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  Newsletter Juni 2011

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,

 

„…da wird auch dein Herz sein!“ nach der Bibellosung fand in Dresden vom 1. bis 5. Juni 2011 der 33. Deutsche, Evangelische Kirchentag statt. Mit dabei war auf dem Markt der Möglichkeiten auch wieder das Bürgerkomitee Leipzig e.V. und stellte seine Arbeit einem interessierten Publikum vor. Eine Zusammenfassung finden Sie unter der Rubrik „Rückblick“.

 

Zu zwei weniger freudigen, jedoch umso wichtigeren Anlässen möchten wir Sie im Monat Juni einladen. Am Freitag, den 10.06.2011 verlegt der Kölner Künstler Gunter Demnig wieder Messingsteine so genannte Stolpersteine, vor der letzten selbst gewählten Wohnstätte von Opfern des Nationalsozialismus. Nähere Informationen finden Sie in diesem Newsletter und auf der Homepage www.stolpersteine-leipzig.de. Außerdem erinnern wir am 17. Juni 2011, um 17.00 Uhr an die Opfer des Volksaufstandes von 1953 in der Straße des 17. Juni 2 mit einer Gedenkfeier und Kranzniederlegung. Um 19.00 Uhr findet dann eine Podiumsdiskussion mit Experten zum Thema statt, zu der wir Sie ebenfalls herzlich einladen. Weitere Informationen finden Sie unter der Rubrik „Wir laden ein“

 

Wir hoffen, Sie bald wieder bei uns begrüßen zu können.

 

Ihr Bürgerkomitee Leipzig

 

 

 

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INHALT

Wir laden ein

Aus der Arbeit der Gedenkstätte

Aus dem Gästebuch

 

 

 

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WIR LADEN EIN

 

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10. JUNI 2011 9.30 BIS 14.00 UHR, VERLEGUNG VON STOLPERSTEINEN ZUM GEDENKEN AN DIE OPFER DES NATIONALSOZIALISMUS IM LEIPZIGER STADTRAUM

Neben den tragischen Schicksalen von jüdischen Mitbürgern, die der mörderischen Maschine der Nazis zum Opfer fielen, wird bei der kommenden Verlegung auch Margarete Bothe gedacht, Promovendin der Universität Leipzig, die zum Ende des 2. Weltkriegs wegen Abhörens ausländischer Sender verhaftet wurde. Obwohl die Anklage mit einem Freispruch endete, wurde Margarete Bothe auf Betreiben der Gestapo nicht entlassen, wahrscheinlich, weil sie sich geweigert hatte, ihre Vermieter zu denunzieren. Bothe machte damit auch ihre kritische Meinung zum Nazi-Regime deutlich, die sie auch in der Haft behielt. Noch am 12. April 1945 wurde sie von der Gestapo erschossen. Wie klar sie ihr Schicksal vor Augen hatte, macht das aus der Haft von ihr überlieferte Zitat deutlich: „Und wenn sie uns eines Tages umlegen, so sind wir nicht umsonst gestorben.“ Um 9.30 Uhr wird für sie ein Stolperstein in der Heinrich-Budde-Straße 27 verlegt. Gespendet wird er von ihrem Neffen Wulff Bothe.

 

Mit gleich 7 Gedenksteinen wird um 10.00 Uhr in der Funkenburgstraße 23 der jüdischen Familie Rodoff gedacht. Chaim und Rosa Rodoff erhielten 1940 nur drei Visa für die zehn-köpfige Familie und mussten die schwere Entscheidung treffen, wer von den Kindern in die USA ausreisen durfte. Die Zurückgebliebenen wurden alle nur wenige Monate später deportiert und ermordet. Die Patenschaft für die Verlegung dieser Stolpersteine übernimmt der Erich-Zeigner-Verein Leipzig.

 

Die Zeit des Nationalsozialismus zerriss auch die jüdische Familie Danziger. Während die Söhne Walter und Egon die Flucht noch in den 1930ern gelang und Vater Robert 1940 eines natürlichen Todes starb, wurden Mutter Emma und Tochter Johanna 1941 nach Riga deportiert. Ihrer wird um 10.30 Uhr in der Tschaikowskistraße 2 gedacht.

