25 Jahre Aufarbeitung

„Krumme Ecke, Schreckenhaus. Wann wird ein Museum draus?” hatten Leipziger Montagsdemonstranten im Herbst 1989 auf einem Transparent gefordert. Engagierte Bürger besetzten am 4. Dezember 1989 während einer Montagsdemonstration die Leipziger Stasi-Zentrale und lösten in den folgenden Monaten diese wichtige Stütze der SED-Diktatur auf. Schon im Juni 1990 eröffnete das Bürgerkomitee in Leipzig die DDR-weit erste Ausstellung zur Staatssicherheit mit dem Titel „STASI - Macht und Banalität“ - zunächst in der Leipzig-Tourist-Information. Das große Besucherinteresse legte eine dauerhafte Präsentation nahe. Schließlich fand die Ausstellung ab dem 31. August 1990 ihren Platz in der früheren MfS-Bezirksverwaltung.

Hier ist Zeitgeschichte in Originalräumen zu erleben. Die ausgestellten Objekte, Dokumente und Fotos vermitteln am authentischen Ort besonders eindrücklich, wie Repression und Überwachung im SED-Staat funktionierte.

Gleichermaßen ist die „Runde Ecke“ auch Ort der Selbstbefreiung von der SED-Herrschaft. Seit 2009 dokumentiert dies die Ausstellung „Leipzig auf dem Weg zur Friedlichen Revolution“ im ehemaligen Stasi-Kinosaal. Des weiteren markiert eine Stelen-Ausstellung im Stadtraum 20 Orte der Friedlichen Revolution.

Auch die einstige Ausweichführungsstelle des Leipziger Stasi-Chefs in Machern gehört als „Museum im Stasi-Bunker“ zur Gedenkstätte. Mit dem heimlich geschaffenen Komplex wollte das MfS die SED-Diktatur auch im Fall eines Ausnahmezustandes sichern. Eine Ausstellung dokumentiert die speziellen Aufgaben des MfS im Ernstfall bis hin zur Einrichtung von Isolierungslagern für Oppositionelle. Nur in Leipzig sind sowohl Räume einer Stasi-Bezirksverwaltung als auch die dazugehörige Ausweichführungstelle für die Öffentlichkeit zugänglich.

In einem Gefängnis in der Leipziger Südvorstadt wurden ab 1960 alle in der DDR verhängten Todesurteile unter absoluter Geheimhaltung vollstreckt. Die Leichen wurden anonym eingeäschert. Die SED hatte entscheidenden Einfluss auf die Prozesse. Erst 1987 wurde die Todesstrafe in der DDR abgeschafft. Ab Mitte der 1990er Jahre setzte sich das Bürgerkomitee für den Erhalt der Räume ein und erforscht deren Geschichte. Noch immer ist die denkmalgeschützte Stätte nur an wenigen Tagen im Jahr zu besichtigen. Das Bürgerkomitee arbeitet jedoch gemeinsam mit dem Sächsischen Justizministerium daran, sie künftig als Justizgeschichtlichen Erinnerungsort regelmäßig zugänglich zu machen.

Das Museum verfügt heute mit etwa 40.000 Objekten über eine der umfangreichsten  musealen Sammlungen zum Thema Staatssicherheit. Mit ihrer politischen Bildungsarbeit und den museumspädagogischen Angeboten hat die „Runde Ecke“ einen festen Platz in der bundesdeutschen Aufarbeitungslandschaft. In der Stadt der Friedlichen Revolution beheimatet, ist sie ein national und international anerkannter Ort des Erinnerns, des Gedenkens und des Lernens. Den Besuchern wird bewusst, wie wertvoll Freiheit und demokratische Grundrechte sind. Die Angebote der Gedenkstätte wurden seit 1990 von insgesamt fast 2 Millionen Menschen, darunter viele junge Menschen wahrgenommen.

Die „Runde Ecke“ ist nicht nur ein zentraler Geschichtsort für die Zeit der SED-Diktatur und die Friedliche Revolution, sondern steht auch in direktem Bezug zur 1000jährigen Stadtgeschichte. Denn genau an dieser Stelle stand die erste deutsche Burg „urbe libzi“, in der Bischof Eid im Jahr 1015 verstorben ist, was zu besagter Ersterwähnung Leipzigs in der Chronik  von Bischoff Thietmar führte.