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Inventar-Nr: 33066
Objekt: Boiler


Warmwasserbereiter

Dieser Warmwasserbereiter (Boiler) mit einem Fassungsvermögen von 300 Litern aus der ehemaligen Ausweichführungsstelle (AfüSt) des Leiters der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Leipzig (Bunker bei Machern) diente der Erwärmung des Trinkwassers. Er ist im Wasserwerk des Bunkers installiert. Der vom VEB Behälterbau Neuruppin hergestellte zylinderförmige graue Kessel lagert der Länge nach auf einem rechteckigem Gestell und ist an die Wasserleitungen, welche bis in die Vorschleuse des Bunkers reichten, sowie an die Stromversorgung angeschlossen. Die runden Seitenwände des Stahlgehäuses sind mit Schrauben an den Kessel moniert. Während an der linken Seite zwei Stromanschlüsse für die Heizung und den Betriebsschalter angebracht sind, befinden sich oben auf dem Kessel ein Wasserzu- und ein Wasserablaufhahn.

Bei Notstrombetrieb im Bunker durfte der Warmwasserbereiter nicht genutzt werden, um mit den Ressourcen haushalten zu können. Der erzeugte Notstrom sollte dann vor allem dem Einsatz der Nachrichtentechnik dienen, da der Nachrichtenzentrale auch in solch einem Fall das gleiche Energiebudget wie bei normaler Stromversorgung mit Anbindung an das Landesnetz, zur Verfügung stehen sollte. Alle anderen Arbeitsbereiche, so auch das Wasserwerk, wären in ihrem Energiehaushalt minimiert worden.

Die Wasserversorgung innerhalb des Bunkers war bei voller Belegung im Ernstfall elementar. Wie bei allen anderen lebensnotwendigen Versorgungseinrichtungen, war auch die Nutzung des Wassers für die verschiedenen Betriebsweisen in drei unterschiedlichen Versorgungsstufen vorgesehen. Das Brunnenwasser konnte bei normaler Einspeisung über einen Druckkessel mittels dieses Warmwasserbereiters erwärmt werden. Ein Reservebehälter sollte bei Betriebsweise II, das heißt bei drohender Gefahr von Kampfstoffen in der Außenwelt, mit Trinkwasser aus dem Tiefbrunnen gefüllt werden. Damit hätte eine Trinkwasserreserve von 3.000 Litern zur Verfügung gestanden. Bei tatsächlichem Kontakt der Außenwelt mit Kampfstoffen wäre kein Brunnenwasser, sondern nur noch die Trinkwasserreserve genutzt worden. Im Fall der Verwendung der Trinkwasserreserve wäre der sonst berechnete normale Trinkwasserverbrauch von 35 Litern pro Person und Tag auf 5 Liter pro Person dezimiert worden. Zur Kontrolle und Aufrechterhaltung der Wasserqualität standen dem Ministerium für Staatssicherheit (MfS) im Bunker auch noch ein Analytikschrank und eine Wasserfilterstation zur Verfügung. Außerdem wurde im Wasserwerk des Bunkers ein großer Vorrat an Chemikalien (Chlor usw.) bereitgehalten, um verunreinigtes Wasser reinigen zu können.

Noch vor Beginn der Arbeiten an dem eigentlichen Stasi-Bunker, also vor dem ersten Erdaushub für das Bauwerk, wurden bereits zwei Tiefbrunnen gebohrt. Bei dem zuerst erstellten Brunnen stellte sich schnell heraus, dass er über den Grundwasserspiegel hinaus, also zu tief, gebohrt worden ist. An dem ein Jahr später gebohrten Brunnen orientierte sich letztendlich auch die "Grundsteinlegung" des Bunkers vom Typ 1/15.



Sammlung: Technisches Arbeitsgerät
Datierung: 1980
Hersteller: VEB Behälterbau Neuruppin
Maße: Behälter: Durchmesser: 60 cm; Länge: 200 cm;
Gestell: Breite: 118 cm; Höhe: 48 cm; Tiefe: 70 cm
Material: Metall
Farbe: Behälter: grau,
Gestell: beige
Verwendung: Wasseraufbereitung




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ausgedruckt am 28.03.2024