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Newsletter Sommer 2016

 

 

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,

 

auch in der sommerlichen Ferienzeit bot das Bürgerkomitee seinen Gästen ein informatives und abwechslungsreiches Programm. Neben einen Rückblick auf die Veranstaltungen im Juni, Juli und August finden Sie in dieser Newsletterausgabe auch eine Zusammenfassung unserer „Leipzig liest“-Veranstaltungsreihe im vergangenen März. Detaillierte Resümees der einzelnen Lesungen und Diskussionen finden Sie ab sofort bei den Veranstaltungsrückblicken auf unserer Homepage.

 

Im September lädt das Bürgerkomitee Sie zu den Feierlichkeiten rund um das 20. Jubiläum des Museums im Stasi-Bunker ein. Am Samstag, den 10. September 2016 begrüßen wir unsere Gäste auf dem Museumsgelände des Stasi-Bunkers zu einem kleinen Festakt mit Sektempfang und werden im Anschluss die Plakatausstellung „Der Kalte Krieg - Ursachen, Geschichte, Folgen“ eröffnen. Zum Tag des offenen Denkmals am Sonntag, den 11. September 2016, öffnen wie gewohnt die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, die ehemalige zentrale Hinrichtungsstätte der DDR sowie der Stasi-Bunker in Machern ihre Türen und bieten ständig Führungen an.

 

Wir würden uns freuen, Sie auch im kommenden Monat bei uns begrüßen zu dürfen. Unter „Wir laden ein“ finden Sie ausführliche Informationen zu den Veranstaltungen im September, direkt darunter unsere ständigen Angebote und Öffnungszeiten.

 

Eine angenehme Zeit und eine interessante Lektüre des Newsletters wünscht Ihnen bis dahin

 

 

Ihr Bürgerkomitee Leipzig e.V.

 

 

+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ INHALT

 

WIR LADEN EIN
STÄNDIGE ANGEBOTE
AUS DER ARBEIT DER GEDENKSTÄTTE
RÜCKBLICK
AUS DEM GÄSTEBUCH

 

+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ WIR LADEN EIN +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

 

SAMSTAG UND SONNTAG, 10. UND 11. SEPTEMBER 2016 20 JAHRE MUSEUM IM STASI-BUNKER

 

Im Zuge der Friedlichen Revolution wurden nicht nur die zentralen Arbeitsstätten des DDR-Geheimdienstes besetzt und aufgelöst, sondern auch geheime Objekte entdeckt, die das Ministerium für Staatssicherheit in jedem der 15 Bezirke für den Kriegsfall bereit hielt. Im Dezember 1989 wurde von Bürgern um den Ortspfarrer Gottfried Süß in Machern bei Leipzig eine Bunkeranlage entdeckt. Diese war 1974 unter strengster Geheimhaltung errichtet worden, um den Leipziger Chef der Stasi-Bezirksverwaltung als Ausweichführungsstelle für den Ernstfall zu dienen. Die gerade erst gebildeten Bürgerkomitees aus Leipzig und Wurzen setzten sich frühzeitig für den Erhalt der unterirdischen Anlage als Gedenkstätte ein.

 

Am 8. September 1996 beteiligte sich das Museum im Stasi-Bunker erstmalig am Tag des offenen Denkmals. Seitdem das Areal auch dank des ehrenamtlichen Engagements zahlreicher Helfer regelmäßig besichtigt werden. Einst unter strengster Geheimhaltung durch die Stasi für den Ernstfall bereitgehalten, ist der Bunker heute ein kontinuierlich gut besuchtes Kulturangebot im Leipziger Land. Das Museum im Stasi-Bunker wird durch das Bürgerkomitee Leipzig e.V. betrieben. Es ist heute die einzige erhaltene Ausweichführungsstelle der Stasi mit fast vollständig originaler Einrichtung. Gemeinsam mit der ebenfalls durch den gemeinnützigen Verein betriebenen Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ stellt das Museum im Stasi-Bunker eine bundesweit einmalige Gedenkstättenkombination aus ehemaliger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit und der dazugehörigen Ausweichführungsstelle dar. Beide Einrichtungen sind in ihrer Kombination einzigartige Zeitzeugnisse, die eine der wichtigsten Epochen der jüngeren deutschen Geschichte dokumentieren. Sie stehen exemplarisch für die Entwicklung im Osten Deutschlands und beleuchten diese anhand der Geschichte des Geheimdienstes der DDR. Inzwischen wird der Bunker bereits länger als Museum genutzt, als dass die Stasi ihn als Ausweichführungsstelle bereithalten konnte: Seit 20 Jahren können Besucher ganzjährig Besichtigungstermine vereinbaren und jedes letzte Wochenende im Monat von 13.00 bis 16.00 Uhr an öffentlichen Führungen teilnehmen.

 

Samstag, 10. September, 14.00 Uhr: kleiner Festakt mit Sektempfang

 

Begrüßung und Einführung

 

Tobias Hollitzer
Gedenkstättenleiter

 

Grußworte

 

Doreen Lieder
Bürgermeisterin der Gemeinde Machern

 

Henry Graichen (angefragt)
Landrat des Landkreises Leipzig

 

Roland Pohle
Mitglied des Sächsischen Landtages

 

Marian Wendt
Mitglied des Deutschen Bundestages

 

Samstag, 10. September, 15.00 Uhr: Ausstellungseröffnung

 

Die Plakatausstellung „Der Kalte Krieg - Ursachen, Geschichte, Folgen“ der Bundesstiftung Aufarbeitung und des Berlin Kolleg Kalter Krieg beleuchtet die komplexen Hintergründe des „Kalten Krieges“.

 

Sven Felix Kellerhoff, leitender Geschichtsredakteur der Tageszeitung „Die Welt“, gibt eine Einführung und geht dabei auch der Frage nach, ob bei der Verwendung des Begriffs „Kalter Krieg“ der Konflikt der beiden Großmächte nicht fälschlich als der zweier moralisch gleichwertiger Militärblöcke wahrgenommen wird. Möglicherweise wird dabei übersehen, dass es sich um die Konfrontation von Diktatur und Demokratie, von Freiheit und Unfreiheit handelte.

