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Inventar-Nr: 33067
Objekt: Behälter


Druckkessel

Dieser Druckkessel (Hydrophor) mit einem Fassungsvermögen von 850 Litern aus der ehemaligen Ausweichführungsstelle (AfüSt) des Leiters der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Leipzig (Bunker bei Machern) sollte die Versorgung der Bunkerbelegschaft mit Brunnenwasser sicherstellen. Der vom VEB Kombinat Nagema, Behälter- und Maschinenbau Mittweida hergestellte Druckkessel mit angeschlossener motorbetriebener Pumpe ist im Wasserwerk des Bunkers, senkrecht auf drei Füßen stehend, installiert. Er besitzt unten jeweils einen Wasserzu- und einen -ablauf und ein Messröhrchen aus Glas das der Kontrolle des Druckes dient und sich hinter einem als Schutz angebrachten Gitter befindet. Die Wasserentnahme aus dem Kessel kann durch zwei Messinghähne reguliert werden. Auf dem Kessel ist die weiße Kreidebeschriftung "85.0 ltr. Brunnen 2" zu lesen.

Derartige Druckbehälter, auch als Windkessel bekannt, werden häufig als Pumpanlage von Tiefbrunnen genutzt. Im unteren Bereich des Behälters befindet sich das eingespeiste Wasser. Der darüber liegende leere Bereich wird über einen Zulauf aus einer mit einem Gummischlauch angekoppelten Druckluftflasche unter Druck gesetzt. In diesem Bereich bildet sich eine Druckreserve für das zu entnehmende Wasser. Mit steigendem Wasserpegel im Kessels wird der Druck erhöht. Somit kann eine ständige Pumpennutzung zur Aufrechterhaltung des Systemdruckes umgangen werden und es wird weniger Strom benötigt.

Die Wasserversorgung innerhalb des Bunkers war bei voller Belegung im Ernstfall elementar. Wie bei allen anderen lebensnotwendigen Versorgungseinrichtungen, war auch die Nutzung des Wassers für die verschiedenen Betriebsweisen in drei unterschiedlichen Versorgungsstufen vorgesehen. Das Brunnenwasser konnte bei normaler Einspeisung über diesen Druckkessel mittels Boiler erwärmt werden. Ein Reservebehälter sollte bei Betriebsweise II, das heißt bei drohender Gefahr von Kampfstoffen in der Außenwelt, mit Trinkwasser aus dem Tiefbrunnen gefüllt werden. Damit hätte eine Trinkwasserreserve von 3.000 Litern zur Verfügung gestanden. Bei tatsächlichem Kontakt der Außenwelt mit Kampfstoffen wäre kein Brunnenwasser, sondern nur noch die Trinkwasserreserve genutzt worden. Im Fall der Verwendung der Trinkwasserreserve wäre der sonst berechnete normale Trinkwasserverbrauch von 35 Litern pro Person und Tag auf 5 Liter pro Person dezimiert worden. Zur Kontrolle und Aufrechterhaltung der Wasserqualität standen dem Ministerium für Staatssicherheit (MfS) im Bunker auch noch ein Analytikschrank und eine Wasserfilterstation zur Verfügung. Außerdem wurde im Wasserwerk des Bunkers ein großer Vorrat an Chemikalien (Chlor usw.) bereitgehalten, um verunreinigtes Wasser reinigen zu können.

Noch vor Beginn der Arbeiten an dem eigentlichen Stasi-Bunker, also vor dem ersten Erdaushub für das Bauwerk, wurden bereits zwei Tiefbrunnen gebohrt. Bei dem zuerst erstellten Brunnen stellte sich schnell heraus, dass er über den Grundwasserspiegel hinaus, also zu tief, gebohrt worden ist. An dem ein Jahr später gebohrten Brunnen orientierte sich letztendlich auch die "Grundsteinlegung" des Bunkers vom Typ 1/15.



Sammlung: Technisches Arbeitsgerät
Datierung: 1979
Hersteller: VEB Kombinat Nagema, Behälter- und Maschinenbau Mittweida
Maße: Höhe: 195 cm; Durchmesser: 100 cm
Material: Metall
Farbe: Behälter: grau,
Bedienteil: gelb
Verwendung: Wasseraufbereitung




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ausgedruckt am 25.04.2024