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Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,

 

wir möchten Sie mit diesem Newsletter vor allem auf unsere kommenden Veranstaltungen hinweisen.

 

Die Veranstaltungsreihe „Heute vor 30 Jahren: Leipzig auf dem Weg zur Friedlichen Revolution“ erinnert im November noch an eine weitere entscheidende Aktionen der Friedlichen Revolution, die zur Überwindung der kommunistischen Diktatur und damit zur Wiedervereinigung Deutschlands beigetragen haben.

Am Montag, den 18. November 2019, um 19.00 Uhr befasst sich die Reihe mit der ersten genehmigten Kundgebung des Neuen Forums am 18. November 1989. Nach der Zulassung des Neuen Forums als Oppositionsgruppe folgte die Genehmigung weiterer Gruppen, darunter Demokratischer Aufbruch, Demokratie Jetzt, die Sozialdemokratische Partei und viele andere. Damit stand dem Blockparteiensystem der SED erstmals eine rechtmäßige Opposition gegenüber. Am 18. November 1989 veranstaltete das Neue Forum auf dem heutigen Simsonplatz die erste genehmigte Protestkundgebung in Leipzig, an der weit über 10.000 Personen teilnahmen.

Bei der Veranstaltung im ehemaligen Stasi-Kinosaal der Gedenkstätte wird ein Vortrag zu den Ereignissen und deren Hintergründen gehalten sowie zeitgenössische Filmaufnahmen vorgeführt. Danach kommen Zeitzeugen über das damalige Geschehen, aber auch dessen Bedeutung für die heutige Gesellschaft miteinander und mit dem Publikum ins Gespräch. Der Eintritt ist frei.

 

Menschen, die Opfer politischer Verfolgung in der DDR geworden sind, können sich wieder für das Beratungsangebot des Landesverbandes Sachsen der Vereinigung der Opfer des Stalinismus (VOS) anmelden. Am Mittwoch, den 13. November 2019, berät von 11.00 bis 14.00 Uhr ein VOS-Mitarbeiter in den Räumen der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ u.a. zur verwaltungsrechtlichen oder beruflichen Rehabilitierung sowie über Wiedergutmachungsleistungen.

 

Am Wochenende vom 23. und 24. November 2019 hat das Museum im Stasi-Bunker bei Machern jeweils von 13.00 bis 16.00 Uhr geöffnet. Zu besichtigen sind dabei das über fünf Hektar große, denkmalgeschützte Gesamtgelände sowie das komplette Bunkerinnere. Besucher erfahren hier u.a., wie die Stasi auch im Ernstfall die SED-Diktatur sichern wollte.

 

Am Freitag, den 29. November 2019, finden ab 13.00 Uhr wieder Stolperstein-Verlegungen für Opfer der NS-Diktatur statt. Beginn der Verlegungen ist um 13.00 Uhr in der Oeserstraße 23. Anwesend sind auch Familienangehörige, die unter anderem auch aus Israel und der Schweiz anreisen werden. Den gesamten Ablauf finden Sie unter www.stolpersteine-leipzig.de.

 

Wir freuen uns, Sie in der Gedenkstätte begrüßen zu dürfen und wünschen Ihnen spannende Veranstaltungen sowie interessante Gespräche.

 

Ihr Bürgerkomitee Leipzig e.V.

 

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INHALT

WIR LADEN EIN

STÄNDIGE ANGEBOTE

AUS DER ARBEIT DER GEDENKSTÄTTE

RÜCKBLICK

AUS DEM GÄSTEBUCH

 

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WIR LADEN EIN

 

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DONNERSTAG, 7. NOVEMBER 2019, 19.00 UHR: FILMREIHE „ZEITGESCHICHTE AUF DER LEINWAND IM STASI-KINOSAAL“: VORFÜHRUNG DES FILMS „FLUCHT IN DIE FREIHEIT“

Anlässlich des bevorstehenden 30. Jahrestages des Mauerfalls wird der Film „Flucht in die Freiheit“ vorgeführt. Darin widmet sich das ZDF besonders bewegenden Flüchtlingsschicksalen. Nachdem das SED-Regime in der Nacht zum 13. August 1961 in Berlin die Sektorengrenzen zum Westen geschlossen hatte, versuchten Tausende Menschen die Absperrungen zu überwinden und in den Westen zu fliehen. Sie sprangen über Stacheldraht, fälschten Pässe, riskierten ihr Leben im Todesstreifen, kaperten U-Bahnen – einer stahl sogar einen Panzerwagen, um die Mauer zu über-winden. Es war der Mut der Verzweiflung, der die Menschen antrieb, mit allen Mitteln die Grenze zu überwinden. 28 Jahre blieb sie stehen. Am 9. November 1989 fiel die Mauer. Eintritt frei.

Veranstaltungsort: ehemaliger Stasi-Kinosaal der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“.

 

SAMSTAG, 9. NOVEMBER 2019, 19.00 UHR: VERANSTALTUNGSREIHE „HEUTE VOR 30 JAHREN: LEIPZIG AUF DEM WEG ZUR FRIEDLICHEN REVOLUTION“, TEIL 11 ZUM SCHWEIGEMARSCH ZUM GEDENKEN AN DIE POGROMNACHT ALS ERSTE GENEHMIGTE NICHTSTAATLICHE DEMONSTRATION IN LEIPZIG

Die Protestwelle auf den Straßen der DDR erreichte Anfang November 1989 ihren Höhepunkt. Selbst strömender Regen hielt die Menschen am 6. November 1989 nicht vom Demonstrieren ab – an der machtvollsten Leipziger Montagsdemonstration nahmen bis zu 500.000 Menschen teil. Immer deutlicher forderten sie die Aufgabe des Machtmonopols der SED, freie Wahlen, die Zulassung der neuen Oppositionsgruppen und uneingeschränkte Reisefreiheit. Allein in der ersten Novemberwoche hatten 45.000 DDR-Bürger über die wieder geöffnete Grenze zur CSSR das Land verlassen. Am 9. November 1989 fiel in Berlin die Mauer. Am selben Abend erinnerten zehntausende Menschen in Leipzig auf einem vom Neuen Forum initiierten Schweigemarsch an den 51. Jahrestag der Pogromnacht am 9. November 1938. Bereits seit 1983 hatten Leipziger Bürgerrechtsgruppen unabhängige Gedenkveranstaltungen organisiert. Die Erinnerung an den Holocaust und die Auseinandersetzung mit rechtsextremen Tendenzen war immer auch fester Bestand-teil der DDR-Bürgerbewegung, oft gegen den Widerstand der SED-Diktatur. Auch im Jahr der Friedlichen Revolution liefen die Teilnehmer vom Nikolaikirchhof mit Kerzen durch die Innenstadt bis zur Gottschedstraße, um auf dem ehemaligen Standort der Synagoge der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus zu gedenken.

Nur einen Tag zuvor, am 8. November 1989, hatte die SED das Neue Forum offiziell zulassen müssen. Damit war eine weitere Kernforderung der Demonstranten erfüllt. Der Schweigemarsch war die erste genehmigte nichtstaatliche Demonstration in Leipzig.

Nach einem Vortrag zu den Ereignissen und deren Hintergründen sowie der Vorführung von zeitgenössischen Filmaufnahmen kommen Zeitzeugen über das damalige Geschehen, aber auch dessen Bedeutung für die heutige Gesellschaft miteinander und mit dem Publikum ins Gespräch. Anwesend sind der ehemalige Vorsitzende der Jüdisch-christlichen Arbeitsgemeinschaft, Superintendent i.R. Friedrich Magirius, und der heutige Vorsitzende Dr. Timotheus Arndt. LVZ-Fotograf Volkmar Heinz, der den Schweigemarsch dokumentierte, wird Bilder zeigen. Fotojournalist Daniel Biskup präsentiert ebenfalls Fotos, die er nachts an der Berliner Mauer von feiernden Bürgern gemacht hat. Eintritt frei.

Veranstaltungsort: Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, ehemaliger Stasi-Kinosaal.