 

Samstag, 10. September, 10.00 bis 18.00 Uhr: Ständig Führungen durch den Bunker

 

Während der Führungen durch das unterirdische Museum werden Details zur Baugeschichte sowie die ausgeklügelte Versorgungs- und Nachrichtentechnik erläutert.

 

 

SONNTAG, 11. SEPTEMBER, 10.00 BIS 16.00 UHR: TAG DES OFFENEN DENKMALS IN DER GEDENKSTÄTTE MUSEUM IN DER „RUNDEN ECKE“

 

11.00 Uhr Stadtrundgang „Auf den Spuren der Friedlichen Revolution“:Führung zu den Brennpunkten des demokratischen Aufbruchs 1989 in Leipzig. Treffpunkt: Nikolaikirche, Hauptportal

 

11.00 – 16.00 Uhr halbstündlich Sonderführungen unter dem Motto: „Stasi intern. Rundgang durch die ehe-malige Zentrale des MfS“ – Vom Keller zum Boden und anderen Orten des (un)heimlichen Gebäudekomplexes. Besichtigt werden können unter anderem die „geschützten Unterkünfte“ für den Kriegsfall im Kellergeschoss des Neubaus, die Kegelbahn und der Kinosaals im Saalanbau der „Runden Ecke“ sowie viele andere, sonst nicht zugängliche, aber original erhaltenen Räume im Komplex der ehemaligen Stasi-Bezirksverwaltung.

 

 

SONNTAG, 11. SEPTEMBER, 10.00 BIS 18.00 UHR: TAG DES OFFENEN DENKMALS IM MUSEUM IM STASI BUNKER IN MACHERN

 

10.00 – 18.00 Uhr Ständig Führungen durch den Bunker Was es mit Dechiffriertechnik, Gasmasken, Stahlschleusen und einem Lüfterfahrrad auf sich hatte, erfahren Besucher bei einem Gang durch das Bunkerinnere.

 

10.00 – 18.00 Uhr Filmvorführungen „Die Direktive 1/67“ Die Dokumentation gibt Einblick in die Mobilmachungsplanung des MfS im Bezirk Leipzig und berichtet von geplanten Isolierungslagern für Oppositionelle für den „Tag X“.

 

10.00 – 18.00 Uhr Einführungsvortrag in die Dauerausstellung zur Ernstfallplanung der Staatssicherheit.

 

10.00 – 18.00 Uhr Sonderausstellung „Der Kalte Krieg - Ursachen, Geschichte, Folgen“. Die Plakatausstellung der Bundesstiftung Aufarbeitung und des Berlin Kolleg Kalter Krieg beleuchtet die komplexen Hintergründe des „Kalten Krieges“.

 

 

SONNTAG, 11. SEPTEMBER, 11.00 BIS 16.00 UHR, ARNDTSTRAßE 48, 04274 LEIPZIG: TAG DES OFFENEN DENKMALS IN DER ZENTRALEN HINRICHTUNGSSTÄTTE DER DDR

 

11.00 – 16.00 Uhr Ständig Führungen durch die historischen Räume, in denen von 1960 bis 1981 unter strengster Geheimhaltung die Todesurteile für die gesamte DDR vollstreckt wurden, Erläuterungen zum Themenbereich „Todesstrafe in der DDR – Hinrichtungen in Leipzig“, Besichtigung der gleichnamigen Werkausstellung vor Ort. Die ehemalige zentrale Hinrichtungsstätte der DDR in Leipzig ist nach wie vor Leider nur zur Museumsnacht und zum Tag des offenen Denkmals zu besichtigen.

 

+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ STÄNDIGE ANGEBOTE +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

 

MONTAG BIS SONNTAG, 10.00 UHR BIS 18.00 UHR, EHEMALIGER STASI-KINOSAAL:
LEIPZIG AUF DEM WEG ZUR FRIEDLICHEN REVOLUTION - AUSSTELLUNG

 

Die Sonderausstellung „Leipzig auf dem Weg zur Friedlichen Revolution“ erzählt vom friedlichen Umbruch 1989/90. Zahl-reiche teils bisher unbekannte Flugblätter, Fotos, Plakate und Dokumente sowie Objekte zeichnen die Aktionen des politi-schen Widerstandes in Leipzig sowie die Ereignisse nach, die zur Friedlichen Revolution und zur Neugründung des Frei-staates Sachsen führten. Auch wird ein Blick auf ost-mitteleuropäische Nachbarn und deren Engagement für Freiheit und Demokratie geworfen. Eintritt frei!

 

 

MONTAG BIS SONNTAG, 10.00 UHR BIS 18.00 UHR, MUSEUM IN DER „RUNDEN ECKE“:
DAUERAUSSTELLUNG STASI – MACHT UND BANALITÄT.

 

Die Dauerausstellung informiert über die Geschichte, Struktur und Arbeitsweise der berüchtigten Geheimpolizei der DDR (MfS). In der „Runden Ecke“ kann Zeitgeschichte am Original-Ort erlebt werden: Hier befand sich die Bezirksverwaltung der Staatssicherheit. 1989 Am 4. Dezember 1989 besetzten engagierte Bürger das Gebäude. Eintritt frei! Täglich ab 15:00 Uhr öffentliche Führung.

 

 

MONTAG BIS SONNTAG, 10.00 UHR BIS 18.00 UHR, MUSEUM IN DER „RUNDEN ECKE“, FOYER:
SONDERAUSSTELLUNG - ZWEI MAL BEFREIT? LEIPZIG UNTER AMERIKANISCHER UND SOWJETISCHER BESATZUNG 1945

 

Die Kabinettausstellung im Foyer des Museums in der „Runden Ecke“ thematisiert die amerikanische Besatzung und den beginnenden Aufbau demokratischer Strukturen sowie den Besatzungswechsel und den Beginn der neuen kommunistischen Diktatur nach dem Ende des zweiten Weltkrieges. Hierbei war die „Runde Ecke“ von zentraler Bedeutung. Seit dem 18. April 1945 war das Gebäude Hauptquartier und kurzzeitig auch Sitz der Alliierten Militärregierung gewesen, bevor am 2. Juli Leipzig Teil der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) wurde.

