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Inventar-Nr: 00510
Objekt: Kassettenbox


Kassettenmagazin daro 1254 (CEKO-System)

Das Kassettenmagazin stammt aus der Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit (BVfS) und diente dem Transport und der Aufbewahrung von bis zu 20 Tonbandkassetten, welche die Abteilung 26 zum Aufzeichnen von Telefongesprächen ("Auftrag A") verwendete. Solche Magazine waren den Kassettengeräten der vom Ministerium für Staatssicherheit (MfS) entwickelten "CEKO"-Anlagen zugewiesen. Diese Magazine stammen eigentlich aus der industriellen Anwendung und gehörten zur Kassettenlaufwerkseinheit Robotron daro 1254 mit entsprechender Wechselmechanik, das vom VEB Robotron Elektronik Zella-Mehlis seit Anfang der 1970er Jahre entwickelt wurden ist. Das Magazin konnte mit Hilfe eines Motors bewegt werden. Zur Erkennung der am Magnetkopf anliegenden Kassette sind an der Magazinseite binär codierte Ausbuchtungen angebracht, die Mikroschalter abfühlten. Der Robotron daro 1254 wurde vermutlich als Prototyp nur in kleiner Stückzahl produziert.

Die Tonbandkassetten aus DDR-Produktion (ORWO) steckten ohne handelsübliche Schutzhülle, allerdings mit einer speziell angefertigten Plasteabdeckung auf der offenen Bandseite, hintereinander in der Magazinbox. Zum Schutz der Kassetten (u.a. vor Staub) gehörte zum Magazin auch noch ein Deckel. Da die Aufnahmegeräte des MfS über keine "Kassettenwechsler" verfügten, mussten die Kassetten, die nur einseitig (30 Minuten) bespielt wurden, manuell gewechselt werden. Durch stetiges Wechseln der Kassetten, war eine mehrstündige Gesamtaufzeichnungszeit an einem Aufnahmegerät möglich. Für den eindeutigen Nachweis der jeweiligen Abhörkassetten trugen diese sowie die jeweilige Plasteabdeckung eine 6-stellige gestempelte Nummer. Die aufgezeichneten Gespräche wurden nachträglich Wort für Wort protokolliert (vgl. ein Abhörprotokoll-Formular), anschließend meist wieder mit einem Kassettenlöschgerät entfernt und die Kassetten wieder verwendet. Aufgrund des knappen Bandmaterials das zur Verfügung stand, konfiszierte das MfS regelmäßig Kassetten aus Westpaketen (vgl. Postkontrolle).

Das Abhören der Telefonate war so organisiert, dass im Fernmeldeamt Leipzig ein Sonderkabel endete, das mit der "CEKO"-Anlage verbunden war. Inoffizielle Mitarbeiter (IM) unter den Angestellten des Fernmeldeamtes haben die zu überwachenden Telefonanschlüsse auf dieses Kabel geschaltet.

Die Abteilung 26 des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) war nicht nur für die Telefonüberwachung zuständig, sondern für verschiedenste technische Überwachungsmaßnahmen - so auch für den Einsatz von "Wanzen" ("Auftrag B") und Videotechnik. Sie arbeitete dabei ausschließlich im Auftrag anderer Abteilungen, insbesondere der Linie VIII.


Sammlung: Kommunikation und Abhörvorrichtungen
Datierung: ab 1975, 1970er-1980er Jahre
Hersteller: VEB Robotron Elektronik Zella-Mehlis, VEB Filmfabrik Wolfen
Maße: Länge: 30,4 cm; Breite: 11,3 cm; Höhe: 8,2 cm
Material: Kunststoff
Farbe: schwarz
Verwendung: Aufbewahrung und Transport von Kassetten, Aufzeichnen von Telefongesprächen





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ausgedruckt am 28.03.2024