 

Weitere Stolpersteine für jüdische Mitbürger werden um 11.00 Uhr in der Alexanderstraße 43 für die Sängerin Henriette Gitta Berkowitz verlegt, um 11.30 Uhr in der Käthe-Kollwitz-Straße 109 für den Handelsmann Georg Jacob Lilienthal, um 13.00 Uhr in der Wächterstraße 15 für den Bankier Jacob Sieskind, um 13.30 Uhr in der Bauhofstraße für Diana Isaaksohn und um 14.00 Uhr in der Brandvorwerkstraße 80 für den Unternehmer Berthold Levy.

 

 

Das Projekt „Stolpersteine“ braucht Paten

 

Diese Verlegung von Stolpersteinen ist wieder mit der regen Unterstützung von Paten und Spendern möglich. Neben Privatpersonen sind dies oft auch Initiativen und Vereine oder Schulen. Dieses Mal haben sich zudem besonders Familienangehörige für die Verlegung von Stolpersteinen engagiert und im Vorfeld recherchiert.

 

Die STOLPERSTEINE widmen sich dem Gedenken an Menschen, die aus ganz unterschiedlichen Gründen unter dem NS-Regime zu Tode kamen: wegen ihrer Religion, ihrer Herkunft, ihrer politischen Gesinnung oder ihrer sexuellen Orientierung. Sie alle wurden Opfer des unmenschlichen NS-Systems, das Projekt STOLPERSTEINE will an alle gleichermaßen erinnern. Um die Geschichte weiterer Betroffener aus Leipzig in Erinnerung zu rufen, braucht es auch künftig die Unterstützung vieler Menschen. Für jeden Stolperstein werden Paten gesucht: Privatpersonen oder Vereine, Stiftungen, Parteien etc. können das für die Herstellung und Verlegung nötige Geld (95 € pro Stein) spenden (Konto der Stadt Leipzig, Ktnr. 1010001350, BLZ 86055592, Sparkasse Leipzig, Zahlungsgrund 9.017.714.1/961). In die Messingtafel des Steins werden dann die Worte „Hier wohnte“ und darunter Name, Jahrgang und Schicksal der betreffenden Person eingestanzt. Nähere Informationen zu den jeweiligen Schicksalen, aber auch zum Gesamtprojekt finden Sie unter www.stolpersteine-leipzig.de

 

 

150 Erinnerungsmale an 75 Orten

 

Mit der Verlegung am 10. Juni 2011 erinnern insgesamt 150 Stolpersteine an 75 verschiedenen Orten in Leipzig an Bürgerinnen und Bürger, die dem Nationalsozialismus zum Opfer fielen. Bereits vor der ersten Verlegung 2006 haben sich verschiedene Leipziger Vereine sowie das Evangelische Jugendpfarramt zu einer Arbeitsgruppe zusammen gefunden, um das Projekt zu unterstützen. Das Archiv Bürgerbewegung, der Bürgerverein Waldstraßenviertel, Dr. Margarete Blank e.V., Träger der Gedenkstätte für ehemalige ZwangsarbeiterInnen, das Haus Steinstraße und das Bürgerkomitee Leipzig e.V. tragen Recherchen zu den Ermordeten zusammen, koordinieren die Termine, kümmern sich um den Internetauftritt sowie die Öffentlichkeitsarbeit und halten Kontakt zu Angehörigen und Hinterbliebenen.

 

Anliegen des Projekts ist es, im öffentlichen Stadtraum, unmittelbar vor den früheren Wohnstätten von Opfern des Nationalsozialismus, auf deren Schicksal aufmerksam zu machen. Der Kölner Bildhauer Gunter Demnig, der ähnliche Projekte in zahlreichen anderen Städten betreut, fertigt dazu Betonsteine mit verankerter Messingplatte in einer Größe von 10x10x10 Zentimetern und lässt diese in die Gehwege vor den ehemaligen Wohnhäusern der Deportierten ein (www.stolpersteine.com).

