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Inventar-Nr: B00028
Objekt: Miniaturbuch


Miniaturbuch "1. Mai"
Plakate, Postkarten, Pressegrafik 1890 - 1983

Bei diesem kleinen in hellgraues Leder gebundenen und im Pappschuber aufbewahrten Minibuch handelt es sich um einen Bildband. Er zeigt eine Auswahl von Plakaten, Karten, Zeitungen und Zeitschriften aus über 90 Jahren revolutionärer Arbeiterbewegung, die den 1. Mai als Motiv haben. Abgebildet sind Arbeiten aus dem Zeitraum 1890 bis 1983. Eingerahmt zieren eine rote Nelke als Zeichen des 1. Mai und die Aufschrift "Maiplakate" den Buchdeckel, ein Motiv welches sich auch auf dem roten Schuber wiederholt. Der gleiche Kurztitel ist noch einmal in Schwarz und rot unterlegt auf dem Buchrücken zu lesen. Einen historischen Rückblick auf den "Festtag der Arbeiterklasse" gibt der kurze und in fünf Sprachen verfasste Einführungstext. Im propagandistisch-revolutionären Sprachduktus wird u.a. darauf verwiesen, das die in dem Buch zusammengetragene Auswahl der künstlerischen Werke als "Teil der Kultur der Arbeiterklasse und wirksame Waffen ihrer Agitation" zu sehen sind. Die Unterschiede in der Auffassung und der Durchführung des Feiertages in den kapitalistischen und den sozialistischen Ländern werden, natürlich im Sinne der antiimperialistischen Weltanschauung, hervorgehoben.

Viele dieser kleinen buchkünstlerisch gelungenen Ausgaben der Buchproduktion der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) waren beliebte Geschenke und heiß begehrte Objekte leidenschaftlicher Sammler - zumeist überstieg die Nachfrage stets das Angebot, kamen doch viele Ausgaben gar nicht erst in den Buchhandel. Herausgeber vieler Titel waren oft staatliche Behörden, Einrichtungen und gesellschaftliche Organisationen, die solche Miniaturbücher als Ehrengeschenke oder als besondere Auszeichnung an ihre Mitarbeiter und Mitglieder oder aber auch untereinander vergaben. Das Repertoire dieser Ausgaben erschöpfte sich dann hauptsächlich in politischen Schriften, Agitationstexten und Propagandamaterialien. Auch im Ministerium für Staatssicherheit (MfS) war es Brauch, das zu besonderen Anlässen und für hervorragende Verdienste die hauptamtlichen Mitarbeiter, die Inoffiziellen Mitarbeiter (IM) und die gesellschaftlichen Kräfte (z.B. GMS) zum Teil mit den kleinen Büchern ausgezeichnet worden. Gleiches gilt für Personen, mit denen das MfS im Rahmen des "Politisch-operativen Zusammenwirkens" (POZW) Kontakt hielt, auch sie bekamen als Ehrengabe sehr oft eines der in geringen Auflagen gefertigten Büchlein. Anlässlich des 40. Jahrestages des MfS im Februar 1990 sollte von Erich Mielke persönlich die dreibändige Ausgabe "Aktivisten der 1. Stunde" an einen kleinen ausgesuchten Personenkreis überreicht werden. Die Auflösung des MfS verhinderte dies jedoch. Viele dieser als Auszeichnung bestimmten Ausgaben waren mit Goldschnitten versehen, teilweise signiert, mit einer Urkunde ausgestattet oder zusammen mit einer Medaille in einem Etui oder in einer Schmuckkassette eingelegt. Auch die in Kleinstauflagen gefertigten internen Dienstausgaben einiger Dienststellen der bewaffneten Organe der DDR wurden als Erinnerungs- oder Gastgeschenke, wenn auch nur an einen sehr kleinen und ausgewählten Personenkreis, ausgegeben. Einige durch die Verwaltung Aufklärung der Nationalen Volksarmee (NVA) herausgegebene interne Dienstausgaben erhielten z.B. nur Parteifunktionäre, Angehörige der Hauptverwaltung Aufklärung des MfS oder hohe ausländische Offiziere der Bruderorgane (vgl. alle Miniaturbücher).



Sammlung: Buch
Hersteller: Offizin Andersen Nexö, Graphischer Großbetrieb Leipzig
Maße: Buch: Länge: 100 mm; Breite: 75 mm; Höhe: 19 mm;
Buchblock: Länge: 95 mm; Breite: 65 mm;
Schuber: Breite: 20 mm; Höhe: 106 mm; Tiefe: 72 mm
Material: Schuber: Pappe,
Buchblock: Papier,
Einband: Leder, Pappe
Farbe: Schuber: weiß, braun, rot,
Einband: schwarz, rot, hellgrau

Autor/Herausgeber: Sommermeier, Joachim
Seifert, Peter
Dorfstecher, Ilse-Maria
Verlag: Offizin Andersen Nexö Leipzig
Erscheinungsjahr: 1983
Erscheinungsort: Leipzig
Auflage: 1. Auflage
Umfang: 272 S.




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ausgedruckt am 19.04.2024