Objekt- und Fotodatenbank Online im Museum in der Runden Ecke



Inventar-Nr: 05082
Objekt: Papierhalter


Toilettenpapierhalter aus Untersuchungshaftanstalt

Ein derartiger "Papierhalter" gehörte teilweise auch zur Ausstattung der Zellen in der Untersuchungshaftanstalt (UHA) des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) in Leipzig.

Viele der trostlosen "Verwahrräume" (Zellen) der Leipziger MfS-Untersuchungshaftanstalt waren (in den 1980er Jahren) ausgestattet mit einer Holzpritsche, einer Matratze, ein oder zwei Decken und einem harten Kissen, einem Tisch, zwei Hockern, einem Waschbecken mit Spiegel, einer Toilette und meist noch einem kleinen Wandschrank. Das Zellenfenster eignete sich nicht zum Hinausschauen. Es bestand aus Glasbausteinen. Die in MfS-Gefängnissen praktizierte totale Isolation der Häftlinge sollte dadurch zusätzlich verstärkt werden. Die Glühlampe über der Tür oder die Neonröhre an der Decke waren nur über außerhalb von der Zelle gelegene Lichtschalter zu bedienen. Mit der Glühlampe über der Zellentür und dem Blick durch den Spion kontrollierten die Wärter auch Nachts regelmäßig, teilweise alle 20 Minuten, das beispielsweise das Gesicht zur Tür zeigt und die Hände auf der Bettdecke liegen. Die ständige Überwachung, die auch durch Zelleninformatoren (ZI) gesichert wurde, diente zum einen der Zermürbung der Häftlinge, zum anderen aber auch der Suizid-Prävention. Aus gleichem Grunde mussten über Nacht sogar Brillen abgegeben werden. Nur in den seltensten Fällen gelang es Häftlingen, persönliche Gegenstände heimlich bei sich zu behalten und die Isolation damit ein Stück weit zu durchbrechen (vgl. auch Häftlingskleidung).

Obwohl der Strafvollzug in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) ausschließlich in den Zuständigkeitsbereich des Ministeriums des Innern (MdI) fiel, unterhielt auch das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) mit Bautzen II eine Sonderhaftanstalt. Daneben besaß das MfS siebzehn Untersuchungshaftanstalten (UHA) - zwei zentrale in Berlin und jeweils eine in jeder Bezirksstadt, einschließlich Berlin. Während die Linie XIV für den Untersuchungshaftvollzug an sich - für die "Verwahrung" der Häftlinge - zuständig war, führte die Linie IX sämtliche Ermittlungen und Verhöre durch. In Leipzig waren beide Abteilungen im Dienstgebäude Beethovenstraße 2a (heute Straße des 17. Juni 1953) untergebracht. Ein originalgetreuer Nachbau einer Zelle aus der ehemaligen Leipziger MfS-Untersuchungshaftanstalt kann heute auch in der Gedenkstätte Museum in der "Runden Ecke" in Leipzig besichtigt werden. Die Ausstattung war in allen UHA des MfS ähnlich, unterschied sich aber in verschiedenen Details (vgl. alle Objekte zu den UHA des MfS).


Sammlung: Raumausstattung
Datierung: 1980er Jahre
Hersteller: unbekannt
Maße: Breite: 15 cm; Tiefe: 12,5 cm; Höhe: 13 cm
Material: Kunststoff
Farbe: dunkelbraun
Verwendung: Aufbewahrung und Ablegen von Toilettenartikeln, Verrichtung der Notdurft, Einrichtung einer Zelle, Ausstatten und Einrichten von Räumen




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ausgedruckt am 28.03.2024