 

Dafür braucht es bürgerschaftliches Engagement, braucht es die Unterstützung vieler Menschen. Zunächst müssen die Adressen von Bürgern der Stadt, die in Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert worden waren, recherchiert werden. Religionsgemeinschaften, Ämter und Forschungseinrichtungen helfen dabei. Die Stolpersteine sollen somit nur ein Anstoß für möglichst viele Leipziger sein, sich unmittelbar mit der Geschichte ehemaliger Mitbürger, vielleicht sogar Nachbarn, auseinanderzusetzen.

 

Mehr Informationen zu den Orten und Biografien unter: www.stolpersteine-leipzig.de

 

Arbeitsgruppe STOLPERSTEINE in Leipzig:

Kontakt: Tel. 0341/8611626, www.stolpersteine-leipzig.de

Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V., Haus Steinstraße e.V., Evangelische Jugend, Bürgerverein Waldstraßenviertel e.V., Bürgerkomitee Leipzig e.V., Träger der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, Gedenkstätte der ehemaligen ZwangsarbeiterInnen

 

Bisher liegen 135 STOLPERSTEINE an 67 Orten in Leipzig. Jetzt werden 15 weitere Steine folgen. Vor den ehemaligen Wohnorten getöteter Mitbürger verlegt der Kölner Bildhauer Gunter Demnig diese Erinnerungsmale ebenerdig in den Gehweg.

 

Zur Verlegung der STOLPERSTEINE in Leipzig am 10. Juni 2011 möchten alle an der Umsetzung des Vorhabens beteiligten Vereine Sie recht herzlich im Namen der Stadt einladen.

 

9.30 Uhr

Heinrich-Budde-Str. 27

Margarete Bothe hörte im Krieg ausländische Radiosender und wurde denunziert. Trotz Freispruchs ermordete die Gestapo sie am 12. April 1945 kurz vor der Befreiung der Stadt durch die Amerikaner.

 

10.00 Uhr

Funkenburgstr. 23

Die 10-köpfige jüdische Familie Rodoff bekam 1941 nur drei Visa zur Ausreise nach Amerika. Wer sollte sie bekommen? Drei Kinder konnten gerettet werden. Die Eltern und die fünf verbliebenen Kinder wurden im Januar 1941 nach Riga deportiert und ermordet.

 

10.30 Uhr

Tschaikowskistr. 2

Während die Söhne der Familie Danziger bereits Anfang der 1930er Jahre auf Grund des Antisemitismus Deutschland verließen, konnten sich Mutter Emma und Tochter Johanna Danziger nicht mehr retten. Sie gehörten zu den 559 Leipzigern die am 21.1.1942 nach Riga deportiert worden.

 

11.00 Uhr

Alexanderstr. 43 (ehem. Nr. 41)

Im September 1942 wurde Henriette Gitta Berkowitz in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo sie wenig später ums Leben kam.

 

11.30 Uhr

Käthe-Kollwitz-Str. 109

Als so genannter „Mischling“ wurde Georg Jacob Lilienthal zur Zwangsarbeit verpflichtet. Für die „Organisation Todt“ musste er im Steinbruch im Harz arbeiten. Entkräftet und erkrankt kam Georg Jacob Lilienthal am 5. Februar 1945 ums Leben.

 

13.00 Uhr

Wächterstr. 15

Im Dezember 1942 deportierte man Jakob Sieskind nach Auschwitz. Dort wurden an ihm medizinische Experimente verübt, an denen er ums Leben kam.

 

13.30 Uhr

Bauhofstraße (ehem. Nr. 6)

Frau Diana Isaaksohn musste Zwangsarbeit verrichten, bevor sie deportiert und in Treblinka ermordet wurde.

 

14.00 Uhr

Brandvorwerkstr. 80

Während der Novemberpogrome 1938 verhaftet, überlebte Berthold Levy die Demütigungen und Misshandlungen nicht.

