4. Juni 1989

Pleißepilgerweg – politischer Protest gegen die Umweltzerstörung

Foto: Rainer Justen

Die Umweltgesetzgebung der DDR war eigentlich vorbildlich. In der Praxis aber wurden diese Ansprüche nie erfüllt. Leipzig war die am stärksten belastete Großstadt der DDR. Eine öffentliche Diskussion über die augenscheinlichen Missstände unterband der SED-Staat und hielt alle Daten über den Zustand der Umwelt geheim.

Für den 4. Juni 1989 organisierten Mitglieder Leipziger Umweltgruppen den Pleißepilgerweg entlang des wegen seiner starken Verschmutzung unterirdisch kanalisierten Flusses. Die Pleiße war ihnen „Geländer für gesellschaftliche Veränderungen“. Die Behörden verboten den als kirchliche Veranstaltung angemeldeten Pilgerweg und stellten potentielle Teilnehmer unter Hausarrest.

Den Umweltgottesdienst in der Paul-Gerhardt-Kirche in Leipzig-Connewitz besuchten ca. 1.000 Personen. Einige von ihnen versuchten danach auf der geplanten Route des Pilgerweges in die Leipziger Innenstadt zu gelangen, um dort am Abschlussgottesdienst in der Reformierten Kirche teilzunehmen. Sicherheitskräfte drängten sie ab und nahmen 83 Personen fest.