 

 

JEDEN SAMSTAG, 14.00 UHR, HAUPTPORTAL NIKOLAIKIRCHE:
STADTRUNDGANG - AUF DEN SPUREN DER FRIEDLICHEN REVOLUTION.

 

Der geführte Stadtrundgang erinnert an markanten Punkten der Leipziger Innenstadt an die historische Entwicklung des Jahres 1989. Zeitgeschichte wird am Ort des Geschehens lebendig und nachvollziehbar.

 

 

SAMSTAG UND SONNTAG, 30. UND 31. JULI, 13.00 BIS 16.00 UHR:
MUSEUM IM STASI-BUNKER IN MACHERN (EHEMALIGE AFÜST DER MFS-BEZIRKSVERWALTUNG LEIPZIG)

 

Mitten im Naherholungsgebietes „Lübschützer Teiche“, etwa 30 km östlich von Leipzig, befindet sich der ehemalige Stasi-Bunker. Getarnt als Ferienobjekt der Wasserwirtschaft baute sich die Stasi hier zwischen 1968 und 1974 heimlich ein Ausweichquartier für den Krisenfall. Hier sollte der Leipziger Stasi-Chef Manfred Hummitzsch, zusammen mit 100 weiteren Stasi-Mitarbeitern, auch im Kriegsfall seine Arbeit fortsetzen können. Das Bürgerkomitee Leipzig e.V. bietet ganzjährig, immer am letzten Wochenende im Monat öffentliche Führungen durch den Bunker an. Das über fünf Hektar große Außengelände mit allen original erhaltenen Bauten und Anlagen kann mit Hilfe eines Beschilderungssystems selbständig erschlossen werden. Gruppen können darüber hinaus ganzjährig Termine für Sonderführungen vereinbaren.

 

+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ AUS DER ARBEIT DER GEDENKSTÄTTE +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

 

PRÜFUNG „LERNEN AN AUSSERSCHULISCHEN ORTEN“ DER LEHRERAUSBILDUNG VON SACHSEN-ANHALT

 

Die Lehrerausbildung des Landes Sachsen-Anhalt nutze die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ am 13. Juni 2016 für eine Prüfungsleistung. Dabei ging es um die Vermittlung methodischer Grundlagen im Fach Geschichte zum Thema „Lernen an außerschulischen Orten“. Konkret wurde sich mit dem pädagogischen Angebot der Gedenkstätte „Schüler führen Schüler“ auseinandergesetzt. Das Seminar wurde unter der Leitung einer Gruppenbegleiterin der Gedenkstätte veranstaltet und fand in Kooperation mit dem Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerbildung Sachsen-Anhalt (LISA) statt.

 

 

ISRAELISCHE BESUCHER INFORMIEREN SICH ÜBER DIE DDR-DIKTATUR

 

Am 18. Juli 2016 besuchten junge Erwachsene aus Israel die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“. Die Gruppe ist zu einer Begegnungswoche mit Auszubildenden der Polizeischule Rothenburg bei Görlitz in Deutschland. Auf ausdrückli-chem Wunsch der israelischen Gäste wurde Leipzig und die Ausstellung „Stasi - Macht und Banalität“ besucht, um auch etwas über die zweite deutsche Diktatur zu erfahren

 

 

DREHARBEITEN IN DER GEDENKSTÄTTE MUSEUM IN DER „RUNDEN ECKE“

 

In den Räumen der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ fanden im Juli Dreharbeiten für den Mitteldeutschen Rundfunk, Redaktionsgruppe Zeitgeschehen, statt. Für das politische TV-Magazin „EXAKT. Die Story“ wird momentan eine Reportage über rassistisch motivierte Verbrechen in der DDR gegen Vertragsarbeiter aus Vietnam, Angola, Kuba oder Mosambik, in denen aus opportunistischen Gründen nicht ermittelt bzw. deren Aufklärung von der Staatssicherheit ver-hindert wurde, gedreht. Für einzelne Szenen, beispielsweise eine Besprechung in einer SED-Parteileitung, wurden von der Gedenkstätte authentische Räume mit originalen Einrichtungsgegenständen zu Verfügung gestellt.

 

 

FERIENPASS-AKTION

 

Auch in diesem Jahr nahm das Bürgerkomitee Leipzig wieder an der Ferienpass-Aktion der Stadt Leipzig teil. 30 Schüler-nutzten, häufig gemeinsam mit ihren Familien, die Gelegenheit die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ in Leipzig oder das Museum im Stasi-Bunker in Machern zu besuchen und an Führungen teilzunehmen.

 

 

LEIHGABE AUS DER MUSEUMS-SAMMLUNG WIRD IM HAUS DER GESCHICHTE GEZEIGT

 

Für die am 5. September 2016 eröffnete Ausstellung „Ab morgen Kameraden! Armee der Einheit“ der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland stellt das Bürgerkomitee aus der Sammlung der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ ein Einsatzschild der Deutschen Volkspolizei als Leihgabe zur Verfügung. Die Ausstellung wird vom bis zum 12. Februar 2017 in der Wechselausstellungshalle Haus der Geschichte, Bonn und danach von März bis September 2017 im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig zu sehen sein.

 

+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ RÜCKBLICK +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

 

DONNERSTAG, 17. MÄRZ 2016 BIS SONNTAG, 20. MÄRZ 2016
DAS LESEFESTIVAL „LEIPZIG LIEST“ IN DER GEDENKSTÄTTE MUSEUM IN DER „RUNDEN ECKE“

 

Alljährlich findet begleitend zur Buchmesse das Lesefest „Leipzig Liest“ statt. Vereine, Initiativen, Museen, Verlage und das Kulturamt der Stadt bieten an einer Vielzahl unterschiedlicher Veranstaltungsstätten ein buntes Programm mit Buchvorstellungen, Lesungen und Diskussionen. Dabei findet nur ein Teil der Veranstaltungen auf dem Messe-Gelände statt, die restlichen verteilt über das gesamte Stadtgebiet. Dieses Jahr feierte „Leipzig liest“ bereits sein 25-jähriges Jubiläum und ist mittlerweile eines der größten seiner Art in Europa.