 

MITTWOCH, 13. NOVEMBER 2019, 11.00 – 14.00 UHR: BERATUNGSANGEBOT DER VEREINIGUNG DER OPFER DES STALINISMUS (VOS) IN DER GEDENKSTÄTTE MUSEUM IN DER „RUNDEN ECKE“

Menschen, die Opfer politischer Verfolgung in der DDR geworden sind, können sich wieder von einem Mitarbeiter des Landesverbandes Sachsen der Vereinigung der Opfer des Stalinismus (VOS) in den Räumen der Gedenkstätte beraten lassen und u.a. zur verwaltungsrechtlichen oder die beruflichen Rehabilitierung und über Wiedergutmachungsleistungen informieren. Um Voranmeldung wird gebeten.

Veranstaltungsort: Meldung in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, Ausstellungsbüro.

 

FREITAG, 15. NOVEMBER 2019, AB 10.00 UHR: VORFÜHRUNG EINES FILMISCHEN SCHÜLERPROJEKTS ZUR FRAGE „WIE WAR DAS DAMALS IM HERBST 1989 UND BEI DER GRENZÖFFNUNG?“

Einen Ende August 2019 erarbeiteten Kurzfilm zur Friedlichen Revolution mit dem Mauerfall werden Schülerinnen und Schüler der städtischen Berufsschule BSZ1 Leipzig gemeinsam mit Vertretern der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ und der Medienhochschule SAE Institut Leipzig am Freitag, den 15. November 2019, ab 10.00 Uhr im Schloss Cecilienhof in Potsdam vorstellen. Das Schülerprojekt ist eingebettet in ein größeres Schülerprojekt des Netzwerkes Europäisches Kulturerbe „Eiserner Vorhang“, zu dem die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ seit 2012 gehört. Die jeweils thematisch am Ort ausgerichteten Schülerprojekte standen unter der zentralen Fragestellung „Wie war das damals im Herbst 1989 und bei der Grenzöffnung?“. In Leipzig ging es unter der Frage „Was haben die Montagsdemonstrationen mit dem Mauerfall zu tun?“ besonders um den individuellen und bürgerschaftlichen Widerstand gegen die SED-Diktatur und damit auch zur Überwindung von Mauer und „Eisernem Vorhang“. Zur Erarbeitung des Themas recherchierten die insgesamt 25 Schülerinnen und Schüler in zeitgenössischen Dokumenten, sprachen mit Zeitzeugen und drehten an Originalschauplätzen der Friedlichen Revolution von 1989 in Leipzig. Dabei standen ihnen Mitarbeiter der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ und der Medienhochschule SAE Institute Leipzig zur Seite. Veranstaltungsort: Schloss Cecilienhof in Potsdam. Anmeldung erforderlich.

 

MONTAG, 18. NOVEMBER 2019, 19.00 UHR: VERANSTALTUNGSREIHE „HEUTE VOR 30 JAHREN: LEIPZIG AUF DEM WEG ZUR FRIEDLICHEN REVOLUTION“, TEIL 12 ZUR ERSTEN GENEHMIGTEN KUNDGEBUNG DES NEUEN FORUMS AM 18. NOVEMBER 1989 ALS ERSTE GENEHMIGTE PROTESTKUNDGEBUNG IN LEIPZIG

Der Ruf der Montagsdemonstranten „Neues Forum zulassen“ stand für die Kernforderung, demokratische Strukturen in der DDR einzuführen. Am 8. November 1989 hatte sich die SED dem Druck der Straße beugen müssen und das Neue Forum legalisiert. Wenig später folgten der Demokratische Aufbruch, Demokratie Jetzt, die Sozialdemokratische Partei und viele andere demokratische Gruppen. Damit stand dem Blockparteiensystem der SED erstmals eine rechtmäßige Opposition gegenüber. Bereits am 18. November 1989 veranstaltete das Neue Forum auf dem heutigen Simsonplatz die erste genehmigte Protestkundgebung in Leipzig. Weit über 10.000 Personen aus verschiedenen Bezirken folgten dem Aufruf.

Die in den Reden vorgetragenen Forderungen gingen von weitreichenden Reformen des Sozialismus bis hin zur Kontrolle oder sogar Auflösung der Staatssicherheit. Die Kundgebung dauerte über drei Stunden – bei Sonnenschein, aber eisiger Kälte harrten die Teilnehmer aus. Die Veranstaltung war bewusst als offenes Forum organisiert. Redner aus verschiedenen politischen Richtungen waren geladen.

Nach einem Vortrag zu den Ereignissen und deren Hintergründen sowie der Vorführung von zeitgenössischen Filmaufnahmen kommen Zeitzeugen über das damalige Geschehen, aber auch dessen Bedeutung für die heutige Gesellschaft miteinander und mit dem Publikum ins Gespräch. Eintritt frei.

Veranstaltungsort: Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, ehemaliger Stasi-Kinosaal.

 

SAMSTAG, 23. NOVEMBER 2019, - SONNTAG, 24. NOVEMBER 2019, 13.00 – 16.00 UHR: MUSEUM IM STASI-BUNKER BEI MACHERN GEÖFFNET

In dem 1969 bis 1972 erbauten Bunker hätte der Leiter der bezirklichen Geheimdienstzentrale, der Leipziger „Runden Ecke“, im Ernstfall zusammen mit 100 Offizieren seine Tätigkeit fortgesetzt. Zu besichtigen sind das über fünf Hektar große, denkmalgeschützte Gesamtgelände mit allen erhaltenen Bauten und Anlagen sowie das komplette Bunkerinnere. Eine Ausstellung gibt Einblick in die zentral geregelte Mobilmachungsplanung und dokumentiert die spezielle Aufgabe des MfS im Ernstfall – bis hin zur geplanten Einrichtung von Isolierungslagern für Oppositionelle. Gerade in diesem Monat, in dem die Erinnerung an den friedlichen Ausgang des 9. Oktober vor 30 Jahren im Mittel-punkt steht, gilt es auch daran zu erinnern, mit welchen Mitteln die Staatssicherheit die Macht der SED-Diktatur unter allen Lagebedingungen sichern wollte. Dass diese Planungen 1989 nicht mehr umgesetzt wurden, ist einzig und allein großen Mengen friedlicher Demonstranten zu verdanken.

Des Weiteren wird für Interessierte die Plakatausstellung der Stiftung Aufarbeitung zur SED-Diktatur „Wir wollen freie Menschen sein! Der DDR-Volksaufstand vom 17. Juli 1953“ präsentiert. Über 65 Jahre nach dem ersten antidiktatorischen Massenaufstand in der DDR zeigt die Ausstellung die Geschichte des Volksaufstandes.

 

FREITAG, 29. NOVEMBER 2019, AB 13.00 UHR: VERLEGUNG VON 16 NEUEN STOLPERSTEINEN FÜR OPFER DER NS-DIKTATUR.

Bisher liegen 549 Stolpersteine an 198 Orten in Leipzig. Am Freitag, den 29. November 2019, werden 16 weitere Steine für Opfer der NS-Diktatur folgen. Vor den ehemaligen Wohnorten verfolgter und ermordeter Menschen verlegt der Kölner Bildhauer Gunter Demnig diese Erinnerungsmale ebenerdig in den Gehweg. Beginn der Verlegungen ist um 13.00 Uhr in der Oeserstraße 23. Danach folgen Verlegungen an fünf weiteren Orten, zuletzt um 16.00 Uhr in der Gohliser Straße 2. Anwesend sind auch Familienangehörige, die unter anderem auch aus Israel und der Schweiz anreisen werden. Adressen und genaue Uhrzeiten sind auf der Webseite www.stolpersteine-leipzig.de abrufbar.

 

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STÄNDIGE ANGEBOTE

 

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MONTAG BIS SONNTAG, 10.00 UHR BIS 18.00 UHR, EHEMALIGER STASI-KINOSAAL:

AUSSTELLUNG - LEIPZIG AUF DEM WEG ZUR FRIEDLICHEN REVOLUTION

Der gewaltfreie Demonstrationszug von weit mehr als 70.000 Menschen auf dem Leipziger Innenstadtring am 9. Oktober 1989 wurde als Entscheidung für eine Friedliche Revolution und als Sieg über das SED-Regime empfunden. Die Ausstellung im ehemaligen Stasi-Kinosaal informiert über das Wirken der Leipziger Opposition, die bereits seit Beginn der 1980er Jahre vor allem aus dem kirchlichen Umfeld heraus kontroverse Themen anzusprechen wagte. Die Aktionen des politischen Widerstandes in Leipzig sowie die Ereignisse, die zur Friedlichen Revolution und zur Neugründung des Freistaates Sachsen sowie zur Deutschen Einheit in einem zusammenwachsenden Europa führten, werden nachgezeichnet. Auch wird ein Blick auf ost-mitteleuropäische Nachbarn und deren Engagement für Freiheit und Demokratie geworfen.

