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Inventar-Nr: 15344
Objekt: Petschaft


Petschaft des Bezirksarbeitsstabes Leipzig des Komitees zur Auflösung des Amtes für Nationale Sicherheit (Nummer 19)

Diese Petschaft gehörte einem Mitarbeiter des Bezirksarbeitsstabes Leipzig des Komitees zur Auflösung des ehemaligen Amtes für Nationale Sicherheit (AfNS). Sie trägt die Inschrift "· Bezirksarbeitsstab · Leipzig / 19". Ausgegeben wurden mehrere solcher Petschaften die alle mit einer eigenen Nummer, wie in diesem Fall mit der Nummer "19", versehen waren (vgl. alle Petschaften des Bezirksarbeitsstabes Leipzig). Sie dienten der Versiegelung von Räumen, Schränken oder Taschen. Für die Herstellung dieser Petschaften wurden sichergestellte Petschaften des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) verwendet, die abgeschliffen und an denen ein neu gravierter Metallstempel angeschraubt wurde. Einige dieser ehemaligen MfS-Petschaften übernahm auch das Bürgerkomitee Leipzig nach der Besetzung der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Leipzig, ließ sie ebenfalls abschleifen und neu gravieren (vgl. Petschaften mit neuer Gravur).

Auf Druck der Bürgerkomitees und des Widerstandes aus der Bevölkerung konnte der angestrebte Plan der Regierung Modrow, das AfNS aufzulösen und stattdessen ein Amt für Verfassungsschutz aufzubauen nicht mehr umgesetzt werden. Auf Drängen des "Runden Tisches" wird stattdessen am 8. Februar 1990 auf Ministerratsbeschluss ein staatliches "Komitee zur Auflösung des ehemaligen AfNS" gebildet, das als Nachlassverwalter die praktische Abwicklung des MfS/AfNS leiten sollte. Fast die Hälfte der Mitarbeiter des Komitees waren ehemalige MfS-Mitarbeiter, was zu Auseinandersetzungen führte, da die Bürgerkomitees die MfS-Auflösung nicht diesem selber überlassen wollten. In jedem Bezirk der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) wurden Bezirksarbeitsstäbe des Komitees gegründet. Unter deren Obhut sollte alles aufgefundene Stasi-Schriftgut unter Kontrolle der Bürgerkomitees in "Bezirksdepots" gesichert werden. Nach der ersten freien Volkskammerwahl in der DDR am 18. März 1990 wurde das Komitee dem neu gewählten Innenminister Peter-Michael Diestel unterstellt. Obwohl die Aktenvernichtung bereits seit Dezember 1989 durch den mutigen Einsatz der eilig gegründeten Bürgerkomitees größtenteils gestoppt werden konnte wurden mit Kenntnis von Diestel trotzdem auch weiterhin Stasi-Akten vernichtet. So wies z.B. der damalige Leiter des Komitees zur Auflösung des AfNS, Günter Eichhorn, den Bezirksarbeitsstab Leipzig an, Akten und Dokumente der Abteilung XV (Aufklärung) nach Berlin zu überführen, um sie dort zu vernichten. Das Bürgerkomitee Leipzig verweigerte jedoch die Herausgabe, unter anderem auch aufgrund fehlender rechtlicher Grundlage für diese Aktenvernichtung.


Sammlung: Sonstiges
Datierung: ab 08.02.1990
Hersteller: unbekannt
Maße: Durchmesser: 2,55 cm; Höhe: 1,55 cm
Material: Halterung: Aluminium,
Stempel: Buntmetall,
Ring: Eisen
Farbe: silber, messing
Verwendung: Versiegeln von Räumen, Schränken oder Taschen






Jede Nutzung der Fotos, auch für private Zwecke, darf nur nach ausdrücklicher Zustimmung des Bürgerkomitees Leipzig e.V. bzw. des jeweiligen Fotografen erfolgen.
ausgedruckt am 28.03.2024