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Inventar-Nr: 06857
Objekt: Transparent


Transparent "Honecker - Krenz der Apfel fäl[lt] nicht weit vom Stamm oder wer einmal lügt, dem glaubt man nicht"

Das weiße Stofftransparent mit der grünen gemalten dreizeiligen Aufschrift "Honecker => Krenz der Apfel fäl[lt] nicht weit vom Stamm oder wer einmal lügt, dem glaubt man nicht" wurde während der Friedlichen Revolution, vermutlich auf der Leipziger Montagsdemonstration am 23. Oktober 1989, erstmals getragen. Wenige Tage zuvor erfolgte die Absetzung von Erich Honecker als Generalsekretär der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) und die Übernahme des Amtes durch Egon Krenz. Das Transparent weist starke Gebrauchsspuren auf, es ist teilweise eingerissen und durch den Verlust eines Stück Stoffes ist die Aufschrift auch nicht mehr vollständig. Mit dem Transparent drückten die Demonstranten ihren Unmut darüber aus, das mit Krenz ein Mann an die Macht kam, der aufgrund seiner Verstrickung in die Wahlfälschung und seiner wiederholten Rechtfertigung des Massakers an den Demonstranten in China für die alte SED stand und mit dem keine Hoffnung auf die Umsetzung umfassender demokratischer Reformen in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) verbunden wurde (vgl. ein weiteres Transparent gleichen Ursprungs).

In der DDR beteiligten sich nach dem 9. Oktober 1989 immer mehr Menschen an Demonstrationen und Kundgebungen. Der Aufbruch erfasste zunehmend das ganze Land. Mit der Eroberung der Straße wurden dort die entscheidenden politischen Forderungen gestellt. Der Druck der Straße zeigte Wirkung. Die Führungsriege der SED entschloss sich am 17. Oktober 1989 zum Sturz von Erich Honecker. Neuer Generalsekretär wurde der bereits zuvor als "Kronprinz" gehandelte Egon Krenz. Dessen Machtübernahme war eine deutliche Absage der SED an einen radikalen Kurswechsel. Trotzdem verkündete Krenz, dass die SED die "Wende" eingeleitet habe. In Leipzig wuchs die Zahl derer, die an den Montagsdemonstrationen teilnahmen, rapide. Noch mehr Demonstranten reisten dafür aus den benachbarten Bezirken an. Am 23. Oktober 1989 zogen etwa 200.000 Menschen friedlich um den Leipziger Ring. Erstmals äußerten viele von ihnen selbstbewusst ihre Forderungen auf Transparenten. Sie verlangten vor allem die Zulassung des Neuen Forums, die Freilassung von politischen Häftlingen und Reisefreiheit. Am 24. Oktober 1989 übernahm der neue SED-Chef Egon Krenz das Amt des Staatsratsvorsitzenden und des Vorsitzenden des Nationalen Verteidigungsrates (NVR). Diese erneute Ämterhäufung zeigte, dass die SED die alten Machtstrukturen wiederhergestellt hatte, und führte zu weiteren scharfen Protesten im ganzen Land. An der Leipziger Montagsdemonstration am 30. Oktober 1989 beteiligten sich nun schon bis zu 300.000 Personen. Auf den zunehmenden Druck der Straße reagierte die SED unter anderem mit einer Amnestie für politische Häftlinge. Die sich weiter formierende Opposition aber versuchte sie als "antisozialistische Sammlungsbewegung" zu bekämpfen. Eine Vorlage für das Politbüro schloss bei weiteren Demonstrationen wie in Leipzig und Dresden auch die Ausrufung des Ausnahmezustandes nicht mehr aus. Noch immer standen militärische Einheiten zum Eingreifen bereit.


Sammlung: Transparente
Datierung: ab 23.10.1989
Hersteller: unbekannt
Maße: Länge: 47 cm; Breite: 155 cm
Material: Baumwolle
Farbe: Aufschrift: grün,
Tuch: weiß
Verwendung: Protest und Demonstrationen




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ausgedruckt am 17.04.2024