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Inventar-Nr: 17882
Objekt: Aufkleber


Aufkleber "LEIPZIG Heldenstadt der DDR"

Dieser Aufkleber entstand in Würdigung der maßgeblichen Rolle Leipzigs während der Friedlichen Revolution im Herbst ´89 und sollte an die Massenproteste erinnern, die letztendlich zum Sturz des SED-Regimes führten. Der farbige Aufkleber (Kunststofffolie auf dünnem Karton) stammt vermutlich von Anfang der 1990er Jahre (vgl. auch weitere Aufkleber in Erinnerung an den Herbst ´89 sowie einige "Wahlwerbeaufkleber" und einen DAZ-Werbeaufkleber von 1990).

Leipzig als "Heldenstadt der DDR" zu bezeichnen ging auf eine Anregung des Schriftstellers Christoph Hein zurück. Dieser hielt am 4. November 1989 auf der Abschlussveranstaltung nach der bis dahin größten Massendemonstration in der Geschichte der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) auf dem Ost-Berliner Alexanderplatz eine Rede, in der er vorschlug, Leipzig zur Heldenstadt zu ernennen. Die Großdemonstration an der mehr als eine halbe Million Menschen teilgenommen hatten, war von Künstlern initiiert, offiziell beantragt und genehmigt worden. Auch das DDR-Fernsehen berichtete live. Neben Hein sprachen auf der Abschlussveranstaltung u.a. auch die Schriftsteller/in Christa Wolf und Stefan Heym sowie die Schauspieler/in Steffi Spira und Ulrich Mühe. Weitere Redner wie der als "Wendehals" beschimpfte Vorsitzende der LDPD Manfred Gerlach oder der frühere Leiter der Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) und stellvertretende Minister für Staatssicherheit Markus Wolf stießen auf starke Vorbehalte und Ablehnung. Vor allem der Berliner Generalsekretär der SED Günter Schabowski wurde während seiner Rede mehrfach ausgepfiffen. Viele Leipziger griffen die Anregung von Christoph Hein auf, Leipzig als Heldenstadt zu bezeichnen und ergänzten beispielsweise Ende 1989 das Ortseingangsschild von Leipzig am Monarchenhügel mit der Aufschrift "HELDENSTADT DER DDR" (vgl. auch Transparente mit der Aufschrift "Heldenstadt Leipzig").

Auszug aus der Rede von Christoph Hein:
"[...] Und noch ein Wort. Der Erfolg hat bekanntlich viele Väter. Offenbar glauben viele, die Veränderungen in der DDR sind schon erfolgreich, denn es melden sich jetzt viele Väter dieses Erfolgs, merkwürdige Väter. Bis hoch in die Spitzen des Staates. Aber ich denke, unser Gedächtnis ist nicht so schlecht, dass wir nicht wissen, wer damit begann, die übermächtigen Strukturen aufzubrechen, wer den Schlaf der Vernunft beendete. Es war die Vernunft der Straße, die Demonstrationen des Volkes. Ohne diese Demonstrationen wäre die Regierung nicht verändert worden, könnte die Arbeit, die gerade beginnt, nicht erfolgen. Und da ist an erster Stelle Leipzig zu nennen. Ich meine, der Oberbürgermeister unserer Stadt sollte im Namen der Bürger Berlins, da wir alle mal hier zusammenstehen, dem Staatsrat und der Volkskammer vorschlagen, die Stadt Leipzig zur Heldenstadt der DDR zu ernennen. [...]"


Sammlung: Sonstiges
Datierung: 1990er Jahre
Hersteller: Jac Ecoplus
Maße: Breite: 121 mm; Länge: 80 mm
Material: Papier, Kunststoff
Farbe: Folie: weiß,
Aufdruck: schwarz, rot, gelb
Verwendung: Erinnerung, Werbung, Souvenir




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ausgedruckt am 20.04.2024