der beiden geplanten Standorte in Berlin und Leipzig durch die zentralen Begriffe von Einheit und Freiheit.

 

Was muss ein zukünftiges Nationaldenkmal leisten? Diese Frage stellte sich auch Johannes Beermann und forderte eine „neue Erinnerungskultur“ gegen die Vergesslichkeit unserer Tage. Wie die anderen Diskussionsteilnehmer auch, betonte er den nationalen Charakter des geplanten Denkmals, das als ein gesamtdeutsches Projekt verstanden und diskutiert werden müsse. Dass es in diesem Zusammenhang und mit Blick auf die zahlreichen Brennpunkte des Umbruchs von 1989 schwierig sei, einen Ort besonders herauszustreichen stünde laut Beermann außer Frage. Trotzdem sprach er sich in der Folge für ein Denkmal in Leipzig aus, denn „in der öffentlichen Wahrnehmung sei nun einmal Leipzig der Ort der friedlichen Revolution“. Dies stehe in seinen Augen auch nicht im Widerspruch zu einem Denkmal in Berlin, jedoch müssten beiden Entwürfe korrespondieren und harmonieren.

 

Günter Nooke forderte, auch nach dem nunmehr feststehenden Bundestagsbeschluss, besonders mit Blick auf die Gestaltung und Umsetzung eines wie auch immer gearteten Denkmalsentwurfs einen konstruktiven Fortgang der momentan stattfindenden Debatte. Dabei machte er zugleich deutlich, dass der Schwerpunkt eines Nationaldenkmals, ausgehend von nationalen Traditionen und den Einheitsbestrebungen des 19. Jahrhunderts, seiner Meinung nach eindeutig auf Berlin liegen müsse. Kritisch sah Nooke vor diesem Hintergrund besonders die geplante Aufteilung und jeweilige Ausrichtung zweier möglicher Standorte auf die Begriffe von Einheit und Freiheit. Trotz dieser Einwände merkte er aber ausdrücklich an, dass dies keiner grundsätzlichen Ablehnung Leipzigs als Denkmalsstandort gleichkäme. Vielmehr stellte Nooke die Frage, warum nicht ein Entwurf möglich sei, der in beiden Städten gleichermaßen realisiert werden könne.

 

Zum Abschluss der fast zweistündigen Diskussion mahnten alle Teilnehmer eine zügige und vor allem öffentliche Debatte in Ost und West an und waren sich trotz einiger grundsätzlicher Differenzen und Meinungsverschiedenheiten gemeinsam mit dem anwesenden Publikum darüber einig, welch zentrale Bedeutung einem Nationaldenkmal für Freiheit und Einheit innewohnen wird, egal in welcher Stadt und an welchem Ort es schließlich entsteht. Dies betonte seinem Schlusswort auch noch einmal Gunther Hatzsch, Mitglied des sächsischen Landtages und Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft e.V.

 

 

14. MÄRZ 2009

VOLKER KOOP - BESETZT. SOWJETISCHE BESATZUNGSPOLITIK IN DEUTSCHLAND

Was wäre gewesen wenn? Wenn Eisenhower beschlossen hätte, die amerikanischen Truppen sollten doch bis Berlin vorrücken, statt es der Roten Armee zu überlassen, und stattdessen dem Propagandagespinst der Alpenfestung nach zu jagen. Wäre dann die jüngere Deutsche Geschichte anders verlaufen? Fragen über Fragen und keine wirklich Antwort. Man kann nur sagen, was passiert ist, was aus den getroffenen Entscheidungen resultierte. Mit solchen Entscheidungen und ihren Resultaten beschäftigt sich das neue Buch von Volker Koop „Besetzt. Sowjetische Besatzungspolitik in Deutschland“, das er in der „Runden Ecke“ vorstellte.