 

Schon seit 1994 beteiligt sich auch das Bürgerkomitee Leipzig e.V. an „Leipzig liest“. 2016 lud das Bürgerkomitee e.V. zu insgesamt 18 Buchvorstellungen, Lesungen und Diskussionen ein. Dabei standen hauptsächlich Neuerscheinungen zu den Themen DDR/Staatssicherheit im Fokus. Das Programm enthielt sowohl Belletristik als auch Sachbücher mit wissenschaftlichem Anspruch. Über 750 Besucher kamen zu den Veranstaltungen, die im ehemaligen Stasi-Kinosaal sowie in den Räumen der Dauerausstellung stattfanden. Der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ ist es ein Anliegen die Aufarbeitung der DDR-Geschichte und der Friedlichen Revolution als Teil des Programms von „Leipzig Liest“ zu etablieren und sowohl die Leipziger Einwohner als auch Besucher der Stadt für diese Aspekte der jüngsten deutschen Geschichte zu sensibilisieren. Die vier Veranstaltungstage des Lesefestivals bilden einen der jährlichen Veranstaltungshöhepunkte der Gedenkstätte.

 

Gleich mehrere Publikationen thematisierten dieses Jahr Flucht und Fluchthilfe sowie Geschichten aus Haft und Zwangsarbeit. So wurde in Zusammenarbeit mit der Vereinigung der Opfer des Stalinismus (VOS) in Sachsen der erste Band eines Zeitzeugenprojekts zu Zwangsarbeit und politischer Haft vorgestellt. Am Freitagabend stellten Andreas Engwert und Ruth Stoltenberg gemeinsam mit Zeitzeugen den neuen Katalog der Dauerausstellung der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen und einen Fotoband zum selben Ort vor. Peter Bieber schilderte in „Glasbausteine in Beton“ wie er selbst aus der DDR flüchtete, um danach als Fluchthelfer anderen Menschen in die Freiheit zu helfen und schließlich von der Stasi verhaftet wurde. Dietmar Arnhold und Sven Felix Kellerhoff präsentierten ihren Band „Unterirdisch in die Freiheit“ und diskutierten mit Burkhart Veigel nicht nur die Fluchttunnel von Berlin, sondern auch die Motivation von Fluchthelfern, die Auseinandersetzung mit Fluchthilfe in der BRD und DDR und ihre Bewertung heute. Besonders freute es uns in diesem Jahr auch ein Jugendbuch zu dem Thema im Programm zu haben. Dorit Linke las aus ihrem Buch „Jenseits der blauen Grenze“, welches 2015 für den deutschen Jugendliteraturpreis nominiert war.

 

Auf unterschiedliche Art und Weise wurde sich in den Werken „Ausgelacht. DDR-Witze aus den Geheimakten des BND“ sowie „Volkes Stimmen“ gestützt auf Geheimdienstakten der Stimmung der DDR-Bürger angenähert. „Volkes Stimmen“ stellt eine umfangreiche Sammlung und Analyse von Briefen dar, die DDR-Bürger an staatliche Stellen schickten und die aufgrund ihres kritischen Inhalts zur Staatssicherheit weitergeleitet wurden. „Ausgelacht“ ist eine Sammlung als „non-konform“ eingestufter Witze aus der DDR, die der BND sammelte.

 

Thilo von Trothas Autobiographie „Pioniere reiten los“ stieß bei den Besuchern der Gedenkstätte auf besonders viel Anklang. Ca. 120 Menschen fanden sich an diesem frühen Samstagnachmittag im ehemaligen Stasi-Kinosaal ein. Bei einem Leben zwischen Kindheit im Osten, Flucht mit 15 Jahren und späterer Karriere als Redenschreiber von Bundeskanzler Helmut Schmidt war das große Interesse des Publikums verständlich.

 

Am Abend des „Leipzig Liest“-Freitags wird traditionell in der Gedenkstätte der neue Band der Schriftenreihe des Säch-sischen Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen präsentiert. Michael Beleites „Dicke Luft: Zwischen Ruß und Revolte“ beschäftigt sich mit der Entstehung und Entwicklung der alternativen Umweltszene in der DDR und ihren Anteil an der Friedlichen Revolution.

 

Das Bürgerkomitee Leipzig e.V. nutze das Lesefestival „Leipzig Liest“ auch zur Präsentation von Neuerscheinungen in eigener Sache. So schloss der erste Tag des Lesefests mit der Premiere des 81. Heftes der inzwischen vom Bürgerkomitee Leipzig e.V. herausgegebenen Aufarbeitungszeitschrift „HORCH UND GUCK“, mit dem Titelthema „Hitler-Stalin-Pakt - eine Kriegserklärung an Europa“. Am Samstag wurde „Wir haben nur die Straße“ eine Sammlung von Reden, die 1989/90 auf den Montagsdemonstrationen in Leipzig gehalten wurden mit einem Vorwort des Leiters der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, Tobias Hollitzer präsentiert.

 

Die „Runde Ecke“ war auch 2016 wieder ein Ort für spannende Lesungen, Diskussionen und Gespräche mit Autoren, Zeitzeugen und interessierten Besuchern. Bei Interesse finden Sie auf unserer Homepage unter dem Veranstaltungsrückblick ausführliche Résumés zu den einzelnen Veranstaltungen. Die Veranstaltungsreihe wurde auch in diesem Jahr in Kooperation mit dem Sächsischen Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen durchgeführt. Für die Unterstützung bei der Finanzierung bedanken wir uns ganz herzlich.

