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Inventar-Nr: 17848
Objekt: Transparent


Transparent "NEUES FORUM. VOLKSBEWEGUNG ZUR BEFÖRDERUNG POLITISCHEN DENKENS UND HANDELNS" und "NEUES FORUM. VOLKSBEWEGUNG GEGEN DAS REDUZIERTE MENSCHENBILD"

Das weiß angestrichene Pappschild mit den blau gemalten neunzeiligen Aufschriften "NEUES FORUM VOLKSBEWEGUNG ZUR BEFÖRDERUNG POLITISCHEN DENKENS UND HANDELNS" (Vorderseite) und "NEUES FORUM VOLKSBEWEGUNG GEGEN DAS REDUZIERTE MENSCHEN BILD" (Rückseite) stammt aus der Zeit der Friedlichen Revolution und wurde am Abend des 17. November 1989 von Roland Steckel, seiner Frau und Jochen Läßig angefertigt und einen Tag später auf der ersten genehmigten Kundgebung der Bürgerinitiative Neues Forum sowie auf der Montagsdemonstration am 20. November getragen. Die beidseitig angebrachte Darstellung auf dem Transparent - ein gestreckter Arm mit drei erhobenen Fingern an der Hand - war ein Vorschlag der Gestalter, der Bürgerbewegung auch ein prägnantes Symbol zu geben. Die Tragestange an der das Transparent befestigt war ist nicht mehr vorhanden (vgl. alle Transparente von Roland Steckel).

Nicht nur auf den Montagsdemonstrationen und Dialogveranstaltungen - unmittelbar nach der Massendemonstration vom 9. Oktober 1989 in Leipzig setzte die SED auf das Zauberwort "Dialog", um die Lage im Land zu beruhigen - brachten die Leipziger im "Herbst ´89" ihre neu gewonnene Mündigkeit zum Ausdruck. Wie überall in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) war schlagartig eine Öffentlichkeit entstanden. Die aktuellen Themen Wiedervereinigung, Entmachtung der SED, Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) oder Demokratisierung der Gesellschaft wurden allerorts diskutiert. Nachdem das Neue Forum am 8. November 1989 als politische Kraft offiziell anerkannt worden war, rief es für den Sonnabend, den 18. November, zu seiner ersten Kundgebung auf dem Georgi-Dimitroff-Platz (heute Simsonplatz) in Leipzig auf. In einem Schreiben vom 11. November lud der Sprecher des Neuen Forums Leipzig Michael Arnold den Generalsekretär des Zentralkomitee (ZK) der SED, Egon Krenz, ein, auf der Kundgebung als Redner aufzutreten. Dieser nahm aber die Einladung nicht an. An dem Ort, an dem eine Woche vorher die SED nur etwa 6.000 Sympathisanten mobilisieren konnte, versammelten sich jetzt weit über 10.000 Anhänger des Neuen Forums. Die inzwischen legalisierte Opposition war endgültig in der Öffentlichkeit präsent. Die Reden auf der Kundgebung wiesen ein breites Themenspektrum politischer Forderungen auf. Einige der Redner forderten die Kontrolle und Auflösung der Staatssicherheit (vgl. dazu auch die spätere Entstehung des Bürgerkomitee Leipzig), andere griffen den Machtanspruch der SED an und forderten weit reichende Reformen. Weitere Forderungen waren freie und geheime Wahlen mit Beteiligung der neu entstehenden Gruppen und Parteien sowie unabhängige Medien. Im Keller des "academixer" (Leipziger Kabarett) fand an diesem Tag auch eine Kunstauktion zugunsten des Neuen Forums statt.


Sammlung: Transparente
Datierung: 17.11.1989-20.11.1989
Hersteller: Roland Steckel, Jochen Läßig
Maße: Breite: 71 cm; Länge: 98 cm
Material: Pappe
Farbe: Unterlage: weiß,
Aufschrift: blau
Verwendung: Protest und Demonstrationen





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ausgedruckt am 28.03.2024