 

Die Veranstaltung, welche in Kooperation mit dem be.bra-Verlag stattfand, ähnelte mehr einem wissenschaftlichen Vortrag, als einer klassischen Buchvorstellung. Eine gute Stunde referierte Volker Koop vor den über 40 Besuchern über die Verhältnisse nach dem Zweiten Weltkrieg im Allgemeinen und der Politik der sowjetischen Besatzer im Besonderen. Dazu zeigte er ausgewählte Bildbeispiele.

 

Nachdem er bereits Bücher über die anderen drei Besatzungszonen geschrieben hatte, nahm Koop diesen vierten Band zunächst mit der Befürchtung in Angriff, aufgrund der zahlreichen bereits bestehenden Publikationen zu diesem Thema könne es wenig Neues geben, was für den Leser interessant wäre. Im Zuge seiner Recherchen zerstreuten sich diese Befürchtungen jedoch alsbald.

 

Eine erste Erkenntnis war, dass amerikanische Truppen kurz vor Kriegsende bei Magdeburg, nur 80 Kilometer vor Berlin standen, so dass es für sie kein Problem gewesen wäre, auch noch die Hauptstadt zu besetzten, allerdings kam dann der Befehl von Eisenhower, dass man Berlin als Trümmerwüste den Russen überlassen könne und statt dessen lieber alle Kräfte für die Stürmung der von Goebbels vielfach propagierten Alpenfestung aufsparen solle. Diese Festung stellte sich jedoch lediglich als Produkt der ausgeklügelten Propagandamaschine der Nationalsozialisten heraus. Das so zustande gekommene „Verschenken“ der Hauptstadt an die Rote Armee wurde später immer wieder bedauert, nicht nur von den Amerikanern.

 

Einer der zentralen Punkte, die Volker Koop weiter ausführte, war die Kriegsgefangenschaft durch die sowjetische Armee, immer im Vergleich zu den westlichen Alliierten. Von den fünf Millionen deutschen Soldaten, die in russische Gefangenschaft geraten waren, wurde der Großteil nach Sibirien geschickt. Noch im Jahre 1945 wurden die ersten Soldaten wieder frei gelassen, zumeist weil sie krank oder anderweitig arbeitsunfähig waren. Auch wenn die meisten bis 1949 aus sowjetischer Gefangenschaft zurückkehrten, kamen die letzten Heimkehrer erst 1955, nach einem Besuch Konrad Adenauers in Moskau zurück.

 

Die Sowjetunion war bei der Behandlung ihrer Kriegsgefangenen nicht die einzige, die die Genfer Menschenrechtskonvention nicht einhielt, auch die Franzosen und Amerikaner verstießen mit der Unterbringung ihre Kriegsgefangenen auf den so genannten „Rheinwiesen“ mit schlechter Versorgung und miserablen Unterkünften gegen die Konvention. Dazu kam, dass die Amerikaner nicht mit der großen Zahl an Gefangenen gerechnet hatten und von der Situation überfordert waren, Frankreich setzte seine Inhaftierten vielfach in Bergwerken ein, wo viele umkamen. Lediglich in der britischen Besatzungszone ging es den Gefangenen verhältnismäßig gut, sie konnten sich in vorgegebenen Bereichen frei bewegen und arbeiteten bei Ernteeinsätzen mit. Als sich die sowjetische Militäradministration über diese humanen Zustände beschwerte, ließen die Briten alle Gefangenen frei, diesem Beispiel folgten als nächstes die Amerikaner. Frankreich bot seinen Kriegsgefangenen an sie nach fünfjährigem Dienst in der Fremdenlegion zu entlassen, dadurch kam es zu der Beteiligung vieler Deutscher im Indochinakrieg.

 

Ein weiteres Thema waren Übergriffe auf die Zivilbevölkerung: In der sowjetischen Zone gab es zwar am Anfang noch eine gewisse Verpflegung der Bevölkerung durch Suppenküchen, allerdings auch zahllose Übergriffe und Vergewaltigungen, heute geht man von über einer Million Vergewaltigungen aus. Aufgrund der Propaganda der Nationalsozialisten kam es hier teilweise zu Massenselbstmorden, aus Angst vor den Gräueltaten der Roten Armee. Im Gegensatz zu den anderen Beatzungszonen bekam die sowjetische Militäradministration diese Probleme nur langsam in den Griff.