 

 

FREITAG, 17. JUNI 2016, 16.00 UHR
GEDENKFEIER FÜR DIE OPFER DES VOLKSAUFSTANDES VOM 17. JUNI 1953

 

Seit 1945 gab es Widerstand gegen die Errichtung einer kommunistischen Diktatur im sowjetisch besetzten Teil Deutschlands, der seinen Höhepunkt in den Protesten vom 17. Juni 1953 fand. In diesem ersten antidiktatorischen Aufstand im kommunistischen Machtbereich zeigte sich das Streben der Menschen in der DDR nach Demokratie und Freiheit, das am militärischen Eingreifen der sowjetischen Besatzungsmacht scheiterte.

 

Mit dem Einsatz von Schusswaffen und der Verhängung des Ausnahmezustandes wurden alle Hoffnungen auf Veränderungen zerstört. Neun Tote und mindestens 95 Verletzte waren allein im Bezirk Leipzig zu beklagen. Unmittelbar nach dem Aufstand setzte eine große Verhaftungswelle ein. Von den durch Stasi und Volkspolizei in Leipzig fast 1.000 Verhafteten wurden in den Folgemonaten über 100 Personen – teils in Schauprozessen – zu langjährigen Haftstrafen verurteilt, einer auch zum Tode.

 

Auf dem Leipziger Südfriedhof befindet sich seit 1994 ein Gedenkort für die Opfer der Gewaltherrschaft von 1945 bis 1989, auf dem unter anderem auf kleinen Granitplatten Namen der Toten des 17. Juni 1953 verzeichnet sind. Während auf dem Friedhof noch immer an zentraler Stätte im ehemaligen sozialistischen Ehrenhain an SED-Funktionäre erinnert wird, liegt dieser Gedenkort völlig unscheinbar am äußersten Rand. Die Etablierung eines würdigen Gedenkortes für die Toten des 17. Juni ist gerade in der Stadt der Friedlichen Revolution mehr als überfällig.

 

In Kooperation mit der Vereinigung der Opfer des Stalinismus (VOS) und anderer Verfolgtenverbände lud das Bürger-komitee Leipzig im Gedenken an die Opfer des Volksaufstandes von 1953 am 17. Juni 2016, um 16.00 Uhr, zu einer Gedenkveranstaltung mit Kranzniederlegung ein. Nach einem Grußwort von Gedenkstättenleiter Tobias Hollitzer, hielt Markus Meckel, Bürgerrechtler und Präsident des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., vor der Gedenktafel an die Opfer des Aufstandes in der Straße des 17. Juni die Gedenkrede. Er forderte, die Geschichte der Freiheit in Zeiten des kalten Krieges auch „diesseits des Eisernen Vorhanges“ zu würdigen. Im Anschluss berichtete Brigitte Dienst, die Schwester von Paul Ochsenbauer, der bei dem Volksaufstand in Leipzig sein Leben verlor, sehr emotional aus ihren Erinnerungen an diesen Tag und mahnte: „Wir können die Toten nicht lebendig machen. Aber wir können uns erinnern. Und jeder einzelne kann zu einem friedlichen Miteinander beitragen.“ Danach berichtete der Zeitzeuge Horst Krüger eben-falls sehr eindrücklich von seinen Erlebnissen vor 63 Jahren. Musikalisch umrahmt wurde die Gedenkveranstaltung von den Leipziger Blechbläsersolisten.

 

 

SAMSTAG, 18. JUNI 2016, 14.00 UHR
DAS FEST DER VEREINE VON MACHERN ZU GAST AUF DEM GELÄNDE DES MUSEUMS IM STASI-BUNKER

 

Das Museum im Stasi Bunker in Machern feiert in diesem Jahr sein 20-jähriges Jubiläum. Zusätzlich zu den geplanten Jubiläumsfeierlichkeiten rund um den Tag des offenen Denkmals im September fand am 18. Juni 2016 das alljährliche unter der Regie des Regionalmanagement Leipziger Muldenland organisierte Fest der Vereine von Machern auf dem Museumsgelände statt. Unterschiedliche Macherner Vereine boten gemeinsam mit dem parallel stattfindenden Som-merfest des angrenzenden Waldgartenvereins „Lübschützer Teiche“ ein buntes Programm.

 

Das über fünf Hektar große Gelände des Bunkers bot den Macherner Vereinen reichlich Platz, um ihre Angebote zu präsentieren. Mit dabei waren ZUKUNFT MACHER(N) e.V., die Kulturräume Püchau e.V., das Bildungszentrum Püchau e.V., der Gesangsverein Germania Gerichshain e.V., das Kinderheim Machern gGmbH, der Regionalverein Machern e.V., der Tennisverein Machern Grün-Weiß e.V. und der Seniorenclub Harmonie sowie der Bürgerverein Machern e.V. Eröffnet wurde das Fest durch die Bürgermeisterin der Gemeinde Machern, Frau Doreen Lieder, die allen Beteiligten für ihr Engagement dankte. Auf und vor der Bühne wurde ein buntes Unterhaltungsprogramm mit Chorkonzert und Vorführungen der jüngsten Nachwuchsgruppe der Freiwilligen Feuerwehr Gerichshain, der Rettungshundestaffel des DRK Leipzig und des Macherner Theatervereins gezeigt. Auch die Angebote an den Ständen, die von Kinderschminken und Nistkastenbau über einen Buchverkauf bis hin zu Rundfahrten auf den Motorrädern der Wild Hogs reichten, nahmen die rund 400 Besucher, darunter viele Familien, gerne an. Weit über die Hälfte der Besucher nutze auch die Möglichkeit an Rundgängen durch das Bunkerinnere teilzunehmen. Führt man sich die Pläne der Stasi für den Ernstfall und die Maßnahmen zur Abschottung des Geländes vor Augen, so gewann das Fest auf dem Gelände des Stasi-Bunkers symbolischen Charakter. Wo ehemals an den Zäunen und Wachhunden kein Vorbeikommen war, saßen nun Gäste und in den Vereinen Aktive bei Gegrilltem und Getränken in der Sonne, während Kinder das schöne Waldgelände erkundeten. Statt zur Fortführung der geheimpolizeilichen Tätigkeit im Kriegsfall, die bis zur Errichtung von Isolierungslagern für Oppositionelle gereicht hätte, diente die ehemalige Ausweichführungsstelle der Leipziger Stasi nun als idealer Standort für ein gelungenes Sommerfest.