 

17. JUNI 2011 17.00 UHR, STRAßE DES 17. JUNI 2, 04107 LEIPZIG

GEDENKFEIER FÜR DIE OPFER DES VOLKSAUFSTANDES VOM 17. JUNI 1953 MIT KRANZNIEDERLEGUNG

Seit 1945 gab es Widerstand gegen die Errichtung einer kommunistischen Diktatur im sowjetisch besetzten Teil Deutschlands, der seinen Höhepunkt in den Protesten vom 17. Juni 1953 fand. In diesem ersten antidiktatorischen Aufstand im kommunistischen Machtbereich zeigte sich das Streben der Menschen in der DDR nach Demokratie und Freiheit, das am militärischen Eingreifen der sowjetischen Besatzungsmacht scheiterte. Erst im Herbst 1989 führte eine wirklich Friedliche Revolution zum Sturz der SED-Diktatur.

 

An diesen ersten antidiktatorischen Protest möchte das Bürgerkomitee mit Unterstützung der Verfolgtenverbände mit einer Gedenkfeier erinnern. Es sprechen die Regisseurin und DDR-Bürgerrechtlerin Freya Klier sowie die Zeitzeugin Brigitte Dienst, Schwester des am 17. Juni 1953 erschossenen Paul Ochsenbauer.

 

 

17. JUNI 2011, 19.00 UHR: PODIUMSDISKUSSION ZUM JAHRESTAG DES VOLKSAUFSTANDES VON 1953 IM MUSEUM IN DER „RUNDEN ECKE“

Mit dem Einmarsch der Roten Armee in Leipzig am 2. Juli 1945 endeten die in den Vorwochen unter amerikanischer Besatzung begonnenen Demokratisierungsversuche. Besonders mit der Unterstützung des sowjetischen Geheimdienstes NKWD begann nun der Aufbau einer kommunistischen Diktatur, gegen die die Menschen 1953 auf die Straße gehen sollten. Die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ lädt zum 17. Juni Experten ein, die über diese erste Phase der Diktatur und die Rolle des sowjetischen Geheimdienstes ins Gespräch kommen.

 

Es diskutieren:

Jan Foitzik, Institut für Zeitgeschichte, Berlin

Mike Schmeitzner, Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung, Dresden

 

Moderation: Tobias Hollitzer, Leiter der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“

 

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RÜCKBLICK

 

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18. MAI 2011, 20.00 UHR, LESUNG ZUM 20. SÄCHSISCHEN LITERATURFRÜHLING

Unter dem Motto „Der entfesselte Pegasus – Literatur trotz(t) Markt“ lud der Förderkreis Freie Literaturgesellschaft e.V. zum Sächsischen Literaturfrühling mit insgesamt 46 Veranstaltungen ein. Bereits zum zweiten Mal gelang zum 20. Sächsischen Literaturfrüühling eine Kooperation mit dem Veranstalter, der Freien Literaturgesellschaft e.V. Der Verbund aus Lyrikern, Schriftstellern und Literaturbegeisterten war einer der ersten unabhängigen Vereine, die noch im letzten Jahr der DDR gegründet wurde.

 

Neben den Autoren Thomas Renker, Siegmar Faust und Steffen Mohr war außerdem der Schirmherr und Präsident des sächsischen Landtages Matthias Rößler zugegen, und zwar nicht nur in begrüßender Rolle, sondern auch als Teilnehmer und Autor.

 

Steffen Mohr als Vorsitzender der Freien Literaturgesellschaft stimmte mit Gitarre auf den Abend ein und streute seine Reflexionen musikalischer Art ein, zum Teil mit sehr heiteren Liedern.

