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Inventar-Nr: 05189
Objekt: Ausweis


Ausweis eines Freiwilligen Helfers der Deutschen Volkspolizei (Blanko)

Der Blanko-Ausweis "Freiwilliger Helfer der Deutschen Volkspolizei" stammt aus der Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit (BVfS). Er trägt bereits die nötigen Unterschriften der Polizei, so dass er einem neu gewonnenen Helfer kurzfristig hätte ausgestellt werden können. Neben den persönlichen Daten und der ausstellenden DVP-Dienststelle wurde in den Helfer-Ausweisen vermerkt, welche Kompetenzen dem jeweiligen Helfer übertragen wurden (vgl. auch weitere Ausweise).

Freiwillige Helfer benötigte die Deutsche Volkspolizei (DVP) zum Beispiel für die "Tiefensicherung" der Transitstrecken durch die DDR. "Tiefensicherung" bedeutete unter anderem, dass nicht nur die Straßen an sich überwacht wurden, sondern auch deren Umfeld bis zu einer Entfernung von 5 Km. Damit wurden die Transitstrecken sicherheitspolitisch behandelt wie Grenz- und Sperrgebiete. Da die personellen und materiellen Ressourcen für eine derartig dichte Überwachung freilich nie ausreichten, griff die DVP auf freiwillige Helfer und "Transit-Abschnittsbevollmächtigte" (ABV) zurück. Diese mussten mit ihrem Sicherungsabschnitt vertraut sein, also konkrete Kenntnisse über das Gelände und seine Besonderheiten wie Verstecke, illegale Ab- und Auffahrten, Parkplätze und Zufahrtswege, "gedeckte Parkmöglichkeiten" und Haltestellen haben und sich mit Nachrichtenübermittlungsmöglichkeiten auskennen. Bei besonderen Vorkommnissen wie Abweichen von der Transitstrecke oder Materialabwürfen hatten sie "Sofortinformationen" an die vorgesetzte Dienststelle zu übermitteln. Auch die Grenztruppen der DDR setzten für die "Tiefensicherung" der Grenzen auf freiwillige Helfer (vgl. z. B. eine Armbinde eines freiwilligen Helfers der Grenztruppen).

Da der Ausweis nicht in einer Dienstelle der DVP sondern des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) gefunden wurde, handelt es sich bei ihm entweder um ein (weiteres) Indiz für die enge Zusammenarbeit zwischen Volkspolizei und MfS, oder möglicherweise um eine Fälschung der BVfS-Abteilung "Operative Technik". Die Mitarbeiter dieser Abteilung fertigten, vergaben, verlängerten und siegelten alle möglichen Personal- und Dienstdokumente. Von ihnen ausgestellte Ausweise, Pässe, Zeugnisse, Urkunden, Mietverträge, Visa usw. "legendierten" die häufig wechselnden Identitäten von hauptamtlichen und Inoffiziellen Mitarbeitern (IM).


Sammlung: Ausweise und Berechtigungsscheine
Datierung: 1980er Jahre
Hersteller: unbekannt
Maße: Länge: 7,1 cm; Breite: 10 cm
Material: Papier, Leinen, Kunststoff, Pappe
Farbe: Aufdruck: schwarz, hellgrün,
Prägung: schwarz,
Einband: grün
Verwendung: Fälschen von Ausweisen oder Dokumenten, Berechtigung und Ausweisung









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