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Inventar-Nr: 06869
Objekt: Transparent


Transparent "40 Jahre Sozialismus reicht uns - Nur die Einheit Deutschlands kann uns noch Retten"

Das weiß gestrichene Pappschild mit der schwarz gemalten sechszeiligen Aufschrift "40 Jahre Sozialismus reicht uns - Nur die Einheit Deutschlands kann uns noch 'Retten' " wurde während der Friedlichen Revolution auf den Leipziger Montagsdemonstrationen, vermutlich ab Dezember 1989, getragen. Die Forderung auf dem Transparent wird durch die Farbzeichnung, welche die Aufschrift in zwei Teile trennt, noch einmal unterstrichen. Sie zeigt die beiden deutschen Staaten in ihren Umrissen - Bundesrepublik Deutschland (BRD) mit Westberlin und Deutsche Demokratische Republik (DDR) - wie sie von einem "Männchen" aneinander geschoben und zu einem Ganzen zusammengefügt werden. Mit Nägeln ist das Schild auf einem Holzrahmen befestigt an dem hinten eine lange (Trage-)Stange angebracht ist (vgl. ein weiteres Transparent gleichen Ursprungs).

Im Dezember 1989 wurde auch die Deutsche Frage ein wichtiges Thema auf den Montagsdemonstrationen. Schnell zeigte sich, dass die Mehrheit der Menschen in Ost wie West für eine Vereinigung der beiden deutschen Staaten eintrat. Bundeskanzler Helmut Kohl bot mit der Vorlage eines 10-Punkte-Plans am 28. November 1989 eine Perspektive dafür. Auf den Leipziger Montagsdemonstrationen wurde die Losung "Deutschland einig Vaterland" zu einer zentralen Kernforderung. Die Leipziger Montagsdemonstration am 11. Dezember 1989, an der etwa 150.000 Personen teilnahmen, war geprägt von der massiver werdenden Forderung nach einer Vereinigung Deutschlands. Die zunehmende politische Polarisierung äußerte sich in Sprechchören, zahlreichen Transparenten, Deutschlandfahnen und Buhrufen. Die letzte Montagsdemonstration des Jahres stand im Zeichen des Gedenkens für die Opfer des Stalinismus. Einem Aufruf von Superintendent Friedrich Magirius und Gewandhaus-Kapellmeister Kurt Masur folgend, demonstrierten am 18. Dezember 1989 über 100.000 Menschen in Leipzig. Dabei verzichteten sie weitgehend auf Sprechchöre und Spruchbänder. Stattdessen wurden bei diesem stillen Abschluss der Massendemonstrationen des Jahres 1989 tausende Kerzen entzündet. Die Kirchen der Stadt ließen dazu ihre Glocken läuten. Gemeinsam gedachten die Teilnehmer der Opfer von Gewalt und geistiger Unterdrückung in den zurückliegenden 40 Jahren. Nach einer dreiwöchigen Pause begannen die Montagsdemonstrationen am 8. Januar 1990 wieder. Sie läuteten die entscheidende Phase des demokratischen Wandels ein. Noch einmal artikulierten Hunderttausende auf den Straßen Leipzigs ihren Protest gegen die SED und das in Amt für Nationale Sicherheit (AfNS) umbenannte Ministerium für Staatssicherheit (MfS). Lautstark traten sie auch für eine schnelle Wiedervereinigung ein. Gegenstimmen fanden kaum Gehör. Die SED-PDS instrumentalisierte neonazistische Vorfälle erfolglos gegen ein vereinigtes Deutschland und für den Erhalt ihres Sicherheitsapparates. Die alte Macht aber war dahin, die DDR stand vor dem Zusammenbruch. Die Regierung war zur Kooperation mit der Opposition gezwungen. Als Erfüllung einer Kernforderung der Bevölkerung wurde für das Frühjahr die Durchführung freier Wahlen angekündigt. Neue Medien und unabhängige Zeitungen förderten nunmehr auch die Meinungsvielfalt.


Sammlung: Transparente
Datierung: 12.1989-01.1990
Hersteller: Henri Hübner
Maße: Gesamt: Tiefe: 3,7 cm;
Stab: Länge: 199 cm;
Schild: Länge: 72 cm; Breite: 55,5 cm
Material: Stab: Holz,
Nagel: Metall,
Leiste: Holz,
Schild: Pappe
Farbe: Stab: hellbraun,
Leiste: hellbraun,
Zeichnung: mehrfarbig,
Aufschrift: schwarz,
Schild: weiß
Verwendung: Protest und Demonstrationen








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