Öffentliche Führungen finden jeden Freitag und Samstag, jeweils um 16.30 Uhr, statt. Für Gruppen sind auf Anfrage auch außerhalb dieser Zeiten Führungen möglich.

 

MONTAG BIS SONNTAG, 10.00 UHR BIS 18.00 UHR, MUSEUM IN DER „RUNDEN ECKE“:

AUSSTELLUNG - STASI – MACHT UND BANALITÄT

Seit 1990 bietet das Museum in der „Runden Ecke“ in den Originalräumen des Ministeriums für Staatssicherheit die Möglichkeit, Zeitgeschichte in authentischer Umgebung nachzuvollziehen. Zahlreiche, zum Teil einzigartige Ausstellungsstücke, darunter Überwachungstechnik, eine Maskierungswerkstatt oder eine Kollermaschine zur Vernichtung von Akten, verdeutlichen, wie die SED ihren Überwachungsstaat aufbaute und die Menschen ihrer demokratischen Grundrechte beraubte. Dabei soll auch bewusst werden, wie bedeutsam die Errungenschaften der Friedlichen Revolution - Freiheit, Rechtsstaat und Demokratie - bis heute sind.

Die öffentliche Führung findet täglich um 15.00 Uhr statt. Für Gruppen sind auf Anfrage auch außerhalb dieser Zeiten Führungen möglich. Audioguides sind in acht Sprachen erhältlich (Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Niederländisch, Polnisch und Arabisch).

 

JEDEN SAMSTAG, 14.00 UHR, HAUPTPORTAL NIKOLAIKIRCHE:

STADTRUNDGANG - AUF DEN SPUREN DER FRIEDLICHEN REVOLUTION

Herbst ’89: Die Bilder von den Friedensgebeten in der Nikolaikirche, den Montagsdemonstrationen auf dem Innenstadtring und der Besetzung der Leipziger Stasi-Zentrale gingen um die Welt. Die Chronik des Herbstes ’89 begann in Leipzig aber nicht erst mit den Demonstrationen im Oktober. Der geführte Stadtrundgang erinnert an markanten Punkten der Leipziger Innenstadt an die historische Entwicklung des Jahres 1989. Zeitgeschichte wird am Ort des Geschehens lebendig und nachvollziehbar. Treffpunkt: Hauptportal Nikolaikirche. Für Gruppen sind auf Anfrage auch außerhalb dieser Zeiten Führungen möglich.

 

JEDEN DIENSTAG, 16.00 UHR, MUSEUM IN DER „RUNDEN ECKE“, FOYER:

GELÄNDERUNDGANG „STASI INTERN“ – HINTER DEN KULISSEN DER „RUNDEN ECKE“

Um den Besuchern das gewaltige Ausmaß des einst einschüchternden Ortes der Diktatur ausführlicher zu vermitteln, bietet die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ einen besonderen Haus- und Geländerundgang an, genannt „Stasi intern“. Dabei können Besucher sonst nicht zugängliche Räume – abseits der Ausstellungsräume – sehen und die Dimension des Gebäudes und die historischen Ereignisse am Ort besser miteinander verknüpfen. Bei dem Rund-gang wird auch über die mögliche Entwicklung des Areals gesprochen, das zu einem „Forum für Freiheit und Bürgerrechte“ weiterentwickelt werden soll.

Vom Keller bis zum Boden können u.a. die verbunkerten Schutzräume im zweiten Kellergeschoss für den Kriegsfall, der Wartebereich der Stasi-eigenen Poliklinik oder die Kegelbahn des MfS besichtigt werden. Auch Überreste der Aktenvernichtung sind zu entdecken. Teilnehmerzahl begrenzt.

 

SAMSTAG UND SONNTAG, 283 UND 24. NOVEMBER 2019, 13.00 BIS 16.00 UHR:

MUSEUM IM STASI-BUNKER IN MACHERN

In dem 1969 bis 1972 erbauten Bunker hätte der Leiter der bezirklichen Geheimdienstzentrale, der Leipziger „Runden Ecke“, im Ernstfall zusammen mit 100 Offizieren seine Tätigkeit fortgesetzt. Zu besichtigen sind das über fünf Hektar große, denkmalgeschützte Gesamtgelände mit allen erhaltenen Bauten und Anlagen sowie das komplette Bunkerinnere. Eine Ausstellung gibt Einblick in die zentral geregelte Mobilmachungsplanung und dokumentiert die spezielle Aufgabe des MfS im Ernstfall – bis hin zur geplanten Einrichtung von Isolierungslagern für Oppositionelle.

 

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AUS DER ARBEIT DER GEDENKSTÄTTE

 

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BUKAREST-AUSSTELLUNG IM BEISEIN DES LEIPZIGER OBRBÜRGERMEISTERS BURKHARD JUNG AM 03. OKTOBER 2019 ERÖFFNET

Vor 30 Jahren kämpften Menschen in der DDR und in Rumänien gegen eine kommunistische Diktatur, um Freiheit und Demokratie zu erlangen. Während die Proteste hier friedlich verliefen, gingen die Machthaber in Rumänien mit Waffengewalt gegen die Demonstranten vor. In Temeswar und Bukarest kamen Ende Dezember 1989 über 1.100 Menschen ums Leben. Um an die emotionalen Ereignisse zu erinnern, erarbeitete die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ in Kooperation mit der deutschen Botschaft eine deutsch-rumänische Ausstellung zu den „Orten der Friedlichen Revolution in Leipzig“. „Der Blick nach Rumänien zeigt uns, wie viel Glück wir in Deutschland hatten. Während Rumänien 1989 unter blutigen Unruhen gelitten hatte, gelang in der DDR die erste friedliche Revolution auf deutschem Boden. Was uns so selbstverständlich erscheint, ist es aus rumänischer Sicht überhaupt nicht“, so der Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung, am 3. Oktober 2019, dem Tag der Deutschen Einheit, zur Eröffnung der Ausstellung im Bukarester Stadtmuseum. Grußworte sprachen auch Tobias Hollitzer, Leiter der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, und Cord Meider-Klodt von der Deutschen Botschaft in Rumänien.

 

BRIEFMARKENPRÄSENTATION DURCH SÄCHSISCHEN MINISTERPRÄSIDENTEN KRETSCHMER UND SÄCHSISCHEN STATTSMINISTER DER JUSTIZ GEMKOW AM 9. OKTOBER 2019

Zum 30-jährigen Jubiläum der Friedlichen Revolution, einem besonderem Ereignis der jüngsten deutschen Geschichte, verausgabte die LVZ Post-GmbH am Mittwoch, den 9. Oktober 2019, eine Sonderbriefmarke, einen Ersttagsbrief und eine themenbezogene Postkarte. Ein spezieller Sonderstempel gehörte ebenfalls zur Edition. In Anwesenheit des Sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer und des Sächsischen Staatsministers der Justiz Sebastian Gemkow wurde die Briefmarke an einem Originalschauplatz der Montagsdemonstrationen, der ehemaligen Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Leipzig, präsentiert, in der sich heute die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ befindet. Dort fand um 16.00 Uhr auch ein gemeinsamer Fototermin statt, bei dem auch Gedenkstättenleiter Tobias Hollitzer und der Fotograf des bewegenden Markenmotivs Heinz Löster anwesend waren. Löster hatte das Foto am Abend des entscheidenden 9. Oktobers 1989 aufgenommen. Zu sehen ist der Demonstrationszug mit den weit mehr als 70.000 Bürgern, die trotz großer Ängste vom Augustusplatz um den Innenstadtring – vorbei am Gewandhaus und der Oper – entlangliefen und dabei die Losungen „Keine Gewalt“ und „Wir sind das Volk“ riefen.

