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Inventar-Nr: 06859
Objekt: Transparent


Transparent "KEINE NEUE STASI!"

Das aus einem Bettlaken zugeschnittene Transparent mit der schwarzen gemalten Aufschrift "KEINE NEUE STASI!" wurde aus Protest gegen die Umbenennung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) in Amt für Nationale Sicherheit (AfNS) angefertigt. Es ist beidseitig identisch beschriftet und an zwei hellblauen Besenstielen befestigt. Das Transparent wurde während der Friedlichen Revolution zum ersten Mal auf der Leipziger Montagsdemonstration am 20. November 1989 und danach während der folgenden Demonstrationen getragen, bis sich am 13. Januar 1990 mit dem Beschluss zu ersatzlosen Auflösung des AfNS, die Forderung der Bevölkerung, der Bürgerkomitees LeipzigBürgerkomitees und der Oppositionsgruppen endlich erfüllte.

Am 17. November 1989 kündigte der neue Ministerpräsident Hans Modrow in seiner Regierungserklärung die Auflösung des MfS an. Um den Bestand des gänzlich diskreditierten Sicherheitsapparates zu sichern, wurde er in "Amt für Nationale Sicherheit" (AfNS) umbenannt. Die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) wollte mit dieser Taktik die Proteste kanalisieren. Das Sicherheitskartell blieb trotzdem intakt und arbeitete insgeheim weiter an der Zurückdrängung der Demokratiebewegung. Leiter des von der Bevölkerung nunmehr "Nasi" genannten Amtes wurde Generalleutnant Wolfgang Schwanitz, der ehemalige Stellvertreter von Stasi-Chef Erich Mielke. Alle anderen Leiter, so auch der Chef der Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit (BVfS) Manfred Hummitzsch, blieben hingegen im Amt. Aus Angst vor Kontrolle wurden Außenstellen des MfS/AfNS geschlossen und Akten verlagert. Um ihre bisherige, teilweise verfassungswidrige Tätigkeit zu verschleiern, starteten die Stasi-Mitarbeiter im November 1989 eine groß angelegte Aktenvernichtungsaktion. Trotz strenger Geheimhaltung drangen Informationen darüber an die Öffentlichkeit. Dies steigerte überall im Land Wut und Empörung der Bevölkerung. Um die massiven Aktenvernichtungen zu stoppen, riefen Bürgerrechtsgruppen am 3. Dezember 1989 die Bürger zu Kontrollen auf. In Erfurt erfolgte dann am Vormittag des 4. Dezember 1989 die erste Besetzung einer Bezirksverwaltung für Staatssicherheit durch Bürgervertreter. In Leipzig verhandelten am Nachmittag des gleichen Tages Vertreter der neuen demokratischen Gruppierungen (u.a. Neues Forum und Demokratischer Aufbruch mit der örtlichen Stasi-Führung über eine Kontrolle des Gebäudes. Im Ergebnis dieses Gespräches gelang es am Abend einer Gruppe von 30 Bürgern, das Gebäude friedlich zu besetzen. Journalisten aus Ost und West begleiteten sie. Auch zu anderen Objekten der Staatssicherheit erzwangen Bürgergruppen im Laufe der Nacht den Zugang. Mit den erfolgreichen Besetzungen der Stasi-Gebäude wurde ein entscheidender Grundstein gelegt, der schließlich zur Auflösung des verhassten Sicherheitsapparates führte.


Sammlung: Transparente
Datierung: ab 17.11.1989
Hersteller: Stephan Quanck, Harry Hennig
Maße: Stab: Länge: 132 cm;
Tuch: Länge: 33 cm; Breite: 135 cm
Material: Stab: Kunststoff, Holz,
Tuch: Baumwolle
Farbe: Stab: hellblau,
Aufschrift: schwarz,
Tuch: hellblau, weiß
Verwendung: Protest und Demonstrationen









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