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Inventar-Nr: 11259/2
Objekt: Objektiv


Sonderobjektiv SO-2.2B

Das Sonderobjektiv SO-2.2B diente dem Ministerium für Staatssicherheit (MfS) dazu, Personen im Dunkeln unbemerkt zu fotografieren. Dafür wurden diese mit einem Zielfernrohr anvisiert und das Objektiv per Laserentfernungsmessung scharfgestellt. Anschließend wurde ein Infrarot-Blitz gezündet.

Das Objektiv, eine Auftragsentwicklung des Operativ-technischen Sektors (OTS) des MfS beim VEB Carl Zeiss Jena, hat in etwa die Größe eines Schuhkartons und arbeitete im Bereich zwischen 10 und 40 Metern. Es wurde zusammen mit der in der fototechnischen Ausrüstung enthaltenen Geräuscharme Spiegelreflexkamera (GSK) eingesetzt. Zwischen 1986 und 1989 wurden nur 25 dieser Geräte hergestellt, jeweils zu einem Preis von ca. 215.000 (DDR-)Mark. Das Infrarot-Autofokusobjektiv besteht aus einem Zielfernrohr mit Strichplattenbeleuchtung, einem Infrarot-Laser, einer Empfangsoptik, sowie der Auswerte- und Auslöseelektronik. Über einen speziellen Anschluss konnte zudem ein Zusatzdisplay (Anzeigeadapter) angeschlossen werden, das die per Infrarot-Laser gemessene Entfernung zum Objekt anzeigte. Der dreistellige Vorwahldrehschalter unter dem Zielfernrohr diente der Messbereichsbegrenzung. Die Stromversorgung sicherten Batterien, die in einem Batteriebehälter aufbewahrt wurden. Im Zubehör für das Objektiv sind außerdem ein Infrarotfilter sowie ein Infrarotfilter mit Ansatz enthalten, die beide vorn auf das Objektiv aufgesetzt werden konnten.

Konspirative Überwachungsmethoden dieser Art fielen in den Verantwortungsbereich der Abteilung 26, die hauptsächlich auftragsgebunden, also vorrangig auf Anweisung anderer Abteilungen agierte. So benötigte beispielsweise die Linie VIII (Observation und Ermittlung) des MfS, die im Rahmen Operativer Vorgänge (OV) gegen Einzelpersonen oder Gruppen die konspirative Überwachung zu organisieren hatte, häufig die Unterstützung der Abteilung 26. Doch auch die Linie XX (Überwachung von Staatsapparat, Kirche, Kultur und Opposition) und die Linie II (Spionageabwehr) sowie andere Abteilungen wurden von der Abteilung 26 regelmäßig unterstützt. Neben den Geräuscharmen Spiegelreflexkameras (GSK) setzte das MfS u.a. auch Robot-, Tessina- und F 21-Kameras für die konspirative Fotografie ein (vgl. auch weitere Sonderobjektive).


Sammlung: Film und Fotografie
Datierung: 1986-1989
Hersteller: VEB Carl Zeiss Jena
Maße: Breite: 33 cm; Höhe: 18 cm; Tiefe: 24 cm
Material: Kunststoff, Metall
Farbe: schwarz
Verwendung: Konspiratives Fotografieren von Personen und Situationen




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ausgedruckt am 28.03.2024