 

BUNDESTAGSPRÄSIDENT WOLFGANG SCHÄUBLE BESUCHTE DIE „RUNDE ECKE“ AM 14. OKTOBER 2019 GEMEIN-SAM MIT WEITEREN MITGLIEDERN DER CDU/CSU-BUNDESTAGS-FRAKTION

Ein herausstechendes Ereignis war für die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ der Besuch des Bundestagspräsidenten Wolfgang Schäuble, der gemeinsam mit weiteren rund 40 Bundestagsmitgliedern der CDU/CSU-Fraktion nach Leipzig kam, um sich über die Friedliche Revolution zu informieren. Nach einem kurzen Gang durch die Ausstellung „Leipzig auf dem Weg zur Friedlichen Revolution“, bei der Gedenkstättenleiter Tobias Hollitzer zentrale Ereignisse kurz vorstellte, folgte im ehemaligen Stasi-Kinosaal der Gedenkstätte ein Podiumsgespräch zum Thema „Unterdrückung und Widerstand – Opfer der politischen Verfolgung in der ehemaligen DDR“. Gesprächsteilnehmer waren Tobias Hollitzer, Gedenkstättenleiter der „Runden Ecke“, Katrin Behr, Vorsitzende des Vereins Hilfe für die Opfer von DDR-Zwangsadoption, und Frank Nemetz, Vorsitzender der Landesgruppe Sachsen der Vereinigung der Opfer des Stalinismus. Die Moderation übernahm Jens Lehmann, Mitglied des Bundestages. Wolfgang Schäuble selbst wohnte der Veranstaltung im Publikum bei, ebenso wie der Fraktionsvorsitzende Christian Hartmann.

 

BRITISCHE GESCHICHTSLEHRER BESUCHTEN AUF IHRER INFORMATIONSREISE AM 21. OKTOBER 2019 DIE „RUNDE ECKE“

Das Auswärtige Amt lud 20 britische Geschichtslehrer mit drei Begleitpersonen zu einer Informationsreise vom 20. bis 26. Oktober 2019 nach Deutschland ein. Einrichtungen, Museen sowie Gedenkstätten in Leipzig, Berlin und Weimar, darunter auch die Gedenkstätte Buchenwald, gehörten zum Programm. Während ihres Aufenthalts in Leipzig besuchten sie am Montag, den 21. Oktober 2019, neben der Bundesbehörde für die Stasi-Unterlagen, Außenstelle Leipzig, auch die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“. Hier nahmen die Lehrer an einer Führung durch die Ausstellung „Stasi – Macht und Banalität“ und am Stadtrundgang „Auf den Spuren der Friedlichen Revolution 1989“ teil.

 

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RÜCKBLICK

 

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GESPRÄCHSREIHE „HEUTE VOR 30 JAHREN – LEIPZIG AUF DEM WEG ZUR FRIEDLICHEN REVOLUTION“: TEIL 9 AM 2. OKTOBER 2019 ALS SICH DIE MONTAGSDEMONSTRATIONEN ZUR MASSENBEWEGUNG ENTWICKELTEN

Anlässlich der Gesprächsreihe „Heute vor 30 Jahren: Leipzig auf dem Weg zur Friedlichen Revolution“ fand am 2. Oktober 2019 um 19.00 Uhr im ehemaligen Stasi-Kinosaal in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ ein Zeitzeugengespräch statt. Anwesend waren Oberkirchenrat Wilhelm Schlemmer, Nikolaikirchen-Küster Matthias Müller und sein Vater Gerhard Müller sowie Christian Günther, der an besagtem Tag verhaftet wurde. Auch im Publikum saßen Zeitzeugen, darunter der Fotograf Uwe Frauendorf und Antje Kröger weiter meldete, um diese zu schützen.

Zu Beginn beleuchtete ein einleitender Vortrag die Geschehnisse am 2. Oktober 1989 und erklärte unter anderem das damalige Vorgehen der Vokkspolizei. Man hätte versucht, eine Ausdehnung der Demonstration vorzubeugen. Aus den Aufzeichnungen des Polizeichefs ginge hervor, dass man auf Höhe der Reformierten Kirche den Demonstrationszug mithilfe einer Blockade stoppen wollte. In seinem späteren Bericht zeigte er sich schockiert über das angeblich aggressive Handeln der Demonstranten, vor allem der weiblichen, und führte als Beleg an, dass Polizisten Schulterstricke von der Uniform oder Mützen vom Kopf gerissen worden seien. Das Einleiten zahlreicher Ermittlungsverfahren mit anschließenden Haftbefehlen war die Folge. Man müsse „antisozialistische, staatsfeindliche und rowdyhafte Elemente isolieren“, so Honecker. Anschließend wurde zeitgenössisches Filmmaterial präsentiert, das Originalaufnahmen des Demonstrationszuges vom 2. Oktober 1989 zeigte. Dabei war auch die polizeiliche Blockade auf Höhe der Reformierten Kirche zu sehen.

„Jeder hat gewusst, dass er für die bloße Anwesenheit jahrelang ins Gefängnis kommen könnte und trotzdem versammelten sich rund 20.000 mutige Menschen und demonstrierten friedlich“, leitete Reinhard Bohse vom Bürgerkomitee Leipzig e.V. die anschließende Podiumsdiskussion ein. Als Moderator wollte er von den vier anwesenden Zeitzeugen wissen, was sie dazu veranlasst hat, sich an jenem Tag an der Demonstration zu beteiligen. Nikolaikirchen-Küster Matthias Müller war damals noch sehr jung, ist sich aber sicher, dass viele Demonstranten den Verhafteten Beistand leisten wollten. Zu dem Zeitpunkt saßen schließlich sehr bekannte Leute, beispielsweise Udo Hartmann, in Haft. Sein Vater, Gerhard Müller, sprach dabei von einer generellen Unzufriedenheit, die ihn damals dazu motiviert hat, an der Demonstration teilzunehmen. Es waren nicht nur einzelne Personen oder Gruppen, sondern auch ganze Familien mit dabei. Laut seiner Aussage hatten Eltern große Sorge um ihre mit anwesenden Kinder. Er selbst hatte den damals kleinen Matthias Müller an der Hand gehabt. Auch Christian Günther ist sich sicher, dass dies keine „normale“ Montagsdemonstration sein wird: „Es roch nach Veränderung.“ Fast intuitiv nahm er seine Kamera mit. Oberkirchenrat Wilhelm Schlemmer trieb vor allem das gespaltene Verhältnis zwischen den Menschen an, die in der DDR bleiben und Veränderungen wollten und denjenigen, die die DDR unbedingt verlassen wollten. Er selbst hatte eine klare Position: „Ich wollte, dass sie hier bleiben.“ Nachdem er sich dem Demonstrationszug auf dem Ring angeschlossen hatte, stellte Schlemmer relativ schnell fest, dass die Bewegung viel größer war. Neben denen, die nicht in der DDR bleiben wollten, gab es auch viele Menschen unter den Demonstranten, die die Einstellung von ihm teilten. Trotz der unterschiedlichen Motive hatten sich die Leute zu einer Gemeinschaft vereint. Das habe sie so unglaublich stark gemacht.

Im weiteren Gesprächsverlauf waren sich die Gesprächsbeteiligten einig, wie friedvoll die Menschen demonstrierten. Matthias Müller erinnerte sich, wie jemand seinen Schuh verloren hatte und dies laut ausrief. Der Schuh wurde tatsächlich über die Köpfe hinweg zu der rufenden Person getragen. Bei einer „wild gewordenen Demonstrantenhorde“ wäre dies wohl kaum möglich gewesen, so Müller. Damit ist auch die Aussage der Staatssicherheit, das Volk und vor allem die weiblichen Demonstranten seien äußerst aggressiv gewesen, widerlegt. An dieser Stelle berichtet auch Moderator Reinhard Bohse von seinen Erfahrungen. Einige Demonstranten hätten den Polizisten die Mützen vom Kopf genommen, um sie zu provozieren. Wiederum andere Leute hätten gerufen, man solle ihnen die Mützen wieder aufsetzen, um eine spätere Unterstellung der gewaltsamen Handlung zu vermeiden, denn genau dies sei bereits eine leichte Form der Gewalt. „Wir haben uns gegenseitig diszipliniert, kein Stück Gewalt auszuüben“, betonte Bohse.

