Objekt- und Fotodatenbank Online im Museum in der Runden Ecke



Inventar-Nr: 09677
Objekt: Ärmelabzeichen


Ärmelabzeichen der Kampfgruppen der Arbeiterklasse

Das runde Ärmelabzeichen der Kampfgruppen der Arbeiterklasse, hier in der Ausführung ab 1971 bis 1990, zeigt auf einem grauen und von einer 3 mm breiten roten Stickerei eingefassten Tuchgewebe, das Kampfgruppensymbol. Dieses besteht aus einer Hand die einen Karabiner mit einer roten Fahne hält. Es handelt sich hierbei um Elemente aus der Zeit der Weimarer Republik, die gewählt wurden, um die antifaschistischen Traditionen, insbesondere des Roten Frontkämpferbundes, hervorzuheben (vgl. das Ärmelabzeichen an einer Kampfgruppenuniform, alle Ärmelabzeichen sowie weitere Effekten).

Die Militarisierung der Gesellschaft in der DDR setzte sich auch in den Betrieben und Verwaltungen fort. Dort stellte man die Kampfgruppen der Arbeiterklasse ("Arbeiterwehren") auf, eine zusätzliche bewaffnete Formation, die in den Anfangsjahren ihres Bestehens die volkseigenen Betriebe schützte und später im Kriegsfall zur "Heimatverteidigung" oder im Falle eines Bürgerkrieges gegen Aufständische eingesetzt werden sollte. Den wohl bedeutendsten Einsatz in Ihrer Geschichte hatten die Kampfgruppen bei den Absperrmaßnahmen in Berlin in der Zeit vom 13. bis 23. August 1961, als deren Angehörige demonstrativ in den ersten Reihen stehend, die Sektorengrenze sicherten. Diese von der Führung der SED initiierte politisch-propagandistische Aktion sollte zeigen, das die Kampfgruppen-Angehörigen als "Kollegen und Nachbarn" anscheinend im Interesse des Allgemeinwohls die "sozialistischen Errungenschaften" und den Frieden gegen den imperialistischen Klassenfeind schützten. Sowohl bei den Sicherungsmaßnahmen beim Bau der Berliner Mauer, wie auch später an der Staatsgrenze West zur Bundesrepublik Deutschland arbeiteten die Verbände der Kampfgruppen eng mit der Grenzpolizei und den anderen bewaffneten Einheiten zusammen (vgl. alle Objekte zu den Kampfgruppen der Arbeiterklasse und zur DDR-Grenze).

Der vorgesehene und unmissverständlich angekündigte bewaffnete Einsatz der Kampfgruppen im Herbst 1989 fand hingegen nicht statt. Nur vereinzelt und meist in Zivil gingen Kampfgruppenangehörige gegen Demonstranten vor. Auch am 9. Oktober 1989 blieb der befürchtete Einsatzbefehl für die bewaffneten Kräfte aus. Die Staatsmacht musste angesichts der unerwarteten und friedlich demonstrierenden Menschenmenge kapitulieren. Wie die Hauptabteilung VII/7 des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), zuständig für die Überwachung der Kampfgruppen vermerkte, kam es in den ersten Oktobertagen auch vermehrt zu Austritten aus den Kampfgruppen sowie zu Einsatzverweigerungen. Viele der Kampfgruppenangehörigen wollten nicht gewaltsam gegen Freunde und Kollegen vorgehen.


Sammlung: Uniformen, Effekten, Accessoires
Datierung: 1971-1990
Hersteller: unbekannt
Maße: Durchmesser: 72 mm
Material: Kunstseide, Stoff
Farbe: Emblem: silbergrau, rot, braun,
Tuch: grau
Verwendung: Kennzeichnung einer Personengruppe oder Diensteinheit








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