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Inventar-Nr: B00840
Objekt: Buch


Dokumentation "Mit tschekistischem Gruss"
Berichte der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Potsdam 1989

Die als Broschur erschienene Dokumentation "Mit tschekistischem Gruss" wurde Ende 1990 herausgegeben. Ähnlich der bereits im Frühjahr 1990 unter großer Beachtung veröffentlichten Dokumentation "Ich liebe euch doch alle!" war es Anliegen der Herausgeber, eine entsprechende Publikation mit Materialien der Potsdamer Bezirksverwaltung für Staatssicherheit (BVfS) zu erstellen. In der Folgezeit der Besetzungen der Bezirksverwaltungen für Staatssicherheit (BVfS) durch Vertreter der Bürgerbewegung und der Gründung von Bürgerkomitees (vgl. Bürgerkomitee Leipzig) war der Umgang mit dem "Erbe" der Stasi, den vielen Karteien und insbesondere den Akten, ein bestimmendes Thema. Die kontrovers geführten Debatten über den weiteren Umgang mit den Stasi-Akten und die daraus resultierende Unsicherheit, aber vor allem die zunehmenden Widerstände in beiden deutschen Staaten gegen eine Offenlegung dieser Stasi-Hinterlassenschaften, erschwerten die Entstehung dieser Dokumentation (vgl. auch die spätere Hungerstreikaktion von Bürgerrechtlern). Erst nach erfolgreichen Antrag des Neuen Forums an den "Runden Tisch" des Bezirkes Potsdam am 27. März 1990 konnte mit der Umsetzung des Projektes begonnen werden. Die Herausgeber erhielten nach zähem Ringen zusammen mit zwei Mitgliedern der Arbeitsgruppe Sicherheit des "Runden Tisches" und der Mitarbeiterin des Arbeitsstabes zur Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) die Möglichkeit, unter Aufsicht des Staatsarchivs Potsdam, Einsicht in einen Teil des Aktenbestandes der BVfS Potsdam zu nehmen.

Die in dem Heft versammelten 58 Dokumente aus dem Zeitraum von Juli 1988 bis Ende November 1989 stammen fast ausschließlich aus dem Bestand der Auswertungs- und Kontrollgruppe (AKG) der BVfS und stellen einen repräsentativen Querschnitt durch die politischen Ereignisse des Jahres 1989 im Bezirk Potsdam dar. Gleichzeitig bieten sie einen Einblick in die Arbeit und Arbeitsweise der Stasi. Neben den regelmäßigen Informationen an den 1. Sekretär der SED-Bezirksleitung Potsdam enthält die Auswahl auch Berichte der Kreisdienststelle (KD) Potsdam sowie einzelner Abteilungen der BVfS. Dabei spielt die Abteilung XX, die für die Überwachung der Opposition verantwortlich war, eine besondere Rolle. Die zwei letzten Dokumente hingegen, ein Befehl und Hinweise zur Aktenvernichtung, verdeutlichen noch einmal wie die Stasi, in Erwartung des Volkszornes der sich ab Oktober 1989 nun auch gegen sie richtete, versuchte für sie belastendes Material für immer zu beseitigen.

Unmittelbar nach den Besetzungen der Bezirksverwaltungen für Staatssicherheit (BVfS) durch die Bürger und der Konstituierung von Bürgerkomitees nahmen verschiedene legitimierte Arbeitsgruppen und Untersuchungsausschüsse ihre Arbeit auf und begannen mit der Auflösung des MfS und seines Nachfolgers des Amtes für Nationale Sicherheit (AfNS). Die Arbeit und die Ergebnisse der Untersuchungen während des Auflösungsprozesses in den Bezirken der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) wurden dabei in zahlreichen Arbeits- und Abschlussberichten sowie Dokumentationen festgehalten (vgl. auch Literatur zum Umbruch/"Wende" 1989/90).


Sammlung: Buch
Hersteller: UNZE-Verlag, Oktoberdruck
Maße: Breite: 14,7 cm; Länge: 20,7 cm; Höhe: 1 cm
Material: Papier
Farbe: Einband: weiß,
Aufdruck: rot, schwarz

Autor/Herausgeber: Meinel, Reinhard
Wernicke, Thomas
Verlag: Verlag Edition Babelturm Potsdam
Erscheinungsjahr: 1990
Erscheinungsort: Potsdam
Auflage: 1. Auflage
Umfang: 228 S.




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ausgedruckt am 20.04.2024