Objekt- und Fotodatenbank Online im Museum in der Runden Ecke



Inventar-Nr: 15441
Objekt: Zerstäuber


Reizstoffsprühgerät KASR (Taschen-Aerosol-Zerstäuber)

Dieser in der Tschechoslowakei hergestellte "Taschen-Aerosol-Zerstäuber" stammt aus der Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit (BVfS), wo er im Verlauf der Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) im Winter 1989/90 von Angehörigen des Bürgerkomitees Leipzig in der "Runden Ecke" gefunden wurde. Er diente der schnellen Überwindung von Personen, die z.B. gegen ihre Verhaftung Widerstand leisteten oder anderweitig in den Augen der Staatssicherheit eine Gefahr bedeuteten. In das Gehäuse des Zerstäubers ist ein Druckbehälter ("Sprühpatrone") aus Aluminium mit Ausströmdüse eingesetzt, gefüllt war der Behälter ursprünglich mit einem Reizgas (CAF in einer Alkohollösung). Zerstäuber dieser Art wurden auch von den "Passkontrolleinheiten" (PKE) an den Grenzübergangsstellen (GÜST) bereitgehalten (vgl. auch einen Schlagstock, ein Elektroschockgerät sowie weitere Waffen).

Das MfS war kein ziviler Geheimdienst, sondern gehörte zu den "bewaffneten Organen" der DDR, die als solche auch der Landesverteidigung zu dienen hatten. Das Ministerium war demnach streng militärisch organisiert: Jeder hauptamtliche Mitarbeiter hatte einen Dienstgrad, zivile Angestellte gab es seit 1986 gar nicht mehr (So hatten z. B. selbst Küchengehilfen den Rang eines Unterfeldwebels). Die militärische Aus- und Weiterbildung war fester Bestandteil jeder hauptamtlichen MfS-Laufbahn, zur Ausstattung jedes Arbeitsplatzes gehörte neben dem Schreibtisch auch ein Schrank mit einer kompletten militärischen Ausrüstung (Uniform, Schutzausrüstung, Schlafsack usw.). Eine Maschinenpistole und weitere Waffen wurden in Waffenkammern auf den Fluren der Dienstgebäude verwahrt. Für die Wartung und Ausgabe der militärischen Ausrüstung war die Abteilung Bewaffnung / Chemischer Dienst (BCD)zuständig. Darüber hinaus verfügte das Ministerium mit dem Wachregiment "Feliks E. Dzierzynski" über eine eigene militärische Formation. Das "Schild und Schwert der Partei", als das sich die Stasi selbst sah, war also bestens darauf vorbereitet, die Partei und ihre Diktatur notfalls auch mit Waffengewalt zu schützen.

Allein im Bereich der BVfS Leipzig wurde Ende 1989/Anfang 1990 folgende Bewaffnung sichergestellt: 947 Pistolen AP9, 2.997 Pistolen Makarow, 1.794 Maschinenpistolen, 76 Scharfschützengewehre, 115 Panzerbüchsen, 12 schwere Maschinengewehre, fast 2 Mio. Patronen Maschinenpistolenmunition, 500.000 Patronen Pistolenmunition, 8.060 Handgranaten RG0-5, 24 Panzerhandgranaten RKG-3M, 8.226 Granaten PG-7, 21 Schiffssprengpatronen, 31 kg plastischer Sprengstoff PLPN-10, 1.100 m Sprengschnur, 1.133 Sprengkapseln sowie 680 Sprengzünder.


Sammlung: Waffen
Datierung: 1980er Jahre
Hersteller: Vyrabi Koh·I·Noor Praha
Maße: Länge: 15 cm; Durchmesser: 3,2 cm; Gewicht: 100 g
Material: Kunststoff, Aluminium
Farbe: Gehäuse: gelb,
Taste: schwarz,
Halterung: grau,
Patrone: silber
Verwendung: Bewaffnung






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ausgedruckt am 28.03.2024