 

Die wohl für das Publikum überraschendste These des Vortrages formulierte Volker Koop im Bezug auf die Berliner Blockade und die Luftbrücke, deren Ende sich 2009 zum sechzigsten Mal jährt. Diesen Ereignissen ging die Währungsreform 1948 unmittelbar voraus, die letztlich nur in den Westzonen und den westlichen Sektoren Berlins stattfand, da die Sowjetunion es abgelehnt hatte, sich daran zu beteiligen. Im Zuge dessen kam es zur Abriegelung West-Berlins durch die sowjetischen Besatzer, Koop betonte jedoch mehrfach, es könne zu keinem Zeitpunkt von einer kompletten Abriegelung oder Blockade der Stadt die Rede gewesen sein. Allerdings räumte er ein, aus psychologischer Sicht sei die Luftbrücke für Berlin unverzichtbar gewesen. Als die eigentlichen Leidtragenden der Blockade sah er die ostdeutsche Bevölkerung, die von ihren ohnehin schon knappen Lebensmittelreserven immer noch große Teile abführen musste, für den Fall, West-Berlin würde sich entschließen die angebotene Hilfe des Ostens anzunehmen. Da es dazu nicht kam, verdarben immer wieder große Mengen an anderswo dringend benötigten Lebensmitteln ungenutzt. Wie man es jedoch dreht und wendet, so sein abschließendes Resümee, es sei unbestreitbar, dass die Berliner Blockade und die Luftbrücke ein großer Schritt in Richtung deutsche Teilung waren.

 

 

14. MÄRZ 2009

EHRHART NEUBERT - UNSERE REVOLUTION: DIE GESCHICHTE DER JAHRE 1989/90

„In Leipzig ist es schwierig ein Buch über 1989/90 vorzustellen, man hat den Eindruck wegen ihrer Geschichte wüssten die Leipziger schon alles.“ Trotz dieser Äußerung zu Beginn der Veranstaltung, einer Zusammenarbeit mit dem Piper-Verlag, hatte Ehrhart Neubert den Mut im Zuge von „Leipzig liest“ sein Buch „Unsere Revolution: Die Geschichte der Jahre 1989/90“ im Museum in der „Runden Ecke“ vorzustellen. Dieses Ereignis der neueren Geschichte sei für ihn sehr komplex, denn so viel die Friedliche Revolution erinnert werde, so verschieden geschehe dies zugleich.

 

Ehrhart Neubert fand den Zugang zum Thema über die Sprache: Diese habe sich im Vorfeld und im Verlauf der Revolution stark gewandelt. Vor 1989 habe man noch sehr vorsichtig gesprochen, weil man wusste wie gefährlich es sein konnte, wenn die falsche Äußerung an die falschen Ohren gelangte. Außerdem war die Sprache vom Staat reglementiert worden, um das Denken des Volkes einzuschränken, was dazu führte, dass die Bevölkerung zwischen den Zeilen zu lesen lernte, um den wirklichen Sinn zu erfassen. Des Weiteren kam es zur Umdeutung von Begriffen und zur Entwicklung subversiver Sprache.

 

Im Herbst ´89 wurden die „Heimdichter, die sich zuvor nur zu Runden Geburtstagen und anderen Familienfeierlichkeiten geäußert hatten plötzlich politisch“. Es entstanden Spottgedichte, die Sprache der Partei wurde „enteignet“: So wurde zum Beispiel aus propagandistischen Phrasen wie „Von der Sowjetunion lernen heißt siegen lernen“ plötzlich „Von der Sowjetunion lernen heißt siechen lernen“ gemacht. Bei diesem Beispiel merkte Neubert jedoch an, das Original würde im Sächsischen ja sowieso schon wie die Verhohnepipelung klingen.

