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Inventar-Nr: 17503
Objekt: Aufkleber


Werbeaufkleber der Partei des Demokratischen Sozialismus für die Wahlen zum Sächsischen Landtag 1990 "PDS. Pro Sachsen Demokratie Sozial"

Werbematerial der PDS in Form eines Aufklebers mit dem Slogan "Pro Sachsen Demokratie Sozial". Der Aufkleber (Kunststofffolie auf dünnem Karton) wurde vermutlich vor der Landtagswahl in Sachsen am 14. Oktober 1990 verteilt, der ersten Wahl des sächsischen Landtags seit der Wiederbegründung des Freistaates Sachsen infolge der Wiedervereinigung Deutschlands am 3. Oktober 1990. Die Neubildung der Länder in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) und die damit verbundene Schaffung föderaler Strukturen war eine Voraussetzung für den Vollzug der Deutschen Einheit. Bereits Ende Januar 1990 versuchte die SED-Nachfolgepartei das Thema der Landesgründung für ihre Zwecke zu instrumentalisieren und Einfluss auf die Bildung des Landes Sachsen zu nehmen. Es war der Versuch die personellen Strukturen der DDR-Zeit zu erhalten und die neuen politischen und oppositionellen Gruppen auszuschließen. Basisdemokratische Gruppen wehrten sich gegen die Versuche der alten politischen Machthaber, die Landesbildung nach ihren Vorstellungen zu dominieren. Gerade dieser Prozess wurde zu einer entscheidenden Kraftprobe zwischen alten und neuen Kräften. Obwohl sich als "sächsische Patrioten" darstellend, erwiesen sich die Postkommunisten zugleich als DDR-Nostalgiker. Ihrer Ansicht nach waren Sachsen und die anderen Länder auf dem DDR-Gebiet (Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Thüringen) das einzige, was von der DDR bleiben würde. Bei den Landtagswahlen in Sachsen erreichte die Listenvereinigung Linke Liste - PDS 10,2% und in Leipzig-Stadt 12,9%.

Noch bevor die Rufe nach der Deutschen Einheit bei den Massenkundgebungen während der Friedlichen Revolution 1989/90 immer lauter wurden, forderten Teilnehmer in den sächsischen Bezirken Dresden, Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) und Leipzig die Bildung des Landes Sachsen. Bereits ab November 1989 trugen Teilnehmer auf den Montagsdemonstrationen in Leipzig schwarz-rot-goldene Fahnen mit dem sächsischen Wappen und Transparente, deren Aufschriften sich auf die Wiedergründung des Freistaates Sachsen bezogen. Schon vor der Gründung der DDR hatte es fünf Länder gegeben, die nach dem 2. Weltkrieg in der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) entstanden, dann aber 1952 zugunsten eines Einheitsstaates aufgelöst und in 14 Bezirke gegliedert wurden. Anfang 1990 begann man sich auf nahezu allen Ebenen (in Arbeitsgruppen, Runden Tischen usw.) intensiv mit der Bildung des Landes Sachsen zu beschäftigen. Im Mai berief der Runde Tisch einen Landeskoordinierungsausschuss aller drei sächsischen Bezirke, dessen erarbeitete Strukturen Grundlage für den Aufbau der Regierungsministerien des Freistaates Sachsen wurden. Als Fortsetzung der Runden Tische in den drei Bezirken wurde am 12. Juli das Sächsische Forum gebildet, das als "Brücke zur Öffentlichkeit alle Schritte zur Bildung des Landes Sachsen begleiten, kontrollieren, diskutieren und der Öffentlichkeit bekanntmachen" sollte. Über das Sächsische Forum wurde auch der Entwurf der Landesverfassung ("Gohrischer Entwurf") der Öffentlichkeit als Diskussionsgrundlage vorgestellt. Mit dem am 22. Juli 1990 von der Volkskammer beschlossenen Ländereinführungsgesetz wandelte sich die zentralistische DDR in einen föderativen Staat mit fünf restituierten Ländern um. Elf Tage nach dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik fanden in den fünf ostdeutschen Ländern die Wahlen zu den Volksvertretungen statt. In Sachsen erreichte die CDU mit 53,8% die absolute Mehrheit (in Leipzig 39,3%). Zum ersten Ministerpräsidenten des neu gegründeten Freistaates Sachsen wurde der bundesdeutsche CDU-Politiker Prof. Dr. Kurt Biedenkopf gewählt (vgl. unterschiedliche Wahlwerbung).


Sammlung: Sonstiges
Datierung: 14.10.1990
Hersteller: Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS)
Maße: Breite: 110 mm; Länge: 59 mm
Material: Papier, Kunststoff
Farbe: Folie: weiß,
Aufdruck: rot, schwarz
Verwendung: Wahlwerbung




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ausgedruckt am 29.03.2024