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Inventar-Nr: 14975
Objekt: Formular


Leitungskarte für Ask-Schaltauftrag

Diese Leitungskarte für Ask-Schaltaufträge - hier ein Blanko-Exemplar, wurde in der Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit (BVfS) gefunden. Es handelt sich dabei um eine Karteikarte, wie sie auch bei der Deutschen Post der DDR verwendet wurde. Vermutlich vermerkte darauf die für die Telefonüberwachung zuständige Abteilung 26 des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), an welchen Stellen sie Telefonleitungen anzapfte. Die Stasi legte sich als Doppelausführung Beschaltungskarteien an, die ständig aktualisiert und wahrscheinlich illegal kopiert wurden. Mit dem Ask-Schaltauftrag sollte vermutlich die Überwachung eines bestimmten Telefonanschlusses technisch eingerichtet werden. Die konspirative Anschaltung operativer Technik und das "Anzapfen" der Telefonleitungen wurde zumeist durch bei der Post arbeitende Inoffizielle Mitarbeiter (IM) der Stasi ausgeführt. Die Abteilung 26 führte diese Aufträge in der Regel für andere, "auftraggebende Diensteinheiten" aus - z.B. für die Linie XX, die u.a. für die Überwachung der Kirche zuständig war (vgl. auch andere Karteikarten).

Der Angriff auf die Telefonleitungen konnte an verschiedenen Stellen erfolgen, die sich auch auf der Leitungskarte wiederfinden: An "Hauptverteilern" (HVt) von Ortsvermittlungsstellen, an "Linienverzweigern" (LV), die in der Regel jeweils einen Stadtbezirk versorgten, an "Kabelverzweigern" (KV), an die mehrere Straßenzüge angeschlossen waren, sowie an "Endverzweigern" (EV), die ein bis drei Häuser mit dem Telefonnetz verbanden. Während Hauptverteiler kaum unbemerkt angezapft werden konnten, war die Manipulation von LV, KV und EV unkompliziert zu realisieren. Die Leitungen in den Verzweigerkästen wurden entweder durch einen einfachen Nadelkontakt, der durch die Isolierung geschoben wurde, oder durch Duplizierung der einzelnen Kabeladern an die Überwachung angeschlossen. Neben der genauen Stelle des Anschlusses konnten auf der Rückseite der Karte noch weitere Vermerke über "Schleifenwiderstand, Dämpfungen, Luftlinienentfernung u. ä." notiert werden.

Die Abteilung 26 des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) war nicht nur für die Telefonüberwachung zuständig, sondern für verschiedenste technische Überwachungsmaßnahmen - so auch für den Einsatz von "Wanzen" ("Auftrag B") und Videotechnik. Sie arbeitete dabei ausschließlich im Auftrag anderer Abteilungen, insbesondere der Linie VIII.


Sammlung: Formulare
Datierung: 1984
Hersteller: VV Spremberg
Maße: Breite: 14,8 cm; Höhe: 10,2 cm
Material: Papier
Farbe: Blatt: rosa,
Aufdruck: schwarz
Verwendung: Dokumentation, Abhören von Telefongesprächen





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ausgedruckt am 24.04.2024