 

Neben solchen Anmerkungen, die zur Erheiterung des Publikums führten, stellte er die ernsthaftere, direkte Verbindung zwischen den Friedensgebeten, der sprachlichen Artikulierung des Protestes und den anschließenden Demonstrationen, der öffentlich zu Schau gestellten Unzufriedenheit, her.

 

Im Verlauf der Friedlichen Revolution griff man, um das Element der Gewaltlosigkeit zu untermauern und mit der Forderung „Keine Gewalt“, auch wiederholt auf die Erfolge dieser Strategie im Machtkampf aus der Mitte des 20. Jahrhunderts zurück. Wichtige Vorbilder waren dabei Mahatma Gandhi, mit Protestaktionen wie dem Salzmarsch 1930, oder Martin Luther King, der sich 1963 in seiner „I have a dream“ Rede für ein friedliches Zusammenleben aller Menschen aussprach.

 

Die Parteiführung war bemüht die protestierenden Massen von der Straße herunter zu bekommen und organisierte Dialogveranstaltungen, von denen sie sich eine geringere Öffentliche Aufmerksamkeit erhoffte. Dieses Vorhaben wurde allerdings für die SED zu einem Fiasko, da die Machtfrage schon längst auf der Straße gestellt wurde und die Bürger ihren Unmut über die Unglaubwürdigkeit der Partei mit Losungen wie „Honecker log, Krenz log, Dia log“ oder „Dialüge“ Luft machten. Durch solche Losungen fanden die Demonstranten gemeinsam zu gemeinsamen Worten, so Neubert, das bekannteste Beispiel dafür wäre wohl „Wir sind das Volk“ als Positivierung von „Wir sind keine Rowdys“.

 

Durch diese Umdeutung von Begrifflichkeiten durch die Masse der Straße waren auch die SED-Mitglieder nicht mehr in der Lage untereinander unmissverständlich zu kommunizieren. Als Beispiel dafür berichtete Neubert von einem Fall aus Erfurt wo ein Parteifunktionär die Vertrauensfrage stellte und auf die Frage, Rücktritt oder verbleiben im Amt, tosenden Beifall erntete. Daraufhin meinte er verwirrt: „Ich weiß nicht wie ich diesen Beifall auffassen soll.“, noch Wochen zuvor hätte es daran keinen Zweifel gegeben. Ein weiterer klassischer Fall für diese Art von verfehlter Kommunikation ist das gesamte Ereignis um die Öffnung der Mauer und die Aussage von Günther Schabowski über die neuen Reiseregelungen.

 

Nach Neuberts Einschätzung würde die Erinnerung an die Revolution im Westen Deutschlands erst mit dem 9. November 1989 und dem Fall der Mauer einsetzen, in Ostdeutschland habe sich jedoch besonders die Zeit eingebrannt, in der man nicht frei reden konnte. Im Westen wurde die Freiheit nach dem Krieg quasi verordnet, weshalb es dort eine Art Erlebnisneid gebe, weil man selbst keine Revolution gehabt habe.

 

Mit seinem Buchtitel, wolle er deshalb den gesamtdeutschen Charakter der Revolution betonen und außerdem im Bewusstsein der Beteiligten hervorheben, dass dies wirklich „ihre“ Revolution sei. Er gebe dem Begriff der „Revolution“ den Vorzug vor der Bezeichnung „Wende“. Dies sei für ihn lediglich ein politischer Richtungswechsel und zu schwach um die Ereignisse 1989/90 würdig und treffend zu beschreiben.

 

Die Folgen der Revolutionsergebnisse überträfen seine Erwartungen bei weitem, so Neubert. Zwar gebe es Webfehler in der Demokratie und auch schlechte Politik, aber das gehöre eben dazu. Es gebe immer etwas rumzumäkeln, natürlich sei es kein Paradies, aber er sei zufrieden und außerdem der Meinung, seit man Europa denken könne, habe es keinen solchen Glückszustand gegeben wie den momentanen.

