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Inventar-Nr: 05172
Objekt: Ausweis


Messeausweis der Deutschen Demokratischen Republik (Deckel)

Nur noch den weißen Einband eines Ausweises für die Leipziger Messe, alle Seiten wurden herausgerissen, fand man im Zuge der Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) 1989/90 in der Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit (BVfS). Auf den Deckel sind in Gold das Messe-Emblem und der dreizeilige Schriftzug "Leipziger Messe / Deutsche Demokratische / Republik" sowie das farblose Emblem der UFI, der Organisation für international operierende Messeveranstalter und für Messegeländebesitzer und -betreiber, geprägt. Bei diesem Ausweis handelte es sich vermutlich um eine Fälschung des MfS. Wahrscheinlich diente er der Legendierung eines Stasi-Mitarbeiters, welcher im Rahmen der Überwachung der Leipziger Herbst- und Frühlingsmessen ("Aktion Treffpunkt"), konspirative Einsätze durchführte. Mit diesem Ausweis war es ihm möglich, sich auch an Orten, die nur den Messeteilnehmern vorbehalten und dem normalen Bürger der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) verboten waren, Zutritt zu verschaffen. Der Inhaber dieses Ausweises konnte z.B. auch leichter Kontakt zu westlichen Messeteilnehmern herstellen und diese so unmittelbar observieren (vgl. auch einen weiteren Messeausweis, Visumstempel zur Leipziger Messe und gefälschte Stempel für die Erteilung der Aufenthaltsberechtigung in und um Leipzig während der Messe).

Für die Herstellung bzw. Bereitstellung von Fälschungen von Stempeln und Ausweisen oder auch von gefälschten Kfz-Nummernschildern war im MfS der Operativ-technische Sektor (OTS) zuständig. Die Mitarbeiter dieser Abteilung fertigten, vergaben, verlängerten und siegelten z.B. alle möglichen Personal- und Dienstdokumente. Verschiedene Diensteinheiten des MfS erteilten dieser Abteilung spezielle Aufträge, um ihre Mitarbeiter mit einer Legende auszustatten, so dass diese z.B. im Rahmen Operativer Vorgänge (OV) verdeckt (konspirativ) agieren konnten. Mit gefälschten Firmenstempeln wurden zum Beispiel Betriebsausweise und Sozialversicherungsausweise für Inoffizielle Mitarbeiter (IM) hergestellt oder Schriftstücke zur Legendierung konspirativer Wohnungen als angebliche Außenstellen von Betrieben gefertigt. Gefälschte Pässe ermöglichten es dem MfS, seine Mitarbeiter auch grenzübergreifend einzusetzen.


Sammlung: Ausweise und Berechtigungsscheine
Datierung: 1980er Jahre
Hersteller: unbekannt
Maße: Breite: 10 cm; Höhe: 14,5 cm
Material: Pappe, Kunststoff, Papier
Farbe: Einband: weiß, gold
Verwendung: Fälschen von Ausweisen oder Dokumenten, Berechtigung und Ausweisung




Jede Nutzung der Fotos, auch für private Zwecke, darf nur nach ausdrücklicher Zustimmung des Bürgerkomitees Leipzig e.V. bzw. des jeweiligen Fotografen erfolgen.
ausgedruckt am 28.03.2024