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Inventar-Nr: 07722
Objekt: Druckmaschine


Hektograph des Bürgerkomitees Leipzig

Dieser Hektograph aus westdeutscher Produktion wurde dem Bürgerkomitee Leipzig 1990 für seine Arbeit als Schenkung zur Verfügung gestellt. Obwohl das Bürgerkomitee in der Anfangszeit auf zahlreiche Sachspenden, insbesondere Vervielfältigungsgeräte, angewiesen war, kam er nicht mehr zum Einsatz. Aufgrund zahlreicher Schenkungen konnte bereits auf modernere und einfacher zu bedienende Technik zurückgegriffen werden. So erhielt das Bürgerkomitee von der Stadt Leipzig im Mai 1990 beispielsweise einen komplett ausgerüsteten PC-Arbeitsplatz geschenkt (vgl. alle technischen Geräte des Bürgerkomitees. Dieser kleine mobile "Spritumdrucker" (Ormig-Vervielfältigung) verfügt über einen eingelassenen Tragegriff und lässt sich im geschlossenen Zustand leicht transportieren. Betrieben wird das Gerät mit Hilfe einer Kurbel im Handbetrieb. Durch das Einstellen des Hebels an der Gehäuseseite auf die Einstellung "EIN" wird die untere und mit einem farblösenden Mittel getränkte Gummiwalze an die große Walze angepresst auf der die abfärbende Vorlage, die Matrize, aufgespannt werden muss. Die Anzahl der erstellten Kopien kann an dem vierstelligen Zählwerk abgelesen werden.

In der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) waren Vervielfältigungsgeräte äußerst selten, der private und unkontrollierte Besitz einer solchen Maschine daher fast unmöglich und verboten. Jegliches Drucken, selbst von persönlichem Briefpapier, war in der DDR nur mit einer staatlichen Druckgenehmigung erlaubt. Neben der staatlichen Verwaltung und einigen Betrieben durften lediglich kirchliche Einrichtungen für den "innerkirchlichen Dienstgebrauch" eigene "Druckmaschinen" besitzen. Zum Teil stellten sie diese den Bürgerrechtlern für ihre Arbeit zur Verfügung. Zahlreiche Schriften der oppositionellen Untergrundliteratur - der Samisdat - entstanden daher unter dem Dach der Kirche. Es existierten daneben aber auch einige wenige nicht registrierte, also illegale Geräte, auf denen u.a. auch Flugblätter, Aufrufe und Handzettel kopiert wurden. Weiterhin war man aber auch auf Schreibmaschinen-Durchschläge, Fotoabzüge oder Siebdruck angewiesen. Das je nach Vervielfältigungsverfahren (Spiritusabzug oder Schablonenabzug) benötigte Material (Druckfarbe sowie Matrizen und Schablonen) musste überwiegend aus dem "Westen" organisiert werden. Auch die Beschaffung des Papiers war in der Mangelwirtschaft der DDR ein Problem. Für die Druckvorlagen wurden die Texte mit Schreibmaschine oder von Hand auf Spirit-Carbon-Matrizen oder Wachsschablonen geschrieben. Die Vervielfältigungsgeräte waren meist mit einer Handkurbel zu bedienen, modernere Geräte verfügten über einen Elektroantrieb.

Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) beobachtete und verfolgte intensiv die Herstellung und Verbreitung illegaler Druckschriften (vgl. Linie XX). Durch massiven Druck auf die Kirche und durch eingeschleuste Inoffizielle Mitarbeiter (IM) in den Oppositionsgruppen versuchte sie das Erscheinen von unliebsamen Publikationen zu verhindern oder aber den Inhalt weitestgehend politisch zu "entschärfen". Brachte dies keinen Erfolg wurden auch Ordnungsstrafverfahren oder "Zersetzungsmaßnahmen" gegen Redaktionsmitarbeiter eingeleitet. Oft, so z.B. im Fall der Durchsuchung der Umwelt-Bibliothek im November 1987 durch die Staatssicherheit, kam es auch zu Verhaftungen und zur Beschlagnahmung der Druckmaschinen.


Sammlung: Technisches Gerät
Datierung: 1980er-1990er Jahre
Hersteller: unbekannt
Maße: Tiefe: 83 cm; Höhe: 32,5 cm; Tiefe: 23 cm; Breite: 37 cm
Material: Gummi, Kunststoff, Metall, Aluminium
Farbe: Zylinder: schwarz,
Rolle: braun,
Auflage: silbergrau,
Gehäuse: silbergrau
Verwendung: Vervielfältigen von Schriftstücken und Flugblättern





Jede Nutzung der Fotos, auch für private Zwecke, darf nur nach ausdrücklicher Zustimmung des Bürgerkomitees Leipzig e.V. bzw. des jeweiligen Fotografen erfolgen.
ausgedruckt am 29.03.2024