Danach bat Bohse auch das Publikum, Fragen zu stellen oder von ihren Erfahrungen am 2. Oktober 1989 zu berichten. Ein Mann erzählte, dass er sich inmitten der Demonstration als vor der „Blechbüchse“, dem heutigen Kaufhaus „Am Brühl“, befand und dabei die „Internationale“ – ein Kampflied der sozialistischen Arbeiterbewegung – gesungen wurde. Genau in dem Moment sei ein Kehrfahrzeug von der Stadtreinigung vorbeigefahren und versperrte den Weg, sodass die Polizisten ein Stück zurücktreten mussten. Die Demonstranten, darunter auch der Mann, ergriffen die Chance, um vor der Polizeikette durchzustürmen. Allerding verfolgte ein Polizist den Mann und rief ihm hinterher: „Du Drecksau! Jetzt gibt`s was!“ Den Worten folgten Schläge mit dem Schlagstock auf seinen Rücken.

Zum Abschluss der Diskussion bat Moderator Reinhard Bohse die Zeitzeugen, die Aktualität der Ereignisse an jenem Tag aus heutiger Sicht zu beurteilen. Gerhard Müller meinte, dass man Losungen der Demonstranten wie „Wir sind das Volk!“ heute nicht für eigene Zwecke missbrauchen dürfe. Aktuell werde die Losung mit politischer Problematik aus fragwürdigen Kreisen benutzt. Dabei lege die Betonung nicht wie früher auf dem Wörtchen „Wir“, welches damals das mobilisierende Gemeinschaftsgefühl ausgelöst habe, sondern auf dem Wort „Das“. Sehr bewegend fügte er hinzu: „Da gruselt`s mir!“. Sein Sohn Matthias Müller appellierte er an die junge Generation heute, dass sie auf jeden Fall etwas bewegen könne. Die Friedliche Revolution von 1989 sei das „perfekte Beispiel“, dass große Veränderungen ohne Gewalt möglich seien. Heute schwerwiegende Probleme könne man ebenfalls lösen: „Hier sind wir wieder gefragt.“ Wilhelm Schlemmer machte vor allem darauf aufmerksam, miteinander in den Dialog zu treten: „Wir müssen miteinander reden und gemeinsam überlegen, wohin unser Konzept gehen soll.“

 

SONDERFÜHRUNGEN UND ZUSÄTZLICHE STADTRUNDGÄNGE ZUM TAG DER DEUTSCHEN EINHEIT AM 3. OKTOBER 2019

In Erinnerung an eines der bedeutendsten Ereignisse der Nachkriegsgeschichte bot die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ am Donnerstag, den 3. Oktober 2019, mehrere Sonderführungen unter dem Motto „Von der Stasi-Repression zur Deutschen Einheit“ und zweimal den Stadtrundgang „Auf den Spuren der Friedlichen Revolution“ an. Damit wollte die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ bewusst auf die Bedeutung des Nationalfeiertages hinweisen, der den Schlusspunkt einer Entwicklung symbolisiert, die mit dem ebenso symbolischen Tag der Friedlichen Revolution am 9. Oktober ihren Anfang nahm.

Die Sonderführungen „Von der Stasi-Repression zur Deutschen Einheit“ um 10.00 Uhr, 12.00 Uhr, 14.00 Uhr und 16.00 Uhr führten durch die beiden Ausstellungen der Gedenkstätte, „Stasi – Macht und Banalität“ sowie „Leipzig auf dem Weg zur Friedlichen Revolution“. Dadurch erfuhren die rund 100 Besucher in den original erhaltenen Räumen der ehemaligen Bezirksverwaltung für Staatssicherheit zunächst etwas zur Arbeit und Funktionsweise der Stasi. Danach stand die Überwindung der SED-Diktatur am Beispiel der Friedlichen Revolution in Leipzig im Mittelpunkt. Der Stadtrundgang „Auf den Spuren der Friedlichen Revolution“ erinnerte um 11.00 und 14.00 Uhr jeweils an markanten Punkten der Leipziger Innenstadt an die historische Entwicklung des Jahres 1989. Auch hier nahmen 59 Besucher teil.

 

VERANSTALTUNGSREIHE „HEUTE VOR 30 JAHREN: LEIPZIG AUF DEM WEG ZUR FRIEDLICHEN REVOLUTION“: TEIL 10 AM 7. OKTOBER 2019 ZU DEN LANDESWEITEN PROTESTEN GEGEN DAS REGIME AM 40. JAHRESTAG DER DDR

Am 7. Oktober 1989 spitzte sich die Lage in der gesamten damaligen DDR immer weiter zu – und das am 40. Jahrestag der DDR. Mit jenen Ereignisse befasste sich auch der zehnte Teil der Veranstaltungsreihe „Heute vor 30 Jahren: Leipzig auf dem Weg zur Friedlichen Revolution“ am 7. Oktober 2019 in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“.

Zunächst hielt Tobias Hollitzer, Gedenkstättenleiter, einen einleitenden Vortrag über die Geschehnisse vor 30 Jahren. Dabei berichtete er, dass in der LVZ am 6. Oktober 1989 ein von der SED beauftragter „Leserbrief“ eines Kampfgruppenkommandanturs drohte, nun auch mit Waffengewalt gegen die Demonstranten vorzugehen und daraufhin rund 160 anonyme Anrufe eingegangen seien. Einen Tag später sei es am 7. Oktober 1989 erstmals zum Einsatz von zwei Wasserwerfern gekommen. Am Montag, den 9. Oktober 1989, habe die SED versucht, die Leute von der Nikolaikirche fernzuhalten, indem man die Plätze in der Kirche besetzte. Allerdings sei dieser Versuch kläglich gescheitert, da die Menschen einfach vor der Kirche weiter demonstrierten. Mit Ausrufen wie „Wir sind ein Volk!“ besannen sich zehntausende Menschen auf ein friedvolles Demonstrieren.

Nach einer kurzen Vorführung zeitgenössischen Filmmaterials leitete Moderator Reinhard Bohse vom Bürgerkomitee Leipzig e. V. die Podiumsdiskussion ein. Holger Bensch, damals ein junger in Cottbus stationierter Offizier bei der NVA, sprach sehr offen über das Erlebte. Er sei als junger Menschen mit der SED-Ideologie indoktriniert worden, was er heute als „ungeheuerlich“ einschätzt. Er war Hubschrauberpilot der NVA und lag mit einem vollautomatisierten Kampfhubschrauber in ständiger Alarmbereitschaft. Von einem Willen der SED und ihrer Sicherheitskräfte zu einer friedlichen Lösung kann aus seiner Sicht nicht die Rede sein. Es war ausschließlich die große Menge absoluter Demonstranten, die die SED-Führung zum Einlenken brachte. 1991 kündigte er und wurde später bei der Polizei angenommen. Die Demonstration hatte auch Christoph Korth erlebt, der damals Aktivist der damaligen Umweltbewegung in Taucha war und das Geschehen mit viel Angst wahrgenommen hatte. Auf dem Podium saß schließlich auch Anita Pohling, die in der Nacht des 7. Oktobers 1989 überraschend angerufen wurde, um ihren Sohn vom Agra-Gelände in Markkleeberg abzuholen, wenn er ihr wichtig sei, so die Anrufer. Sie machte sich sofort auf den Weg und bekam ihren Sohn „wie ein Möbelstück“ mit einer Quittung wieder. Der damals 18-jährige Matthias Pohling saß im Publikum. Er habe die DDR tatsächlich geschätzt, wollte nicht weg, sondern lediglich eine Veränderung in den politischen Strukturen. An dem Abend des 7. Oktobers 1989 musste er mit einigen anderen Leuten in einem der vielen Pferdeställen des Agra-Geländes ausharren, bis ihn seine Eltern abholten. Eine komische Situation war für ihn, dass die Offiziere, die auf die „Gefangenen“ aufpassen sollten, genauso alt gewesen seien wie er, wenn nicht sogar jünger.

Zum Schluss sollten die Zeitzeugen mit ihren gesammelten Erfahrungen einen Blick auf heute, 30 Jahre später, werfen. Christoph Korth erinnerte daran, dass nach der Grenzöffnung viele junge Menschen in den Westen gezogen seien. Der Großteil der Menschen, der zurückblieb, hätte aus älteren Herrschaften bestanden. Die neue Generation aus jungen Menschen solle der alten Generation helfen, etwas aufzubauen, beispielsweise gemeinsam eine Lösung für das Umweltproblem zu finden. Anita Pohling erhofft sich für ihre Enkeltochter, die unbedingt Polizistin werden möchte, dass sie nie einen solch schlimmen Einsatz, wie den vom 7. Oktober 1989, erleben müsse. Holger Bensch möchte sich in Zukunft nicht mehr vom Staat „veralbern“ lassen und appellierte eindringlich an die jungen Menschen, immer einen kritischen Blick auf das, was passiert, zu haben und die Dinge zu hinterfragen.