 

 

14. MÄRZ 2009

CHRISTHARD LÄPPLE: VERRAT VERJÄHRT NICHT

„Christhard Läpple hat die Menschen hinter den Akten gesucht“ so zitiert der Moderator Reinhard aus einer Rezension in der ZEIT als Einstieg in die Lesung des 2008 im Hoffmann und Campe Verlag erschienen Buches des ZDF-Journalisten. Tatsächlich recherchierte Läpple über tausend Biographien. Im Auftrag des ZDF sollte er herausfinden, welchen Einfluss das MfS während des Kalten Krieges auf die Fernsehanstalt hatte. Aus diesem 2004 angestoßenen Projekt entstand im Jahr 2006 die zweiteilige Fernsehdokumentation „Die Feindzentrale“. Einigen der Fälle ging er genauer auf den Grund, daraus entstanden die sechs Geschichten, aus denen er an diesem Abend vorlesen sollte.

 

Christhard Läpple, 1958 in Ludwigsburg geboren, ging zum Studium nach West-Berlin und führte dort zunächst eine „Mauerbeziehung“, bevor er seine damalige Freundin aus der DDR heiratete. Er habe damals „das Schönste an der DDR bekommen“ so Läpple heute. Sein Interesse und Wissen an der DDR seien aber in seinem damaligen Umfeld eher ungewöhnlich gewesen da „für viele Westdeutsche die DDR gar nicht existierte.“

 

Läpple las die aus der Geschichte „Bruder und Schwester“. Beide Personen hat er bei seiner Recherche persönlich getroffen ist mit ihnen ins Gespräch gekommen. Hans und Helene heißen sie in der Erzählung. Ihre richtigen Namen wurden wie die meisten anderen vom Autor geändert. Atmosphärisch und dicht im Erzählstil berichtete Läpple von der Begegnung mit dem Bruder. Hans hatte seine Schwester Helene, zu der er besonders als Kind und Jugendlicher ein sehr enges Verhältnis hatte, als IM bespitzelt, als diese mit einem ZDF-Redakteur liiert war. Seit er enttarnt wurde, reden die beiden kein Wort mehr miteinander. Eine Versöhnung ohne eine Entschuldigung sei eben nicht möglich, so Läpple. Er beschreibt die verständliche Wut Helenes ebenso wie Bitterkeit von Hans, der unter seinem Doppelleben gelitten hatte und heute mit seiner kleinen Rente zum Rande der Gesellschaft gehört.

 

Wichtig wäre nach Läpples Meinung eine Versöhnung zwischen Spitzeln und Bespitzelten, doch dafür müssten sich die ehemaligen Täter bei den Opfern entschuldigen, was oft nicht geschehen würde. Viele der ehemaligen IMs wären auch nach wie vor der Meinung, sie hätten mit ihren Aktivitäten niemandem geschadet. Läpple argumentierte, dass sie sich aber auf jeden Fall selbst dadurch einen Vorteil verschafft hätten. Man habe heute auch herausgefunden, dass die meisten aus Opportunismus und nicht aus Zwang gehandelt hätten.

 

„Wie kann jemand aus dem Westen den Osten verstehen? – Kommt diese Frage oft?“ So Reinhard Bohses erste Frage bei der anschließenden Diskussion. „Das käme schon vor“, gab Läpple zur Antwort, aber wogegen er vor allem ankämpfe, sei die allgemeine Gleichgültigkeit gegenüber all diesen Biographien. „Die Akten sind offen, doch die Menschen verschließen sich.“ Dies zu ändern, die Menschen ihre Geschichten erzählen zu lassen, das sei Läpples Anliegen. Ein Geheimdienst lebe schließlich vom Schweigen, indem man rede, mache man ihn machtlos. Des Weiteren traf Läpple den Schriftsteller Walter Kempowski, der ihm sagte, der größte literarische Schatz liege in der Birthler Behörde.

