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Inventar-Nr: 11259/3
Objekt: Kamera


Geräuscharme Spiegelreflexkamera (GSK) für das Sonderobjektiv SO-2.2B

Diese modifizierte Variante der Geräuscharmen Spiegelreflexkamera (GSK) ist Bestandteil einer fototechnischen Ausrüstung des Ministeriums für Staatssicherheit. Sie besitzt einen fest mit der Kamera verbundenen Motoraufzug aber keinen Folienspiegel und wurde zusammen mit dem Sonderobjektiv SO-2.2B eingesetzt. Mit dem Sonderobjektiv war es möglich, Personen im Dunkeln mit Hilfe eines Infrarot-Blitzes unbemerkt zu fotografieren.

Die Geräuscharme Spiegelreflexkamera (GSK) wurde im Auftrag des Operativ-technischen Sektors (OTS) des MfS beim VEB Pentacon Dresden seit Anfang der 1970er Jahre entwickelt und vom MfS als Universalkamera eingesetzt. Das Ministerium versuchte dadurch, eines der Hauptprobleme bei der konspirativen Fotografie in den Griff zu bekommen: Die verräterischen Geräusche durch den Auslöser und den Filmtransport. Technisch baute die GSK auf der Praktica L auf, sie hatte jedoch einen feststehenden halbdurchlässigen Folienspiegel, einen leiseren Motoraufzug und eine Zeitautomatik die auf der Technik der Praktica EE2 basiert. Seit 1977 wurden vermutlich 6.000 Stück hergestellt. Die GSK lässt sich mit diversen Zubehörteilen kombinieren, die Bezeichnung des Herstellers für das Kamerasystem war SR 899. Als Zubehör gibt es eine 17m-Kassette für 450 Aufnahmen, eine Datenrückwand, eine Datenkassette mit Digitaluhr zum Einbelichten der Uhrzeit oder einer Information, einen Grauwertindikator zum selbsttätigen Auslösen bei Helligkeitsveränderungen, ein Steuergerät, ein Stromversorgungsteil (Batterie oder Netzteil), einen Fernauslöser, einen Adapter und die notwendigen Verbindungskabel. An der GSK konnten verschiedene Sonderobjektive angebracht werden. Die Kamera wurde sowohl getarnt, beispielsweise in Aktentaschen, als auch aus mobilen und festen Beobachtungsstützpunkten verwendet. Für die konspirative Fotografie setzte das MfS z.B. aber auch Tessina-, Robot- und F 21-Kameras ein (vgl. auch weitere Sonderobjektive).

Konspirative Überwachungsmethoden dieser Art fielen in den Verantwortungsbereich der Abteilung 26, die hauptsächlich auftragsgebunden, also vorrangig auf Anweisung anderer Abteilungen agierte. So benötigte beispielsweise die Linie VIII (Observation und Ermittlung) des MfS, die im Rahmen Operativer Vorgänge (OV) gegen Einzelpersonen oder Gruppen die konspirative Überwachung zu organisieren hatte, häufig die Unterstützung der Abteilung 26. Doch auch die Linie XX (Überwachung von Staatsapparat, Kirche, Kultur und Opposition) und die Linie II (Spionageabwehr) sowie andere Abteilungen wurden von der Abteilung 26 regelmäßig unterstützt.


Sammlung: Film und Fotografie
Datierung: 1970er/80er Jahre
Hersteller: VEB Pentacon Dresden
Maße: Tiefe: 5 cm; Höhe: 16,5 cm; Breite: 16 cm
Material: Spiegelglas, Kunststoff, Metall
Farbe: silber, schwarz
Verwendung: Konspiratives Fotografieren von Personen und Situationen




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ausgedruckt am 28.03.2024