 

„HERBSTKINO AM MATTHÄIKIRCHHOF“ VON DONNERSTAG BIS DIENSTAG, 3. BIS 8. OKTOBER 2019, JEWEILS AB 19.15 UHR – EIN KOOPERATIONSPROJEKT DES ARBEITSKREISES „FORUM FÜR FREIHEIT UND BÜRGERRECHTE“

Bereits zum zweiten Mal organisierte der Arbeitskreis „Forum für Freiheit und Bürgerrechte“ das „Herbstkino am Matthäikirchhof“. Dabei wurden vom 3. bis 8. Oktober 2019 jeweils von 19.15 bis etwa 21.00 Uhr Filme gezeigt, die sich mit der SED-Diktatur der DDR, der Friedlichen Revolution und der Deutschen Einheit sowie dem nachfolgenden Transformationsprozess befassten. Präsentiert werden sollten die Filme ursprünglich erneut auf dem Gelände der ehemaligen Leipzig Stasi-Zentrale am früheren Matthäi-Kirchhof, um insbesondere auch auf die Weiterentwicklung des Areals der früheren Stasi-Bezirksverwaltung in Leipzig hinweisen und für die historische Bedeutung des Ortes sensibilisieren zu können, doch auf Grund der sehr kühlen Temperaturen und des Regens wurden die Filme im ehemaligen Stasi-Kinosaal der früheren Stasi-Bezirksverwaltung vorgeführt.

Da die Filmwoche ein Gemeinschaftsprojekt des Arbeitskreises „Forum für Freiheit und Bürgerrechte“ ist – zu dem das Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V.; das Bürgerkomitee Leipzig e.V., Träger der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke; die Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Außenstelle Leipzig;, das Schulmuseum Leipzig – Werkstatt für Schulgeschichte und die Stiftung Friedliche Revolution gehören – wurde das Herbstkino am Tag der Deutschen Einheit von allen fünf beteiligten Einrichtungen zusammen eröffnet. Dazu stand am Donnerstag, den 3. Oktober 2019, mit dem Film „Der Ballon“ eine der spektakulärsten DDR-Fluchtgeschichten auf dem Programm. Im Jahr 1979 wagten die Familien Strelzyk und Wetzel einen Fluchtversuch mit einem selbstgebauten Heißluftballon. Veranstalter: Arbeitskreis „Forum für Freiheit und Bürgerrechte“.

Am Freitag, den 4. Oktober 2019, wurden mit dem Film „Alles andere zeigt die Zeit“ drei Protagonisten vorgestellt, die sich zur Zeit der Wende in der Phase des Erwachsenwerdens und der Selbstfindung befanden. Nach 25 Jahren begegnet Filmemacher Andreas Voigt den Protagonisten wieder und zeigt, was aus ihnen geworden ist. Veranstalter war die Stiftung Friedliche Revolution.

Am Samstag, den 5. Oktober 2019, erzählte „Zwischen den Zeiten“ eine Geschichte von Liebe und Grenzen, Jugenderinnerungen und dem Verlauf der Zeit. Annette Schuster, Westdeutsche und Mitarbeiterin der Stasi-Unterlagen-Behörde, findet in zerrissenen Akten Hinweise auf ihre Jugendliebe Michael Rosch, der in der DDR aufwuchs und nach einem missglückten Fluchtversuch vom DDR-Geheimdienst als Inoffizieller Mitarbeiter angeworben wurde. Veranstalter war das Stasi-Unterlagen-Archiv Leipzig.

Am Sonntag, den 6. Oktober 2019, lief der Film „Das Wunder von Leipzig. Leipzig im Herbst 1989“: Tausende DDR-Bürger gehen auf die Straße. Das Volk begehrt auf gegen einen Staat, der seine Bürger unterdrückt, bespitzelt und überwacht. Der Mut der Bürger in Leipzig, ihre Zivilcourage und ihr Einsatz für Demokratie legten den Grundstein für die erste friedliche Revolution der deutschen Geschichte. Es ist die Geschichte vom „Wunder von Leipzig“. Veranstalter: war das Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V.

Am Montag, den 7. Oktober 2019, wurde mit dem Film „Das schweigende Klassenzimmer“ gezeigt, dass Rebellion nicht immer laut sein muss. 1957 entscheidet sich eine Schulklasse geschlossen dafür, eine Schweigeminute für die Opfer des Volksaufstandes in Ungarn einzulegen. Ihr stiller Protest gegen die Gewalttaten bleibt nicht ohne Folgen und stellt sie alle vor eine lebensverändernde Entscheidung. Veranstalter war das Schulmuseum – Werkstatt für Schulgeschichte Leipzig.

Am Dienstag, den 8. Oktober 2019, wurde der Film „Barbara“ präsentiert. Das Drama zeigt das Schicksal einer jungen Ärztin aus Ost-Berlin, die im Sommer 1980 von der Charité in ein Provinzkrankenhaus an der Ostseeküste versetzt wird, nachdem sie einen Ausreiseantrag gestellt hat. Dort wird sie von ihrem neuen Chef bespitzelt. Trotz allem bereitet sie mit ihrem Geliebten ihre Flucht über die Ostsee nach Dänemark vor. Veranstalter war das Bürgerkomitee Leipzig e.V., Träger der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“.

 

30. JAHRESTAG DER FRIEDLICHEN REVOLUTION AM MITTWOCH, DEN 9. OKTOBER 2019, MIT SCHÜLERVERANSTALTUNG, SONDERFÜHRUNGEN, LANGE AUSSTELLUNGSNACHT UND HISTORISCHE FILME

Rund 75.000 Menschen feierten am Mittwoch, den 9. Oktober 2019, in Leipzig den 30. Jahrestag der Friedlichen Revolution. Der 9. Oktober ist in Leipzig seit vielen Jahren ein städtischer Gedenktag, bei dem an eine der bedeutendsten Ereignisse der jüngsten Demokratiegeschichte in Deutschland erinnert wird. An jenem Tag entschied sich in Leipzig, ob die Revolution friedlich oder blutig enden würde. Weit mehr als 70 000 Menschen überwanden ihre Angst und stellten sich auf dem Leipziger Ring mit den Rufen „Wir sind das Volk!“ und „Keine Gewalt!“ der bewaffneten SED-Diktatur entgegen. Dieser Tag war der Wendepunkt auf dem Weg zu einer wirklich Friedlichen Revolution für Freiheit und Bürgerrechte und einen demokratischen Rechtsstaat an deren Ende die Deutsche Einheit in einem vereinten Europa stand. Um an den Mut der weit über 70.000 Menschen zu erinnern, die vor 30 Jahren für Freiheit und Demokratie auf die Straße gingen, wurde in diesem Jahr ein umfangreiches Programm geboten. So organisierten die Initiative „Tag der Friedlichen Revolution – Leipzig 9. Oktober 1989“, zu der die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ gehört, gemeinsam mit der Leipzig Tourismus und Marketing GmbH und der Stadt Leipzig unter anderem einen Festakt um 11.00 Uhr im Gewandhaus mit einer Rede zur Demokratie von Bundespräsident Frank-Walther Steinmeier. Um 17.00 Uhr begann das Friedensgebet in der Nikolaikirche. Am Abend waren ab 19.00 Uhr alle Bürgerinnen und Bürger zum Lichtfest auf den Augustusplatz eingeladen, dabei konnten sie auch um den erstmals vollständig beleuchteten Innenstadtring laufen.

Einer der zentralen Schauplätze der Friedlichen Revolution ist die „Runden Ecke“, an dem sich seit 1990 die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ befindet. Bis vor 30 Jahren war dies der Sitz der Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit der DDR. Während der Montagsdemonstrationen 1989 war die „Runde Ecke“ der neuralgische Punkt, an dem immer die Gefahr einer gewaltsamen Eskalation bestand. Um dies zu verhindern und die friedlichen Absichten besonders zu verdeutlichen, wurden jede Woche tausende Kerzen vor dem Haus und auf den Trep-penstufen abgestellt. Auch die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ selbst bot den gesamten Tag über verschiedene Veranstaltungen und Sonderführungen an.