 

In einer ersten Lesung trug der Leipziger Thomas Renker aus seiner autobiographischen Geschichte „Sie dürfen Genosse Major zu mir sagen“ vor. Renker nahm das Publikum dabei mit in das Jahr 1984, als er mit 28 Jahren und als „gelernter DDR-Bürger“ seinem Freiheitswillen endlich Luft machen wollte. Nicht nur in Gesprächen mit Kollegen sprach er sich offen gegen die Politik des SED-Regimes aus, auch mit einer – ihm dann verhängnisvollen Tat – nahm er sich die Freiheit auf Protest. In diesem Fall gegen die SS20 Raketen, die die Sowjetunion in der DDR stationiert hatte. Mit einem Pinsel und Farbe bewaffnet schmierte er an einem Abend in der Vorweihnachtszeit das Kürzel SS20 an Leipziger Hauswände und Schaufenster. Seine Verhaftung folgte prompt, ebenso die Untersuchungshaft bei der Stasi, die er als ein „Ende der Zivilisation“ beschreibt. Renker fand sehr deutliche Worte für das, was ihm widerfahren ist.

 

Siegmar Faust verarbeitet in seiner autobiographischen Erzählung „Verminderte Unzurechnungsfähigkeit“ Erfahrungen von Verfolgung und Haft in der DDR, indem er von der ersten in die dritte Erzählform wechselt und somit auch die Akteneinsicht nachvollzieht, bei der ein Betroffenener alles über sich in der dritten Person lesen muss. Faust erzählt vom Weg eines Schriftstellers, der sowohl von seinem Studium an der Karl-Marx-Universität als auch vom Leipziger Literaturinstitut aus politischen Gründen ausgeschlossen wurde, wegen so genannter „Disziplinverstoße“ in Konflikt mit der Stasi geriet, der als psychisch krank eingestuft wurde und in Haft kam, die ihn jedoch nicht brechen konnte. Der Text changierte fortwährend zwischen Wirklichkeit und Fiktion und empfand damit auch die verwirrende Lektüre der Stasi-Akten nach.

 

Zuletzt stellte sich Matthias Rößler der Frage, ob er ein „Nischenossi“ gewesen sei oder etwa doch oppositionell. In seinem Text „Wir wollten keine andere DDR“ erschienen in Eckard Jesses Sammelband „Die Friedliche Revolution. Säschsische Bürgerrechtler ziehen Bilanz“ geselle er sich zu Oppositionellen wie Arnold Vaatz und Michael Arnold. Ob er dort hingehöre wollte Rößler in seinem Text auch herausfinden. „Ist das Zurückziehen in Nischen, der bewusste Verzicht auf Karriere und die Verweigerung gegenüber dem kommunistischen Regime schon passiver Widerstand oder gar Opposition?“ so lautete eine seiner Eingangsfragen, die er bewusst offen ließ. Vor 1989 war Rößler, der Maschinenbau studiert hatte, nie in der politischen Opposition aktiv, demonstrierte aber bereits 1984 auf der Danziger Werft mit polnischen Kollegen gegen das Kriegsrecht. Aktiv wurde Rößler dann 1989 als „die revolutionäre Situation“ förmlich in der Luft lag. Er wollte aktiv werden und fand seinen Platz zunächst im Demokratischen Aufbruch, später in der CDU und wurde zu einem Mitgestalter der Freistaatsgründung im Oktober 1990. Bis heute ist er in der Politik geblieben und schätzt sich glücklich über die Errungenschaften seit der Wiedervereinigung.

 

 

1. – 5. JUNI 2011 : TEILNAHME AM 33. EVANGELISCHEN KIRCHENTAG IN DRESDEN

Mehrere hunderttausend Besucher kamen vom 01.06. bis 05.06.2011 zum 33. Evangelischen Kirchentag nach Dresden. Auch das Bürgerkomitee beteiligte sich – wie seit 1997 regelmäßig an den evangelischen und ökumenischen Kirchentagen – wieder mit einem eigenen Stand, dieses Mal auf dem Markt der Möglichkeiten dieses Mal mit einem größeren Stand als sonst über seine Arbeit und stellte eine Stele der dauerhaften Ausstellung im Leipziger Stadtraum „Orte der Friedlichen Revolution“ aus, die aus bautechnischen Gründen noch nicht an Ihrem vorgesehenen Platz stehen kann.

