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Inventar-Nr: 10679
Objekt: Abzeichen


Qualifizierungsabzeichen für Kommandeure der Kampfgruppen der Arbeiterklasse

Die Militarisierung der Gesellschaft in der DDR setzte sich auch in den Betrieben und Verwaltungen fort. Dort stellte man die Kampfgruppen der Arbeiterklasse ("Arbeiterwehren") auf, eine zusätzliche bewaffnete Formation, die in den Anfangsjahren ihres Bestehens die volkseigenen Betriebe schützte und später im Kriegsfall zur "Heimatverteidigung" oder im Falle eines Bürgerkrieges gegen Aufständische eingesetzt werden sollte. Speziell für diese Formation wurden diverse Auszeichnungen, wie z.B. das Qualifizierungsabzeichen für Kommandeure der Kampfgruppen, gestiftet. Das goldfarbene pentagonale Abzeichen zeigt das Bildnis von Ernst Thälmann auf rotem Grund. Darunter befindet sich das Kampfgruppenemblem, eine Hand mit einem Karabiner und einer rot ausgelegten Fahne, umgeben von zwei Lorbeerzweigen.

Das Qualifizierungsabzeichen wurde ab 1984 an Kommandeure der Kampfgruppen vergeben, die ihre Ausbildung an der Zentralschule für Kampfgruppen (ZSfK) "Ernst Thälmann" in Schmerwitz, bis 1959 Zentralschule der Deutschen Volkspolizei (ZSDVP), erfolgreich absolvierten. Geschult durch Instrukteure der DVP betrug die Ausbildungszeit zwischen vier und zwölf Wochen, wobei die Qualifizierung während der Arbeitszeit erfolgte. Unterrichtet wurden die Lehrgangsteilnehmer u.a. in Taktik, militärischen Grundlagen (Schieß-, Schutz- und Nachrichtenausbildung, Versorgung usw.), Truppenführung, Methodik der Gefechtsausbildung und Marxismus-Leninismus (vgl. auch die Qualifikationsabzeichen des MdI ).

Den wohl bedeutendsten Einsatz in Ihrer Geschichte hatten die Kampfgruppen bei den Absperrmaßnahmen in Berlin in der Zeit vom 13. bis 23. August 1961, als deren Angehörige demonstrativ in den ersten Reihen stehend, die Sektorengrenze sicherten. Diese von der Führung der SED initiierte politisch-propagandistische Aktion sollte zeigen, das die Kampfgruppen-Angehörigen als "Kollegen und Nachbarn" anscheinend im Interesse des Allgemeinwohls die "sozialistischen Errungenschaften" und den Frieden gegen den imperialistischen Klassenfeind schützten. Sowohl bei den Sicherungsmaßnahmen beim Bau der Berliner Mauer, wie auch später an der Staatsgrenze West zur Bundesrepublik Deutschland arbeiteten die Verbände der Kampfgruppen eng mit der Grenzpolizei und den anderen bewaffneten Einheiten zusammen (vgl. alle Objekte zu den Kampfgruppen der Arbeiterklasse und zur DDR-Grenze).

Der vorgesehene und unmissverständlich angekündigte bewaffnete Einsatz der Kampfgruppen im Herbst 1989 fand hingegen nicht statt. Nur vereinzelt und meist in Zivil gingen Kampfgruppenangehörige gegen Demonstranten vor. Auch am 9. Oktober 1989 blieb der befürchtete Einsatzbefehl für die bewaffneten Kräfte aus. Die Staatsmacht musste angesichts der unerwarteten und friedlich demonstrierenden Menschenmenge kapitulieren. Wie die Hauptabteilung VII/7 des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), zuständig für die Überwachung der Kampfgruppen vermerkte, kam es in den ersten Oktobertagen auch vermehrt zu Austritten aus den Kampfgruppen sowie zu Einsatzverweigerungen. Viele der Kampfgruppenangehörigen wollten nicht gewaltsam gegen Freunde und Kollegen vorgehen.


Sammlung: Orden, Abzeichen
Datierung: 1984-1990
Hersteller: unbekannt
Maße: Höhe: 40 mm; Breite: 35 mm
Material: Eisen
Farbe: Abzeichen: gold,
Lackierung: rot, weiß
Verwendung: Auszeichnung




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ausgedruckt am 29.03.2024