 

 

FREITAG, 1. JULI 2016, 19.00 UHR
BUCHPRÄSENTATION, FILMVORFÜHRUNG UND PODIUMSDISKUSSION ANLÄSSLICH DES 71. JAHRESTAGES DES BESATZUNGSWECHSELS

 

Am 18. April befreiten amerikanische Truppen Leipzig von der nationalsozialistischen Terror-Herrschaft. Nach wenigen Wochen eines beginnenden demokratischen Aufbaus unter der US-amerikanischen Besatzung wurde am 2. Juli 1945 Leipzig gemäß den Vereinbarungen von Jalta an die Rote Armee übergeben. Nach dem Besatzungswechsel etablierten sich auch in Sachsen Strukturen einer neuen Diktatur. Die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ stellte anlässlich des Besatzungswechsels den Sammelband „Von Stalingrad zur SBZ. Sachsen von 1943 bis 1949“, herausgegeben von Mike Schmeitzner, Clemens Vollnhals und Francesca Weil vor.

 

Zunächst konnten sich die Gäste selbst ein Bild von der Stimmung dieser einschneidenden Zeit der jüngsten Leipziger Stadtgeschichte anhand von Film- und Fotoaufnahmen vom Besatzungswechsel sowie dem amerikanisch-sowjetischen Treffen in Leipzig machen. Im Anschluss stellte der stellvertretende Direktor des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung Clemens Vollnhals das Buch kurz vor und gab damit auch einen Überblick über die Situation in Sachsen in den 1940er Jahren. So führte er aus, dass Sachsen eine „Insel der Normalität“ im Deutschen Reich darstellte, da Bombardierungen in Sachsen erst Ende 1945 in großem Umfang eingesetzt haben, während andere deutsche Städte zu dieser Zeit schon zerstört gewesen waren. Interessant dürfte ebenso der Beitrag eines australischen Historikers sein, der über das „Niemandsland“ im Westerzgebirge berichtet. Die Besonderheit des „Niemandsland“, das im Gebiet um Schwarzenberg, Stollberg und Aue mit ca. 500.000 Einwohner bestand, war, dass aus bisher ungeklärten Gründen von keinem der beiden Besatzungsmächten eingenommen wurde und damit in dieser Zeit auch ein reges Eigenleben entwickelte. Im Anschluss stellte der Historiker Stefan Donth seinen Beitrag vor, der sich mit der Rolle der sowjetischen Besatzungsmacht bei der Errichtung des kommunistischen Machtapparates in Sachsen in den Jahren 1945 bis 1952 befasst. Tilman Pohlmann knüpfte danach mit seinem Beitrag an die Ausführungen von Stefan Donth an. Er beschäftigte sich vor allem mit der Frage, wie der SED-Machtapparat so schnell aufgebaut werden konnte und dann so vermeintlich reibungslos funktionierte. In seinen Forschungen dazu hat Tilman Pohlmann die Biografien von ca. 300 SED-Kreissekretären untersucht.

 

Nach den Vorstellungen der Beiträge kamen die drei Historiker mit dem Publikum ins Gespräch. Interessant waren vor allem die Berichte der Zeitzeugen aus Leipzig, die die Beiträge der Autoren mit Schilderungen ihrer Erlebnisse ergänzten. Sie berichteten von der Flucht vieler Leipziger mit dem Einmarsch der Roten Armee und der anschließenden Terrorwelle, die das gesamte soziale Umfeld der Bevölkerung betraf. Weiterhin wurde über die Rolle der Sozialdemokraten nach 1945 diskutiert. Stefan Donth führte aus, dass die SPD zunächst stärkste Partei noch vor der KPD war, weswegen es dann auch zur Zwangsvereinigung kam. Etwa 25 bis 30 Prozent der Sozialdemokraten sind nicht in die SPD gegangen, eine besonders große Anzahl davon war in Leipzig zu verzeichnen. Alle sozialdemokratischen Ausprägungen wurden von der SED-Leitung unterbunden und ausgeschaltet, bspw. innerparteiliche Demokratie oder auch Meinungsvielfalt. Nach „Parteisäuberungen“ wurden viele ehemalige SPD-Mitglieder aus der SED ausgeschlossen: Hatte die SED in Sachsen 1948 noch 588.000 Mitglieder, waren es Anfang der 50er Jahre nur noch 406.000 Mitglieder.

 

 

SAMSTAG, 2. JULI 2016, 15.00 UHR
ZEITZEUGENGESPRÄCH MIT FILMVORFÜHRUNG, „KINDHEIT HINTER STACHELDRAHT“

 

Vom 1. bis 3. Juli trafen sich in Leipzig Menschen, die nach 1945 in einem sowjetischen Lager in Deutschland oder einem Gefängnis der DDR geboren wurden, weil ihre Eltern als politische Gegner inhaftiert waren. In Kooperation mit dem Verein „Kindheit hinterm Stacheldraht“ fand im Rahmen dieses Treffens in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ ein Zeitzeugengespräch statt, bei dem betroffene Personen von ihren Erlebnissen berichteten. Zunächst wurde der Film „Geboren hinter Gittern“ von Hans-Dieter Rutsch gezeigt, der erstmals im März 2016 im RBB ausgestrahlt wurde. Die Dokumentation beschreibt, wie diese nahezu unvorstellbaren Lebenswege den heutigen Alltag prägen, wie Ehepartner und Kindeskinder in dieses ungewöhnliche Leben „eingeweiht“ wurden und heute darüber reflektieren.

