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Inventar-Nr: 08783
Objekt: Abzeichen


Abzeichen "Traditionsnamensträger Dr. Richard Sorge"

Das goldfarbige schildförmige Abzeichen zeigt das Porträt von Dr. Richard Sorge. Über der Abbildung sind die Lebensdaten "1895 / 1944" und die zweizeilige Inschrift "TRADITIONS- / NAMENSTRÄGER" angebracht und unter der Abbildung die Umschrift "DR. RICHARD / SORGE" (vgl. alle Abzeichen "Traditionsnamensträger", Urkunden "Traditionsnamensträger" und Objekte zu Sorge).

In der DDR gehörte es zur Traditionspflege, das z.B. viele Straßen, Schulen, Betriebskollektive und Brigaden und Einheiten der bewaffneten Organe nach Personen des antifaschistischen und kommunistischen Widerstandskampfes benannt wurden. Dieses Abzeichen wurde vermutlich vom Ministerium für Staatssicherheit (MfS) als Erinnerung oder Auszeichnung für gesellschaftliche Verdienste und Leistungen an Junge Pioniere (JP) und Mitglieder der Freien Deutschen Jugend (FDJ) einer Partnerschule des MfS, mit dem gleichnamigen Ehrennamen, vergeben. Neben Betrieben und den anderen bewaffneten Organen übernahm auch die Staatssicherheit Patenschaften für Schulen. Oftmals trugen diese Schulen auch die Namen verstorbener MfS-Mitarbeiters, wie z.B. Robert Mühlpforte und Helmut Welz. Neben der Erziehung der Kinder und Jugendlichen zu einer "sozialistsichen Persönlichkeit" war die Traditionspflege ein integraler Bestandteil an den Schulen. Dazu gehörte auch das Kennenlernen von Persönlichkeit und Leben der "großen Vorbilder", deren Namen die Schulen trugen. In sogenannten Zirkeln und im Rahmen der Vergabe von Forschungsaufträgen sollte unter dem Motto "verdienter und täglich neu verteidigter Ehrenname" das Leben dieser Personen erforscht und sein "geistiges Erbe" bewahrt werden (vgl. auch ein Abzeichen der Feliks Dzierzynski-Oberschule Berlin und Objekte zu Mühlpforte und Welz).

Die Traditionsarbeit war innerhalb des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) ein fester Bestandteil der politisch-ideologischen und erzieherischen Arbeit. Leitbilder, neben dem ersten Leiter der 1917 gegründeten bolschewistischen "Tscheka" Feliks Dzierzynski, der wie kein anderer verehrt wurde, waren deutsche Kommunisten, Antifaschisten und Kundschafter. Zu ihnen zählten u.a. Dr. Richard Sorge, Fritz Schmenkel, Hansheinrich Kummerow, Harro Schulze-Boysen, Arvid Harnack, Ilse Stöbe und Anna und Max Christiansen-Clausen. 1978 wurde an der Juristischen Hochschule des MfS (JHS) das Zentrale Traditionskabinett des MfS (später in Zentrale Traditionsstätte umbenannt) eröffnet. Seine Aufgaben bestanden u.a. in der Wahrung und Pflege der "Traditionen des MfS im engsten Zusammenhang mit den Traditionen des revolutionären Kampfes, die Vermittlung von Lehren und Erfahrungen aus den entscheidenden Schlägen des MfS unter Führung der SED gegen den Imperialismus" und in der Darstellung der "tschekistischen Traditionen des MfS". Eine Auslagerung der Zentralen Traditionsstätte nach Berlin-Mitte erfolgte 1989 wo man sie der Zentralen Auswertungs- und Informationsgruppe (ZAIG) unterstellte. Diverse Objekte fanden im Rahmen der Traditionsarbeit Verwendung und wurden von den "Tschekisten" zu den verschiedensten Anlässen innerhalb des Ministeriums als auch zwischen den Bruderorganen (z.B. KGB) verschenkt oder als Auszeichnungen vergeben.


Sammlung: Orden, Abzeichen
Datierung: unbekannt
Hersteller: unbekannt
Maße: Höhe: 30 mm; Breite: 18 mm
Material: Buntmetall
Farbe: gold
Verwendung: Auszeichnung, Propaganda








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