Objekt- und Fotodatenbank Online im Museum in der Runden Ecke



Inventar-Nr: 02508/2
Objekt: Kamera


Geräuscharme Spiegelreflexkamera (GSK) mit Sonderobjektiv SO-3.3 (Tessar 3,5/75mm)

Die Geräuscharme Spiegelreflexkamera (GSK) mit einem fest mit der Kamera verbundenen Motoraufzug stammt aus der Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit (BVfS) und war in eine Aktentasche eingebaut. Ihr Objektiv (ein Sonderobjektiv SO-3.3, Tessar 3,5/75mm, mit aufgesetztem Modul M36) war hinter einem Schmuckaufsatz an der Vorderseite der Tasche angebracht, so dass sie von außen nicht zu sehen war. Auf diese Weise versteckt, nutzte das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) die Kamera zum konspirativen Fotografieren.

Die Geräuscharme Spiegelreflexkamera (GSK) wurde im Auftrag des Operativ-technischen Sektors (OTS) des MfS beim VEB Pentacon Dresden seit Anfang der 1970er Jahre entwickelt und vom MfS als Universalkamera eingesetzt. Das Ministerium versuchte dadurch, eines der Hauptprobleme bei der konspirativen Fotografie in den Griff zu bekommen: Die verräterischen Geräusche durch den Auslöser und den Filmtransport. Technisch baute die GSK auf der Praktica L auf, sie hatte jedoch einen feststehenden halbdurchlässigen Folienspiegel, einen leiseren Motoraufzug und eine Zeitautomatik die auf der Technik der Praktica EE2 basiert. Seit 1977 wurden vermutlich 6.000 Stück hergestellt. Die GSK lässt sich mit diversen Zubehörteilen kombinieren, die Bezeichnung des Herstellers für das Kamerasystem war SR 899. Als Zubehör gibt es eine 17m-Kassette für 450 Aufnahmen, eine Datenrückwand, eine Datenkassette mit Digitaluhr zum Einbelichten der Uhrzeit oder einer Information, einen Grauwertindikator zum selbsttätigen Auslösen bei Helligkeitsveränderungen, ein Steuergerät, ein Stromversorgungsteil (Batterie oder Netzteil), einen Fernauslöser, einen Adapter und die notwendigen Verbindungskabel. An der GSK konnten verschiedene Sonderobjektive angebracht werden. So diente z.B. eine modifizierte Variante der GSK ohne Folienspiegel als Kamera für das Infrarot-Autofokusobjektiv SO-2.2B. Die Kamera wurde sowohl getarnt, beispielsweise in Aktentaschen, als auch aus mobilen und festen Beobachtungsstützpunkten verwendet. Für die konspirative Fotografie setzte das MfS z.B. aber auch Tessina-, Robot- und F 21-Kameras ein.

Verantwortlich für den auftragsgebundenen konspirativen Einsatz operativ-technischer Mittel und Methoden im MfS war die Abteilung 26, in deren Zuständigkeitsbereich unter anderem auch die Telefonüberwachung, der Einbau von Abhörtechnik und "Wanzen" sowie die Videoüberwachung in Räumen fiel. "Ausstatter" für derartige technische Ausrüstung innerhalb des Ministeriums für Staatssicherheit war der OTS, der Kameras in die unterschiedlichsten Behältnisse einbaute, z.B. in Zigarettenetuis, Einkaufsbeutel und sogar in falsche Bäuche. In den meisten Fällen fertigte die Abteilung von den Masken und Modellen jedoch nur Einzelstücke - eine Serienproduktion hätte die Tarnung gefährdet.


Sammlung: Film und Fotografie
Datierung: 1980er Jahre
Hersteller: VEB Pentacon Dresden
Maße: Breite: 16 cm; Höhe: 16,5 cm; Tiefe: 12 cm
Material: Metall, Kunststoff, Glas
Farbe: schwarz
Verwendung: Konspiratives Fotografieren von Personen und Situationen









IMPRESSUM   |   DRUCKEN