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Inventar-Nr: 10063/1
Objekt: Herrentasche


Herrentasche für versteckte Kleinbildkamera Robot Vollautomat Star II

Die Herrentasche aus rotbraunem Leder ist lediglich eine Attrappe: Sie diente als Versteck für eine Kamera des Typs Robot Vollautomat Star II. Durch einen Hebelmechanismus, der durch einfachen Druck auf die Rückseite der Tasche betätigt wurde, konnte die Kamera ausgelöst werden. Das Objektiv lag hinter dem verdunkelten Fenster im goldfarbenen, nicht zu öffnenden Verschluss, so dass von außen nichts darauf deutete, dass es sich um ein Gerät zur konspirativen Fotografie handelte. Die Tasche ließ sich bequem am Handgelenk tragen, so dass die Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) für eine Fotografie nichts weiter zu tun brauchten, als die Tasche ein wenig zu drücken. Im Stasi-Fachjargon handelte es sich bei der Tasche um eine "Fotomaske".

Die Kamera Robot Star verfügt über ein Xenon 1,9/40mm-Objektiv und einen Federaufzug, unten hat sie eine Stellschraube zur Befestigung auf dem Metalleinbau in der Tasche (vgl. auch andere Herrentaschen für versteckte Kameras). Zwar setzte das MfS für die konspirative Fotografie auch andere Kameras wie z. B. die schweizer Tessina und die russische F 21 ein, doch am besten waren die Robot-Kameras geeignet. Da diese jedoch Devisen kosteten, versuchte das MfS in den 1970er Jahren mit den selbst entwickelten Halbformatkameras HFK einen Ersatz zu schaffen, der jedoch nie adäquat gelang.

Verantwortlich für den auftragsgebundenen konspirativen Einsatz operativ-technischer Mittel und Methoden im MfS war die Abteilung 26, in deren Zuständigkeitsbereich unter anderem auch die Telefonüberwachung, der Einbau von Abhörtechnik und "Wanzen" sowie die Videoüberwachung in Räumen fiel. "Ausstatter" für derartige technische Ausrüstung innerhalb des Ministeriums für Staatssicherheit war der "Operativ-technische Sektor (OTS)", der Kameras in die unterschiedlichsten Behältnisse einbaute, z.B. in Zigarettenetuis, Einkaufsbeutel und sogar in falsche Bäuche. In den meisten Fällen fertigte die Abteilung von den Masken und Modellen jedoch nur Einzelstücke - eine Serienproduktion hätte die Tarnung gefährdet. Eingesetzt wurden die Kameras vor allem von den Mitarbeitern der Abteilung VIII (Beobachtung / Ermittlung) bei der konspirativen Beobachtung.

Die Tasche und die Kamera sind z.Zt. als Leihgaben in der Dauerausstellung im Deutschen Historischen Museum Berlin zu sehen.


Sammlung: Film und Fotografie
Datierung: 1984
Hersteller: unbekannt
Maße: Breite: 16 cm; Höhe: 22 cm; Tiefe: 7 cm
Material: Leder, Metall
Farbe: rotbraun, gold
Verwendung: Konspiratives Fotografieren von Personen und Situationen




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ausgedruckt am 29.03.2024