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Inventar-Nr: 00495
Objekt: Aufzeichnungseinrichtung


Anschaltgerät für CEKO-Abhöranlage (Zusatzschalteinrichtung)

Das Anschaltgerät wurde im Verlauf der Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) in der Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit (BVfS) gefunden und von der Abteilung 26 bei der Telefonüberwachung ("Auftrag A") eingesetzt. Der kleine handschriftliche Vermerk "Merkur" auf der oberen Frontleiste könnte ein Hinweis darauf sein, dass das Gerät möglicherweise im Leipziger Interhotel "Merkur" betrieben wurde (insbesondere in der Messestadt Leipzig unterlagen die Hotels einer besonderen Überwachung, zuständig war dafür die Linie VI). Mit den fünf roten Tasten ("1" bis "5") auf der Frontseite konnten wahlweise fünf Kontrolleinheiten eines Magnettongestells (MTG), das mit Kassettenaufnahmegeräten CAG-A bestückt war, auf ein Auswertegerät AT 2 gelegt werden.

Das Anschaltgerät war Bestandteil von Gerätekombinationen, die seit Anfang der 1980er Jahre beim Ministerium für Staatssicherheit (MfS) im Einsatz waren und das automatische Aufzeichnen von Telefongesprächen erlaubten. Dabei handelte es sich um ein einheitliches Abhörsystem, den vom MfS entwickelten "CEKO"-Anlagen. Das Techniksystem verfügte u.a. weiterhin über Auswertegeräte und Kassettenaufnahmegeräte sowie später auch über 20-teilige Kassettenmagazine, die eine mehrstündige Aufzeichnungszeit ermöglichten. Aufgrund der Anforderungen durch die Abteilung 26 und der hohen Ausfallrate von Geräten erfolgten stetige Weiter- und Neuentwicklungen, die dann in der dritten Gerätegeneration ihren Abschluss fanden (vgl. Kassettengeräte vom Typ CAW der letzten Generation und weitere Abhör- und Aufzeichnungstechnik zur Telefonkontrolle, z.B. Fernsprechapparate und Kassetten- oder Tonbandgeräte). Die aufgezeichneten Gespräche wurden nachträglich Wort für Wort protokolliert (vgl. ein Abhörprotokoll-Formular), anschließend meist wieder mit einem Kassettenlöschgerät entfernt und die Kassetten wieder verwendet. Aufgrund des knappen Bandmaterials das zur Verfügung stand, konfiszierte das MfS regelmäßig Kassetten aus Westpaketen (vgl. Postkontrolle).

Das Abhören der Telefonate war so organisiert, dass im Fernmeldeamt Leipzig ein Sonderkabel endete, das mit der "CEKO"-Anlage verbunden war. Inoffizielle Mitarbeiter (IM) unter den Angestellten des Fernmeldeamtes haben die zu überwachenden Telefonanschlüsse auf dieses Kabel geschaltet.

Die Abteilung 26 des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) war nicht nur für die Telefonüberwachung zuständig, sondern für verschiedenste technische Überwachungsmaßnahmen - so auch für den Einsatz von "Wanzen" ("Auftrag B") und Videotechnik. Sie arbeitete dabei ausschließlich im Auftrag anderer Abteilungen, insbesondere der Linie VIII.


Sammlung: Kommunikation und Abhörvorrichtungen
Datierung: 1980er Jahre
Hersteller: VEB Elektronik Gera
Maße: Höhe: 15,5 cm; Breite: 54,5 cm; Tiefe: 35 cm
Material: Aluminium, Metall, Kunststoff
Farbe: Taste: grün, rot,
Gehäuse: silber, grau, graublau
Verwendung: Abhören und Aufzeichnen von Gesprächen, Aufzeichnen von Telefongesprächen





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ausgedruckt am 19.04.2024