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Inventar-Nr: B00024
Objekt: Miniaturbuch


Miniaturbuch "Christen"
Leben und Wirken in der DDR

Das in beigefarbenes Leder gebundene und im Pappschuber aufbewahrte Minibuch vermittelt anhand von zahlreichen Schwarz-Weiß- und Farbabbildungen die Geschichte und den Alltag der evangelischen und katholischen Kirchen und Gemeinden in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Goldfarben eingerahmt ist auf dem Buchdeckel der Titel in Gold zu lesen, ebenso, nur blau unterlegt auf dem Buchrücken. Der Schuber ist mit einem fortlaufenden Ornament bedruckt. Obwohl in der Verfassung der DDR die Religionsfreiheit festgeschrieben war und formal auch gewährt wurde, war das Verhältnis von Staat und Kirche sehr gespannt. Die Auffassungen der Kirche entsprachen nicht der Staatsideologie, dem atheistisch geprägten Marxismus-Leninismus, der ein Verschwinden der Religion auf dem Weg zum Kommunismus forderte. Umso unglaubwürdiger liest sich der Einführungstext des Minibuches, der u.a. das gewachsene und bewährte "freundschaftliche und vertrauensvolle Verhältnis zwischen Marxisten und Christen" seit Zerschlagung des Hitlerfaschismus beschwört. Es wird der Eindruck erweckt, das der Staat der große Unterstützer der Kirchen gewesen sei. Obwohl diese relativ eigenständig handeln konnten wurden sie z.B. durch die Hauptabteilung XX das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) argwöhnisch überwacht.

Viele dieser kleinen buchkünstlerisch gelungenen Ausgaben der Buchproduktion der DDR waren beliebte Geschenke und heiß begehrte Objekte leidenschaftlicher Sammler - zumeist überstieg die Nachfrage stets das Angebot, kamen doch viele Ausgaben gar nicht erst in den Buchhandel. Herausgeber vieler Titel waren oft staatliche Behörden, Einrichtungen und gesellschaftliche Organisationen, die solche Miniaturbücher als Ehrengeschenke oder als besondere Auszeichnung an ihre Mitarbeiter und Mitglieder oder aber auch untereinander vergaben. Das Repertoire dieser Ausgaben erschöpfte sich dann hauptsächlich in politischen Schriften, Agitationstexten und Propagandamaterialien. Auch im Ministerium für Staatssicherheit (MfS) war es Brauch, das zu besonderen Anlässen und für hervorragende Verdienste die hauptamtlichen Mitarbeiter, die Inoffiziellen Mitarbeiter (IM) und die gesellschaftlichen Kräfte (z.B. GMS) zum Teil mit den kleinen Büchern ausgezeichnet worden. Gleiches gilt für Personen, mit denen das MfS im Rahmen des "Politisch-operativen Zusammenwirkens" (POZW) Kontakt hielt, auch sie bekamen als Ehrengabe sehr oft eines der in geringen Auflagen gefertigten Büchlein. Anlässlich des 40. Jahrestages des MfS im Februar 1990 sollte von Erich Mielke persönlich die dreibändige Ausgabe "Aktivisten der 1. Stunde" an einen kleinen ausgesuchten Personenkreis überreicht werden. Die Auflösung des MfS verhinderte dies jedoch. Viele dieser als Auszeichnung bestimmten Ausgaben waren mit Goldschnitten versehen, teilweise signiert, mit einer Urkunde ausgestattet oder zusammen mit einer Medaille in einem Etui oder in einer Schmuckkassette eingelegt. Auch die in Kleinstauflagen gefertigten internen Dienstausgaben einiger Dienststellen der bewaffneten Organe der DDR wurden als Erinnerungs- oder Gastgeschenke, wenn auch nur an einen sehr kleinen und ausgewählten Personenkreis, ausgegeben. Einige durch die Verwaltung Aufklärung der Nationalen Volksarmee (NVA) herausgegebene interne Dienstausgaben erhielten z.B. nur Parteifunktionäre, Angehörige der Hauptverwaltung Aufklärung des MfS oder hohe ausländische Offiziere der Bruderorgane (vgl. alle Miniaturbücher).


Sammlung: Buch
Hersteller: Offizin Andersen Nexö, Graphischer Großbetrieb Leipzig
Maße: Buch: Länge: 57 mm; Breite: 57 mm; Höhe: 25 mm;
Buchblock: Länge: 53 mm; Breite: 53 mm;
Schuber: Breite: 27 mm; Höhe: 62 mm; Tiefe: 62 mm
Material: Schuber: Pappe,
Buchblock: Papier,
Einband: Leder, Pappe
Farbe: Schuber: gelb, blau, beige,
Einband: gold, blau, beige

Verlag: Offizin Andersen Nexö Leipzig
Erscheinungsjahr: 1985
Erscheinungsort: Leipzig
Auflage: 1. Auflage
Umfang: 410 S.




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ausgedruckt am 19.04.2024