 

Im Themenbereich „Bürgerschaftliches Engagament“ auf dem Dresdner Messegelände und in unmittelbarer Nachbarschaft von thematisch verwandten Einrichtungen zum Thema SED-Diktatur und Friedliche Revolution informierte das Bürgerkomitee die Besucher über das Museum in der „Runden Ecke“ mit dem Museum im Stasi-Bunker, die Aufarbeitung der SED-Diktatur sowie die aktuellen Veranstaltungen des Vereins.

 

Am Stand waren einige Tafeln, die über die Arbeitsweise des Bürgerkomitees und des Museums Gedenkstätte in der „Runden Ecke“ informierten, zu sehen. Des Weiteren wurde mit einer Tafel auf die Sonderausstellung „Leipzig auf dem Weg zur Friedlichen Revolution“ hingewiesen Darüber hinaus bot der Verein eine Auswahl von Infomaterial und Informationen zur politischen Bildung, die sich mit der DDR-Vergangenheit befassen, an, wovon die Kirchentagsbesucher regen Gebrauch machten. Besonders die Broschüre des neuen museumspädagogischen Angebotes „Schüler führen Schüler“ fand regen Anklang bei den Besuchern.

 

Gleichzeitig ergab sich die Möglichkeit zu zahlreichen Gesprächen – sowohl mit Menschen, die sich bisher wenig mit der Aufarbeitung der SED-Diktatur befasst hatten, als auch mit politisch stark interessierten oder selbst tätigen Besuchern. Somit gelang es im Rahmen des Kirchentags, ein größeres nationales Publikum für das Thema zu sensibilisieren und auf die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke” mit dem Museum im Stasi-Bunker aufmerksam zu machen.

 

Besonderer Anziehungspunkt war die drei Meter hohe Stele, die Besucher dazu einlud ein kurzes Statement abzugeben, welche Bedeutung die Friedliche Revolution für sie besitzt. Folgendes schrieben unsere Standbesucher beispielsweise auf kleine Zettel und befestigten diese am Drahtgitter der Stele:

 

 

„Das ist das Beste, was Deutschland passieren konnte!“

 

„Freie Meinungsäußerung, freie Wahlen, Religionsfreiheit“

 

„Der Beleg, dass es wichtig ist, an politischen Grundüberzeugungen (deutsche Einheit) festgehalten zu haben.“

 

„Entscheidung des Volkes“

 

„Eine späte Genugtuung gegenüber den Stasi-Folterknechten“

 

„Ermutigung und Glück (habe ich auch in China oft gehört).“

 

„Freiheit vom Unrechtsstaat“

 

„Ermutigung sich als Bürgerin zu engagieren“

 

„Wir im Westen haben mitgezittert.“

 

„Die friedliche Revolution hat mich von Bedrückung befreit.“

 

„Es war wunderbar zu erleben, wie die Sätze der Bergpredigt Realität wurden. Was Jesus und in der Nachfolge Martin Luther King (Gewaltlosigkeit) vorgelebt haben, spiegelte sich in dem Ruf: Keine Gewalt!“

 

„Zum Weinen schön“

 

„Freiheit, weil wir alle zusammen gehören!“

 

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AUS DER ARBEIT DER GEDENKSTÄTTE

 

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25. & 26. JUNI 2011, 13.00 BIS 16.00 UHR MUSEUM IM STASI-BUNKER IN MACHERN GEÖFFNET

Ständig Führungen. In dem 1969 bis 1972 erbauten Bunker hätte der Leiter der bezirklichen Geheimdienstzentrale, der Leipziger „Runden Ecke”, im „Ernstfall” zusammen mit 100 Offizieren seine Tätigkeit fortgesetzt. Zu besichtigen sind das 5,2 Hektar große, denkmalgeschützte Gesamtgelände mit allen erhaltenen Bauten und Anlagen sowie das komplette Bunkerinnere.

