Objekt- und Fotodatenbank Online im Museum in der Runden Ecke



Inventar-Nr: 08297
Objekt: Entgiftungssatz


Entgiftungspäckchen EP 68

In einer grauen Kunststoffdose befindet sich das (unvollständige) "Entgiftungspäckchen EP 68". Es enthält eine Plastikflasche mit weißer Entgiftungssalbe gegen Haut und Nerven schädigende chemische Kampfstoffe sowie mehrere Tupfer (normaler Weise enthielt das "EP 68" ein weiteres Salbenfläschchen und eine Gebrauchsanweisung). Das Entgiftungspäckchen gehörte zur Ausrüstung jedes Armeeangehörigen, um im Falle einer Kontamination mit bestimmten chemischen Substanzen Haut, Waffen, Bekleidung und Ausrüstung reinigen zu können. Dieses Päckchen ist jedoch nicht aus dem Bestand der Volksarmee, sondern stammt aus der Leipziger Bezirksverwaltung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS).

Das MfS war kein ziviler Geheimdienst, sondern gehörte zu den "bewaffneten Organen" der DDR, die als solche auch der Landesverteidigung zu dienen hatten. Das Ministerium war demnach streng militärisch organisiert: Jeder hauptamtliche Mitarbeiter hatte einen Dienstgrad, zivile Angestellte gab es seit 1986 gar nicht mehr (So hatten z. B. selbst Küchengehilfen den Rang eines Unterfeldwebels). Die militärische Aus- und Weiterbildung war fester Bestandteil jeder hauptamtlichen MfS-Laufbahn, zur Ausstattung jedes Arbeitsplatzes gehörte neben dem Schreibtisch auch ein Schrank mit einer kompletten militärischen Ausrüstung (Uniform, Schutzausrüstung, Schlafsack usw.). Eine Maschinenpistole und weitere Waffen wurden in Waffenkammern auf den Fluren der Dienstgebäude verwahrt. Für die Wartung und Ausgabe der militärischen Ausrüstung war die Abteilung Bewaffnung / Chemischer Dienst (BCD)zuständig. Darüber hinaus verfügte das Ministerium mit dem Wachregiment "Feliks E. Dzierzynski" über eine eigene militärische Formation. Das "Schild und Schwert der Partei", als das sich die Stasi selbst sah, war also bestens darauf vorbereitet, die Partei und ihre Diktatur notfalls auch mit Waffengewalt zu schützen.

Allein im Bereich der BVfS Leipzig wurde Ende 1989/Anfang 1990 folgende Bewaffnung sichergestellt: 947 Pistolen AP9, 2.997 Pistolen Makarow, 1.794 Maschinenpistolen, 76 Scharfschützengewehre, 115 Panzerbüchsen, 12 schwere Maschinengewehre, fast 2 Mio. Patronen Maschinenpistolenmunition, 500.000 Patronen Pistolenmunition, 8.060 Handgranaten RG0-5, 24 Panzerhandgranaten RKG-3M, 8.226 Granaten PG-7, 21 Schiffssprengpatronen, 31 kg plastischer Sprengstoff PLPN-10, 1.100 m Sprengschnur, 1.133 Sprengkapseln sowie 680 Sprengzünder.


Sammlung: Militärisches Gerät
Datierung: 1970er/80er Jahre
Hersteller: unbekannt
Maße: Dose: Breite: 8,2 cm; Höhe: 10,5 cm; Tiefe: 4 cm
Material: Dose: Kunststoff,
Flasche: Kunststoff,
Tupfer: Zellulose, Baumwolltüll
Farbe: Dose: grau,
Flasche: transparent,
Salbe: weiß,
Tupfer: weiß
Verwendung: Entgiftung






Jede Nutzung der Fotos, auch für private Zwecke, darf nur nach ausdrücklicher Zustimmung des Bürgerkomitees Leipzig e.V. bzw. des jeweiligen Fotografen erfolgen.
ausgedruckt am 28.03.2024