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Inventar-Nr: 06856
Objekt: Transparent


Transparent "Die SED Alleinherrschaftssuch[t] treibt das Volk in die Flucht. Blockparteien in die Opposition wie das "Neue Forum" schon"

Das weiße Stofftransparent mit der grünen gemalten vierzeiligen Aufschrift "Die SED Alleinherrschaftssuch[t] treibt das Volk in die Flucht Blockparteien in die Opposition wie das 'Neue Forum' schon" wurde während der Friedlichen Revolution, vermutlich auf einer der ersten beiden Leipziger Montagsdemonstrationen im November 1989, getragen. Zu diesem Zeitpunkt forderten die Menschen immer deutlicher die Aufgabe des Machtanspruches der SED. Das Transparent weist starke Gebrauchsspuren auf, es ist teilweise eingerissen und durch den Verlust eines Stück Stoffes ist die Aufschrift auch nicht mehr vollständig. Nach der Entmachtung von Erich Honecker richtete sich der Protest der Demonstranten vor allem gegen die erneute Ämterhäufung durch den neuen SED-Chef Egon Krenz. Damit zeigte sich, dass die SED die alten Machtstrukturen wiederhergestellt hatte und nicht gewillt war ihren Führungsanspruch aufzugeben. Zugleich verließen Tausende Bürger auch weiterhin die Deutsche Demokratische Republik (DDR), allein nach Wiedereröffnung der Grenzen zur CSSR am 1. November 1989 45.000 Menschen. Eine weitere Forderung der Demonstranten war die Zulassung der Bürgerinitiative Neues Forum und die Auflösung der Nationalen Front der DDR, in der alle Blockparteien unter SED-Führung zusammengeschlossen waren (vgl. ein weiteres Transparent gleichen Ursprungs).

Die Protestwelle auf den Straßen der DDR erreichte Anfang November ihren Höhepunkt. In Leipzig zogen am Montag, den 6. November 1989, nach den Friedensgebeten trotz strömenden Regens über 300.000 Menschen um den Ring. Immer deutlicher forderten sie in Sprechchören und auf Transparenten die Aufgabe des Machtanspruches der SED, freie Wahlen, die Zulassung des Neuen Forums und uneingeschränkte Reisefreiheit. Die für jeden spürbare Unfähigkeit der SED, grundlegende Reformen einzuleiten, hatte die Stimmung aggressiver werden lassen. Vor Beginn der Montagsdemonstration fand erstmals vor der Oper am Karl-Marx-Platz (heute Augustusplatz) auch eine improvisierte Kundgebung statt. Wegen nicht funktionierender Beschallungstechnik waren die Redner allerdings kaum zu verstehen. Während die Mehrzahl der Sprecher mit Beifall bedacht worden, scheiterten lokale SED-Größen damit, sich als Spitze der Reformbewegung zu präsentieren. Die SED-Führung betrachtete Teile der Opposition auch weiterhin als konterrevolutionär und ließ sie flächendeckend durch das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) überwachen). Die Demonstrationen und Protestkundgebungen hielten auch nach der Öffnung der Grenzen am 9. November 1989 an, wenn nun auch weniger Personen teilnahmen. Die politischen Forderungen hingegen wurden konkreter. Die SED wollte mit eigenen öffentlichen Kundgebungen auf der Straße einen Gegendruck erzeugen und ihre Mitglieder mobilisieren. Der Leipziger SED gelang es lediglich, 6.000 Anhänger am 11. November 1989 zu einer Kundgebung auf dem Georgi-Dimitroff-Platz (heute Simsonplatz) zu mobilisieren. Fast täglich traten nun auf allen Ebenen Führungskräfte zurück. Am 8. November 1989 musste die SED das Neue Forum offiziell zulassen. Damit war eine weitere Kernforderung der Demonstranten erfüllt. Nur einen Tag später nahmen an der vom Neuen Forum Leipzig organisierten Gedenkveranstaltung zum Jahrestag der Pogromnacht zehntausende Leipziger teil. Auch die Erinnerung an diesen Aspekt der Deutschen Geschichte war während der Friedlichen Revolution präsent. An der Montagsdemonstration am 13. November 1989 beteiligten sich ca. 150.000 Teilnehmer. Erstmals forderten Demonstranten die Vereinigung der beiden deutschen Staaten.


Sammlung: Transparente
Datierung: ab 11.1989
Hersteller: unbekannt
Maße: Länge: 60 cm; Breite: 140 cm
Material: Baumwolle
Farbe: Aufschrift: grün,
Tuch: weiß
Verwendung: Protest und Demonstrationen




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ausgedruckt am 29.03.2024