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Inventar-Nr: 16835
Objekt: Schlagstock


Abdrängstock der Deutschen Volkspolizei

Der lange schwarze Abdräng- bzw. Schlagstock ("Gummiknüppel") war kein typisches Erscheinungsmerkmal der Deutschen Volkspolizei (DVP). Zusammen mit Einsatzhelm und Einsatzschild bildete er die "Sonderausrüstung" der VP-Bereitschaften, deren Einsatz ausdrücklich befohlen werden musste und die in Waffenkammern verwahrt wurde. Der Hartgummistab mit ausgebildetem Griff und Befestigungsring konnte am Schild befestigt werden. Während des Einsatzes umschloss die angebrachte Halteschlaufe aus Leder das Handgelenk, das Zubehör in Form einer Koppelschlaufe mit Karabinerhaken diente der Trageweise am Koppel. Der zweite Karabinerhaken gehört vermutlich nicht an diesen Schlagstock. Schon vorher wurde von den Polizeikräften auch ein kürzerer Schlagstock verwendet (vgl. alle Objekte zur "Sonderausrüstung" der DVP und für "Schutz- und Sicherungsmaßnahmen" allgemein).

In Leipzig wurde die "Sonderausrüstung" aus Schild, Helm und Schlagstock öffentlich während der Friedlichen Revolution erstmals am 2. Oktober 1989 eingesetzt, als Polizeikräfte nach dem montäglichen Friedensgebet in der Nikolaikirche äußerst brutal gegen 1.500 friedliche Demonstranten vorgingen die an der Thomaskirche wieder in die Innenstadt laufen wollten. Diese Erfahrung schürte die Sorge vieler DDR-Bürger, dass sich die Staats- und Parteiführung angesichts der immer größer werdenden Montagsdemonstrationen irgendwann für eine "chinesische Lösung" entscheiden könnte. Wenige Monate zuvor waren am 4. Juni 1989 die Studentenproteste auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Chinas Hauptstadt Peking blutig niedergeschlagen worden. Die SED-Führung hatte daraufhin die Anwendung von staatlicher Gewalt gegen das eigene Volk öffentlich gutgeheißen und die chinesische kommunistische Partei darin unterstützt.

Die Ausgabe, das Mitführen und der Einsatz von Schutzhelmen und Schutzschilden erfolgte auf der Grundlage der Anweisung Nr. 0162/74 des Ministers des Innern und Chefs der DVP über die Einführung von Schutzhelmen und Schutzschilden vom 3. Oktober 1974. In der Handhabung der "Sonderausrüstung" mit und ohne Schlagstock wurden die Angehörigen der Kasernierten Einheiten des Ministeriums des Innern (MdI), aber auch des Dienstzweiges Schutzpolizei sowie des Organs Strafvollzug ausgebildet.


Sammlung: Waffen
Datierung: 1980er Jahre
Hersteller: unbekannt
Material: Schlaufe: Leder,
Karabiner: Eisen,
Stock: Gummi
Farbe: Schlaufe: braun,
Stock: schwarz




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ausgedruckt am 28.03.2024