Objekt- und Fotodatenbank Online im Museum in der Runden Ecke



Inventar-Nr: 00004/1
Objekt: Tisch


Arbeitstisch der Tischpresse "AUP" (Pressentisch)

Dieser nach hinten geneigte Tisch mit blauer Einbrennlackierung in Hammerschlagstruktur gehört zu einer "Presseneinheit" mit der Bezeichnung "AUP", die im Zuge der Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) 1989/90 in der Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit (BVfS) gefunden wurde. Die Anlage diente der Abteilung M, die für die Kontrolle des Brief-, Paket- und Telegrammverkehrs zuständig war, zum Glätten von Briefen. Dies geschah nachdem die MfS-Mitarbeiter geöffnete Briefe ausgewertet, größtenteils verfilmt, dokumentiert und dann wieder zugeklebt hatten. Die Tischplatte des Arbeitstisches besitzt acht Bohrungen, an denen zwei Tischpressen mit elektro-pneumatischer Steuerung montiert werden können. Durch zwei weitere Bohrungen sind die Hochdruck-Polyäthylenschläuche gesteckt, mit denen die Pressen an einem Kompressor angeschlossen waren der unter dem Tisch stand und der die notwendige Druckluft für den Pressvorgang erzeugte. Ein am Tisch unten links angebrachter Anschlusskasten mit schwarzem Netzkabel sorgte für die Spannung der gesamten Anlage. Durch Anschluss des Kompressors und der beiden Pressen mittels Schukosteckern an den entsprechenden Steckdosen des Anschlusskastens wurde die elektrische Betriebsbereitschaft der "Presseneinheit" hergestellt.

In Leipzig arbeitete die Abteilung M u.a. in der dritten Etage im Bahnpostamt (BPA) der Deutschen Post (unter dem Tarnnamen "Stelle 12") sowie im Hauptpostamt 18 (als "Postzollfahndung"). Legendiert durch Uniformen und Dienstausweise der Deutschen Post sollten die Angehörigen der Abteilung M den echten Postmitarbeitern nicht als Stasi-Mitarbeiter auffallen. Sie sortierten alle Sendungen aus, deren Adressen sich in der "Anschriftenfahndung" befanden oder anderweitig verdächtig erschienen. In großen Kuriertaschen wurden die Briefe in die Bezirksverwaltung transportiert und mit speziellen Geräten "aufgedampft", häufig kopiert und dann wieder verschlossen. Für intensivere Untersuchungen, z.B. für die Suche nach Geheimbotschaften, betrieb die Abteilung M der BVfS Leipzig seit 1986 auch einen eigenen Labor- und Untersuchungskomplex in der "Runden Ecke". Nicht wenige Briefe wurden daraufhin gleich einbehalten. Pakete wurden z.T. mit Sonden untersucht, um ihren Inhalt identifizieren zu können. Auch sämtliche Telegramme wurden durch die Abt. M kontrolliert. Die Dienste der Abteilung M nahmen alle Diensteinheiten in Anspruch. Bei Beobachtungen konnte die Linie VIII auch "Sonderbriefkastenleerungen" beantragen.


Sammlung: Postkontrolle
Datierung: 06.1980
Hersteller: VEB Textilmaschinenbau Güsten, Kombinat Textima
Maße: Breite: 95 cm; Höhe: 73 cm; Tiefe: 60,5 cm
Material: Kabel: Metall, Kunststoff,
Schlauch: Polyäthylen,
Tisch: Stahlblech
Farbe: Tisch: blau,
Kabel: schwarz,
Schlauch: transparent
Verwendung: Glätten von Briefen





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ausgedruckt am 28.03.2024