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Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,

 

die Weihnachtszeit steht vor der Tür und damit begeht das Bürgerkomitee Leipzig wieder den Jahrestag seiner Gründung am 4. Dezember 1989. An diesem Abend wurde die Leipziger Stasi-Zentrale friedlich von Bürgerrechtlern besetzt und die Aktenvernichtung gestoppt: Die Bezirksverwaltung war arbeitsunfähig. Seither nehmen wir diesen Tag zum Anlass mit einer Veranstaltung einen Aspekt der Geschichte, Struktur und Arbeitsweise der Staatssicherheit und deren notwendige Aufarbeitung aufzugreifen.

 

In diesem Jahr widmet sich die Gedenkstätte einem sehr emotionalen Thema: Unter dem Titel „Todesstrafe aus ,erzieherischen´ Gründen – Der Fall Manfred Smolka“ berichten die Hinterbliebenen des 1960 aus politischen Gründen hingerichteten Smolka von ihrer persönlichen Aufarbeitung des Unrechts anhand der Einsicht in die Stasi-Akten. Der damals 28-jährige wurde nach seiner Verurteilung im Sommer 1960 als einer der ersten in der zentralen Hinrichtungsstätte in Leipzig umgebracht.

 

Wie wichtig die Hinterlassenschaften des MfS gerade für die Aufklärung von Todesurteilen sind, zeigt der ehemalige politische Häftling Klaus Schmude, der zeitweilig Zellenkamerad von Manfred Smolka war und mit dem wir ebenfalls ins Gespräch kommen werden. Die Veranstaltung ist Teil der Aufarbeitung der Geschichte der ehemaligen zentralen Hinrichtungsstätte in Leipzig für deren Erhalt als justitzgeschichtlichen Erinnerungsort. Weitere Informationen erhalten Sie unter der Rubrik „Wir laden ein“.

 

Wir würden uns freuen, wenn Sie uns wieder besuchen und wünschen Ihnen eine besinnliche Advents- und Weihnachtszeit.

 

Ihr Bürgerkomitee Leipzig

 

 

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INHALT

Wir laden ein

Aus dem Gästebuch

 

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WIR LADEN EIN

 

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SONNTAG, 4. DEZEMBER 2011, 19:00 UHR, GEDENKSTÄTTE MUSEUM IN DER „RUNDEN ECKE“

Film und Gespräch

„TODESSTRAFE AUS ‚ERZIEHERISCHEN’ GRÜNDEN. DER FALL MANFRED SMOLKA“

 

„Das Verfahren ist geeignet, aus erzieherischen Gründen gegen Smolka die Todesstrafe zu verhängen.“ So heißt es im „Vorschlag“ des Ministeriums für Staatssicherheit für den Prozess im Januar 1960. Der wegen Spionage angeklagte Manfred Smolka gehörte bis 1958 der Grenzpolizei der DDR an und floh nach seiner Entlassung nach Westdeutschland. Der damals 28-jährige wollte seine zurückgebliebene Frau und seine achtjährige Tochter Ursula so bald wie möglich nachholen. Dies war auch dem MfS klar, das ihn mit Hilfe eines IM in eine Falle lockte. Als Smolka im August 1959 seine Familie an der grünen Grenze zwischen Bayern und Thüringen treffen wollte, wurde er unter den Augen seiner Angehörigen niedergeschossen und verhaftet.

 

Nach der Entscheidung von Stasi-Minister Erich Mielke, Smolka zum Tode verurteilen zu lassen und dies zur Abschreckung für alle „Organe der Landesverteidigung“ zu nutzen, hatte der junge Mann keine Chance: Am 13. Juni 1960 wurde er als einer der ersten in der zentralen Hinrichtungsstätte in der Leipziger Südvorstadt enthauptet. Das Fallbeil stand in der ehemaligen Hausmeisterwohnung des Gefängnisses.

 

Das Todesurteil gegen Manfred Smolka hatte in der Bundesrepublik eine Welle von Protesten ausgelöst. Der Fall wurde auf verschiedenen Titelseiten thematisiert. Die BILD-Zeitung beispielsweise forderte am 6. Juli 1960 in großen Lettern auf Seite 1: „Rettet Manfred Smolka!“. Wenige Tage später am 9. Juli 1960 fragte der Westberliner Sender RIAS: „Was für ein Gewalt-Regime muß es sein, das einen Mann, weil er mit seiner Frau und seinem Kind zusammenleben will, zum Tode verurteilt?“.