Bereits am Morgen erfuhren Schülerinnen und Schüler eines Gymnasiums aus Hamm in Nordrhein-Westfalen ab 9.00 Uhr in einer speziellen Schülerveranstaltung mehr über diesen Tag. Zunächst sahen sie den Dokumentationsfilm „Wir sind das Volk“ von Christhard Läpple, bei dem der TV-Journalist und Buchautor mit zahlreichen zeitgenössischen Filmaufnahmen, Fotos und Dokumenten sowie Zeitzeugeninterviews die Entwicklung jenes entscheidenden Jahres rekonstruierte. Danach folgte ein Zeitzeugengespräch mit Pfarrer Andreas Bertram, der in den 1980er Jahren in Leipzig Theologie studierte, ab 1987 zur Regionalgruppe der DDR-weit agierenden Oppositionsgruppe „Arbeitskreis Solidarische Kirche“ gehörte und am 7. November 1989 die SDP Leipzig in der Reformierten Kirche mitgegründet hat. Im Gespräch erzählte Pfarrer Bertram unter anderem, dass er in der Schule bereits Probleme bekam, einerseits wegen seines Glaubens, andererseits weil er einen Aufnäher der Gruppe „Schwerter zu Pflugscharen“ trug. Besonders erschrocken waren die Jugendlichen, als sie erfuhren, dass man in der DDR in Jugendwerkhöfe oder ins Gefängnis kommen konnte, wenn man längere Zeit keine Arbeit hatte. Auch Pfarrer Bertram drohte dies, denn seine oppositionelle Haltung machte es ihm schwer eine Ausbildung zu finden und beenden zu können. Das Studium war eine Möglichkeit, sich dem staatlichen Druck zu entziehen. Neben seiner Wahrnehmung der Demonstrationen wollten die Jugendlichen auch wissen, ob auch ehemalige Stasi-Mitarbeiter zu Veranstaltungen eingeladen werden und wie viele damals über die innerdeutsche Grenze geflohen sind, um der Diktatur zu entkommen.

Eine inhaltliche Vorbereitung konnten auch die angebotenen Sonderführungen bieten, die von über 70 Besuchern wahrgenommen worden sind. Bereits um 11.00 Uhr fand der Stadtrundgang „Auf den Spuren der Friedlichen Revolution“ statt, um 13.00 Uhr folgte die Sonderführung „Von der Stasi-Repression zur Deutschen Einheit“ durch beide Ausstellungen der Gedenkstätte und um 15.00 Uhr begann die öffentliche Führung durch die Ausstellung „Stasi - Macht und Banalität“.

Am Abend lud das Museum parallel zum Lichtfest auf dem Leipziger Augustusplatz von 19.00 Uhr bis 23.00 Uhr zur Langen Ausstellungsnacht. Über 2.000 Besucher kamen, um sich die original erhaltenen Räumlichkeiten der ehemaligen Bezirksverwaltung der Staatssicherheit und die darin präsentierten Ausstellungen „Stasi – Macht und Banalität“ und „Leipzig auf dem Weg zur Friedlichen Revolution“ anzusehen konnten. Viele Besucher brachten auch Kerzen vom Augustusplatz mit und stellten diese – wie die Montagsdemonstranten vor 30 Jahren auf den Treppenstu-fen vor dem Haus ab.

Im ehemaligen Stasi-Kinosaal der Gedenkstätte, in dem die Ausstellung „Leipzig auf dem Weg zur Friedlichen Revolution“ zu sehen ist, wurde zusätzlich auch historische Original-Aufnahmen der entscheidenden Montagsdemonstrationen vom 7. und 9. Oktober 1989 präsentiert.

 

DIENSTAG, 29. OKTOBER 2019, UM 13.45 UHR: VORFÜHRUNG EINES FILMISCHEN SCHÜLERPROJEKTS MIT ANSCHLIEßENDEM PODIUMSGESPRÄCH ZUM THEMA „WIE WAR DAS DAMALS IM HERBST 1989 UND BEI DER GRENZÖFFNUNG?“

Ende August 2019 befassten sich 25 Schülerinnen und Schüler der städtischen Berufsschule BSZ1 in Leipzig eine Woche lang intensiv mit der Friedlichen Revolution von 1989 und drehten dazu mit der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ und dem SAE Institute Leipzig einen 15-minütigen Kurzfilm. Diesen stellten die Jugendlichen am Dienstag, den 29. Oktober 2019, um 13.45 Uhr erstmals öffentlich vor. Zu Beginn der Veranstaltung begrüßte Schulleiter, Herr Bunese, die anwesenden Gäste und machte deutlich, wie sehr es ihn gefreut hat, dass seine Schülerinnen und Schüler an einem solchen Projekt teilnehmen durften. Dr. Franziska Böhl von der Gedenkstätte Museum in der „Runde Ecke“ erzählte, wie das Projekt zustande kam. Denn dies ist eingebettet in ein größeres Schülerprojekt des Netzwerkes Europäisches Kulturerbe „Eiserner Vorhang“, zu dem die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ seit 2012 gehört. Die dazugehörigen sieben Stätten entschlossen sich aus Anlass des 30. Jahrestages der Friedlichen Revolution im Jahr 2019, jeweils thematisch am Ort ausgerichtet ein spezielles Schülerprojekt unter der zentralen Fragestellung „Wie war das damals im Herbst 1989 und bei der Grenzöffnung?“ anzubieten. In Leipzig ging es dabei insbesondere um die Frage, welche Rolle die Mauer und die innerdeutsche Grenze bei den Protesten gespielt hat, also wie der individuelle und bürgerschaftliche Widerstand zur Überwindung der Mauer und innerdeutscher Grenze und damit auch „Eisernem Vorhang“ in Europa beitrug. Gefördert wurde das Projekt durch die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, der Dr. Franziska Böhl vom Museum bei der Begrüßung herzlich dankte. Zur Umsetzung des Projektes konnte die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ das städtische Berufsschulzentrum 1 als Projektpartner gewinnen, da hier bereits Arbeitskontakte bestanden, und das SAE Institute Leipzig, eine private Medienhochschule, die unweit vom Museum liegt. Während das Museum historische Kenntnisse vermittelte sowie Zeitzeugengespräche und zeitgenössisches Bild- und Filmmaterial organisierte, erarbeitete das Expertenteam der SAE Leipzig mit den Schülern ein Drehbuch und leitete sie beim Dreh und Schnitt des Films an. Bei der Projektvorstellung erläuterten je zwei Schüler die konkreten die Arbeitsschritte in den jeweiligen Arbeitsgruppen Schnitt, Redaktion und Kamera. So berichtete ein Schüler, der in der Gruppe Redaktion war, dass die Friedliche Revolution als Thema zuvor keine Relevanz hatte, sie aber besonders auf die Zeitzeugenarbeit sehr gespannt waren. Im Projekt lernten sie, sich auf verschiedenen Wegen Wissen anzueignen, mit anderen Gruppen zu agieren oder auch den Umgang mit der Kamera mit der dazugehörigen Festlegung von Drehorten, der Ausrichtung von Licht und ähnlichem, wie ein Schüler aus der Gruppe Kamera berichtete. Die Gruppe Schnitt suchte schließlich die passenden Informationen heraus, ordnete sie in der Reihenfolge und schrieb beispielsweise die im Film gezeigten Texte. Im unmittelbaren Anschluss folgte ein Podiumsgespräch unter Moderation von Reinhard Bohse vom Bürgerkomitee Leipzig e.V. über die Vermittlung von DDR-Geschichte im Unterricht. Es diskutierten Peter Pattke, Lehrer für Geschichte und Sport am BSZ1 Leipzig, Roman Schulz, Pressesprecher beim Landesamt für Schule und Bildung, und die beiden Schüler, Shirin Lara Vogel und Kenneth Branko vom BSZ1. Dabei werteten sie auch den Film aus. Lehrer Peter Pattke kritisierte die aus seiner Sicht fehlende Mehrperspektivität, denn die Aufarbeitung der Geschichte müsse auch historische Hintergründe darstellen. Er, der einst selbst Sport- und Reisekader war, später aber auch bei den Montagsdemonstrationen mitgelaufen sei, fragte unter anderem, wieso niemand von der anderen Seite befragt wurde. Durch die Fragestellung des Films und die gebotene Kürze wurden sowohl ein Zeitzeuge befragt, der 1989 aktiver Oppositioneller und Bürgerrechtler war, als auch einer, der ebenfalls an Demonstrationen teilnahmen und daraufhin im Juli 1989 ausreisen durfte. Es wurden aber auch Passanten auf der Straße interviewt. Schülerin Shirin Lara Vogel machte deutlich, dass sie in der Projektwoche sehr viel erfahren und mit der Kamera aufgenommen haben, aber nicht alle Informationen im Kurzfilm unterbringen konnten. Moderator Reinhard Bohse und Pressesprecher Roman Schulz waren vom Film sehr beeindruckt. „Besonders gut hat mir die Darstellung von Geschichte und Ihre Methode, damit umzugehen, gefallen“, so Bohse zu den Schülern. Beide Schüler werden am 15. November 2019 ihr Projekt und den Kurzfilm bei der zentralen Projektvorstellung aller beteiligten Einrichtungen des Netzwerkes Europäisches Kulturerbe „Eiserner Vorhang“ im Schloss Cecilienhof in Potsdam vorstellen.

