Objekt- und Fotodatenbank Online im Museum in der Runden Ecke



Inventar-Nr: 00012/2
Objekt: Filmkassette


Filmkassette 16mm für das Dokumator-Aufnahme-Tischgerät DAT 16

Diese Filmkassette für 16-mm-Filme auf 30-m-Tageslichtspule gehört zu einem Dokumator-Aufnahme-Tischgerät DAT 16, das im Zuge der Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) 1989/90 in der Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit (BVfS) gefunden wurde. Entsprechend den Anforderungen der Abteilung M, die für die Kontrolle des Brief-, Paket- und Telegrammverkehrs zuständig war, vom MfS modifiziert und fest auf einem Tisch ("Verfilmungstisch") installiert, diente es dazu geöffnete Sendungen auf Mikrofilm aufzunehmen. Die Doppelkassette lässt sich öffnen, indem der Verschlussknebel auf der Rückseite gedreht und vorn der Kassettendeckel abgenommen wird. An ihm befindet sich auch der Drehknopf. Ausgestattet ist die Kassette mit einer Filmvorratsanzeige (0-30 m) und einem eingebauten Filmabschneider, zwei Lagerzapfen halten die Abwickel- und die Aufwickelspule. Der Kassettenboden, an dem sich der Schiebeknopf für den Bodenverschluss und ein Permanentmagnet befinden, lässt sich herausklappen. Nach jeder Aufnahme wird der Film automatisch weitertransportiert. Ist das Filmende durchgelaufen erfolgt eine automatische Abschaltung des Filmtransportmotors. Die Kassette ist mit den Aufschriften "A I" und "Xerox" gekennzeichnet. Vermutlich stehen diese Abkürzungen für "Auswertung und Information" und für "Xeroxkopie". Das könnte darauf hindeuten, das die Stasi auf dieser Filmkassette Briefe aufnahm von denen sie zusätzlich auch eine Xerox- bzw. Fotokopie anfertigte. Vor allem die geöffneten Briefe von Personen die in der Anschriftenfahndung (Personen oder Institutionen die bereits durch die Stasi überwacht wurden) standen, wurden - wenn es der Fahndungsauftrag verlangte - fotokopiert und diese Kopien dann zur Auswertung an die auftraggebende Abteilung des MfS geleitet.

Jeden Brief verfilmte das MfS mit dem jeweiligen Datum. Die entstandenen Mikroverfilmungen wurden dann zusammen mit der Ablichtung des Antrages auf Ausstellung eines Personalausweises - die sich die Stasi von der Polizei "besorgte" - in speziell dafür hergestellte Aufbewahrungstaschen eingelegt. Die auf diese Weise gespeicherten Schriftproben verwendete die Stasi als Vergleichsmaterial für Fahndungen. (vgl. auch eine zweite Filmkassette zum DAT 16 und eine ähnliche 16-mm-Filmkassette eines Komplexkoffers).


Sammlung: Postkontrolle
Datierung: 1970er/80er Jahre
Hersteller: VEB Carl Zeiss Jena
Maße: Breite: 24 cm; Höhe: 15,5 cm; Tiefe: 4,5 cm
Material: Eisen, Metall, Kunststoff
Farbe: grau, schwarz
Verwendung: Mikroverfilmung von Briefen, Mikroverfilmung von planen Vorlagen und Büchern





Jede Nutzung der Fotos, auch für private Zwecke, darf nur nach ausdrücklicher Zustimmung des Bürgerkomitees Leipzig e.V. bzw. des jeweiligen Fotografen erfolgen.
ausgedruckt am 28.03.2024