 

Im Podiumsgespräch schilderten Christa Maria Kirchner und Annemarie Link unter der Moderation des Vorsitzenden des Vereins „Kindheit hinter Stacheldraht“ ihre Schicksale. Christa Maria Kirchner, die 1924 geboren wurde, war mit dem Journalisten Horst Kirchner, der im amerikanischen Sektor lebte und für eine amerikanische Zeitung arbeitete, verheiratet. Auf einer Reise nach Dresden wurden beide unter dem Vorwurf der Spionage und antisowjetischer Propaganda verhaftet. Horst Kirchner wird zu 20 Jahren Strafarbeitslager verurteilt und nach Bautzen gebracht, seine schwangere Ehefrau ohne ein Urteil in das Lager Sachsenhausen eingeliefert. Dort bringt sie ihre Tochter Barbara auf die Welt. Nach vier Jahren werden sie und ihre Tochter entlassen, erst 1956 wird Horst Kirchner nach 10 Jahren Haft amnestiert und kehrt aus Bautzen zu seiner Familie zurück.

 

Annemarie Link, über deren Schicksal Hans-Dieter Rutsch ebenso im Film berichtete, wurde im Lager Sachsenhausen geboren. Als ihre Mutter 1949 nur wenige Monate nach der Geburt stirbt, nimmt Erna Dachs, die zuvor ihr eigenes Kind verloren hatte, sich dem Säugling an. Sie wird später Annemaries Pflegemutter. Erst vor wenigen Jahren wandte sich Annemarie Link mit ihrer Geschichte an den Verein „Kindheit über Stacheldraht“, um mehr über ihre Vergangenheit zu erfahren. Durch den Verein lernte sie vor wenigen Jahren auch Christa Maria Kirchner kennen, die sie noch aus ihrer Zeit im Lager kennt. Bis jetzt recherchiert Annemarie Link über ihre Vergangenheit und erfährt monatlich mehr über ihr Leben.

 

In der anschließenden Diskussion mit dem Publikum stellte sich deutlich heraus, dass viele Gäste bisher noch nichts von den NKWD-Lagern, den Zuständen in diesen oder auch das Schicksal der dort geborenen Lagerkinder wussten. Hans-Dieter Rutsch unterstrich diese Aussagen und führte aus, dass durch die Dreharbeiten zum Film viele weitere Geschichten aufgedeckt wurden, die Stoff für eine Menge weitere Filme geben würden.

 

 

DIENSTAG, 23.08.2016, 19.00 UHR
77. JAHRESTAG DES HITLER-STALIN-PAKTS: EIN EUROPÄISCHER GEDENKTAG?

 

Am 23. August 2016 fand in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ ein Podiumsgespräch mit Autoren der jüngsten Ausgabe der vom Bürgerkomitee Leipzig e.V. herausgegebenen Aufarbeitungszeitschrift HORCH UND GUCK, die sich als Schwerpunkt dem Thema „Kriegserklärung an Europa. Der Hitler-Stalin-Pakt und seinen Folgen“ widmete, statt. Dr. Richard Buchner, Zeithistoriker und Publizist, sowie Dr. Jan Lipinsky, stellvertretener Leiter der Forschungsbibliothek des Herder-Instituts, Marburg, diskutierten über das Titelthema sowie über die bisherigen Schwierigkeiten den 23. August auch in Deutschland als Europäischen Gedenktag zu etablieren. Moderiert wurde das Gespräch vom Redakteur des Heftes Sven Heitkamp.

 

Am 23. August 1939 unterzeichneten der deutsche Reichsaußenminister Joachim von Ribbentrop und der sowjetische Volkskommissar für Auswärtige Angelegenheiten Wjatscheslaw Molotow den Hitler-Stalin-Pakt. Im geheimen Zusatz-protokoll des sogenannten „Nichtangriffspakts“ einigten sich das Deutsche Reich und die Sowjetunion über ihre „In-teressenssphären“ in Mittel- und Osteuropa. Nur neun Tage nach der Unterzeichnung des Hitler-Stalin-Pakts überfiel zunächst die Deutsche Wehrmacht und kurz darauf die Rote Armee Polen. Der Zweite Weltkrieg hatte begonnen. Um dem Gedenken an die Verfolgten aller totalitären Regime einen Raum zu geben, erklärte im April 2009 das EU-Parlament den 23. August zum „Europäischen Tag des Gedenken an die Opfer von Stalinismus und Nazismus“.

 

Buchner erläuterte in einem einführenden Vortrag, wie der Hitler-Stalin-Pakt alle Völker Europas und darüber hinaus in den Krieg stürzte. In der folgenden Diskussion betonte Lipinsky die Aktualität des Themas: die Übereinkunft der zwei Diktatoren habe mit seinen Vereinbarungen zur „territorialen Umgestaltung“ Mittel- und Osteuropas Fakten geschaffen, die bis heute relevant sind. Nach 1945 war einer der Diktatoren besiegt, der andere profitierte aber immer noch von den Früchten des Hitler-Stalin-Pakts. Die Sowjetunion ging erst Anfang der 90er Jahre unter. Viele ehemalige Staaten der Sowjetunion traten auch deshalb so schnell der NATO beziehungsweise der EU bei, um den russischen Einfluss endlich abzuschütteln. Die Auseinandersetzungen um Abchasien, Südossetien, der Krim und die Ukraine zeigen wie Russland bis heute seinen Einfluss verteidigt und die Folgen des Paktes der beiden mörderischen Diktatoren bis heute fortwirken.

 

Gerade die mittel- und osteuropäischen Staaten hatten auf die Einführung des Europäischen Tag des Gedenken an die Opfer von Stalinismus und Nazismus am 23. August 2016 gedrängt. In der deutschen Öffentlichkeit ist der Gedenktag jedoch bis heute wenig präsent. Nach Buchner würde ein gemeinsamer Gedenktag für die Opfer beider Diktaturen zeigen, dass die Verbrechen, die im Strudel des Zweiten Weltkriegs geschahen, nicht auseinander dividieren. Lipinsky machte deutlich, dass zwar nationalsozialistisches und kommunistisches Unrecht nicht gleich gesetzt werden könne, in Deutschland aber häufig der Fehler gemacht werde, eine Rangordnung der Diktaturen und der in ihnen begangenen Verbrechen zu sehen. Buchner betonte, dass man nicht ein Verbrechen gegen ein anderes aufwiegen könne, denn jedes Menschenleben sei gleich viel wert.