 

Zu diesem Zeitpunkt hatte die SED-Diktatur den jungen Mann bereits seit mehreren Wochen unter großer Geheimhaltung in der Leipziger Hinrichtungsstätte getötet. Den Abschiedsbrief, den er an seine Frau und seine Tochter Ursula richtete, wurde nicht an sie weitergegeben. Obwohl Smolka darin ausdrücklich um eine Erdbestattung in Westdeutschland bat, wurde er nur wenige Stunden nach der Hinrichtung im Krematorium auf dem Leipziger Südfriedhof eingeäschert und die Urne anonym beigesetzt. Als Todesursache stand auf dem Totenschein: „Herzversagen“.

 

Besetzung der Stasi-Zentralen und Aktensicherung war Beginn der Aufarbeitung der SED-Diktatur

Erst nach dem Ende der SED-Diktatur und der nun möglichen Einsicht in die bis dahin streng geheimen Akten konnten auch die Betroffenen mit der Aufklärung des begangenen Unrechts beginnen. Mit der Besetzung der MfS-Zentralen in der gesamten DDR Anfang Dezember 1989 wurde noch während der Friedlichen Revolution die Arbeit der berüchtigten DDR-Geheimpolizei lahm gelegt und die Vernichtung wichtiger Akten gestoppt. Damit begann die Aufarbeitung der SED-Diktatur, die 1991 im Stasi-Unterlagen-Gesetz mündete.

 

So konnten die Tochter von Manfred Smolka Ursula Franz sowie sein Bruder Roland 1992 bei der Einsicht in die Akten des MfS erstmals das wirkliche Schicksal von Manfred Smolka rekonstruieren, der 1993 juristisch rehabilitiert wurde. Die Täter hingegen wurden bis heute nicht zur Rechenschaft gezogen. Im Gespräch berichten beide von ihren persönlichen Erfahrungen und der schwierigen Aufarbeitung des Falls. Der ehemalige politische Häftling Klaus Schmude, Zellennachbar von Manfred Smolka, war Anfang der 1990er der Erste, der durch sein Buch „Fallbeilerziehung“ auf das Thema „Hinrichtungen in der DDR“ aufmerksam machte.

 

Die Veranstaltung ist Teil der Aufarbeitung der Geschichte der ehemaligen zentralen Hinrichtungsstätte in der Leipziger Südvorstadt, für deren Erhalt als justizgeschichtlichen Erinnerungsort sich die Gedenkstätte bisher maßgeblich eingesetzt hat. Von 1960 bis 1981 wurden hier alle in der DDR ausgesprochenen Todesurteile zentral vollstreckt. Abgeschafft wurde die Todesstrafe erst 1987.

 

Wir laden Sie ganz herzlich in die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ ein:

 

Einleitung zum Thema „Todesstrafe in der DDR“:

Tobias Hollitzer

Leiter der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“

 

Filmvorführung:

„Todesurteil nach Republikflucht“

Koproduktion von MDR, RBB, France 5, Deutsche Welle und LOOKS Film 2011, 9 min.

 

„Hinter verschlossener Tür“

Dokumentation von Marius Emsel, Barbara Kreuzer und Anja Schaub, 2011, 8 min.

 

Im Gespräch:

Ursula Franz, Tochter des hingerichteten Manfred Smolka

Roland Smolka, Bruder des hingerichteten Manfred Smolka

Klaus Schmude (angefragt), ehemaliger politischer Häftling und Autor des Buches „Fallbeilerziehung“

 

Moderation: Helmuth Frauendorfer, stellv. Leiter der Gedenkstätte Hohenschönhausen

 

 

23.- 26.12. 2011 & 31.12. 2011-01.01.2012: SCHLIEßTAGE DER GEDENKSTÄTTE MUSEUM IN DER „RUNDEN ECKE“MIT DEM MUSEUM IM STASI-BUNKER

Wir bitten Sie zu beachten, dass die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ mit dem Museum im Stasi-Bunker vom 23.12. bis 26.12.2011 sowie an Silvester und Neujahr geschlossen ist. In dieser Zeit finden auch keine öffentlichen Führungen statt. Gerne begrüßen wir Sie zwischen den Jahren sowie ab dem 2 Januar 2012 wieder täglich von 10.00 bis 18.00 Uhr.