 

 

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AUS DEM GÄSTEBUCH

 

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Mehrere tausend Menschen besuchen monatlich die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ mit dem Museum im Stasi-Bunker. Manche leben in Leipzig und kommen – häufig mit Gästen – immer wieder in die Ausstellung. Andere kommen von weit her zu Besuch in die Stadt und wollen hier sehen, wo und wie vormals das berüchtigte Ministerium für Staatssicherheit arbeitete.

 

Viele unserer Besucher hinterlassen eine Notiz im Gästebuch und schreiben hier ihre Eindrücke nieder, die sie in der Gedenkstätte gesammelt haben. Unter dieser Rubrik wollen wir monatlich einige dieser Einträge sowohl aus der Dauer- als auch aus unserer Sonderausstellung an Sie weitergeben.

 

 

EINTRÄGE AUS DER DAUERAUSSTELLUNG „STASI – MACHT UND BANALITÄT“

 

„Gibt es wirklich noch Menschen aus den „Neuen Bundesländern“, die die Mauer wiederhaben möchten?“

(Besucherin am 1. Mai 2011)

 

„Interessante Ausstellung. Ich hoffe, dass dies alles Zeichen sind, damit es nie mehr zu solch einer schrecklichen Staatsform kommt.“

(Besucher am 4. Mai 2011)

 

„Vielen Dank für diesen unglaublichen, interessanten und zugleich erschreckenden Eindruck in die Welt der Stasi!“

(Besucher am 8. Mai 2011)

 

„Wahnsinn, was die Leute hier alles aushalten mussten. Es war sehr beeindruckend und schockierend zugleich. Ein Dankeschön für den Erhalt der Gedenkstätte.“

(Besucherin im Mai 2011)

 

„Thank you fort he allowing an American to observe the lives of Germans before reunification. Very moving exhibit.“

(Besucher aus Seattle, USA am 18. Mai 2011)

 

„Je besser wir Diktatur begreifen, umso besser können wir Demokratie gestalten.“

(Der Beauftragte für die Stasi-Unterlagen Roland Jahn am 26. Mai 2011)

 

 

 

EINTRÄGE AUS DER SONDERAUSSTELLUNG „LEIPZIG AUF DEM WEG ZUR FRIEDLICHEN REVOLUTION“

 

„Für mich als Westdeutscher eine überaus beeindruckende Dokumentation, die unbedingt weiter gezeigt und den nachfolgenden Generationen erhalten bleiben muss.“

(Besucher am 2. Mai 2011)

 

„Diese Ausstellung zeigt sehr eindrucksvoll, wie dankbar wir den Menschen sein müssen, die ab 1988 in Leipzig alles probiert haben und demnach unerschrocken und mutig den Weg weiter gegangen sind - bis zum triumphalen und unblutigen Ende! Danke, danke allen!!

P.S. Geboren 1950 in Leipzig, 1953 nach dem 17. Juni mit Eltern und Bruder in den Westen geflüchtet mit Hilfe eines Besuchervisums nach Holstein. Diese Dokumentation muss erhalten bleiben, nach dem Motto: „Aufbewahren für alle Zeit“.“

(Besucherin am 2. Mai 2011)

 

„Wir sind sehr froh, dass wir diese Ausstellung besucht haben.“

(Besucher am 11. Mai 2011)

 

„Danke für die interessante Ausstellung“

(Besucher aus Saarbrücken am 14. Mai 2011)

 

 

 

 


 



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Die Arbeit des Bürgerkomitees wird gefördert durch die Stiftung Sächsische Gedenkstätten aus Mitteln des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien auf der Grundlage eines Beschlusses des Deutschen Bundestages und des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst sowie durch die Stadt Leipzig und den Kulturraums Leipziger Raum.

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Bürgerkomitee Leipzig e.V.
für die Auflösung der ehemaligen Staatssicherheit (MfS)
Träger der Gedenkstätte
Museum in der „Runden Ecke“ mit dem Museum im Stasi-Bunker
Dittrichring 24, PSF 10 03 45, D-04003 Leipzig
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