 

Auch am Ende der Veranstaltung diskutierten die über 50 interessierten Besucher noch angeregt mit den Podiumsgästen. Fragen wie die nach Unterschieden in der Aufarbeitung des Nationalsozialismus in der BRD und der DDR, der Bedeutung des Hitler-Stalin-Pakts für Südkorea oder ob die westlichen Mächte die Sowjetunion nach 1945 nicht hätten stoppen können, boten möglichen Stoff für gleich mehrere Anschlussveranstaltungen.

 

+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ AUS DEM GÄSTEBUCH +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

 

Ein Besuch in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ regt zum Nachdenken sowohl über Vergangenes als auch Gegenwärtiges an. Das Gästebuch bietet unseren Besucherinnen und Besuchern die Möglichkeit, ihre Eindrücke und Gedanken niederzuschreiben sowie Lob aber auch Kritik zu formulieren. Wir sammeln die Einträge und wollen Ihnen unter dieser Rubrik monatlich eine Auswahl präsentieren und so einen Einblick in die Wirkung der Gedenkstättenarbeit ermöglichen.

 

 

EINTRÄGE AUS DER DAUERAUSSTELLUNG „STASI – MACHT UND BANALITÄT“

 

„Ganz hervorragende Ausstellung, gerade auch, weil sie gleichzeitig die Epoche der Aufarbeitung wiederspiegelt. So lassen – und weitere Räume öffnen.“
(ein Besucher im Juni 2016)

 

„Respekt, dass es heute noch eine Dokumentation in dieser Form gibt. Es ist wichtig, dass dies fortgeführt wird, so dass zukünftige Generationen davon profitieren. So soll es gelingen, dass es nie wieder eine Diktatur auf deutschem Boden geben wird.“
(Stefan und Peter am 08.06.2016)

 

„Thank you for an important display. We must not forget.”
(Dr. Jack Lee aus Singapur am 14.06.2016)

 

„Extraordinary – windows onto our past (+future?).”
(ein Besucher im Juni 2016)

 

“Mehr Wissen als in den Geschichtsbüchern! Schockierend und interessant!“
(Zwei Österreicher auf der Durchreise am 08.07.2016)

 

„Very interesting and well done museum!“
(Ferriso Family aus Portland, USA am 15.07.2016)

 

“Hier wird ein weiterer Teil dunkler, deutscher Historie eindrucksvoll aufgearbeitet und dargestellt!”
(Susanne und Dirk am 15.07.2016)

 

„Ich finde die vielen Informationen super, da ich schon immer genau wissen wollte wie und was sich damals in der DDR zugetragen hat. Sonst hat man ja immer nur die Geschichten der Eltern gehört.“
(ein Besucher am 29.07.2016)

 

„Zum wiederholten Mal hier und wieder erschüttert. Wir sind froh, dass es dieses Museum nach wie vor gibt.“
(Familie Fix am 22.08.2016)

 

„Sehr interessant und sehr empfehlenswert. Die deutsche Geschichte ist sehr spannend und bringt viele Emotionen hervor. Leider stirbt sie aus, die Menschen werden älter. Danke für das Erlebnis.“
(M.F. am 19.08.2016)

 

„This was the second time I visited this exhibition. Really glad you didn’t change it. Good to show this to my 11-year-old step son.”
(Marie aus Amsterdam im August)

 

 

EINTRÄGE AUS DER SONDERAUSSTELLUNG „LEIPZIG AUF DEM WEG ZUR FRIEDLICHEN REVOLUTION“

 

„Sehr eindrucksvoll, wie die Veränderungen in ´89 gelungen sind! Wir müssen gemeinsam aufpassen, dass AfD und Pegida das Land nicht wieder zurückentwickeln. Ossis wie Wessis. Danke.“
(ein Besucher im Juni 2016)

 

„Hervorragende Dokumentation der für Deutschland und darüber hinaus wichtigen umwälzenden Ereignisse: Großartig die Wachsamkeit und der Einsatz der Menschen, die für Menschlichkeit, für Freiheit und der Würde aller eintraten. Ein einzigartiges Glück, eine überwältigende Freude und Genugtuung, dass die Entwicklung so positiv verlief dank des Einsatzes mutiger Menschen. Das hat Vorbildcharakter auch für andere Weltregionen.“
(U. und G. Stein am 19.06.2016)

 

„Vielen Dank für die Zusammenstellung und Erinnerung an diese beeindruckende und für die deutsche Geschichte elementare ‚Geschichte‘. Dies zeigt, dass die Deutsche Einheit keineswegs geschenkt, sondern teuer erarbeitet war und man für die demokratischen Grundrechte dankbar sein, einstehen und verfechten muss. In Zeiten, in denen Rechte Kräfte wachsen, muss man diesen entschieden entgegentreten. Vorbilder dazu findet man hier. Grüße aus dem Pott.“
(Hans und Lori am 21.06.2016)

 

„Großer Dank den mutigen Demonstranten und Revolutionären. Vorbild für uns alle.“
(Anne C. am 05.07.2016)

 

„Eine beeindruckende Ausstellung, die man in ihrer Fülle sicherlich mehrfach nutzen muss. Wenn dann noch der eigene Vater auf Fotos in der Ausstellung erscheint, dann weiß man, wie eng die eigene Familiengeschichte mit dieser Zeit verknüpft ist.“
(Julia G. am 22.07.2016)

 

„Eines von vielen Teilen unserer Zeitgeschichte, gute Ausstellung.“
(T.K. aus Stuttgart am 30.07.2016)

 

„Diese Ausstellung entlarvt das SED-System – Kompliment“
(ein Besucher im August 2016)

 

„Noch heute gilt meine Bewunderung allen Bürgern der ehemaligen DDR, die die Wiedervereinigung ermöglicht haben. Meine Tante wurde 1952 zu fünf Jahren Haft verurteilt, weil sie Westzeitschriften in Besitz hatte. Nach Jahren in Bautzen war sie zerstört.“
(eine Besucherin am 04.08.2016)

 

„Danke für die wertvolle Information über die „Machenschaften“ der Stasi. Machen Sie weiter so.“
(ein Besucher im August 2016)


 



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Träger der Gedenkstätte
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