 

Aus dem Publikum wird die Frage gestellt, wie es denn sein könne, dass sich ehemalige Stasi-Leute in öffentlichen Veranstaltungen äußern und dabei straffrei blieben. Veteranen seien im Aufwind, so Läpple, doch gerade diese Gruppe verliere an Schärfe, wenn man gegen deren Mythologisierung angehe.

 

Auch anderen Mythen, wie etwa, dass der Westen die Stasi-Akten habe öffnen wollen und nicht der Osten, müsse man begegnen und die Leute dagegen immunisieren. Man habe keine Wahrheitsfindungskommission einsetzen können wie in Südafrika, dazu fehlte eine Figur wie Nelson Mandela. Man habe eben den deutschen, bürokratischen Weg gewählt. Doch sei dies auch eine große Chance.

 

Ob es Gerechtigkeit für die Opfer gebe, so eine letzte Frage aus dem Publikum. Jeder könne sich einbringen, sagte Läpple: „Dieses Buch ist mein Beitrag dazu.“

 

 

15. MÄRZ 2009

STEFFI BÖTTGER (HRSG.): HANS UND WOLFGANG NATONEK - BRIEFWECHSEL 1946 - 1962

Die von der freien Publizistin Steffi Böttger herausgegebenen Briefwechsel von Hans und seinem Sohn Wolfgang Natonek seien „Zeugnis von zwei zerstörten Leben“. Der Vater, einer der „fruchtbarsten Journalisten der Weimarer Republik“ wurde von den Nazis ins Exil getrieben, der Sohn von der Sowjetischen Militäradministration zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt und nach acht Jahren schwerer Haft entlassen.

 

In der knapp 90-minütigen Lesung vermochten es die drei Leipziger Künstler Bernhard Biller, Steffi Böttger und am Klavier Konstanze Hollitzer, das Leben der Natoneks in den Briefen nachzuzeichnen und musikalisch einzubetten. Steffi Böttger gab dabei wichtige Punkte der Biographie von Vater und Sohn wieder:

 

Hans Natonek, Theaterkritiker, Schriftsteller und Journalist zog es 1917 nach Leipzig. Hier schrieb er für fast alle großen Leipziger Zeitungen und brachte Romane heraus. Im Haus von Hans Natonek, dem Enkel eines Rabbiners, spielte Religion keine so große Rolle, so dass er sich 1917 auch taufen ließ und heiratete. Sein Sohn Wolfgang wurde 1919 geboren.

 

Das große Unglück brach 1932 über die Familie herein. Ein Roman des Vaters musste eingestampft werden, da sich ein einflussreicher Leipziger Jude darin wieder erkannte und dagegen klagte. Hans Natonek verliebte sich zudem in die jüngere Erika Wassermann, trennte sich von der Familie, heiratete diese in Prag und ließ sich kurz darauf wieder scheiden. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten floh Hans Natonek zunächst nach Paris, später nach Marseille und über Spanien nach Lissabon, bis er 1941 New York erreichte. Er schlug sich mit Gelegenheitsarbeiten durch, heiratete ein drittes Mal und zog nach Arizona, wo er den Rest seines Lebens verbringen sollte. Von hier aus suchte er auch seinen Sohn Wolfgang.

 

In den Briefen berichtete Wolfgang über die Bombennächte, die finanziellen Schwierigkeiten. „Zerstörung, wohin man blickt“, so äußert er sich in einem Brief. Jedoch beschreibt er auch den kulturellen Aufbruch in der Stadt Leipzig nach dem Ende des Krieges und „den Namen Hans Natonek haben zwölf Jahre nicht auszulöschen vermocht.“ Wolfgang Natonek wurde Werkstudent und begann ein Studium der Germanistik und Philosophie an der Universität Leipzig, er schloss sich der Liberal-demokratischen Partei an und wurde bald zum ersten nicht-kommunistischen Vorsitzenden des Studentenrates in der SBZ gewählt. Redegewandt und intelligent, versuchte auch die SED ihn abzuwerben. Doch die politische Linie Natoneks war klar und wurde noch 1947 auf dem Kongress der LDPD durch folgende Aussage untermauert: „Es gab einmal eine Zeit, in der es verboten war zu studieren, wenn man über eine nicht-arische Großmutter verfügte, da sollte es heute nicht verboten sein zu studieren, wenn man über eine nicht-proletarische Großmutter verfügt.“

