Objekt- und Fotodatenbank Online im Museum in der Runden Ecke



Inventar-Nr: B02346
Objekt: Broschüre


Begleitheft "Materialien II zum Seminar: Einblick in das Herrschaftswissen einer Diktatur. Chance oder Fluch?"
anlässlich des 5. Jahrestages der Besetzung der Leipziger Stasi-Zentrale
02. bis 04. Dezember 1994 in Leipzig

In der 1994 als Broschur vom Bürgerkomitee Leipzig herausgegebenen Materialsammlung sind Informationen zum Seminar "Einblick in das Herrschaftswissen einer Diktatur. Chance oder Fluch?" sowie verschiedene Aufsätze, Referate, Reden und Presseberichte zum Umgang mit der jüngsten deutschen Vergangenheit und insbesondere über den weiteren Umgang mit den Akten des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) zusammengefasst. Zu dem Seminar vom 2. bis 4. Dezember 1994 mit etwa 200 Teilnehmern hatte das Bürgerkomitee aus Anlass des 5. Jahrestages der Besetzung der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Leipzig eingeladen. Während der dreitägigen Veranstaltung sprachen Betroffene und Opfer, Vertreter aus Politik, Wissenschaft, Justiz und Medien zum Thema. Zu den Aufgaben des Bürgerkomitee Leipzig e.V. gehört es seit seiner Gründung über die Tätigkeit des MfS aufzuklären, darüber hinaus wirkt es aber auch der Tendenz zur "Ostalgie" entgegen. Den Aufarbeitungsprozess fördert es u.a. auch durch Publikationen und Begleitmaterialien zu verschiedensten Projekten).

Am 24. August 1990 hatte die erste frei gewählte Volkskammer der DDR einstimmig ein Gesetz beschlossen, das die Sicherung und Nutzung der Akten des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) zum Zwecke der "politische[n], historische[n] und juristische[n] Aufarbeitung" sicherstellen sollte. Kurz darauf wurde bekannt, dass die Verhandlungsführer Wolfgang Schäuble auf bundesdeutscher und Günther Krause auf DDR-Seite sich weigerten, dieses Gesetz als fortgeltendes Recht in den Einigungsvertrag vom 31. August 1990 aufzunehmen. Dies führte sowohl zu Protesten der Volkskammer, die die Verhandlungsführer aufforderte, das DDR-Gesetz in den Einigungsvertrag aufzunehmen, als auch von Bürgerrechtlern, denen vor allem die im Einigungsvertrag vorgesehene zentrale Lagerung als auch die Nutzungsmöglichkeiten westdeutscher Geheimdienste ein Dorn im Auge war. So besetzten mehrere prominente Bürgerrechtler am 4. September 1990 das ehemalige MfS-Archiv in Berlin und begannen einen viel beachteten Hungerstreik. In Leipzig begannen 5 junge Leute auf der Treppe der "Runden Ecke" sowie im Vorraum am 14. September 1990 einen Hungerstreik. Diese Proteste erzwangen Nachverhandlungen. Eine Durchführungsvereinbarung zum Einigungsvertrag vom 18. September 1990 regelte, dass Grundsätze des Volkskammergesetzes in einem künftigen Bundesgesetz berücksichtigt werden sollten, eine geheimdienstliche Nutzung der Stasi-Akten weitgehend ausgeschlossen wurde und die Akten auch regional gelagert werden konnten. Die Beratungen zu einem neuen Gesetz sollten vom Deutschen Bundestag unmittelbar nach der Vereinigung aufgenommen werden. Der Einigungsvertrag vom 31. August 1990 und die Durchführungsvereinbarung vom 18. September 1990 wurden von der Volkskammer am 20. September 1990 und vom Deutschen Bundestag am 23. September 1990 ratifiziert. Der Hungerstreik in Leipzig, an dem zum Schluss 24 Personen teilnahmen, endete am 28. September 1990. Das Stasi-Unterlagen-Gesetz (StUG) wurde am 14. November 1991 verabschiedet. Bereits am Tag der Vereinigung (3. Oktober 1990) war Joachim Gauck als erster Sonderbeauftragter der Bundesregierung für die Stasi-Unterlagen ernannt worden (siehe auch Literatur zur MfS-Auflösung).


Sammlung: Buch
Hersteller: PowerPrint Leipzig-Taucha
Maße: Breite: 21 cm; Länge: 29,6 cm; Höhe: 1,1 cm
Material: Heftblock: Papier,
Bindung: Leinen
Farbe: Einband: gelb,
Aufdruck: schwarz,
Bindung: schwarz

Autor/Herausgeber: BĂĽrgerkomitee Leipzig e.V.
Verlag: Eigenverlag
Erscheinungsjahr: 1994
Erscheinungsort: Leipzig
Auflage: 1. Ausgabe
Umfang: 200 S.
Band: Band 2





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ausgedruckt am 19.04.2024