Objekt- und Fotodatenbank Online im Museum in der Runden Ecke



Inventar-Nr: 00109
Objekt: Sack


Sandsack gefüllt

Der mit Sand gefüllte Jutesack trägt groß in seiner Mitte den Aufdruck "MfS" (Ministerium für Staatssicherheit). Er stammt aus der Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit (BVfS) und diente diesem zur Errichtung von Schutzwällen gegen bewaffnete Gegner (vgl. auch Waffen des MfS).

Noch am 9. Oktober 1989, dem Tag der entscheidenden Montagsdemonstration in Leipzig, wurden zum Schutz der "Runden Ecke" mehrere "MG-Nester" aus Sandsäcken in einem der Gebäude errichtet, um sich gegen "Angriffe" der Demonstranten zu wappnen. Diese Posten gehörten jedoch nicht zum MfS, sondern unterstanden der Volkspolizei, deren Dienstgebäude mit denen der BVfS einen gemeinsamen, festungsartigen Komplex in der Leipziger Innenstadt bildeten. Als Leipziger Bürger zwei Monate später (am 4. Dezember 1989) die "Runde Ecke" tatsächlich besetzten, wurden die Sandsäcke und "MG-Nester" zum Glück nicht mehr gebraucht - der Abend verlief friedlich, wie die gesamte Revolution in der DDR (vgl. Objekte zum Bürgerkomitee Leipzig).

Das MfS war kein ziviler Geheimdienst, sondern gehörte zu den "bewaffneten Organen" der DDR, die als solche auch der Landesverteidigung zu dienen hatten. Das Ministerium war demnach streng militärisch organisiert: Jeder hauptamtliche Mitarbeiter hatte einen Dienstgrad, zivile Angestellte gab es seit 1986 gar nicht mehr (So hatten z. B. selbst Küchengehilfen den Rang eines Unterfeldwebels). Die militärische Aus- und Weiterbildung war fester Bestandteil jeder hauptamtlichen MfS-Laufbahn, zur Ausstattung jedes Arbeitsplatzes gehörte neben dem Schreibtisch auch ein Schrank mit einer kompletten militärischen Ausrüstung (Uniform, Schutzausrüstung, Schlafsack usw.). Eine Maschinenpistole und weitere Waffen wurden in Waffenkammern auf den Fluren der Dienstgebäude verwahrt. Für die Wartung und Ausgabe der militärischen Ausrüstung war die Abteilung Bewaffnung / Chemischer Dienst (BCD)zuständig. Darüber hinaus verfügte das Ministerium mit dem Wachregiment "Feliks E. Dzierzynski" über eine eigene militärische Formation. Das "Schild und Schwert der Partei", als das sich die Stasi selbst sah, war also bestens darauf vorbereitet, die Partei und ihre Diktatur notfalls auch mit Waffengewalt zu schützen.

Allein im Bereich der BVfS Leipzig wurde Ende 1989/Anfang 1990 folgende Bewaffnung sichergestellt: 947 Pistolen AP9, 2.997 Pistolen Makarow, 1.794 Maschinenpistolen, 76 Scharfschützengewehre, 115 Panzerbüchsen, 12 schwere Maschinengewehre, fast 2 Mio. Patronen Maschinenpistolenmunition, 500.000 Patronen Pistolenmunition, 8.060 Handgranaten RG0-5, 24 Panzerhandgranaten RKG-3M, 8.226 Granaten PG-7, 21 Schiffssprengpatronen, 31 kg plastischer Sprengstoff PLPN-10, 1.100 m Sprengschnur, 1.133 Sprengkapseln sowie 680 Sprengzünder.


Sammlung: Waffen
Datierung: 1980er Jahre
Hersteller: unbekannt
Maße: Breite: 25 cm; Höhe: 55 cm
Material: Füllung: Sand,
Sack: Jute, Baumwolle
Farbe: Sack: braun, weiß,
Aufdruck: schwarz
Verwendung: Objektsicherung, Aufbau von Verteidigungsstellungen









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