 

Auch Briefe aus der Haftzeit Wolfgang Natoneks, der 1949 vom Sowjetischen Militärtribunal wegen einer angeblichen „Unterlassung einer Anzeige“ zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt wurde, sind überliefert. Jedoch erzählen diese nur wenig darüber, wie es ihm wirklich ging. Aus Amerika versuchte sein Vater indes mit einem an den Bundespräsidenten Theodor Heuss gerichteten Brief zu helfen. Darin legte er ihm in schon leicht amerikanisiertem Deutsch die Probleme seines Sohnes dar und bat um Unterstützung für dessen Freilassung.

 

Frei kam Wolfgang Natonek 1956, heiratete noch in Leipzig seine Verlobte Christa Göring und siedelte bald darauf nach Göttingen über. In der Zeit setzte auch die Entfremdung vom Vater ein, von dem er sich nicht bevormunden lassen wollte. Hans Natonek starb 1963 in Arizona an Leukämie. Sein Sohn sollte in Göttingen die Laufbahn des Gymnasiallehrers einschlagen und starb 1994 im Alter von 75 Jahren.

 

 

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AUS DEM GÄSTEBUCH

 

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Mehrere tausend Menschen besuchen monatlich die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ mit dem Museum im Stasi-Bunker. Manche leben in Leipzig und kommen – häufig mit Gästen – immer wieder in die Ausstellung. Andere kommen von weit her zu Besuch in die Stadt und wollen hier sehen, wo und wie vormals das berüchtigte Ministerium für Staatssicherheit arbeitete.

 

Viele unserer Besucher hinterlassen eine Notiz im Gästebuch und schreiben hier ihre Eindrücke nieder, die sie in der Gedenkstätte gesammelt haben. Unter dieser Rubrik wollen wir monatlich einige dieser Einträge an Sie weitergeben.

 

„Ein Museum, das besondere Förderung verdient. Ein totalitäres System – sind wir heute vor Totalitarismus gefeit? Ich denke nicht. Man wird sich dessen meist erst im Nachhinein bewusst. Der „Gläserne Mensch“ steht wieder auf der Tagesordnung.“

Eintrag einer Besucherin vom 05.03.2009

 

“Wir müssen nie vergessen, die dunklen Jahre der DDR Zeiten. Demokratie jetzt oder nie! Die demokratischen Grundrechte sind heute verbreitet als früher. Die Zersplitterung der Demokraten ist stets die Stunde der Diktatoren. „Die Regierung lässt sich ändern, das Volk nicht!!!“ (Bertold Brecht)”

Eintrag eines Besuchers aus Athen vom 09.03.2009

 

„Meine Hochachtung und mein Dank gelten all denjenigen, die im Herbst 1989 mit ihren mutigen Montagsdemonstrationen die Wende herbeigeführt haben und auch denjenigen, die jetzt helfen, die Schrecken des DDR-Regimes nicht zu vergessen.“

Eintrag einer Besucherin vom 16.03.2009

 

„Die Ausstellung ist sehr gut gestaltet. Leider muss ich sagen, erscheint mir für den Unterricht nicht so gut geeignet. Viele Schüler werden sicher durch die vielen Texte abgeschreckt. Vielleicht wäre es möglich für solche Gelegenheiten audio-visuelle Medien zu integrieren. Wichtig ist Ihre Arbeit jedoch allemal. Ich werde versuchen diese in meinen Unterricht zu integrieren. Machen Sie weiter so!“

Eintrag einer Lehrerin vom 22.03.2009

 


 



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