 

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AUS DEM GÄSTEBUCH

 

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Mehrere tausend Menschen besuchen monatlich die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ mit dem Museum im Stasi-Bunker. Manche leben in Leipzig und kommen – häufig mit Gästen – immer wieder in die Ausstellung. Andere kommen von weit her zu Besuch in die Stadt und wollen hier sehen, wo und wie vormals das berüchtigte Ministerium für Staatssicherheit arbeitete.

 

Viele unserer Besucher hinterlassen eine Notiz im Gästebuch und schreiben hier ihre Eindrücke nieder, die sie in der Gedenkstätte gesammelt haben. Unter dieser Rubrik wollen wir monatlich einige dieser Einträge an Sie weitergeben.

 

 

 

EINTRÄGE AUS DER DAUERAUSSTELLUNG „STASI - MACHT UND BANALITÄT“

 

„Wenn man aus dem Westen kommt, ist es unvorstellbar, wie ‚geknebelt’ das Volk war. Seien wir alle froh, dass die Zeiten vorbei sind! Eine sehr gelungene Dokumentation!“

(Besucher aus Stuttgart im November 2011)

 

„Incredibly informative and very interesting. I feel that the museum succeeds in giving visitors a ‘living’ experience of the ehemalige DDR. I will be sure to let others know about the Runde Ecke museum! All the best!“

(Besucherin aus Portland, U.S.A., am 09.11.2011)

 

„Wir haben diese Zeit selbst erlebt, waren jetzt mit unseren Kindern hier – was so wichtig ist, dass auch sie erfahren, was wirklich war. Eine tolle Ausstellung!“

(Besucher aus Brandenburg am 19.11.2011)

 

„Wer die Vergangenheit ruhen lässt, verspielt die Zukunft“

(Besucher am 21.11.2011)

 

„Danke für den Erhalt der Vergangenheit, sodass sie uns mahnt, sie nicht noch einmal geschehen zu lassen.“

(Besucher aus Peru im November 2011)

 

 

 

EINTRÄGE AUS DER SONDERAUSSTELLUNG „LEIPZIG AUF DEM WEG ZUR FRIEDLICHEN REVOLUTION“

 

„Eine sehr informative Ausstellung, die auch didaktisch gut konzipiert und umgesetzt worden ist“

(Besucher am 27.11.2011)

 

„Eine beeindruckende Ausstellung, die Geschichte lebendig werden lässt. Ich wünsche der Ausstellung viele Besucher.“

(Besucher am 23.11.2011)

 

„Herzlichen Dank für diese wirklich gut aufgearbeitete und emotionale Ausstellung, die auch die ‚Jungen’ wie mich verstehen, nachempfinden und miterleben ließ, was die Elterngeneration geschafft hat. Ich danke allen, dass ich mein Leben frei bestimmen und mit meinen eigenen Gedanken und Ideen füllen kann.“

(Besucher am 11.11.2011)

 

„Eine sehr informative Ausstellung, die aber auch sehr emotional berührt.“

(Besucher aus Lübeck am 03.11.2011)

 


 



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Die Arbeit des Bürgerkomitees wird gefördert durch die Stiftung Sächsische Gedenkstätten aus Mitteln des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien auf der Grundlage eines Beschlusses des Deutschen Bundestages und des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst sowie durch die Stadt Leipzig und den Kulturraums Leipziger Raum.

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Bürgerkomitee Leipzig e.V.
für die Auflösung der ehemaligen Staatssicherheit (MfS)
Träger der Gedenkstätte
Museum in der „Runden Ecke“ mit dem Museum im Stasi-Bunker
Dittrichring 24, PSF 10 03 45, D-04003 Leipzig
Tel.: (0341) 9 61 24 43 * Fax: (0341) 9 61 24 99
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