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Inventar-Nr: 17741
Objekt: Handzettel


Wahlflugblatt des Bundes Freier Demokraten für die Wahlen zur Volkskammer 1990 "Wenn Sie die Wahl hätten: Wen würden Sie wählen? Kohl, Lafontaine oder Hans-Dietrich Genscher?"

Dieses in der Mitte gefaltete Flugblatt des "Bund Freier Demokraten" (BFD) wurde kurz vor den ersten freien Wahlen zur Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) am 18. März 1990 auf den Montagsdemonstrationen in Leipzig verteilt. Der BFD war ein Wahlbündnis, zu dem sich am 12. Februar 1990 mit Unterstützung der West-FDP die drei liberalen Parteien in der DDR, LDP, FDP und Deutsche Forumpartei (DFP) - die aus der Bürgerbewegung Neues Forum hervor ging - zusammengeschlossen hatten. Das Wahlbündnis, das sich auch als "liberale Kraft der Mitte" verstand, nannte sich auch "Die Liberalen". Durch eine Bündelung der bürgerlich-liberalen Kräfte erhoffte sich der BFD, ähnlich wie die "Allianz für Deutschland", bessere Chancen bei der Wahl. Auf dem Flugblatt erklärte sich die West-FDP als die Partei, die für die Erfolge in der Wirtschafts- und Außenpolitik der Bundesrepublik stand und daher als Hauptziele Der Liberalen, die rasche Einführung der sozialen Marktwirtschaft und die schnelle Herstellung der deutschen Einheit, benannte. Die politischen Gegner, vor allem die PDS und die SPD, wurden auf dem Flugblatt hingegen scharf angegriffen. Der BFD erreichte bei den Wahlen DDR-weit 5,28% und in Leipzig-Stadt 6,07% (vgl. auch Wahlwerbung für die Kommunalwahlen 1990).

Seit Anfang 1990 wurden die Leipziger Montagsdemonstrationen vermehrt als Wahlkampfbühne genutzt, wodurch sich deren Charakter veränderte. Zahlreiche bundesdeutsche Politiker traten im Wahlkampf auf und sprachen in Leipzig vor Zehntausenden. Kurz vor den Volkskammerwahlen blieben jedoch die Anhänger der Allianz für Deutschland auf den Montagsdemonstrationen zunehmend unter sich. Zwei Tage vor der Wahl (16. März) reiste auch Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher nach Leipzig und sprach auf der Wahlkampfkundgebung des BFD auf dem Georgi-Dimitroff-Platz (heute Simsonplatz) zu den Bürgern. Damit wurde der Wahlkampf in der Stadt abgeschlossen. Am 18. März 1990 feierte die Ost-CDU mit ihrem Spitzenkandidaten Lothar de Maiziére mit 40,91% einen überlegenen Wahlsieg (in Leipzig-Stadt 28,69%). Mit über 48% errang die Allianz für Deutschland fast die Hälfte der abgegebenen Stimmen. Trotz eines verglichen mit dem DDR-weiten Gesamtergebnis besseren Resultats für die vor der Wahl favorisierte SPD errang auch in Leipzig-Stadt die Allianz mit 42,07% eine deutliche Mehrheit. Die zur Wahl angetretenen Bürgerrechtsgruppierungen, die sich im Bündnis 90 zusammengeschlossen und maßgeblich die friedliche Revolution mit initiiert hatten, gingen dagegen mit knapp 3% weitestgehend leer aus (in Leipzig-Stadt 5,27%). Mit diesem Ergebnis und der außerordentlich hohen Wahlbeteiligung von mehr als 93% (in Leipzig-Stadt knapp 91%) war die Wahl eine Volksabstimmung für einen schnellen Weg zur Deutschen Einheit und der raschen Einführung der D-Mark. Mit der ersten freien Wahl endeten auch die Montagsdemonstrationen in Leipzig (vgl. unterschiedliche Wahlwerbung).


Sammlung: Plakatsammlung
Datierung: 18.03.1990
Hersteller: Bund Freier Demokraten
Maße: Breite: 14,9 cm; Länge: 20,9 cm
Material: Papier
Farbe: Blatt: weiß,
Aufdruck: gelb, blau, schwarz
Verwendung: Information, Wahlwerbung





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ausgedruckt am 28.03.2024