7. Mai 1989

Gefälschte Kommunalwahl – Kontrolle und Proteste

Foto: Fotograf unbekannt (MRE)

Am 7. Mai 1989 fand die von der SED mit großem agitatorischem Aufwand vorbereitete Kommunalwahl statt. Den reibungslosen Ablauf dieser Scheinwahl versuchte die Staatssicherheit mit der Aktion „Symbol“ abzusichern.

Auf Flugblättern hatten Leipziger Bürgerrechtler alle Nichtwähler aufgerufen, ihre Wahlberechtigungsscheine demonstrativ in einer Urne auf dem Markt zu sammeln. Volkspolizei und Stasi verhafteten am Wahltag 76 Personen und verhörten sie bis in die frühen Morgenstunden.

Verschiedene Oppositionsgruppen organisierten, wie in vielen anderen Städten, auch in Leipzig eine Kontrolle der Stimmenauszählung. Im Abgleich mit den veröffentlichten Ergebnissen gelang es erstmals, den von der SED organisierten Wahlbetrug nachzuweisen – in der Stadt Leipzig hatten „nur“ 90,16 % statt der offiziell verkündeten 96,86 % für den Wahlvorschlag gestimmt.

Alle Einsprüche gegen das Wahlergebnis und Strafanzeigen liefen ins Leere. Auch für viele bis dahin systemloyale DDR-Bürger brach die Illusion vom „Rechtsstaat DDR“ zusammen.