 

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AUS DEM GÄSTEBUCH

 

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Ein Besuch in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ regt zum Nachdenken sowohl über Vergangenes als auch Gegenwärtiges an. Das Gästebuch bietet unseren Besucherinnen und Besuchern die Möglichkeit, ihre Eindrücke und Gedanken niederzuschreiben sowie Lob aber auch Kritik zu formulieren. Wir sammeln die Einträge und wollen Ihnen unter dieser Rubrik monatlich eine Auswahl präsentieren und so einen Einblick in die Wirkung der Gedenkstättenarbeit ermöglichen.

 

EINTRÄGE AUS DER AUSSTELLUNG „STASI – MACHT UND BANALITÄT“

 

„Erschütternde Ereignisse und Tatsachen müssen der Generation nach uns erhalten bleiben und die Erinnerung gepflegt werden. Dieses Unrecht darf nicht mehr passieren.“

(Ein Besucher am 01.10.2019)

 

„Ich fände es sehr traurig, wenn dieses Museum in ‚neue‘ Räume umziehen würde, denn hier spürt man den Geist, den Geruch der DDR, den ich von Verwandtenbesuchen noch sehr gut kenne.“

(Ein Besucher am 03.10.2019)

 

„Sehr authentisch - bitte so lassen.“

(Ein Besucher am 05.10.2019)

 

„Wichtiger denn je!! Diese Zeit darf nicht in Vergessenheit geraten!! Für JUNG & ALT!“

(Ein Besucher am 5.10.2019)

 

„Danke für das Nichtvergessen! Wer hätte heute vor 30 Jahren gedacht, hier, an diesem Ort, freiwillig zu stehen?“

(Ein Besucher am 09.10.2019)

 

„Bin sehr beeindruckt von dieser tollen Ausstellung. Ein wahrer Ort des Erinnerns an diese schlimme Diktatur! Danke für diesen Einblick.“

(Ein Besucher am 12.10.2019)

 

„Dass sich Geschichte oftmals wiederholt, ist erschreckend. Ich hoffe in Hong-Kong geht es auch friedlich und mit demokratischen Mitteln gut aus!“

(Ein Besucher am 14.10.2019)

 

„Freiheit ist das höchste Gut des Menschen. Dies ist eine sehr informative Ausstellung darüber, wie die Freiheit den Menschen genommen wurde.“

(Ein Besucher am 18.10.2019)

 

„Eindrückliche Ausstellung. Mit wie viel Aufwand man sich bis vor 30 Jahren diese Informationen zu beschaffen versuchte. Und heute? Heute liefern wir gratis und freizügig fast alle diese Informationen gewollt oder ungewollt an Google, WhatsApp, Facebook und Co. und wundern uns dann, was damit gemacht werden kann. Oder leben wir plötzlich in einer so heilen Welt, in der niemand mehr nichts zu befürchten hat? Wäre ein Ausstellungsraum, der auf die heutige allgegenwärtige Überwachung hinweist, möglich, damit wir uns der Wichtigkeit unserer Privatsphäre wieder bewusst werden? Danke!“

(Ein Besucher aus der Schweiz am 22.10.2019)

 

„Ich finde es toll, dass man so viel aufgehoben hat und zu einem Museum gemacht hat.“

(Eine Jugendliche am 30.10.2019)

 

„Sehr schön hier, sehr spannend.“

(Luise, 8 Jahre, am 30.10.2019)

 

„Spannend! Lehrreich! Man erfährt so viele neue Sachen.“

(Ein Besucher am 30.10.2019)

 

„Es macht total betroffen, obwohl man ja schon so viel weiß. Niemals mehr!!!!!! Frieden – Frieden – Frieden für alle“

(Ein Besucher am 30.10.2019)

 

EINTRÄGE AUS DER AUSSTELLUNG „LEIPZIG AUF DEM WEG ZUR FRIEDLICHEN REVOLUTION“

 

„Gänsehaut!“

(Ein Besucher am 09.10.2019)

 

„Danke für die Ausstellung, hält die Erinnerung an alte Zeiten wach! Wach bleiben!“

(Ein Besucher am 09.10.2019)

 

„Durch Zufall 5 Tage Leipzig. Dadurch auch am 9. Oktober 2019. Froh als ‚alte Wessi‘ aus Koblenz diesen 30. Jahrestag in Leipzig mit zu erleben. Nach wie vor für mich ein Wunder – diese friedvolle gewaltfreie Revolution. DANKE LEIPZIG! Dieser ‚Wiedervereinigungsprozess‘ wird hoffentlich 2039 beendet sein – wird Geschichte sein wenn unse-re Urenkel nicht mehr hören müssen: Im Osten war alles besser – Im Westen war alles besser! Dann wird es hoffent-lich gut sein, so, wie es ist!!“

(Eine Besucherin aus Koblenz, 74 Jahre, am 09.10.2019)

 

„Immer wieder ist es tief beeindruckend, zu sehen, zu hören und zu lesen, was die damaligen Bürger der DDR für die Öffnung, für die Demokratie und für die Menschenwürde geleistet haben. Ihr Einsatz und ihr Mut sollte uns heute Ansporn und Mahnung sein, den Wert und das Fundament der Freiheit und der Demokratie zu wahren, zu schätzen und zu schützen.“

(Zwei Besucher aus Bonn und Wirges am 10.10.2019)

 

„Die Bürger von Leipzig hätten den Friedensnobelpreis verdient!“

(Ein Besucher am 15.10.2019)

 

„Ich ziehe mit größtem Respekt ‚meinen Hut‘ vor den Menschen, die diese ‚friedliche Revolution‘ durchsetzten. Dies soll uns allen Mut machen, jeglicher menschlichen Unterdrückung zu widerstehen.“

(Ein Besucher am 16.10.2019)

 

„Als ‚BRDler‘ kann man nur mit Entsetzen und Abscheu die Unterdrückung eines Volkes, im Nachhinein, registrieren. Natürlich hatte man von gewissen Verhältnissen in der DDR gehört, aber dieses Ausmaß und Extrem konnte ich nicht mal ahnen. Diese Ausstellung lässt bei mir einen Schauer und eine Traurigkeit entstehen, dass Menschen nicht erkennen, können oder wollen, dass ein glückliches und zufriedenes Leben nicht durch Repressalien und Bespitzelung entstehen kann. Natürlich ist es nach der Wiedervereinigung beider Staaten nicht für alle zum Besseren geworden, aber ist nicht doch Freiheit und (höchstmöglich) Selbstbestimmung ein Gut, dass man in dem Ausmaß tolerieren und schätzen sollte? Mich würde interessieren, wie die damaligen Stasi- und Überwachungsorgane heute zu ihrem Handeln stehen und wie sie heutzutage leben. P.S. Die Exponate geben sehr gut die 40-jährige Diktatur wieder und gerade das Darstellen von Einzelschicksalen macht hier sehr betroffen.“

(Ein Besucher aus Freiburg am 31.10.2019)


 



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